Jan Filter liberaler Blogger

"Willkürliche Verbotspolitik macht aus Bürgern Untertanen"

Der liberale Blogger Jan Filter engagiert sich unter anderem für eine Freigabe von Cannabis. Im Interview mit FreieWelt.net plädiert er für eine liberalere Drogenpolitik und warnt vor einer Gesundheitsdiktatur, in der der Staat seine Bürger als Untertanen behandelt und fordert mehr Ehrlichkeit beim Umgang mit diesem umstrittenen Thema.

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FreieWelt.net: Cannabiskonsum begünstigt die Entwicklung von Schizophrenie und Psychosen sowie von chronischer Bronchitis und steht im Verdacht, ein erhöhtes Schlaganfallrisiko mit sich zu bringen. Vor allem aber führt der Konsum zu einer allgemeinen Antriebslosigkeit. Halten Sie es dennoch für harmlos, Herr Filter?

Jan Filter: Nein, natürlich nicht. Aber Drogen sind ja im Allgemeinen nicht unbedingt dafür bekannt, harmlos zu sein. Mögliche Gesundheitsschäden allein sind für mich allerdings noch kein Argument für ein Verbot, zumal es in einem freien Land doch erlaubt sein sollte, die eigene Gesundheit auf die Art und Weise zu ruinieren, die einem passt. Der eine schafft das mit Fussballspielen, der nächste isst viel Fett und der Dritte trinkt dafür eben Alkohol oder kifft.

FreieWelt.net: Die Aufhebung des Verbots würde aber auch dazu führen, dass Cannabis für Kinder noch leichter zugänglich wird als jetzt.

Jan Filter: Eine solche Gefahr mag bestehen, allerdings dürfte es ohne Weiteres machbar sein, Kinder auch nach einer Legalisierung zumindest vor versehentlichem Cannabis-Konsum wirksam zu schützen. Den richtigen Umgang mit und die vielfältigen Gefahren durch verschiedene Drogen lernen Kinder heute bereits in der Schule oder auch durch die Eltern. Ich denke, dass Bildung und Erziehung hier wertvollere und nachhaltigere Ergebnisse bringen und auch bringen müssen als Verbote. Denn die erzeugen ja zudem oft erst recht einen gewissen Reiz - gerade bei Kindern und Jugendlichen.

FreieWelt.net: Wer in jungen Jahren eine Sucht entwickelt, wird es später schwer haben, diese zu überwinden. Gehört es nicht gerade zum Schutz der Freiheit von Kindern und Jugendlichen sie vor diesen Süchten zu schützen?

Jan Filter: Zweifellos. Die entscheidende Frage ist, wie wir diesen Schutz organisieren. Und da bin ich dafür, Kindern und Jugendlichen vor allem das Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, selbstständig vernünftige Entscheidungen zu treffen. Völlig drogenfrei wird diese Welt nämlich nie sein, selbst wenn Mancher das für wünschenswert halten mag. Wir können unsere Kinder nunmal nicht völlig von allen denkbaren oder undenkbaren Gefahren des Lebens isolieren. Bereiten wir sie doch stattdessen lieber anständig vor und vertrauen zur Abwechslung auch mal auf ihren durch entsprechende Aufklärung und Erziehung geschärften Verstand. Das ist ehrlicher - und wir geben ihnen damit nebenbei auch noch das Gefühl, sie ernst zu nehmen.

FreieWelt.net: Ist dennoch nicht gerade Cannabis eine bekannte Einstiegsdroge, die später zum Konsum härterer Drogen führt?

Jan Filter: Untersuchungen belegen dass, soweit ich weiss, ja. Dass das so ist dürfte aber viel damit zu tun haben, dass Cannabiskonsumenten mangels Alternative ständig mit Drogendealern zu tun bekommen, was eben den Zugang zu harten Drogen unnötig erleichtert.

FreieWelt.net: Selbst wenn man dem Einzelnen das Recht eingesteht, sich selbst zu zerstören: Unser Gesundheitssystem ist als Solidargemeinschaft organisiert, in der einer für den anderen bezahlen muss. Ist es da nicht unfair gegenüber der Gemeinschaft, sich selbst Schaden zuzufügen?

Jan Filter: Eindeutig ja. Die Frage ist nur: Muss nicht die Gesellschaft bis zu einer gewissen Größenordnung solche Unfairness ertragen, zumal doch die Solidargemeinschaft Gesundheitssystem ja keines ist, dem wir freiwillig angehören? Ich kann nur davor warnen, einer Politik das Wort zu reden, für die das Gesundheitssystem als Begründung dafür herhalten muss, wie wir zu leben haben. Denn das kann eigentlich nur den direkten Weg in eine Gesundheitsdiktatur bedeuten - in dem sich in letzter Konsequenz auch Skifahrer, Fast-Food-Liebhaber und Partylöwen für ihre Hobbys und Vorlieben werden rechtfertigen müssten. Eine Horrorvorstellung.

FreieWelt.net: Was für eine Drogenpolitik halten Sie für wünschenswert?

Jan Filter: Auf alle Fälle eine liberalere. Wichtiger wäre mir aber noch, wenn sie zunächst einmal ehrlicher würde, als sie es heute ist. Mit exakt jenen Argumenten, mit denen das Fortbestehen des Cannabisverbotes heute begründet wird, müsste die Regierung nämlich auch Alkohol und Tabak sofort verbieten. Beides macht bekanntlich stark abhängig und ruiniert die Gesundheit von Millionen Menschen. Die Grenzen zwischen legalen und illegalen Drogen sind da an manchen Stellen völlig willkürlich gezogen worden. Derartig willkürliche Verbotspolitik macht aber aus mündigen, erwachsenen Bürgern nichts weiter Untertanen in Vormundschaft. Dabei schaffen aber viele Bürger ja längst Fakten: Ich kenne zum Beispiel niemanden, der je aufs Kiffen verzichtet hätte, weil es da eben so ein Gesetz gibt. Das Cannabisverbot wird also oft schon gar nicht mehr ernst genommen, auch weil es sich nunmal seriös nicht begründen lässt. Gute Drogenpolik nimmt die Bürger ernst und tut nicht so, als wären sie verantwortungslose Kinder.

FreieWelt.net: Herr Filter, herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Fabian Heinzel

zum Interview mit Dr. Alexander Ulfig,  der im Rahmen der FreieWelt.net-Debatte zum Thema "Cannabis" für ein Fortbestehen des Cannabisverbots plädiert

blog.jan-filter.de

(Foto: Jan Filter)

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Meistersinger

"Jan Filter: Mögliche Gesundheitsschäden allein sind für mich allerdings noch kein Argument für ein Verbot, zumal es in einem freien Land doch erlaubt sein sollte, die eigene Gesundheit auf die Art und Weise zu ruinieren, die einem passt. Der eine schafft das mit Fussballspielen, der nächste isst viel Fett und der Dritte trinkt dafür eben Alkohol oder kifft." Aber wenn dann die "weichgekifften Birnen" ausfallen, dann darf das freie Land die gesundheitlichen Schäden bezahlen. Vielleicht hat die Freiheit auch einen Gegenpool, z. B. die Verantwortung. Es ist natürlich leicht, Freiheit zu verlangen, aber die Folgen dieser Freiheit zu ignorieren oder anzunehmen, die Folgen werden die anderen Freien ausgleichen. Die haben dann aber die Freiheit zu erklären, Deine Schäden sind nicht meine Schäden.

Gravatar: Susanne

@Slurmey
Ich habe mich nicht gegen eine medizinische Verwendung von Cannabis ausgesprochen, wenn wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass es Schwerkranken, etwa bei MS helfen kann und aus ärztlicher Sicht vertretbar ist. Wie aber gesagt, ist dies nicht Gegenstand der Erörterung im Interview. Ich beschränke mich hier auf die Kritik an der platten Argumentation für die Freigabe als Mittel für den Drogenkonsum. Wir könnten sonst ja auch über Psychopharmaka reden und dazu eine ähnliche Problemstellung diskutieren.

Gravatar: Bundeskleingartengesetz

@Susanne: Cannabiskonsumenten sollen nicht Eltern dürfen? Das ist die Forderung nach der "Lufthoheit über den Kinderbetten" ja harmlos gegen. Gut, dass Leute wie Sie nicht entscheiden dürfen, ob andere Eltern werden. Berauscht Auto zu fahren, ist zwar tatsählich nicht in Ordnung, auch wenn es kaum Cannabisunfälle gibt, aber auch ansonsten zeigt ihr Kommentar eine erschreckende Ahnungslosigkeit, so ist so was wie Drogenkriminalität (abgesehen vom Dealen, weil das nun einmal illegal ist) bei Cannbis gar nicht existent.

Gravatar: Stefan

An Falke und Susanne

Was für Heuchker seid ihr denn bitte? Selber Alkohol trinken, der ein Nervengift ist, Leute aggressiv mascht, Failien auseinander reisst, für etliche Tote verantwortlich ist(nicht nur im Srassenverkehr, eine Bekannte wurde von einem Betrunkenen angefahren). Leberzirrose, Metabolismus, Hirnschäden, das sond alles die Auswirkungen vom Alk. Woher habt ihr eure "Bildung" über Cannabis her? Aus der B**dzeitung wahrscheinlich. Dieses
polemische Geschwätz regt mich auf, da ihr offensichtlich nicht informiet seid. Unsere Großeltern haben früher Knaster oder Tobak geraucht und hatten kein Problem damit. Und von den Redakteuren zu fordern, dass sie sich solche Interviews sparen sollten geht wirkt für mich schon faschoid.
Guckt euch mal die Webseite vom Schildower Kreis an, dies ist ein unabhängiges Gremium von Wissenschaftlern, Professoren und Doktoren, die, im Gegensatz zu ihnen beiden, wissen wovon sie reden.
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die ...
Und nein ich bin kein Konsument, so wie es jedem unterstellt wird, der sich für die Abschaffung des Cannabisverbotes einsetzt. Schliesslich gibt es auch Tierschützer, die Fleisch essen.

Gravatar: Benedikt

Cannabis sollte zu Entspannungszwecken legal gemacht werden.

Gravatar: Kolia N. Ohmann

Betrifft Jans (wobei ich bis zum Beweiss des Gegenteil gehe ich von einen negativen Ergebis aus) potenzielle Befangenheit, wenn es gewünscht ist kann ich das gleiche Interview samt negativen THC-Screening ablegen. Was Anschnallpflicht & Co. betrifft ist eine Sache der Versicherungsleistungen sein sollte, ich schalle mich übrigens zu meiner Sicherheit an und mit Freisprechanlage telefoniert es sich auch entspannter.

Gravatar: Kolia N. Ohmann

betreff Befangenheit, wenn es gewünscht ist kann ich das gleiche Interview samt negativen THC-Screening ablegen. Was Anschnallpflicht & Co. betrifft ist eine Sache der Versicherungsleistungen sein sollte, ich schalle mich übrigens zu meiner Sicherheit an und mit Freisprechanlage telefoniert es sich auch entspannter.

Gravatar: googlehupf

Lieber Dampf als ihre Denke im Kopf.

Gravatar: Gast

Den Kommentar hätten sie sich auch sparen können.. Anschnallpflicht oder o.ä. mit Drogenkunsum zu vergleichen..

Außerdem kann ich aus dem Kommentar auch kein Argument o.ä. für das Verbot finden.. Und was ist denn so "unübertrefflich" an dem verlgeich mit alkohol? Also ich finde es nich gerade fair dass, das eine grundlos verboten wird und das andere überall erhätlich ist..

Ich finde das Interview super und dem ist auch nichts weiter beizufügen!

Gravatar: Falke

Dieses Interview hätte sich Freie Welt wirklich sparen können. Mit der platten Argumentation, gute Politik nimmt die Bürger ernst und behandelt sie nicht wie Kinder, heben wir sofort die Anschnallpflicht oder das Handyverbot in Autos und vieles mehr auf. Unübertrefflich ist auch das Argument, weil andere Dinge schädlich und nicht verboten sind, sollten wir auch die Cannabis-Droge zulassen. Wie viel Matschbirne muß man haben, um solcher Dampfplauderei auf den Leim zu gehen. Freie Welt, bitte verschonen Sie uns vor solchen Interviews. Oder wollten sie hier einen Nebelwerfer vorführen?

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