Interview mit Sven von Storch

Sven von Storch: Die Schuldenbremse in Deutschland muss erhalten bleiben

In diesem Herbst entscheidet sich das Schicksal Europas. Driften wir weiter in die Schuldenunion und wird die Hyperinflation unvermeidlich? Oder schaffen wir die politische Wende?

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Freie Welt: Herr von Storch, in diesem Herbst wird wohl entscheiden, ob die Schuldenbremse in Deutschland erhalten bleibt oder aufgeweicht wird. Was hätte eine Aufweichung der Schuldenbremse für Folgen?

Sven von Storch:
Die Folgen würden massiv sein. Wenn Deutschland nicht einmal "pro forma" an der Schuldenbremse festhält, werden Frankreich, Italien und Griechenland nicht das geringste Interesse daran haben, ihre Verschuldung zu stoppen.

Freie Welt:
Es geht also darum, ob die Maastrichtkriterien für die Eurozone bestehen bleiben oder abgeschafft werden.  

Sven von Storch:
Genau. Wenn Deutschland von seiner eigenen nationalen Schuldenbremse abfällt und sich auf die Seite von Frankreich und Italien schlägt, hält die Schulden- und Inflationslawine im Euroraum nichts mehr auf.

Freie Welt: Was hätte das für Folgen?

Sven von Storch:
Falls die Staatsverschuldung in der Eurozone nicht gestoppt und abgebaut wird, dann ist der einzige Weg, um diese noch zu finanzieren, die Druckerpresse. Die Folge wäre: Inflationsraten wie sonst nur in Entwicklungsländern.

Freie Welt: Und Deutschland wird Zahlmeister sein?

Sven von Storch:
Ja. Die sparsamen Staaten werden für die verschwenderischen Staaten einspringen müssen. Zwar wurden Sanktionsmechanismen eingeführt, um Länder zu bestrafen, die sich nicht an die Maastricht-Kriterien halten, aber in der Praxis wurden diese niemals angewendet. Griechenland hat trotz Schuldenschnitten und Rettungspaketen heute eine Staatsverschuldung von 209 Prozent, Italien von 160 Prozent und Frankeich von 118 Prozent. Selbst Deutschland liegt mit 71 Prozent deutlich über der erlaubten Gesamtverschuldungsgrenze. Finanziert wird diese Schuldenlawine durch die Druckerpresse der Europäischen Zentralbank. Und das ist die Folge: Die Inflation liegt in Deutschland bereits jetzt bei 4 Prozent.

Freie Welt: Was muss getan werden?

Sven von Storch:
Die Europäische Zentralbank muss eine Zinswende herbeiführen und gleichzeitig müssen die europäischen Regierungen Sparprogramme auf den Weg bringen. Anderenfalls drohen Staatsbankrotte und Hyperinflation.

Freie Welt:
Wer steht dem im Wege?

Sven von Storch:
Zum Beispiel der bisherige Finanzminister Olaf Scholz. Er hat die Schuldenbremse "aufgebohrt", wie es die Frankfurter Allgemeine Zeitung formulierte. Noch dreister sind die Grünen, die die Schuldenbremse mit einem Trick ganz ausschalten wollen. Klimapolitische Maßnahmen sollen nicht unter die Schuldenbremse fallen, weil diese als "Zukunftsinvestitionen" gelten sollen. Damit rechtfertigen sie zusätzliche Ausgabenprogramme von sage und schreibe 500 Milliarden Euro.

Freie Welt: Was wollen Sie dagegen tun?

Sven von Storch:
Wir müssen den Protest gegen die Abschaffung der Schuldenbremse und der Maastrichtkriterien organisieren. Dazu wollen wir mit unserer Kampagne weitere 150.000 Haushalte erreichen: mit Petitionen, Newslettern und Versandaktionen.

Freie Welt:
Herr von Storch, vielen Dank für das Gespräch.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Peter+Kraa

Die Maastricht-Kriterien, also die Angleichung von Wirtschafts-Steuer- und Sozialpolitischen Bedingen in den einzelnen Ländern der EWU mit der Einführung des Euro als Gemeinschaftswährung, sind Makulatur geblieben. Nur Deutschland hat über die Agenda 2010 ihre Arbeitnehmer mit Zustimmung der Gewerkschaften enteignet (heute sind 60% in Billiglohngruppen) und die Wirtschaft in den Stand versetzt, in die ehemaligen Schwachwährungsländer rund ums Mittelmeer Wirtschaftsabschwung, Arbeitslosigkeit und Schulden zu exportieren. Heute schwimmt auch Deutschland bis zur Haarspitze in Schulden und was das wirklich Gefährliche ist, sind die nicht ausgewiesenen Schulden gegenüber den Sozialkassen für Renten, Krankheit und Pflege, die dreimal so hoch sind wie die Schulden am Kapitalmarkt (Prof. Raffelhüschen) Und an der gesamten Staatsschuld von ca. 8,0 Bio. Euro oder 225% BIP (Werte für 2019) sind die anteiligen Schulden aus den Stützungsaktionen der EZB für den Euro und die ehemaligen Schwachwährungsländer noch nicht dabei, weil die erst bei einem Euro-Crash auf uns zukommen, wenn sich herausstellt, dass niemand der unterstützen Schuldnerstaaten die Absicht hat, sie zurück zu zahlen. Außerdem ist hier ein weiteres Problem seit 2000 entstanden: Die Vermögen sind mit der Agenda 2010, unterstützt durch das kapitalistische Steuersystem und die ständigen Stützungsmaßnahmen für Wirtschaftsbereiche (zum Beispiel Banken) von 90% der Menschen auf 10% umverteilt worden (Hans Ulrich Wehler; Die neue Umverteilung: Soziale Ungleichheit in Deutschland (Beck'sche Reihe) Das heisst: Deutschland hat einen „Wealth Equity Indicator“ im tiefroten Bereich und der größte Teil des Vermögens der 10% „Reichen“ befindet sich schon im außereuropäischen Ausland (Manager-Magazin vom Februar 2017: Die Flucht der Millionäre), kann also an der notwendigen Schuldentilgung gar nicht teilnehmen. Um diese Situation wird uns, Insbesondere bei weiteren Forderungen von Ozeanien (EU), sicher niemand beneiden.

Gravatar: Schabulke

Wen wundert es ,da wir es in der EU nur mit Finanzverbrechern zu tun haben ! Seit 30 Jahren Ärger mit Finanzbehörden und Bestechungen oder Erpressungsversuchen über Milchmädchenrechnungen ,wofür jedes Kind den Vogel zeigen würde.Ich erwarte von solchen antichristlichen Geistern gar nichts mehr ,sowie von Politikern ,die sich daran bereichern und jedes charakterlose Spiel mitmachen.
Es wird aber auf ihren Kopf kommen ! Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.(Buchtipp:Game Over / H.Schöning)

Gravatar: Bertl

Falls es so weitergeht und am Ende eine Währungsreform steht ist Verschuldung vernünftig! Der Euro hat eigentlich schon fertig wird aber künstlich noch eine Weile am Leben gehalten! Aber ewig geht das nicht gut!

Gravatar: karlheinz gampe

Rote, Grüne können nicht wirtschaften. Die betreiben polnische Wirtschaft wie Merkel und ihre polnischen Vorfahren.

Gravatar: Werner N.

Wir haben Schulden auch deshalb, weil sich die sog. Fachleute – wie im obigen Artikel – mit Zahlen schwertun.

Wenn ich richtig rate, hat die BRD rd. 1 Billion Euro Schulden zuzügl. rd. 1 Billion Euro "Zahlungsforderungen" aus dem *Target2*. Leider wird auch nicht angesprochen, warum die sog. "Schuldenvergemeinschaftung" der EU bislang eine "Luftnummer" blieb. Obendrein liegt ein permanenter Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes vor, wenn der gewöhnliche Bürger Schulden nur mit einem Tilgungsplan machen kann und mit Gerichten zu tun bekommt, wenn er diesen nicht einhält; Politiker dies jedoch nicht nötig haben. Die *EZB* druckt Geld; soll das mit erarbeitetem Geld getilgt werden? Schulden in Prozentzahlen sind vom Laien kaum nachvollziehbar. Man korrigiere mich.

Gravatar: Voltaire

Politik und (Finanz)Mathematik sind disjunkt.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „In diesem Herbst entscheidet sich das Schicksal Europas. Driften wir weiter in die Schuldenunion und wird die Hyperinflation unvermeidlich? Oder schaffen wir die politische Wende?“ ...

Wurde die Hyperinflation nicht schon seit Langem zur völligen Enteignung des Volkes und Durchsetzung des Great Reset auch politisch beschlossen?
https://www.epochtimes.de/meinung/gastkommentar/great-reset-im-jahr-2030-werden-sie-nichts-besitzen-und-gluecklich-sein-a3439806.html

Ist das nicht auch ein Grund dafür, dass es mit dem ´angeblich` vereinten Deutschland seit anno 1990 – und seit Nov. anno 2005 sogar beschleunigt – immer weiter bergab geht?

Weil der Niedergang unseres Heimatlandes vom Westen etwa schon 1990 in Form eines Zusatzprotokolls zum Einheitsvertrag beschlossen wurde und spätestens 2050 abgeschlossen sein soll???
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article144195693/Spielt-Deutschland-ab-2050-keine-Rolle-mehr.html

Ja mei – wie hielt schon dieses Roosevelt fest?

„In der Politik passiert nichts zufällig. Wenn etwas passiert, können Sie wetten, dass es so geplant wurde“!!!

Gravatar: Werner Hill

Alles richtig - außer daß die Inflation "nur" bei 4% liegt.

Wer die meisten Schulden hat, hat in den letzten 12 Monaten am besten "verdient": bei einer ehrlichen Inflationsrate, die deutlich 2-stellig ist, hat sich die Kaufkraft der geschuldeten Beträge doch erfreulich reduziert.

Und für SPD und Grüne gilt offenbar:
Ist der Ruf erst ruiniert, verschuldet sich's ganz ungeniert!
Da wird auch die FDP nur ein klein wenig bremsen können.
Im übrigen gilt das natürlich noch mehr für Europa-Süd und Frankreich.

Das bittere Ende kommt unweigerlich - man weis nur noch nicht wann. Und die Dummen sind wieder mal die Sparer, die nicht nur ihr Geld verlieren sondern auch immer abhängiger werden von der Gnade der von Globalisten beherrschten Regierungen.

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