Inkrafttreten am 10. Januar 1920

100 Jahre »Versailler Vertrag«

Heute vor genau 100 Jahren trat der »Versailler Vertrag« in Kraft, jener Vertrag, der das Kaiserreich Deutschland und seine Verbündeten als Alleinverantwortlichen für den Ausbruch des weltumspannenden Krieges von 1914 bis 1918 brandmarkte. Eine Laufzeit beinhaltet dieses Vertragswerk nicht.

Foto: Matthias Küch / CC BY-SA 3.0 / Wikimedia
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Mit Ende der Kampfhandlungen am 11. November 1918 um 11.11 Uhr endete der erste globale Krieg der Erdgeschichte, später zunächst als »Großer Krieg«, heute als »Erster Weltkrieg« bezeichnet. Nach der nicht ganz freiwilligen Abdankung des deutschen Kaisers Wilhelm II. und der Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann am 09. November 1918 erkannte auch die Heeresleitung, dass eine Fortführung des Krieges keinen weiteren Sinn ergab. In einem Bahnwaggon im Wald von Compiègne unterzeichnete eine deutsche Delegation den Waffenstillstand.

Bald danach trafen sich Abordnungnen der am Krieg beteiligten Siegermächte, um ein Vertragswerk auszuhandeln, welches Deutschland auf Dauer schwächen sollte. Vor allem die Franzosen waren von unversöhnlichen Rachegedanken gegen den mächtig gewordenen Nachbarn getrieben und stellten Forderungen, die im Grunde genommen nicht akzeptabel waren, wie es die Abordnung der USA schon damals erkannte. Dennoch wurde das Machwerk so verabschiedet und der deutschen Delegation ultimativ zur Unterzeichnung vorgelegt.

Mit diesem Vertragswerk wurde nicht der Frieden gesichert, sondern es wurde der Grundstein für einen noch größeren, noch schrecklicheren Krieg gelegt, der in dem Abwurf von zwei Atombomben im August 1945 gipfelte.

Deutschland musste ein Siebtel seines Staatsgebietes sowie sämtliche überseeischen Schutzgebiete abtreten. Vor allem der Verlust im Osten an Polen und die neu gegründete Tschechoslowakei traf die Deutschen bis ins Mark und schwächte die erste Demokratie auf deutschem Boden vom ersten Tag an. Das Ende der damals gegründeten Weimarer Republik ist hinlänglich bekannt.

Der auch als Diktatfrieden bezeichnete Versailler Vertrag wurde von der deutschen Delegation unter vor allem französischen massiven Drohungen (Einmarsch französischer und britischer Truppen, Fortführung der bewaffneten Auseinandersetzungen etc.) am 28. Juni 1919 unterzeichnet und trat am 10. Januar 1920 in Kraft.

Anders als es in diversen Kanälen vermeldet wird, beinhaltet das besagte Machwerk keine Laufzeitbegrenzung. Wäre es nicht zuletzt auch aufgrund der Vertragsinhalte nicht zum »Zweiten Weltkrieg« und seinen verheerenden Auswüchsen gekommen, hätte jener Vertrag samt Inhalte auch über den heutigen Tag noch Gültigkeit. Lediglich die diktierten Reparationszahlungen wären respektive sind abbezahlt. Die letzte Rate für Zinsen und Tilgung in Höhe von 56 Millionen Euro zahlte die Bundesrepublik am 3. Oktober 2010.

Die Zerstückelung des Habsburger Reiches wurde im Vertrag von St. Germain der österreichischen Delegation (ebenfalls ohne Mitspracherecht) vorgelegt, am 10. September 1919 unterzeichnet und trat am 16. Juli 1920 in Kraft. Mit jenem Datum endete die österreich-ungarische Doppelmonarchie.

Die k-u-k.-Monarchie wurde komplett zerschlagen, das Territorium auf insgesamt sieben Staaten verteilt. Österreich und Ungarn entstanden, deutlich verkleinert, in Kerngebieten. Die Region um Triest und das deutschsprachige Südtirol gingen trotz vehementer Proteste der dort lebenden Bevölkerung an Italien, die Südsteiermark (Slowenien), Bosnien und die Herzegowina wurden Teil des neu gegründeten Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, dem späteren Jugoslawien. Siebenbürgen und Ostgalizien ging an Rumänien, das sein Territorium dadurch fast verdoppelte. Auf den Gebieten von Böhmen, Mähren und dem Sudenteland wurde die Tschechoslowakei gegründet, Galizien ging an das wiedergegründete Polen.

Auch dieses Vertragswerk sorgte nicht für Frieden, sondern schuf durch die Beliebigkeit der Grenzziehungen neue Krisenherde, die bis heute nicht befriedet respektive gelöst sind.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: UffGlueck

Ein Waffenstillstand ist eben kein verlorener Krieg. Der wurde erst durch den Verrat der Sozialisten ermöglicht.
Die Kriegsgegner waren kurz davor, zu kapitulieren.
Aus dieser Zeit stammen die Sprüche "Wer noch der SPD vertraut, dem hat man das Gehirn geklaut" und "Wer hat uns verraten? Die Sozialdemokraten".

Die Firma "WEIMARER REPUBLIK" war auch nicht berechtigt, einen Vertrag für das Kaiserreich zu zeichnen.

Max von Baden hatte nicht nur fälschlicherweise behauptet, der Kaiser hätte abgedankt, er hatte auch mitten im Krieg Matthias Erzberger als Minister ohne Ressort ins Spiel gebracht. Der strich den eigentlichen Verhandler, setzte sich selbst ein und riet, alle Vorgaben der Kriegsgegner anzunehmen.
Wir kämpften also gegen den Vatikanhandlanger Frankreich und was machte später Matthias Erzberger? Er plante den Vatikanstaat. Hat da etwa der Vatikan mit dem Vatikan verhandelt?

Gravatar: Franz

@Fenner

Jaja,die Deutschen haben Kinder aufgespiesst und aus Belgiern Seife gemacht.
Ja,das mit der Seife wurde schon im 1WK von der Presse in Umlauf gebracht.

https://jewishtimes.com/88954/the-soap-myth/arts_life/

Sicherlich wissen sie auch wer den Zaren zum Kriegseintritt bewegte,stimmts?Der Kaiser schickte jedenfalls einen Diplomaten der Frieden wollte,nur kam der zu spät.

Gravatar: Ronald Schroeder

Nur eine kleine Korrektur: die letzte Zahlung betrug 70 Mio. Euro. Aber was machen 92 Jahre nach der Kriegsniederlage, bei der uns unsere heutigen Freunde und Partnerstaaten ohnehin schon mal ein Siebtel des Staatsterritoriums abnahmen (insbesondere Polen) 14 Millionen Euro mehr oder weniger aus?
Polen erhielt durch den Versailler Vertrag 46.132 km²; vor allem Posen (Poznan), Westpreußen (Bydgoszcz) und Oberschlesien (Katowice).
Zum Vergleich: Sachsen hat eine Fläche von 18.416 km²; Bayern 70.550 km².

(Anm. d. Red.: Tilgung und Zinsen betrugen für 2010 laut Angabe der damaligen Bundesregierung etwa 56 Millionen Euro.)

Gravatar: Daniel Röth

Dieser Vertrag läuft heute noch... Merkel und Konsorten handeln im Auftrag der westlichen Siegermächte...wer dieses nicht bemerkt, der sollte mal eine Glühbirne mit mehr Leistung einschrauben...

Gravatar: Erdö Rablok

@ Fenner

Sie schreiben hier einen ziemlichen Unsinn. Zum Einen war Belgien nicht neutral. Es gab seit 1906 Verträge über die Anlandung von englischen Truppen. So waren der Wert des Besatzungsgeldes vereinbart, die Lazarette festgelegt, die Versorgung der britischen Truppen geregelt und sogar die Einrichtung von Bordellen vereinbart.

Zum Weiteren wurden die Polen nicht ihrer Heimat beraubt, wie die Deutschen nach Versailles, sondern es wurde lediglich ihr Staat aufgelöst. Es gab also keine polnischen Vertriebenen!

Sie sollten einmal das Buch lesen: "Der Tod sprach polnisch.

Gravatar: Rita Kubier

Und dieser Deutschland vernichtende Vertrag trägt noch heute Früchte! Wahrscheinlich mehr denn je. Und warum? Weil die Deutschen politisch gesehen schon immer ein dummes, natives, sich von anderen bestimmendes, beherrschendes und missbrauchendes Volk waren und sind. Und weil es ebenso schon immer die dümmsten, sich nicht selbst behauptenden und sich NICHT für ihr eigenes Volk einsetzenden Politiker und Regierenden hatte und hat. Das deutsche Volk hat sich immer schon fremdbestimmt sowie selbst gewollt ins eigene Elend und Unglück gelenkt und geleitet - mit eigenem, dummen Zutun und in "pflichtbewusster, korrekter" Hörigkeit!
In ihrer Naivität, aber gleichzeitiger Überheblichkeit sowie dumm und blind, glauben die Deutschen HEUTE noch, die Klügsten und Größten zu sein, obwohl sie sich immer schon selbst zum Opfer für die Täter gemacht haben! Und DARAUF scheinen sie auch noch stolz zu sein! Sie merken HEUTE noch nicht einmal, wie sie sich mit ihrem eigenen politischen Verhalten immerzu nur selbst geschadet haben und schaden.
Schon Napoleon hat die Dummheit und Naivität der Deutschen und deren kranken Selbstzerstörungstrieb erkannt, benannt und schriftlich festgehalten! DAS müsste dem deutschen Volk doch endlich mal die Augen öffnen! Es müsste doch endlich mal aus seiner "überheblichen", aber gleichzeitig psychisch kranken, suizidalen Opferrolle herausfinden und einen gesunden, selbstbestimmten Weg einschlagen!!
Aber solange sich das deutsche Volk von den eigenen Deutschland vernichten wollenden Politikern beherrschen lässt, wird es wieder einmal und mehr denn je, seinem eigenen Untergang entgegen gehen!!

Gravatar: henry

solange noch immer von einem Friedensvertrag gesprochen wird, so lange unterwirft sich D diesem völkerrechtswidrigen Vertrag- der ein Business-Vertag gleichommt mit Sanktionen, Strafen und landabtretungen. ganz nebenbei ist die immer wieder vrogebrachte "Abdankung" des Kaisers falsch. Er hat nicht abgedankt, er hat einfach seinen Platz verlassenund ist 'abgehauen'. Siehe beiden Schriftstücke , die er hinterlassen hat. Selbst nach einer Abdankung war die doppelte Ausrufung (Scheidemann 1. und dann Ebert 2.) auch illegal- einfach, weil die SPD (!!!) diesen Auftrag in den USA anl. des mehrtägigen besuchs dort bei den beiden Welt-Konferenzen ( Sozialimus und Zionismus) mitbekommen hatte. Der Drahtzieher der ganzen US- Sache war Colonel House, der seinen Chef Wilson um den Finger wickelte und duch geschickte Lügen und Finessen die USa in den Krieg brachte, um Europa zu erobern-- Vorlauf war der gute Warburg, ein teil der Familie in USA ( FED und Banken) der andere teil in D als Kaiserlicher Emissär und
geheimdienst-Chef ( Brüder haben die berühmte Chin. Mauer im Kopf ! )
Der Vers Vertrag hätte nie umgestzt werden dürfen, denn selbst der Us-Kongress hat ihn angelehnt und alle Parteien ausser F waren übereingekommen, dass dieser Vertrag ein Knebelwerk unlauterer Art sei.
bisher fehlt in allen Büchern der wichtigste teil: der verrat der SPD und der Grund für die Ausrufung d. Scheidemann. Warum kümmert sich kein Historiker darum? Warum spricht man immer nur von den BÖSEN D und den FRIEDLICHN USA?

Gravatar: Klaus Fechner

der Kommentar des Hr. Fenner beinhaltet noch die alte Propaganda, die Teilung war Ergebnis des Staatsversagens der Adelsrepublik. Diese Regelung mußte bereits einige Jahre vor Wien durchgeführt werden und hat mit dem Ausmaß der Gebietsabtretung 1919 nicht gemeinsam.

ebenso sind die sogenannten Kriegsverbrechen in Belgien erwiesene Falschaussagen und entkräftet durch Fakten

Wenn man schon über Geschichte ausläßt sollten Fakten nicht Propaganda das Motiv sein, ansonsten gibt es ewig Gift in einem "Dialog" der Regionen in Europa. Diese sollten Grundlage einer Selbstverwaltung der Menschen werden

Gravatar: Gerhard Fenner

"Vor allem der Verlust im Osten an Polen und die neu gegründete Tschechoslowakei traf die Deutschen bis ins Mark und schwächte die erste Demokratie auf deutschem Boden vom ersten Tag an."

Neben der Tschechoslowakei wurde auch die Republik Polen neu gegründet, 100 Jahre nach dem das polnische Volk am Wiener Kongress 1815 seiner Heimat beraubt wurde, weil sich Russland, Preussen und Österreich seinen Lebensraum unter sich restauriert bzw. wieder aufgeteilt hatten.

Und so neben bei, im Jahre 1920 in Deutschland - 2 Jahre nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches - von einer Schwächung der deutschen Demokratie zu schreiben, ist historisch äusserst verwegen!

Es gilt als erwiesen, dass zu Beginn des Krieges 1914 im neutralen Belgien durch die deutsche Armee grosse Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung und an Kulturgütern begangen wurden.

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