Interview mit Torsten Heinrich

»In dubio pro libertate«

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Torsten Heinrich hat derzeit viel zu tun. Als Bezirksvorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD) in Unterfranken und als Bundesvorsitzender der Jungen Alternative (JA) ist er gleich in zwei hohen Positionen vertreten. Im FreieWelt-Interview spricht der 31-jährige Historiker aus Würzburg über den Nutzen der JA für die AfD, Fehler der FDP und die Erwartungen an das Wahljahr 2014.

FreieWelt.net: Herr Heinrich, die JA versteht sich als »politisches Korrektiv« zur AfD. Inwiefern korrigiert sie dabei?

Torsten Heinrich: Die Selbstbezeichnung als inhaltliches Korrektiv habe ich bereits in meiner Bewerbungsrede verwendet. Einen offiziellen Beschluss, auch in der Programmatik, gibt es bislang nicht. Allerdings zeigt sich auch in Betrachtung anderer Jugendverbände von Parteien, dass die jüngeren Mitglieder in der Regel näher an der Wurzel der Parteiprinzipien sind. Jugendlicher Idealismus führt dazu, dass man weniger bereit ist seine Einstellungen zu kompromittieren und zu weniger Kompromissen bereit ist. Entsprechend ist zu erwarten, dass die JA mit ihren Positionen die AfD ein Stück weit vor sich hertreiben könnte. Neben den Parteiprinzipien geht es aber natürlich auch um die Interessen der jüngeren Generation. Während 60-jährige Parteimitglieder sicherlich schnell und mit geringstmöglichen Abzügen in Rente gehen möchten, stellt sich für uns die Frage, ob wir überhaupt noch Renten erhalten werden.

FreieWelt.net: Es geht also vor allem um Zukunft und Sicherheit. Zum Einzug in den Bundestag hat es aber nicht gereicht. Das Wahlergebnis der AfD mit bundesweit 4,7 Prozent ist trotzdem eine Sensation. Mit welcher Programmatik wird die AfD versuchen, eine gesicherte Zukunft für die Gesellschaft zu erreichen?

Torsten Heinrich: Neben der genannten Euro-Kritik müssen auch eine wirkliche Steuerreform nach Kirchhoff, ein Schluss mit der politischen Korrektheit und eine Reform des Einwanderungsgesetzes dringend eine Lobby in den Parlamenten bekommen. Darüber hinaus hat sich durch die Sozialdemokratisierung von Union und FDP ein großes Feld der Ideen geöffnet, die nun keinen mehr haben, der für sie eintritt. Hier müssen wir ansetzen, auch weil diese Interessen und Anliegen in einer Demokratie vertreten sein müssen.

FreieWelt.net: Falls der Einzug gelingt, müsste eine Opposition im EU-Parlament versuchen, ihren Einfluss zu vergrößern. Die Programmatik der AfD müsste dann aber sein, diesen Einfluss zu nutzen, um die eigene Macht wieder einzuschränken. Klingt das nicht nach einem widersinnigen Unterfangen?

Torsten Heinrich: Ganz und gar nicht. Fakt ist ja, dass man die Macht der Brüsseler Eliten nicht von außen beschneiden kann. In der Vergangenheit gab es durchaus aufrechte Politiker, die ihre durch Wahlen erlangte Macht zur Verringerung derselben genutzt haben oder sich zumindest redlich darum

bemüht haben. Rhetorisch ist auf dieser Linie sicherlich Ronald Reagan, wenngleich seine tatsächliche Politik sich auch an der UdSSR orientieren musste, weshalb er seinen Worten wohl zu wenig Taten folgen ließ. Erfolgreicher war da wohl schon Calvin Coolidge (Präsident der USA von 1923-1929, Anm. d. Red). Kurzum: es ist durchaus möglich, die erlangte Macht zur Verringerung derselben zu nutzen. Dazu wird es aber auch die richtigen Leute brauchen.

FreieWelt.net: Das stimmt, von »außen« beschneiden lassen sich Parlamente nur schwierig. Kritiker sagen zudem, die Gründung der AfD sei ein strategischer Fehler gewesen, da sich FDP und AfD gegenseitig die Stimmen »geklaut« haben und nun ein »rein« sozialdemokratisches Parlament herrschen würde. Ein Wort zur FDP?

Torsten Heinrich: Die FDP hat sich weder gegen den Wahnsinn der "Euro-Rettung" gestellt, noch hat sie eine wirtschaftsliberale Politik gezeigt. Das, obwohl die stärkste FDP der Geschichte mit der schwächsten Union der Geschichte koalierte. Hätte man zugunsten dieser Partei auf ein Antreten verzichten sollen? Ich denke nicht! Darüber hinaus ist nur ein Teil unserer Wähler von der FDP gekommen, schließlich vertreten wir ja auch noch andere Dinge.

FreieWelt.net: A propos liberal. Ihr Credo, »in dubio pro libertate», wird wohl wenig Beachtung finden in der kommenden Legislaturperiode. Wie wollen sie sich demnach als außerparlamentarische Opposition Gehör verschaffen?

Torsten Heinrich: Wir können vieles machen um uns Gehör zu verschaffen, wirklich funktionieren wird dies aber wohl nur, wenn wir ab 2014 in immer mehr Parlamenten vertreten sind. Entsprechend muss unsere ganze Kraft jetzt in diese Richtung gelenkt werden.

FreieWelt.net: Auf die Frage was Freiheit für sie bedeute, haben sie einmal geantwortet: »Die kleinste Minderheit ist das Individuum. Nur wer Individualrechte schützt kann von sich behaupten, er schütze Minderheiten.« Wie wollen sie Individualrechte schützen, vor allem jetzt, da keine liberale Partei im Bundestag vertreten ist?

Torsten Heinrich: Jetzt muss der Weg über die anderen Parlamente erfolgen. Im Kleinen fängt das mit unserem gerade in Entwicklung befindlichen Kommunalwahlprogramm für Würzburg an, in dem wir eine Beschneidung der Bevormundung und Gängelung von Bürgern und Unternehmen einfordern. Ansonsten bleiben die Länderparlamente, in die die AfD gleich mehrfach 2014 einziehen kann. Zuletzt bleibt natürlich die größte Bevormundungsinstanz, die EU. Dort werden wir ab dem kommenden Mai vertreten sein und können zumindest die Bühne nutzen um unsere Botschaft zu verbreiten.

FreieWelt.net: Herr Heinrich, vielen Dank für das Interview.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: heiner lauter

Ich bin Unterstützer der AfD, glaube aber im Gegensatz zur Führung der Partei nicht an eine Reformierbarkeit der EU. Die EU ist undemokratisch und daher nur abzulehnen. Europa ja,EU nein sollte das Motto sein. Als aktuelles Mitgliedsland muß sich die AfD meiner Meinung nach für ein Referendum stark machen, welches die Zugehörigkeit zur EU zum Thema haben muß. Ich hoffe daß der "junge Ableger" der AfD sich für ein solches Referendum stark macht. Zur Freiheit gehört auch die Möglichkeit selbst zu entscheiden in welchen "Vereinen" man Mitglied ist.

Gravatar: Stephan Achner

Ich wünsche Herrn Torsten Heinrich und der Jungen Alternative alles Gute. Bringt die Interessen der jungen Leute innerhalb und außerhalb der AfD zur Geltung, unterwerft Euch bloß nicht dem sog. Mainstream und setzt dieses erstarrte und in Denkschablonen verharrende Land in Bewegung. Deutschland benötigt endlich wieder junge Leute, die ihren Verstand gebrauchen.

Gravatar: HofmannM

Danke Hr. Heinrich, für ihren Link. (Stellungnahme).
Die Energiepolitik eines Landes ist strtegisch zu wichtig, um diese als "nichtig" abzutun. Und wenn ich von Energiestretegie (Volkswohlstand) spreche, dann gehören ALLE wirtschaftlichen und wohlstandsfördernden Energieträger (Kohle, Gas, Uran, Thorium) auf den Strategietisch. ZUM WOHL DES DEUTSCHEN VOLK...ZUM WOHL!

Gravatar: Karin Weber

@ Elmar Oberdörffer

Sie müssen sich einmal die Dreistigkeit von Herrn Gauck (Boykott Olympia) und die Aktivitäten von Herrn Westerwelle (Ukraine) verinnerlichen, um zu verstehen, dass Putin zu Recht angesäuert ist.

Fakt ist: Wir brauchen russisches Gas! Wenn Putin einen offenbar erneut aufflammenden "kalten Krieg" gewinnen wollen würde, dann könnte er in 14 Tagen das Gas einem sich gerade "antirussisch festlegenden Deutschland" abdrehen und er hätte sofort gewonnen. Da muss bei denen keiner mehr aus dem Büro und bis zum Reichstag oder Brandenburger Tor stürmen.

Mit dem Abschalten der AKWs haben wir uns aber so was von abhängig gemacht. Wir können uns parallel solche Leute wie Gauck & Westerwelle nicht leisten. Wir haben in Sachen einer sicheren Eigenversorgung mit Energie/Wärme den Ramschstatus erreicht und werden - so dies so weitergeht - auf Dauer abhängig sein. Bisher konnten wir Hochtechnologie/Geld im Tausch mit Energieträgern liefern, aber an Deutschlands Unis wird es bald nur noch Gender-Lehrstühle und in den Grundschulen Frühsexualisierungskurse geben. Mit der "Wissenschaft" ist es also hier auch bald vorbei. Und unsere Frauenbeauftragten oder Bücher über Gender-Mainstreaming wollen die Russen als Zahlungsmittel für ihr Gas nicht haben.

Gravatar: Michael Löhr

Ihre Aussagen zur völlig übereilten Energiewende sind erst einmal richtig. Mit dem Satz "niemand wünscht sich die Kernenergie zurück", den Sie so, oder so ähnlich formuliert haben, liegen Sie aber genau im Polit-Mainstream.

Wo die Reise bei der Kernenergie hingeht, z.B. mit Kernkraftwerken der IV. Generation, kann im Moment noch niemand sagen. Wenn wir aber in 2 oder 3 Jahrzehnten die verbesserte Möglichkeit haben, Strom mit Kernkraftwerken sauber, sicher , unbegrenzt , sehr effizient herzustellen und auch noch ohne Abfälle zu hinterlassen, wären wir dumm diese Chance verstreichen zu lassen. In anderen Ländern dieser Welt hat man das kapiert. Nur in Deutschland fällt man wieder in das tiefreligiöse Mittelalter zurück und stellt jeden, der für die Kernenergie ist, unter Ketzereiverdacht.

Die deutsche Energiewende ist eine gräßlich teure und völlig sinnfreie Materialschlacht, an der sich einige Milliardäre schon die Finger verbrannt haben. Wenn die C&A Erben mit "good energies" ein paar Milliarden in den Sand setzen, ist mir das reichlich egal. Wenn aber die immer stärker finanziell belastete Bevölkerung, die immer geringere Renten und immer mickrigere Sparzinsen bekommt , diesen 2 Billionen Irrsinn (bis 2050), plus der massiv alternierenden Kosten (Windräder halten nur 20 Jahre), ausbaden muss, so ist das schon kriminell. Inwieweit die ganzen Hochspannungsleitungen, die Deutschland dann durchziehen werden, gesund sind, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Genau so idiotisch ist die Idee, Wertstoffe für "Milliooooooonen Jahre" in der Erde verbuddeln zu wollen.

Um es einmal ganz deutlich zu sagen: Ich setze mich seit Jahren vehement für die Kernenergie ein und zwar aus ökologischen Gründen. Das gilt auch für viele "grüne Vorkämpfer" in anderen Ländern. Nur in Deutschland setzt man auf Steinzeittechnologien, die bisher schon einen riesigen finanziellen Schaden angerichtet haben. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Unsere Politiker die nicht in der Lage sind, einen Flughafen-, Philharmonie- oder städtischen Pissoirbau zu managen, die wollen eine gigantische Energiewende umsetzen? Das macht mir tatsächlich Angst.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Herr HofmannM, Sie haben vollkommen Recht. Die Beendigung der Energiewende ist genauso wichtig wie die Beendigung der Eurorettung, alle anderen hier genannten Probleme sind verglichen mit diesen zweitrangig. Ich habe schon vor der Gründung der AfD mittels intensiver Korrespondenz mit Herrn Prof. Lucke und Frau Dr. Petry versucht, die Führungsmannschaft dafür zu sensibilisieren, vergeblich. Da sie nicht bereits vor der Gründung der Partei klar Stellung gegen die unsinnige und ruinöse Energiewende genommen haben, was dazu geführt hätte, daß vor allem Gegner der Energiewende der Partei beigetreten wären, haben ihre Wischi-waschi-Aussagen zu diesem Thema in ihrem Programm viele Befürworter der Energiewende in die Partei gelockt oder zumindest nicht abgeschreckt. Jetzt ist es zu spät, diese Partei wird nie mehr die Energiewende bekämpfen. Damit hat sie sich selbst überflüssig gemacht, denn es ist egal, ob die deutsche Wirtschaft und der Wohlstand der Deutschen durch die Eurorettung oder durch die Energiewende ruiniert werden. Wenn sie das eine abwendet, aber das andere zuläßt, dann richtet sie nur Schaden an, indem sie Gründung und Erfolg einer Partei, die beides bekämpfen will, behindert. Ich selbst bin deshalb, so sehr ich auch am Anfang von der Idee der AfD begeistert war, der AfD nicht beigetreten und werde es wohl auch in Zukunft nicht tun, es sei denn, die AfD bekenne sich zum Kampf gegen die Energiewende.

Gravatar: Yussuf K.

Bitte auch nicht die gesetzliche Verankerung des Wechselmodells für Scheidungskinder vergessen. Damit lässt sich zu Gunsten vor allem der betroffenen Kinder und für die bisher massiv diskriminierten Väter jede Menge Stress vermeiden. Es geht um die Kinder, um die Zukunft dieses Landes.

Gravatar: HofmannM

Torsten Heinrich....Bitte vergessen Sie nicht diese irrsinnige Energiewende/EEG nicht! Die Energiepolitik eines Lnades/Gesellschaft ist ein fundamentaler Pfeiler für den Wohlstand und den wirtschaftlichen/technischen Fortschritt!
Die AfD / JA sollte sich...ja MUSS sich gegen diese volkswirtschaftlich vernichtende Energiewende/EEG positionieren.
Energiewende/EEG = Mangel und Armut! Das sollte euch bewusst sein!

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