Erneuerung in der Gesellschaft möglich

Kardinal Eijk: »Politiker, schämt Euch nicht, die Wahrheit über die Gender-Theorie zu sagen«

Die »Freie Welt« hatte die Gelegenheit beim »Rome Life Forum« Kardinal Willem Jacobus Eijk von Utrecht zu interviewen. »Gender-Theorie als eine Bedrohung für die Glaubensverkündigung« war das Thema seines Vortrags.

Foto: Don Elvir Tabaković, Can.Reg.
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Die »Freie Welt« hatte die Gelegenheit beim »Rome Life Forum« Kardinal Willem Jacobus Eijk von Utrecht zu interviewen. »Gender-Theorie als eine Bedrohung für die Glaubensverkündigung« war das Thema seines Vortrags [Freie Welt berichtete]. Im Anschluss beantwortete der Kardinal einige Fragen exklusiv für die »Freie Welt«.

Karindal Eillem Jacobus Eijk ist Erzbischof von Utrecht und studierte Medizin und Ethik. Er promovierte 1987 mit einer Arbeit über Euthanasie. Sein philosophisches Studium schloss er mit einer Arbeit über genetische Manipulation ab. Auch wirkte er jahrzehntelang als Moraltheologe in Priesterseminaren.

Freie Welt: Was ist die politische Pflicht eines Katholiken, in einem Land, indem der Großteil der Parteien pro Gender-Theorie ist und sie aktiv fördert, in der Politik und im Bildungssystem?

Kardinal Willem Eijk: Ich möchte Politiker zum Zeugnis aufrufen. Man soll sich nicht für seine Überzeugungen schämen oder nur dem folgen, was die anderen tun. Man muss frei darüber sprechen können, was man von der Gendertheorie hält. Es gibt genug Förderer der Genderideologie, und genau wie diese sich nicht schämen, ihre Überzeugungen zu verbreiten, so sollen auch die katholischen Politiker sich nicht schämen, die Lehre der Kirche auszusprechen.

Die Gendertheorie verneint die Kirchenlehre im Bereich der Sexuallehre und fördert reproduktive „Rechte“ was beinhaltet – wie sie wissen – auch die Möglichkeit zu Abtreibung für Frauen. Die Gendertheorie ist aber auch ein Risiko für die Glaubensverkündigung als solche. Wenn man den Sinn der Ehe, der Mutter- und Vaterschaft verneint, sowie die Beziehung von Mann und Frau zueinander in der Ehe leugnet, dann riskiert man die Aufgabe des Glaubens im Denken der Menschen.

Gott offenbart sich als Vater, als Bräutigam seines Volkes Israel. Es besteht also eine Analogie zwischen der Kirche – auf der einen Seite – und der Eheleute auf der anderen. Christus ist der Bräutigam und die Kirche ist seine Braut, wenn man so will. Der Priester stellt Christus in diesem Sinne dar, er muss Mann sein. Wir wissen, dass Christus ein Mann war – daran besteht kein Zweifel. Wenn man aber das Mann-sein untergraben wird, wenn man die Theologie seines Ministeriums und des Weihesakramentes untergräbt, dann müssen sich die Gläubigen auch über die Konsequenzen im Klaren sein, was diese Entwicklung für den Glauben bedeuten.

Freie Welt: Ihrer Erfahrung (in Utrecht) nach, wie erfolgreich können Kirchenmänner – Bischöfe und Kardinäle – dabei sein, die Wahrheit über diese Lehren zu verkünden? Haben Sie Erfolg erfahren, oder eher Gegenwind?

Kardinal Willem Eijk: Als Moraltheologe schon habe ich bezeugen können, wie die Moraltheologie in den Seminaren und in Lougano mit Themen wie Homosexualität, Abtreibung etc. umgeht. Natürlich interessiert es die Öffentlichkeit immer sehr, wenn man sich mit diesen Themen auseinander setzt, gerade wenn man ein Kardinal ist – da wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, verstehen sie?

Wir als Bischöfe haben regelmäßige Begegnungen mit Delegationen von politischen Parteien. Wir geben immer ein klares Bild unserer Kirchenlehre in medizinischen, soziologischen und ethischen Fragen, wie Abtreibungen usw. wir machen daraus kein Geheimnis – und die Politiker wissen das.

Die beste Reaktion kommt immer von zwei kleinen orthodox protestantischen Parteien, da diese unseren Überzeugungen am nächsten sind. Die größeren christlichen Parteien folgen uns, aber die Mehrheit ist um einiges liberaler. Das ist die Situation in der wir uns befinden. Wir setzen alles daran, den Glauben und die Lehre der Kirche in Moralfragen zu predigen. Wir müssen nun dafür beten, dass die Menschen uns zuhören.

Freie Welt: Sie sind kein Prophet, aber würden sie sagen, dass eine Erneuerung in der Gesellschaft zu Fragen der Moral möglich ist, oder muss die Gesellschaft erst einmal zusammen brechen, bevor es eine wirkliche Erneuerung geben kann?

Kardinal Willem Eijk: Ich bin tatsächlich kein Prophet….[lacht].

Wie die Propheten des Alten Testaments geht es nicht in erster Linie darum, vorauszusagen, was kommen wird, sondern die Botschaft Gottes an das Volk zu geben. Das war ihre Aufgabe. Manchmal muss man diese Rolle der Propheten übernehmen, das gehört sicherlich auch zu unserer Sendung.

Was wird die Zukunft bringen? Wir wissen es nicht. Während der Französischen Revolution, glaubten viele, dass es das Ende der Kirche sein wird. Das war nicht der Fall. Die Kirche erwuchs im 19. Jahrhundert wieder und wurde vielleicht integrierter in die Gesellschaft denn je, gerade im Vergleich zu anderen Zeiten, besonders zwischen 1850 und 1950. Danach haben wir diese Position wieder verloren.

Es kommt letztendlich auf den Heiligen Geist an. Er scheint zu schweigen, aber er ist aktiv und leitet die Kirche mehr denn je – daran glaube ich fest!

Freie Welt: Herzlichen Dank für Ihre Zeit!

(jb)

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Kardinal Willem Eijk: Ich möchte Politiker zum Zeugnis aufrufen. Man soll sich nicht für seine Überzeugungen schämen oder nur dem folgen, was die anderen tun. Man muss frei darüber sprechen können, was man von der Gendertheorie hält. Es gibt genug Förderer der Genderideologie, und genau wie diese sich nicht schämen, ihre Überzeugungen zu verbreiten, so sollen auch die katholischen Politiker sich nicht schämen, die Lehre der Kirche auszusprechen.“ ...

Wird ihn sein irdischer Chef – der Franzi – für diesen Frevel(?) exkommunizieren???
https://katholisches.info/2018/11/28/jesuitenuniversitaet-verteidigt-gender-ideologie-mit-papst-franziskus/

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