Sie hatte Hunger und stahl Nahrungsmittel im Wert von 70 Euro

84-Jährige muss wegen Ladendiebstahl für 90 Tage in den Knast

Da war für die Justiz am Landgericht Memmingen Schluss mit lustig. Eine 84-jährige Rentnerin war bereits zu einer Bewährungsstrafe wegen Ladendiebstahl verurteilt worden. Weil sie in der Bewährungsphase noch einmal stahl, wandert sie jetzt für 90 Tage in den Knast.

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Ingrid M. lebt im malerischen Bad Wörishofen im Bayern. Wobei ihre Situation wohl treffender mit dem Wort »überlebt« beschrieben ist. Denn nach Abzug der Fixkosten wie Miete und Nebenkosten bleiben der 84-Jährigen gerade einmal 100 Euro von ihrer mickrigen Rente übrig. Davon versuchte die ehemalige Schneiderin mehr schlecht als recht ihren Lebensabend zu bestreiten. Nachdem ihre Nahrung über mehrere Wochen nur aus Knäckebrot und Wasser bestanden hatte und ihr selbst die zur Pflege notwendigen Toilettenartikel ausgegangen sind, wusste sich Ingrid M. nicht anders zu helfen, als »lange Finger« in einem örtlichen Supermarkt zu machen. Erwartungsgemäß wurde sie ertappt, angezeigt und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Weil sich aber an ihrer Situation nichts geändert hatte und am Ende des Geldes wieder reichlich Monat übrig war, wurde Ingrid M. wiederholt straffällig. Insgesamt wurde sie fünf Mal bei Ladendiebstählen erwischt. Am Landgericht Memmingen sah man in Ingrid M. wohl eine gewerbsmäßige Ladendiebin, die nun die volle Härte des Gesetzes trifft. Für die insgesamt fünf Diebstähle und den Verstoß gegen die Bewährungsauflagen muss die 84-jährige Rentnerin für 90 Tage in den Knast. Der Wert der Waren, den Ingrid M. mitgehen lassen wollte, liegt bei ungefähr 70 Euro.

Zum Vergleich: in jüngerer Vergangenheit erhielten zahlreiche Kinderschänder und Vergewaltiger, zumindest wenn sie den »passenden« Hintergrund vorweisen konnten, Bewährungsstrafen und durften den Gerichtssaal verlassen. Bei Rentnerin Ingrid M. aber, die aus Hunger und Verzweiflung Waren im Wert von 70 Euro mitgehen lassen wollte, schlägt die deutsche Justiz erbarmungslos zu. Und die Politik schließt sich direkt an: ein Gnadengesuch an das bayrische Justizministerium wurde abgelehnt.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Herbert

Verstehe eines nicht bei dieser sozialen Solidarität im Lande wo man doch so gerne lebt."Noch nie ist es den Bürger im Lande so gut gegangen wie heute," wird doch immer von den Systemparteien so propagiert.Die Frage: Wer ist denn damit gemeint? Die BÜRGER die wirklich schon lange hier leben- oder die " Neusiedler?" Beim letzten würde ich sogar, diese Annahme unterschreiben.

Gravatar: Andrea Zweifel

Um sich zu diesem Fall eine umfassende Meinung bilden zu können, sollte der Hintergrund weiter erhellt werden. Inbesondere wäre zu prüfen, ob alle Sozial- und Pflegeleistungsansprüche auch wirklich ausgeschöpft waren. Auch sollte bei einer vorangegangenen Beährungsstrafe davon auszugehen sein, dass ein Bewährungshelfer hinzugezogen worden ist; welche Leistungen bzw. Bemühungen gingen von dieser Seite aus?

Gravatar: Andi

Ja, passt Alles perfekt.
Es gibt einen tollen Blog, heißt: killerbeesagt.wordpress.com

Was Er beschreibt, wird wohl den Tatsachen enstsprechen.

Die Regierung führt einen Krieg gegen das eigene Volk.

Gravatar: Hans Wein

Wow! Wer sagt's denn! 'Unser' Rechtsstaat ist ja doch noch stark und handlungsfähig - jetzt kann ich wieder beruhigt schlafen...

Gravatar: Tom

Wenn sich das Blatt mal richtig und gründlich wendet möchte ich nicht in der Haut derartiger " Richter " stecken. Die gehören allesamt zum Internationalen Gerichtshof auf die Anklagebank. Und da ich nun mittlerweile jemanden von der EGMR in Straßbourg kenne schicke ich diesen Skandal mal rüber.

Gravatar: Angela Schutz - Haft

84 Jahre alt und immer in Deutschland gelebt? Wenn die Ingrid also 1933 in Deutschland geboren ist, dann ist die das doch von Kindheit an gewohnt. Vielleicht sollte man sie als Wiederholungstäterin in Schutzhaft nehmen oder, die moderne Version, in Sicherungsverwahrung. Die kostet den Steuerzahler dann nicht 110 Euro / Tag für das Gefängnis, sondern ungefähr 450 Euro / Tag.


http://www.spiegel.de/forum/politik/wie-viel-zuwanderung-braucht-deutschland-thread-22135-32.html#postbit_6411414

Gravatar: Theres Ziegler

Ehrenwert für die Richter wäre gewesen, wenn sie jeden Anwesenden aufgefordert hätten, der armen Frau aus der eigenen Tasche 100 Euro zu geben. Es darf doch nicht sein, dass Menschen im eigenen Land das Allernötigste fehlt.

Gravatar: Zyniker

@Jomenk: falls Ihr Kommentar "witzig" sein sollte, darf ich Sie wissen lassen, dass Sie aus meiner Sicht Ihr Ziel meilenweit verfehlt haben.

Gravatar: Bleichgesicht

Da war man sein Leben lang ehrlich und hochbetagt, Not kennt kein Gebot, hilft man sich eben anders. Früher gab es ja noch Tante Emma-Läden, wo man anschreiben lassen konnte. Früher übten ja auch wohlhabende Bürger das Ehrenamt des Armenpflegers aus, innerhalb der Kirchengemeinde und in enger Zusammenarbeit mit dem Seelsorger.
Ja, und weil auch Klauen gelernt sein will (früh übt sich), wurde sie eben erwischt und bekommt jetzt 90 Tage Verpflegung im Bau. Dort ist wenigstens geheizt.

Gravatar: Jomenk

Etwas gutes hat die Sache doch. Zumindest für 90 Tage muss sich die alte Dame über die Verpflegung keine Sorgen machen.

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