Interview mit Bruno Bandulet

»Kampf gegen Bargeld ist sozialistisches Projekt«

Der Finanzexperte Bruno Bandulet rät vom unbaren Bezahlen ab – es ist zu unsicher. Und er sagt: Man sollte Widerstand gegen alle Versuche leisten, den Bargeldverkehr einzuschränken.

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FreieWelt.net: Immer wieder liest man davon, dass es Bestrebungen gibt, Bargeld abzuschaffen. Wie realistisch ist dieses Vorhaben?

Bruno Bandulet: Das ist von Land zu Land verschieden. Schweden ist nicht mehr weit entfernt von einer bargeldlosen Gesellschaft, dort kann man auch kleine Beträge oft nur noch mit der Karte bezahlen. Allerdings regt sich dort neuerdings auch Widerstand. In Frankreich sollen ab September nur noch Barzahlungen bis 1.000 Euro erlaubt sein. Deutschland ist noch nicht so weit, gerade deswegen muss rechtzeitig Widerstand geleistet werden. Generell sehe ich die Gefahr nicht so sehr in der kompletten Abschaffung des Bargeldes, sondern zunächst in der graduellen Einschränkung des Bargeldverkehrs.

FreieWelt.net: Wer hat ein größeres Interesse an der Abschaffung des Bargeldes: die Staaten oder die Banken – oder ein Dritter?

Bruno Bandulet: Angetrieben wird diese Entwicklung hauptsächlich von der Finanzindustrie. Zum einen ist die Vorhaltung von Bargeld ein Kostenfaktor für die Banken, zum anderen lässt sich mit Kreditkarten und anderen digitalen Systemen Geld verdienen. Das zahlt dann der Kunde. Für die Regierungen wiederum ist die Möglichkeit verlockend, die Bürger komplett kontrollieren zu können, sobald jede Ausgabe, die sie tätigen, dokumentiert ist.

FreieWelt.net: Unbares Bezahlen hat große Vorteile. Sollen wir wirklich darauf verzichten oder gibt es Gelegenheiten, bei denen wir von dieser Möglichkeit getrost Gebrauch machen können?

Bruno Bandulet: Wer bar zahlt, verteidigt seine Privatsphäre und seine Freiheit. Das sollten wir möglichst oft tun. Bei Auslandsreisen finde ich Kreditkarten hingegen sehr nützlich.

FreieWelt.net: Es fällt mir schwer auszumalen, was am unbaren Bezahlen so gefährlich sein könnte. Können Sie das an einem Beispiel anschaulich machen?

Bruno Bandulet: Wie Sie wissen, ist das Internet samt E-Mail-Verkehr nicht wirklich sicher – und das gilt auch für ein digitales Geldsystem. Es ist eine Einladung für Kriminelle. Wenn mir beim Stadtbummel oder auf einer Reise die Geldbörse gestohlen wird, kann der Verlust durch den Missbrauch der Kreditkarte sehr viel größer sein als der Verlust einiger Banknoten. Tatsächlich konzentriert sich die internationale Organisierte Kriminalität auf die Ausplünderung von Konten, nicht auf den Diebstahl von Bargeld. Ohne Zweifel ist Bargeld sicherer als Digitalgeld.

FreieWelt.net: Aber wir leben – wenn es nicht ganz schlecht läuft – nicht von der Hand in den Mund, sondern wir erwirtschaften mehr, als wir momentan ausgeben können. Deshalb müssen wir Geld zurücklegen. Sollten wir es sicherheitshalber zuhause unter der Matratze deponieren anstatt auf dem Konto zu belassen?

Bruno Bandulet: Normalerweise sollten wir das nicht tun. Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass Geld auf dem Konto nichts anderes darstellt als einen Kredit an die Bank. In einer Finanzkrise lacht Bargeld. Es handelt sich hier um zwei verschiedene Sorten von Geld. In einem bargeldlosen System kann ich mich vor einem »Bank Run« und damit vor einer Bankenpleite nicht mehr schützen, indem ich mein Geld vorsichtshalber abhebe. Das finden die Banken natürlich sehr sympathisch.

FreieWelt.net: Ist es überhaupt möglich, ganz auf Bargeld zu verzichten?

Bruno Bandulet: Möglich wäre es.

FreieWelt.net: Gold wird immer wieder als Alternative zur Geldanlage genannt. Es gibt auch immer wieder Diskussion über Gold. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen Diskussionen und den Bestrebungen, den Bargeldumlauf einzuschränken?

Bruno Bandulet: Den Zusammenhang kann es durchaus geben, auch wenn das vorerst nur ein Thema am Rande ist. Gold dient ja schon jetzt als Wertaufbewahrungsmittel, als Alternative zum ungedeckten Papiergeld und als Absicherung gegen die Kunstwährung Euro, von der niemand wissen kann, was sie in fünf oder zehn Jahren noch wert ist. Es ist auch vorstellbar, dass Gold irgendwann auch in Europa als privates Zahlungsmittel verwendet wird. In verschiedenen asiatischen Ländern ist das längst der Fall.

FreieWelt.net: Welche Möglichkeiten sehen Sie, sich politisch gegen Bestrebungen zu wehren, den Bargeldumlauf einzudämmen?

Bruno Bandulet: Es ist enorm wichtig, schon jetzt den Mund aufzumachen und Widerstand zu leisten. Mit dem Bargeld verteidigen wir unsere Privatsphäre und unsere Freiheit. Eine Welt ohne Bargeld befände sich auf dem Weg in die perfekte Diktatur. Gerade freiheitliche Parteien wie die AfD sollten Alarm schlagen. Und sie haben dabei einen mächtigen Verbündeten, nämlich die Deutsche Bundesbank. Erst Anfang Juni hat sie Einschränkungen beim Bargeld klipp und klar abgelehnt.

Die Bundesbank ist schließlich nicht nur in Sachen Euro eine der letzten seriösen Institutionen in Deutschland. Sie verdient jede Unterstützung. Der Kampf gegen das Bargeld ist ein sozialistisches Projekt, und ich sehe die Gefahr, dass die EU – auch sie ist im Grunde ein sozialistisches Projekt – irgendwann auf den Karren aufspringt. Sie wird dann, wie immer, scheibchenweise vorgehen. Bargeld ist, wie es so schön heißt, gemünzte Freiheit. Digitalgeld ist ein Instrument der Totalüberwachung.

FreieWelt.net: Vielen Dank für das Interview.

Buchveröffentlichungen von Bruno Bandulet: Vom Goldstandard zum Euro. Eine deutsche Geldgeschichte am Vorabend der dritten Währungsreform, Rottenburg 2012; Als Deutschland Großmacht war. Ein Bericht über das Kaiserreich, seine Feinde und die Entfesselung des Ersten Weltkrieges, Rottenburg 2014.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gerd Müller

Wie unsicher das ist, zeigt das jüngste Beispiel der Übernahme des kompletten Computersystems des Bundestages durch fremde, unbekannte Personen, dem man seit 2 Tagen nicht Herr wird !

Wenn sich schon die Regierung nicht schützen kann, was glaubt man denn dann im Bereich der vielen Milliarden Geldtransaktionen die dann täglich entstehen, für "Sicherheit" tun zu können ?

Mit Sicherheit gar nichts !!

Ich kann nicht verstehen, daß die Menschen sich das alles so gefallen lassen.
Sind die alle schon so verdummt oder nur uninteressiert, oder glauben die diesen Lobbypolitikern einfach alles blind ?

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