Interview mit dem Lateinamerika-Experten René Fuchslocher

Venezuela: Chavez-Minister mit 7 Millionen Euro korrumpiert

Eine spanische Firma zahlte 7,4 Millionen Euro an einen ehemaligen Vize-Minister von Chavez, nachdem sie Aufträge in Algerien und Chile erhalten hatte. Der Venezolaner Nervis Villalobos stellte dem baskischen Energieunternehmen Elecnor mehrere Rechnungen über Malta.

Chavez und Maduro. Screenshot YouTube
Veröffentlicht:
von

Freie Welt: Herr Fuchslocher, was können Sie uns über den neuen Korruptionsfall erzählen, der die Grenzen zwischen Lateinamerika und Europa überschreitet und sogar Afrika erreicht?

René Fuchslocher: Das baskische Energieunternehmen Elecnor hätte dem ehemaligen venezolanischen Vizeminister Nervis Villalobos 7,4 Millionen Euro gezahlt, nachdem es die Auszeichnungen für das Wasserversorgungswerk Souk Tleta in Algerien und die elektrische Übertragungsleitung Ancoa-Alto Jahuel in Chile gewonnen hatte, wie der spanischen Zeitung »El País« am 14. September berichtete.

Dies sind drei Rechnungen, die zwischen 2010 und 2012 vom ehemaligen Chavista-Politiker über ein maltesisches Unternehmen an das spanische Unternehmen für angebliche Beratungsleistungen ausgestellt wurden. Diese Rechnungen sind Teil einer gerichtlichen Untersuchung in Andorra in einem Netzwerk ehemaliger venezolanischer Beamter, die im Austausch für Auszeichnungen Provisionen von Unternehmen gesammelt haben.

Elecnor erhielt rund 375 Millionen Euro für die Ausschreibungen in Algerien und Chile, die 2008 und 2009 vergeben wurden.

Villalobos, der zwischen 2004 und 2006 Vize-Energieminister in der Regierung von Hugo Chávez war, wurde 2017 auf Ersuchen der Vereinigten Staaten in Madrid festgenommen, weil er ein mutmaßliches Geldwäsche- und Korruptionsprogramm über das amerikanische Büro der wichtigsten staatlichen Firma Venezuelas integriert hatte, Petróleos de Venezuela S.A. (PDVSA). Und er wird jetzt vor Gerichten in den USA, Spanien und Andorra wegen Korruption angeklagt.

Freie Welt: Welche Zahlungen hätte dieser hochrangige ehemalige Chavista-Beamte erhalten und für welches Konzept?

René Fuchslocher:
Auch nach Angaben von „El País“ hätte Villalobos für die Beratungstätigkeit der algerischen Arbeit 2011 und 2012 zwei Rechnungen für 3,9 Millionen Euro an Elecnor ausgestellt.

Der Politiker gab außerdem eine 3,5-Millionen-Rechnung heraus, um Elecnor auf der chilenischen Stromübertragungsleitung zu beraten.

Die Verbindung zwischen Elecnor und Villalobos ist nicht neu. Das baskische Energieunternehmen hätte ihm zwischen 2010 und 2012 11,5 Millionen Euro im Rahmen eines angeblichen Beratungsdienstes gezahlt, nachdem die Regierung von Hugo Chávez (1999-2013) über PDVSA ein thermoelektrisches Kraftwerk für 1.420 Millionen Euro an einem Konsortium von Unternehmen vergeben hatte, in der Elecnor teilnahm, wie »El País« enthüllte.

Freie Welt: Welche Reaktionen gab es in Chile in dieser Hinsicht?

René Fuchslocher: In Chile hat es diesbezüglich bisher keine Reaktionen gegeben. Es sollte berücksichtigt werden, dass zu dieser Zeit die Sozialistin Michelle Bachelet, die derzeitige Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Präsidentin war. Sie ist auf nationaler und globaler Ebene sehr einflussreich, obwohl viele ihrer Mitarbeiter heute ernsthaft zu Redlichkeitsfragen befragt werden. Leider wagt es niemand wirklich, die Wahrheit zu suchen.

In der chilenischen öffentlichen Meinung herrscht Konsens darüber, dass Politiker aller Farben eine »Kaste« bilden und sich gegenseitig schützen. Wie das beliebte chilenische Bauernspruch sagt: »unter Ochsen gibt es keine Hornstöße«. Und das Schweigen aller traditionellen politischen Sektoren angesichts dieser Art von Skandal trägt nicht dazu bei, das oben Gesagte zu leugnen, ganz im Gegenteil.

- - - -

René Fuchslocher wuchs in Osorno auf, wo er auch die Deutsche Schule besuchte. Anschließend studierte er an der Universidad Católica de Chile Jura und machte sein Magister in Steuerrecht an der Universidad Adolfo Ibáñez. Seit dreizehn Jahren wohnt er in Puerto Montt, wo er mit seinen Geschäftspartnern die Kanzlei Fuchslocher, Bogdanic & Asociados und die Immobilienentwicklungsfirma Alpina gegründet hat. Dazu ist der 41-Jährige Mitglied in verschiedenen Institutionen der deutsch-chilenischen Gemeinschaft: des Deutschen Vereins zu Puerto Montt, der Corporación de Beneficencia Osorno (Deutsche Klinik in Osorno), des Deutschen Turnvereins zu Llanquihue, der Deutschen Schule zu Puerto Montt sowie Vorstandsmitglied von Agrollanquihue A.G. (Verband der Landwirte der Provinz Llanquihue).

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Venezuela: Chavez-Minister mit 7 Millionen Euro korrumpiert“ ...

Weil der Westen eine in Venezuela schon relativ alte Tradition ´pflegen` will
https://www.bits.de/public/articles/ami/ami0702-2.htm,
und nun zur Verschleierung auch private Firmen vorschiebt, weil der Kampf gegen einen Staat, im dem es seinen Einwohner relativ gut gehen ´könnte`
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/putsch-gegen-chavez
vom Westen mit allen Mitteln gewonnen werden muss?

Schließlich schaffte man es doch auch in Libyen!!!
https://www.blaetter.de/ausgabe/2011/juli/stoerfaktor-gaddafi

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang