Zeigt Haltung - Interview mit Christoph Tophinke

Christoph Tophinke hat über 14 Jahre als Formatentwickler, Regisseur und Producer beim Fernsehen gearbeitet. In den letzten Jahren hat er seine Kreativität dann vor allem als Unternehmer unter Beweis gestellt. Seit 2005 betreibt er die Chelseas Farmer´s Clubs und einen Online-Sop, die sich auf ein Angebot spezialisiert haben, das in dieser Form selbst in der Hauptstadt nicht zu finden ist: Britische Gesellschaftsmode vom Covert Coat bis zu Gewehrfuteralen. FreieWelt.net sprach mit Christoph Tophinke über Mode, Stilbewusstsein und Unternehmergeist.

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FreieWelt.Net: Was ist der Chelsea Farmer´s Club? Was ist die Idee, die dahinter steht?

Christoph Tophinke: Oh, etwas sehr simples: Wir wollten unseren Freunden und Bekannten, die keine Flip Flops besitzen und elektronische Musik als eher mühsam empfinden, eine Heimat bieten. Damals haben wir angefangen Feste auf stillgelegten Tankstellen
zu organisieren. Heute betreiben wir zwei Läden in Berlin und vertreiben die passende Bekleidung dafür: Smokings, Tweedanzüge & Gummistiefel.


FreieWelt.Net: Welche Produkte bieten Sie an und wer ist ihre Zielgruppe?

Christoph Tophinke: Wir bieten sehr konsequent alles an was unter den Begriff Britische Gesellschaftsmode fällt. Das reicht vom Covert Coat über Reisegepäck bis
hin zu Gewehrfuteralen. Parallel versuchen wir unsere Gin-Bar im Laden zu perfektionieren.


FreieWelt.Net: Was sagt nach ihrer Erfahrung die Art wie die Menschen sich kleiden über die Trends in der Gesellschaft insgesamt aus. Können Sie feststellen, dass sich der Wandel der Gesellschaft auch im Stil der Bürger niederschlägt?

Christoph Tophinke: Konkret für Berlin stelle ich fest, es gibt 3 Gruppen von Menschen die sich in den letzten 10 Jahren definitiv nicht verändert haben.

1. Die jungen Hipster mit pinken Sonnenbrillen und Plastiklatschen (siehe oben) denen die Panik in den Augen steht irgendeinen Trend zu verpassen. (Mir persönlich wäre das übrigenseinfach zu anstrengend).

2. Den typischen Berliner der sich im Bademantel seine
Zeitung am Kiosk holt und dem wirklich alles also wirklich alles völlig egal ist. (Rührend und gleichzeitig unfassbar konsequent).

Und 3. Immer mehr Menschen die sich sinnvolle Gedanken über ihre Kleidung und deren Qualität
machen, aber nichts mit Mode zu tun haben wollen. (Immer gut für ein vernünftiges Gespräch).


FreieWelt.Net: Was liegt aus Ihrer Sicht heute besonders im Trend?

Christoph Tophinke: Ich habe nicht die blasseste Ahnung. Wir haben einen Teflon beschichteten Smoking im Programm der läuft ganz gut.

FreieWelt.Net: Derzeit ist die Finanzkrise das ganz große Thema. Spüren Sie persönlich in Ihrem Geschäft, dass die Kunden mit Ihren Kaufentscheidungen zurückhaltender
werden? Haben Sie Erfahrungswerte, wie sich wirtschaftliche Einbrüche in Ihrem Kundensegment auswirken?


Christoph Tophinke: Nein, aber es wird viel und leidenschaftlich darüber diskutiert. Unsere Anwalts- und Beraterkunden müssen seitdem etwas mehr arbeiten. Die Damen und Herren mit größeren Aktienpaketen greifen vielleicht etwas schneller zum Gin-Glas kaufen aber danach umso beherzter ein. Glücklicherweise scheint
hier die mediale Hysterie klanglos vorbeigerauscht zu sein.

FreieWelt.Net: Sehen Sie, wenn Sie die wirtschaftliche Lage betrachten, persönlich eher optimistisch oder eher pessimistisch in die Zukunft?

Christoph Tophinke: Ich sehe, seit ich denken kann, die Welt als grandiosen Wirkungsort. Alles andere ist Unsinn oder langweilig.

FreieWelt.Net: Wir befinden uns in einem Wahljahr und die Parteien wollen Stimmen gewinnen und versprechen die Krise zu überwinden. Was erwarten Sie als Unternehmer und Bürger von der Politik. Welche Entscheidungen halten Sie persönlich für die
wichtigsten?


Christoph Tophinke: Seid ehrlich. Zeigt Haltung. Habt Spaß, an dem was ihr tut. Dann dürfte eigentlich nichts mehr schief gehen.

Das Interview führte Gerard Bökenkamp

Chelseas Farmer´s Club Internetsite

Foto: C. Tophinke

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