Jeremias Schröder OSB Abtpräses der Missionsbenediktiner

Ostern: »Zurück zum Kern«

Interview mit Abt Jeremias

Jeremias Schröder ist Abtpräses der Missionsbenediktiner. Zur Zeit hält er sich in Afrika auf. Im Interview mit FreieWelt.net spricht er über Ostern in Afrika und in der Welt.

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FreieWelt.net: Weltweit glauben Milliarden von Christen - ungefähr ein Drittel der gesamten Menschheit - daran, dass ein jüdischer Wanderprediger namens Jesus von Nazaret vor ca. 2000 Jahren gekreuzigt wurde und danach wieder von den Toten auferstand. Sie glauben, dass dieser Mann der Sohn Gottes war, durch dessen Opferung Gott einen neuen Bund mit den Menschen schließen und die Menschheit zur Erlösung führen wollte. Wie erklären Sie sich den unglaublichen Erfolg dieser Heilsgeschichte?


Abt Jeremias: Weil sie wahr ist. Und weil diese Botschaft, die von glaubwürdigen Zeugen weitergegeben wurde, die Menschen ins Herz getroffen hat.

FreieWelt.net: Sie halten sich gerade ein Afrika auf, wo die Menschen das Osterfest sicher anders begehen als hier bei uns in Westeuropa. Was sind nach Ihrer Beobachtung die auffälligsten und wesentlichsten Unterschiede?

Abt Jeremias: Die auffälligsten Unterschiede sind nicht besonders wesentlich, aber trotzdem köstlich: Bei der Fußwaschung am Gründonnerstag, da wurden mir keine blitzblanken Pfarrgemeinderatsfüße entgegengestreckt, sondern zwölf erst im Gottesdienst bestimmte Apostelvertreter bekamen ihre Füße gewaschen. Am Waschwasser und am Handtuch konnte man sehen, dass diese Waschung nicht nur symbolisch war. Aber das Wesentliche ist gleich, wie in der deutschen Heimat. Und das soll es ja auch sein.

FreieWelt.net: Der neu zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählte Papst Franziskus etabliert nach Meinung vieler Beobachter einen ganz neuen Führungs-Stil in Rom. Welche Wirkung entfaltet die Person Franziskus Ihrer Beobachtung nach auf die Verkündigung der Osterbotschaft?

Abt Jeremias: Der Papstrücktritt und die Überraschungswahl von Papst Franziskus haben viele abgetauchte Katholiken wieder neugierig auf Kirche gemacht. Dieser ganz andere Stil des Feierns bis hin zur Fußwaschung im Jugendgefängnis, das bringt ja die alten Riten wieder neu zum Sprechen. Das alles ist aber aus afrikanischer Sicht sehr weit weg. Hier freut man sich, dass es einen Papst gibt, weiß sich in der Einheit mit ihm, aber der Glaube hängt nicht daran.

FreieWelt.net: Sie sind Abtpräses der Missionsbenediktiner, die in vielen Gegenden der Welt missionarisch aktiv sind. Wie wird das Osterfest im Orden begangen? Welche Bedeutung kommt dem Fest innerhalb der missionarischen Tätigkeit zu? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen den Großregionen der Welt (Europa, Afrika, Asien, Amerika), in denen der Orden aktiv ist?

Abt Jeremias: Das ist aber eine große Frage! Bei uns Benediktinern ist die Feier der Liturgie immer bestimmend, und gerade an Ostern versuchen wir, den ganzen Gehalt der Riten und Gesten auszukosten. Und weil uns das meistens ganz gut gelingt, kommen sehr viele Menschen in unsere Klöster, um mitzufeiern. Das ist eine sehr benediktinische Form der Mission - das offene Haus, die Gastfreundschaft, und das Teilhabenlassen an der klösterlichen Lebensform und feierlichen Liturgie. Da, wo unsere Mitbrüder unmittelbar im Seelsorgseinsatz stehen, da ist Ostern aber vor allem auch das Fest der Taufen. Ich habe Nachrichten darüber aus Kenia und China bekommen, und weiß, dass auch sonst in vielen unserer Kirchen und Missionen an diesem Tag oder in diesen Wochen viele Erwachsene in den Glauben an den Dreieinigen Gott hineingetauft werden.

FreieWelt.net: Welche besondere Botschaft würden Sie - als "weitgereister" Ordensführer mit einem Blick für globale Entwicklungen - uns hier im kalten Deutschland zu Ostern mit auf den Weg geben?

Abt Jeremias: Ostern heißt für uns Christen jedes Jahr: zurück zum Kern!

Das Interview führte Christoph Kramer

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Philipp Schwab

Das war lange überfällig. Wäre es nach Mitgliederabstimmung gegangen, wäre es nicht bei den drei Landesverbänden geblieben, die jetzt massive und schon lange notwendige Veränderungen fordern.

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