Hohle Phrasen zum Jubiläum

100 Jahre Frauenwahlrecht

Am 19. Januar 1919 durften Frauen zum ersten Mal wählen. Vor hundert Jahren also. Das wurde von der Frauenlobby zum Anlass genommen, sich die Geschichte zurechtzubiegen und neue Forderungen zu erheben. Dabei wurden falsche Zusammenhänge dargestellt – und es wurde eine nicht vorhandene Kontinuität beschworen. Ein Kommentar.

Foto: Olaf Kosinsky/ Wikimedia Commons/ CC BY-SA 3.0 de (Ausschnitt)
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Schon anlässlich der Jubelfeiern im November wurde in dem Artikel »Die halbe Wahrheit« (siehe freie welt) die Darstellung der Geschichte des Frauenrechtes ergänzt und es wurde darauf hingewiesen, dass das Wahlrecht nicht etwa gegen Männer durchgesetzt wurde, sondern gemeinsam mit Männern. Für Bayern beispielsweise galt, dass noch im 19. Jahrhundert überhaupt nur 1,2 % der Bevölkerung das aktive Wahlrecht hatten.

Dennoch wurde nun wieder die Gelegenheit ergriffen, den Geschlechterkampf auszurufen und so zu tun, als müsse man immer noch den Männern ein paar »Rechte« abtrotzen. Katarina Barley verkündete auf bento: »Auf dem Papier, in Gesetzen ist die Gleichberechtigung fast überall verwirklicht, in der Realität aber noch lange nicht. Es gibt noch viel zu tun«.

Für wen gibt viel zu tun? Für Politiker jedenfalls nicht. Wenn auf dem Papier die Gleichberechtigung durchgesetzt ist, liegt es an den Bürgern, die Rechte wahrzunehmen.

Barley meinte weiter: Es gebe »immer noch ungleiche Löhne, immer noch ungleiche Aufstiegschancen.« Ungleiche Löhne gibt es, weil es ungleiche Arbeiten mit ungleichen Leistungsanforderungen gibt. Ungleiche Aufstiegschancen gibt es, weil es unterschiedliche Fähigkeiten und unterschiedliche Interessen gibt. All das hat mit dem Wahlrecht nichts zu tun. Nichts mit dem Jubiläum, das hier gefeiert wird. Die Zusammenhänge, die hier herbeigeredet werden sollen, gibt es nicht.

Es gibt auch keine Kontinuität in der Frauenbewegung, es gibt – um es in theoretischen Begriffen zu sagen – keine Invariante der Richtung, kein kohärentes Narrativ. Kurz: Es passt vorne und hinten nicht zusammen. Es ist, als hätten vor hundert Jahren einige Aktivisten einen Weg vorgezeichnet und nun sind ganz andere Leute an einem ganz anderen Ziel angekommen.  

Das wird deutlich, wenn man historische Texte liest. Solche Texte sind anlässlich des Jubiläums verschiedentlich zitiert worden. Wahrscheinlich ist es der Zeit, die einen Text von Hedwig Dohm aus dem Jahre 1910 veröffentlich hat, nicht einmal aufgefallen, wie wenig die Töne von damals zu denen von heute passen. Dohm schrieb damals – und dazu möchte man sich gerne bekennen:

»Treffliche, kluge Frauen gibt es, deren ganzer Lebensinhalt Mann, Kind und Haushalt ist. Gott segne sie! Und treffliche, kluge Frauen gibt es, die allen hauswirtschaftlichen Interessen abhold, in künstlerischen, wissenschaftlichen oder irgend welchen anderen geistigen Betätigungen ihres Wesens Ausdruck suchen und finden, unbeschadet ihrer Liebe für Mann und Kind. Gott segne auch sie!«

Zwischen Dohm und Barley liegen nicht nur Jahre, dazwischen liegen ganze Welten. Man kann sich kaum vorstellen, dass sich die Frauenpolitik von heute zu den Gedanken von Dohm, die sie gleichwohl als ihre große Vordenkerin ansieht, bekennen würde.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hartwig

"Frauen" ruinieren gerade Europa.

Männer und Frauen sind nicht (!) gleich. Wenn ein Gorilla auftaucht ist Schluß mit lustig.

Männer und Frauen sollen sich mit Achtung und Respekt begegnen. Ja!

Die "heutigen" Frauen sind übergeschnappt und haben den Kontakt zur Realität längst verloren.

Viele Männer benehmen sich heutzutage wie diese Frauen. Auch hier: wenn ein Gorilla auf der Bühne auftaucht, ist es um die Freiheit geschehen.

Dann werden sie wieder nach einem starken Mann rufen und jaulen.

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