Interview mit Christa Klaß

»Wir brauchen solche Berichte nicht«

Im Interview mit FreieWelt.net klärt die CDU-Europaabgeordnete Christa Klaß über die Hintergründe des »Estrela-Berichts« auf. Ihr Fazit: Er schadet vor allem den Frauen.

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FreieWelt.net: Bitte schildern Sie, wie der »Estrela-Bericht« (»Bericht A7-0306/2013 über sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte (2013/2040(INI)«) zustande kam. In welchem Zusammenhang steht er mit dem Erfolg der Europäischen Bürgerinitiative ONE OF US?

Christa Klaß: Es handelt sich bei diesem Bericht um einen Initiativbericht, der auf Anfrage der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament (S&D) erstellt wurde. Berichterstatterin ist Edite Estrela. Der Berichtsentwurf dient als Diskussionsgrundlage und stellt nach der Abstimmung im Plenum die Meinung des Europäischen Parlaments dar.

FreieWelt.net: Sie haben im Frauenausschuss (FEMM) Änderungsanträge zum Berichtsentwurf eingebracht. Worauf bezogen sich die und was ist mit ihnen geschehen?

Christa Klaß: Die von uns eingereichten Anträge sollten überzogene Forderungen und Formulierungen streichen und die generelle Wichtigkeit der Bildung und das Recht auf Information über die bestehende Rechtslage in den Vordergrund des Berichts stellen. Die Mitgliedsstaaten sollten dazu aufgefordert werden, der besonderen Situation der Frauen in der nationalen Gesetzgebung Rechnung zu tragen. Leider wurden die Anträge während der Abstimmung des Frauenausschusses abgelehnt.

FreieWelt.net: Beobachter wie Jürgen Liminski unterstellen, dass implizit nicht nur die Freigabe der Abtreibung gefordert wird, sondern dass auch pädophilen Übergriffen der Weg gebahnt werden könnte. Was sagen Sie?

Christa Klaß: Die sozialistische Berichterstatterin fordert ganz klar das Recht auf Abtreibung und Sexualunterricht schon in der Grundschule. Diese Bildungsansätze sind für Grundschüler nicht geeignet.

FreieWelt.net: Gestern wurde der Entwurf an den Ausschuss zurückverwiesen; das wird als Sieg der Gegner gewertet. Werden die Abtreibungsbefürworter jetzt einen neuen Versuch starten?

Christa Klaß: Ich hatte für die die Endabstimmung eine namentliche Abstimmung beantragt, um ganz klar zu machen, wer für und wer gegen diese überzogenen Aussagen gestimmt hat.

Wir – die Christdemokraten – sind grundsätzlich gegen ein Recht auf Abtreibung, gegen Abtreibung als Mittel zur Regulierung der Bevölkerungsentwicklung und gegen eine Überhöhung der sexuellen Rechte der Frauen. Diese Meinung werden wir auch zukünftig vertreten.

FreieWelt.net: Warum sollte man sich überhaupt mit diesem und anderen Berichten und Berichtsentwürfen beschäftigen? Worin liegt ihre Bedeutung?

Christa Klaß: Wir brauchen solche Berichte nicht. Europa hat in diesen Bereichen keine Zuständigkeit. Solche Berichte werden als »Spielwiese« für nicht ausgefüllte Europaabgeordnete gemacht. Nach der Motto »Was ich schon immer mal sagen wollte« kommen hier Themen auf, die mit einem christlichen Europa nichts zu tun haben. Das Europäische Parlament tut sich und den Frauen damit einen Bärendienst. Diese Berichte kosten unnötig Kraft und Ressourcen, die sonst dringend gebraucht werden.

FreieWelt.net: Vielen Dank für das Gespräch.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Rita Werthebach

Danke, dass Sie mit Ihrer klaren, unmissverständlichen Haltung und des öffentlichen Bekenntnisses dazu die ganze Diskussion auf einen Punkt gebracht haben. Wie Recht Sie haben.
Danke!!

Gravatar: Anna

Ich finde es sehr bezeichnend, dass hier ausgerechnet Männer der Abtreibung das Wort reden. Steckt da vielleicht das schlechte Gewissen dahinter, dass sie Frauen erst mit Vergnügen schwängern, sie dann aber sitzen lassen und keine Verantwortung übernehmen wollen? Mein Bauch gehört eben nur solange mir allein, wie er nicht bewohnt ist. Und das Recht auf Leben eines Ungeborenen ist allemal höher zu bewerten als das Recht auf eine wie auch immer geartete "Selbstbestimmung" der Mutter. Ich gehöre weder der katholischen noch der evangelischen oder irgendeiner anderen Kirche oder Religion an. Aber in dem Moment, in dem ein Kind in mir heranwächst, muss ich die Verantwortung dafür übernehmen. Alles andere ist Unsinn, Dummheit, unnatürlich und lebensfremd. Und die dazugehörenden Väter sollten ihren Teil der Verantwortung anerkennen und Frau und Kind beschützan anstatt feige zu kneifen und die Frau/ Freundin zur Abtreibung zu schicken.

Gravatar: Manfred

Richard will das letzte Wort haben. Lasst es ihm doch.

Gravatar: Richard

Was Sie alles treffend finden, Löwin. Gegenfrage: Wenn der Täter bei einer Vergewaltigung nur einmal bestraft wird, warum soll das unschuldige Opfer gleich zweimal bestraft werden (durch die Tat selbst und durch die Schwangerschaft). Dem ungeborenem Kind können Sie in diesem Fall eben nur dann fundamentale Menschenrechte geben wenn Sie der Mutter fundamentale Menschenrechte absprechen. Es gibt hier nur ein gegeneinander und kein "miteinander". Es gibt nur eine Seite des Täters und eine des Opfers. Eine dritte Seite gibt es nicht. Und Sie stellen sich eben auf die Seite des Täters. Genau wie die Kirche und alle Ärzte mit "Gewissensvorbehalten". Das ist auch Ihr gutes Recht. Sie sollten es nur nicht leugnen.

Gravatar: Silvia

Alles kilometerweit von den Fakten. - Geschwätz!
Warum machen Sie denn die zu vielen Kinder?
Na also. Das bisschen Kitzel?
Dafür das Abschlachtung der Hälfte aller Neugeborenen? Das viele Blut? Diese unglaubliche Brutalität? Diese Kälte? ...
Männer, da schreien zwei Matratzen weniger...

Gravatar: Bergische Löwin

Wenn Ihnen die "Zahl der Fälle" egal ist, so ist sie es mir nicht. Jeder ist einer zu viel. Natürlich dürfen auch Ärzte das Recht haben, nach ihrem Gewissen zu entschieden, immerhin geht es um das Leben eines Kindes! So leicht sollten es sich die Abtreibungsrechtbefürworter nicht machen.

Wie las ich letztens so treffend: "Warum soll das Kind für das Verbrechen des Vaters mit seinem Leben bezahlen?"

Bitte einmal darüber nachdenken.

Gravatar: Richard

Das tut überhaupt nichts zur Sache wie viele Fälle das sind. Es geht trotzdem aus dem Artikel nicht hervor warum dieser Bericht "den Frauen mehr schaden" soll, als die Tatsache, dass Ärzte aus angeblichen "Gewissensgründen" die Verschreibung von Notfallkontrazeption an Vergewaltigungsopfer verweigern können. Um mal nur ein Beispiel zu nennen, das im Bericht erwähnt wird.

Gravatar: Volker

Eine Argumentation, warum etwas der Gruppe "Frauen" mehr/besonders/explizit schadet, ist mittlerweile nicht mehr nötig. Es wird als gegeben hingenommen.
Wie ich heute in einer anderen Zeitung lesen konnte, schadet die Zeitumstellung Frauen deutlich mehr als Männern.

Gravatar: Re

Das ist in Irland bereits straffrei. Fragen Sie doch mal in einer großen Frauenklinik nach der praktischen Relevanz dieser Fälle bzw. forschen Sie nach, in wie vielen der 2012 in Deutschland gemeldeten 106.815 Abtreibungen die Abtreibung tatsächlich aufgrund sonst nicht anders abwendbarer unmittelbarer (medizinische) Lebensgefahr der Mutter durchgeführt wurde. Und dann rechnen Sie die Zahl anhand der Bevölkerung von Deutschland auf Irland um.

Gravatar: Richard

Und wo geht jetzt aus diesem Artikel hervor warum dieser Bericht angeblich "vor allem den Frauen schadet". Ziemlich seltsame Argumentationslinie, ehrlich gesagt. Schadet es den Frauen zum Beispiel wenn die EU z.B. Irland auffordert die Abtreibung zumindest bei erwiesener Lebensgefahr für die Mutter straffrei zu geben?

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