Lebensschutz in der Pandemie

»Abtreibungslobby missbraucht die Krise für ihre Agenda«

Für manche darf die Abtreibungsquote auch in Krisenzeiten auf keinen Fall sinken. Deshalb fordern Linke und Grüne, dass Abtreibungen als »systemrelevante« Operation eingestuft werden bei gleichzeitiger Aussetzung der Beratungspflicht. Kristijan Aufiero, der Vorstandsvorsitzende der privaten Initiative Aktion 1000plus l pro femina e.V., sprach mit dem Familien-Schutz über den Lebensschutz in der Corona-Krise.

Foto: Kristijan Aufiero
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Für manche darf die Abtreibungsquote auch in Krisenzeiten auf keinen Fall sinken. Deshalb fordern Linke und Grüne, dass Abtreibungen als »systemrelevante« Operation eingestuft werden bei gleichzeitiger Aussetzung der Beratungspflicht.

Kristijan Aufiero, der Vorstandsvorsitzende der privaten Initiative Aktion 100plus l pro femina e.V., sprach mit der Initiative Familien-Schutz über den Lebensschutz in der Corona-Krise.


Familien-Schutz: Herr Aufiero, die Corona-Krise hat ganz Deutschland erfasst. Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Arbeit bei 1000plus? Hat sich dadurch etwas in der Beratung der schwangeren Frauen verändert?

Kristijan Aufiero: Unsere Beratung ist zum einen vollständig Internet-basiert. Das heißt, dass wir seit Jahren fast ausschließlich schriftlich oder am Telefon beraten. Hinzu kommt, dass schon vor der Krise knapp die Hälfte unserer Beraterinnen vom Homeoffice aus gearbeitet hat. Mit anderen Worten: Unsere Beratung geht ohne Einschränkungen weiter.


Weil Schwangere in Not nicht erst in unsere Beratungszentren kommen müssen, sondern über unsere Beratungs-Homepage profemina.org mit uns in Kontakt treten, haben wir derzeit mehr Beratungsanfragen als je zuvor. Allein im 1. Quartal haben wir 4.803 Frauen beraten – mehr als je zuvor in so einem Zeitraum.


Familien-Schutz: Am 26. März erließ die Bundesfamilienministerin eine Ausnahmeregelung in der gesetzlichen Pflichtberatung von Frauen in Konfliktschwangerschaften. Die Frauen müssen sich seither nicht mehr persönlich in der Beratungsstelle vorstellen, sondern können diese via Telefon oder Videochat absolvieren. Der für die Abtreibung notwendige Beratungsschein wird den Frauen anschließend per Mail oder Briefpost zugestellt. Worin besteht Ihrer Ansicht nach die Gefahr einer solchen Lockerung?


Kristijan Aufiero: In den vergangenen 10 Jahren haben wir rund 60.000 Frauen beraten. Tausende dieser Frauen wandten sich an uns, nachdem sie bereits bei einer staatlichen „Pflichtberatung“ waren und einen sog. Beratungsschein in Händen hielten. Die Erfahrungsberichte und Schilderungen dieser Frauen sind häufig ziemlich frustrierend und zum Teil erschütternd. Da ist die Rede von 20-Minuten-„Beratungen“, davon, dass der Schein gleich zu Beginn des Gesprächs „rübergereicht“ wird oder von Sätzen wie „also in Ihrem Fall sehe ich kein Licht am Ende des Tunnels, eine Abtreibung ist in Ihrem Fall sicher die einzig vernünftige Lösung“.


Bitte lassen Sie mich ganz offen sein: Vor diesem Hintergrund und angesichts der häufig wirklich prekären Beratungsqualität staatlicher Stellen frage ich mich, ob es tatsächlich einen so großen Unterschied macht, ob der „Beratungsschein“ persönlich übergeben oder per Post oder E-Mail zugestellt wird.


Was tatsächlich Not tut, ist eine grundlegende, breite Evaluierung des aktuellen Beratungssystems durch eine tatsächlich neutrale Institution. Die Ergebnisse wären ernüchternd. So viel ist sicher.


Familien-Schutz: Glauben Sie, dass diese angeblich „vorübergehende“ Regelung nach der Pandemie wieder zurückgenommen wird oder sind Sie da eher misstrauisch?


Kristijan Aufiero: Ob es hier nach der Krise wieder ein Zurück geben wird, muss abgewartet werden. Es ist jedenfalls kein Zufall, dass die Forderung nach dieser „Ausnahmeregelung“ ausgerechnet von jenen kam, die seit Jahren die Abschaffung der Beratungspflicht und die Streichung der §§ 218 und 219 fordern. Es macht den Eindruck, als wolle die Abtreibungslobby die aktuelle Krise missbrauchen, um ihre Agenda durch die Hintertür durchzusetzen und die Beratungspflicht letztlich ganz zu kippen.


Und machen wir uns nichts vor: Es ist davon auszugehen, dass es auch im Bundestag eine informelle Mehrheit für diese Agenda gibt. Im Augenblick ist der Status Quo durch den aktuellen Koalitionsvertrag noch gesichert. Mit Blick auf verschiedene Abstimmungen in der jüngsten Vergangenheit müssen wir allerdings davon ausgehen, dass es bei einer Abstimmung im Deutschen Bundestag ohne Fraktionszwang zum Äußersten kommen würde, nämlich zur faktischen Freigabe der Abtreibung bis zu Geburt.


Nach jüngsten Urteilen des Bundesverfassungsgerichts erscheint es auch nicht mehr gänzlich unvorstellbar, dass so eine Freigabe auch höchstrichterlich abgesegnet würde – selbst wenn sich die Väter und Mütter unseres Grundgesetzes dabei „im Grabe umdrehen“ würden.


Familien-Schutz: Abtreibungsbefürworter wie die Ärztin Kristina Hänel, pro Familia, Doctors for Choice und andere Organisationen sehen das Leben von Frauen bedroht, weil diese in der derzeit eingeschränkten gesundheitlichen Versorgung Probleme hätten, rechtzeitig einen Abtreibungsarzt beziehungsweise eine Abtreibungsklinik zu finden. Was halten Sie von diesen Befürchtungen? Besteht eine solche Notlage für Frauen tatsächlich wie pro familia und andere insinuieren?


Kristijan Aufiero: Mit Blick auf die letzten 50 Jahre ist mir persönlich kein Fall bekannt, bei dem sich eine Frau beispielsweise in Deutschland beim Versuch, am eigenen Leib eine Abtreibung durchzuführen, tödlich verletzt hätte. Gleichzeitig haben wir aber offizielle Statistiken, die belegen, dass im gleichen Zeitraum in unserem Land zwischen 5 und 8 Millionen ungeborene Kinder abgetrieben wurden.


Mir ist schleierhaft, auf welchen empirischen Erfahrungen die Angst vor dieser „Bedrohung“ fußt. Ich sehe jedenfalls auch mit viel Phantasie keine Anhaltspunkte für die Lebensgefährdung von Schwangeren aufgrund einer „mangelhaften Versorgung mit Abtreibungsangeboten“. Auch sind mir keine Fakten bekannt, die diese These stützen würden oder auch nur Anlass zu einer solchen Vermutung geben könnten.


Viel eher sieht es danach aus, als ob sich ewiggestrige Ideologen Gefahren ausdenken, um ihre persönliche politische und wirtschaftliche Agenda durchzusetzen.


Herr Aufiero, die Initiative Familien-Schutz dankt Ihnen für das Gespräch.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas Waibel

Die Tatsache, daß die Öko-Marxisten und die Kommunisten die Beratungspflicht weg haben wollen, zeigt daß es ihnen nicht darum geht, Frauen in einer Notlage zu helfen, sondern das "Recht" auf Abtreibung durchzusetzen.

Gravatar: Silvia

Die Ewiggestrigen. Das hat er schön gesagt.
Weil, bei den 68ern waren die Methoden von 1918 - naturgemäß - von gestern.
Jetzt müssen wir nur kurz rechnen: 1968 + 50 = 2018 ff.
Und schon haben wir die "neuen" Ewiggestrigen quasi mathematisch bewiesen.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Für manche darf die Abtreibungsquote auch in Krisenzeiten auf keinen Fall sinken. Deshalb fordern Linke und Grüne, dass Abtreibungen als »systemrelevante« Operation eingestuft werden bei gleichzeitiger Aussetzung der Beratungspflicht.“ ...

Weil die Umsetzung der Forderung der ´westlichen` Welteliten https://de.wikipedia.org/wiki/Georgia_Guidestones
sonst nur mit Gewalt umsetzbar ist, menschliches Leben auf unserer(!) Erde nach einem 3. Weltkrieg aber nicht mehr möglich sein wird???

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