Dagmar Neubronner Netzwerk Bildungsfreiheit

Homeschooling: Interview mit Dagmar Neubronner

Wieso ist Homeschooling ein Menschenrecht?
Die Schule ist in vielen Familien das Problemthema Nr. 1.
Dagmar Neubronner, Mutter der prominentesten „Schulverweigerer“ Deutschlands, im  Gespräch mit FreieWelt.Net

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Freie Welt: Frau Neubronner – dass die USA der Homeschooler-Familie Romeike  politisches Asyl gewähren, macht in Deutschland viele Menschen betroffen. Wieso konnte der US-Richter das Recht auf Homeschooling als grundlegendes Menschenrecht bezeichnen?

Dagmar Neubronner: Auch die norwegische Bildungsministerin hat Homeschooling als Menschenrecht bezeichnet, und die Vereinten Nationen haben Deutschland wegen der deutschen Sonderregelung („Schulzwang“) ebenfalls schon ermahnt.
Das Recht der Eltern, ihre Kinder zu erziehen und die eigenen Werte an sie weiterzugeben, ist ein sogenanntes Naturrecht, das heißt, es steht vor allem staatlichen Recht und existierte schon immer. Es wird durch Artikel 6 des Grundgesetzes lediglich aufgeführt und benannt, aber nicht neu begründet.
Wir leben ja in einer Zeit, in der die staatlichen Eingriffe in die freiheitlichen Rechte des Einzelnen immer massiver werden. Meist wird dies mit Gefahrenabwehr begründet – hundertprozentige Sicherheit kann es natürlich nicht geben, aber für die Illusion der Sicherheit lassen wir uns immer mehr in unseren Freiheiten einschränken. So auch beim Homeschooling: Da die Leistungen freilernender Kinder denen von Schulkindern deutlich überlegen sind, hat man sich darauf verlegt, mit der Sozialisation zu argumentieren.

Freie Welt: Ja, wie ist es denn mit der Sozialisation? Brauchen Kinder denn nicht die Gruppe der Gleichaltrigen, um sich normal zu entwickeln?

Dagmar Neubronner: Das ist eines der zentralen Dogmen der derzeitigen Pädagogik, wodurch es nicht richtiger wird. Die moderne Lern- und Bindungsforschung von Neurologen, Gehirnforschern und Entwicklungspsychologen zeigt klar, dass Kinder keineswegs darauf angewiesen sind, sich viele Stunden täglich in nach Jahrgängen geordneten großen Gruppen zu bewegen. Das ist ja auch historisch erst seit ganz kurzer Zeit so. Im Gegenteil, der menschliche Bindungsinstinkt ist auf die Verhältnisse abgestimmt, wie sie in der Menschheit von Anbeginn bis vor einigen Jahrzehnten herrschten: Die Familie, die Großfamilie, die Sippe, das unmittelbare dörfliche Umfeld. In solchen altersgemischten, stabilen und eng verbundenen Gruppen lernen Kinder ganz natürlich von den Menschen, an die sie gebunden sind. Kinder haben sogar einen instinktiven Widerstand dagegen, von Menschen zu lernen, zu denen keine Bindung besteht.
In der großen Gruppe Gleichaltriger, in der Schulkinder ihre Tage verbringen, lernen die Allermeisten hauptsächlich, sich anzupassen, nicht aufzufallen oder sich rüde durchzusetzen. Das ist zwar eine Sozialisation, aber nicht die, die wir uns wünschen. Umfassende Studien im Ausland zeigen, dass Homeschooler später als Erwachsene öfter wählen gehen, sich öfter ehrenamtlich betätigen, beruflich erfolgreich sind und vor allem: Sie sind zufriedener mit ihrem Leben, und die Allermeisten möchten ihre eigenen Kinder auch wieder als Freilerner erziehen.

Freie Welt: Sie sprechen mal von Homeschooling, dann wieder vom Freilernen. Was ist der Unterschied?

Dagmar Neubronner: Streng genommen bezeichnen die beiden Begriffe ganz unterschiedliche Bildungsformen. In dem ZDF-Film 37 Grad zum Thema  sind beide Formen angedeutet. Homeschooling ist eine Art Familien-Zwergschule zu Hause, bei der die Eltern als Lehrer fungieren und den Kindern einen festen Lehrplan vorgeben.
Bei dem von unseren Söhnen praktizierten Freilernen folgen die Kinder ihren eigenen Entwicklungsimpulsen und entwickeln bzw. behalten selbst die Verantwortung für das, was sie tun wollen. Und sie wollen nicht abstrakt „lernen“, sondern handelnd leben. Wir Eltern unterstützen sie dabei in einer beratenden Funktion, sorgen für Material, geben Tipps und Anregungen, stehen für Erklärungen, Gespräche etc zur Verfügung, bieten Unternehmungen an und ermöglichen unseren Kindern den Alltag in der „realen“ Welt (auf die Schule ja nur vorbereiten soll); vertrauen aber ansonsten der „intrinsischen Lernmotivation“ unserer Kinder.
In den meisten sogenannten Homeschool-Familien wird eine Mischform aus diesen beiden Polen gelebt. Viele starten mit stark strukturiertem Homeschooling und landen nach und nach beim Freilernen, weil die Eltern merken, wie stark der Impuls, die Welt zu erforschen bei ihren Kindern natürlicherweise ist. Kinder wollen kreativ sein und sich aktiv einbringen, besonders wenn sie sich von der  Schulerfahrung, die auf viele eher lähmend wirkt, erholt haben.

Freie Welt: Wie ist denn die Situation der Homeschooler in Deutschland, und wie ist Ihre persönliche Situation?

Dagmar Neubronner: Viele Homeschool-Eltern mogeln sich ja einfach geschickt durch und leben unbehelligt mitten in Deutschland. Manche kämpfen aber auch einen verzweifelten Kampf, leben mit ihren Kindern quasi im Untergrund und werden von den Behörden regelrecht gejagt. Dabei werden diese meist sehr bildungsnahen und geordneten Familien in einer Weise behandelt, die wirklich traumatisierend wirkt – wenn plötzlich 15 Polizisten das Haus umstellen, um drei Grundschulkinder in die Schule zu zwingen, fragt man sich schon, in was für einem Land wir eigentlich leben. Wir selbst wollten in typisch deutscher Weise unbedingt eine Genehmigung haben für das, was wir tun und natürlich auch mehr Freiheit für alle erreichen. Deswegen haben wir für unsere Kinder die Genehmigung für diese Form der Bildung beantragt und, als man uns diese Genehmigung verweigerte, gegen unser Bundesland Bremen geklagt. Bisher haben wir in allen Instanzen bis hin zum Bundesverwaltungsgericht glatt verloren, und unser Anwalt  bereitet jetzt die juristische Auseinandersetzung auf EU-Ebene vor. Insofern war unsere Klage juristisch (und finanziell) ein Desaster, aber durch die Medienaufmerksamkeit, die wir (und etliche andere Homeschool-Familien) mit solchen Prozessen erhielten, ist es heute überhaupt in Deutschland bekannt, dass es diese Bildungsalternative gibt und dass wir praktisch das einzige entwickelte Land sind, wo sie (seit 1938) kriminalisiert wird.
Parallel zu unseren Prozessen wurden uns Zwangsgelder bis 7.500 € auferlegt, der Gerichtsvollzieher kam, um diese Gelder zu pfänden, man drohte mit Erzwingungshaft, sperrte uns sämtliche Konten (für uns als Selbstständige besonders schlimm) und legte uns nahe, doch endlich ins Ausland zu verschwinden. Zu diesem Schritt entschlossen haben wir uns dann aber vor allem aufgrund des Damoklesschwerts eines Sorgerechtsentzugs, wie er immer wieder gegen Homeschool-Eltern ausgesprochen und vom Bundesverfassungsgericht und Ende 2007 auch vom Bundesgerichtshof ausdrücklich als angemessen legitimiert worden ist. Seit Januar 2008 leben wir überwiegend im EU-Ausland (vor allem Frankreich und Spanien, siehe auch den kürzlich ausgestrahlten ZDF-Film). Das ist für uns ein beträchtliches Opfer, denn wir möchten viel lieber ganzjährig in unserer Heimatstadt leben, wo unsere Verwandten und Freunde sind. Aber wir sind sicher, dass sich der deutsche Sonderweg nicht mehr lange halten wird.  Schade ist nur, dass derzeit so viele bildungsnahe, stabile Familien mit wunderbaren Kindern jedes Jahr Deutschland verlassen, um ihren Kindern eine Bildung in Freiheit zu ermöglichen.

Freie Welt: Traut der Staat den Eltern zuwenig zu?

Dagmar Neubronner: Die meisten Eltern trauen sich leider selbst zu wenig zu, obwohl sie ja in der Regel das Schulsystem durchlaufen haben, also nach staatlicher Logik topfit sein sollten. Auch im Grundgesetz heißt es ja eindeutig, dass den Eltern „zuvörderst“ die Sorge für die Erziehung der Kinder obliegt – und dem Staat nur ein Wächteramt. Der deutsche Staat behauptet aber einen (im Grundgesetz nicht vorgesehenen und bürgerrechtlich sehr zweifelhaften) „staatlichen Erziehungsauftrag“, Olaf Scholz (SPD) spricht sogar von der „Lufthoheit über den Kinderbetten“, die der Staat haben müsse.
Und die Begründung? Der offensichtliche Bildungserfolg beim Homeschooling wurde in vielen Studien zweifelsfrei nachgewiesen - und zwar auch und gerade für Kinder aus bildungsfernen oder Migrantenfamilien!  Angesichts der katastrophalen Bildungsergebnisse unseres Schulsystems steht  daher das Argument von der fehlenden Bildungskompetenz der Eltern nicht im Vordergrund. Stattdessen behauptet der Staat allen Ernstes, Kinder könnten im heimischen Umfeld nicht zu demokratiefähigen, toleranten Bürgern heranwachsen. Das passt zu der Diskriminierung der Lebensform Familie in vielen Medien.

Freie Welt: Kommen wir zur Familie Romeike, die jetzt gerade in den USA politisches Asyl erhalten hat, weil das US-Gericht in ihr Angehörige einer verfolgten gesellschaftlichen Gruppe sieht. Die Familie betont, streng religiös zu sein. Ist es nicht gefährlich, wenn Kinder mit einseitigen  Werten erzogen werden?

Dagmar Neubronner: Gefährlich finde ich es, wenn der Staat sich anmaßt, darüber zu befinden, was die richtigen Werte sind. Unter dem Vorwand, alle Kinder müssten viele Werte kennenlernen, damit sie Toleranz leben, wird die Möglichkeit, Werte zu vermitteln und individuell Lebensentwürfe umzusetzen, abgeschafft. Genauso wie ein holländisches Gericht befunden hat, eine Dreizehnjährige dürfe nicht allein um die Welt segeln, und zwar deswegen nicht, weil sie die Gesellschaft Gleichaltriger brauche. Was ist das für eine Anmaßung? Menschen sind doch unterschiedlich!
Gefährlich finde ich auch, wenn wir Bürger uns dafür rechtfertigen müssen, in welcher Form wir unseren Kindern Bildung ermöglichen wollen. Alle anderen entwickelten Demokratien gestehen ihren Bürgern das Recht zu, ihre Lebensform selbst zu wählen – sind Ihnen aus Österreich, Dänemark, Skandinavien, England, Irland, USA, Kanada, Südafrika, Australien, Neuseeland usw. bereits Berichte über die immer wieder durch Kriminalität auffälligen Homeschooler zu Ohren gekommen? Die gibt es nicht.

Freie Welt: Aber was ist mit den sozial schwachen Familien? Würden die nicht massenhaft ihre Kinder zu Hause behalten, wenn die Schulpflicht fallen würde? Was ist mit radikalen Moslems?

Dagmar Neubronner: Schauen Sie sich doch bei uns in Deutschland um: Die Kinder der „sozial Schwachen“ schwänzen bereits heute so massenhaft die Schule, trotz Schulzwang, dass die Behörden praktisch machtlos sind. Diese Eltern beantragen nicht die Erlaubnis, ihre Kinder selbst unterrichten zu dürfen, sondern bleiben einfach im Bett liegen. Eine Legalisierung des Hausunterrichts würde sie in keiner Weise berühren. Und religiöse Fundamentalisten, ob Moslems oder Christen, überlassen die Indoktrinierung ihrer Kinder nicht irgendwelchen einzelnen Muttis und Papis, sondern gründen weltanschaulich gebundene Schulen. Die wiederum sind vom Grundgesetz im Rahmen der Religionsfreiheit ausdrücklich vorgesehen. Nein, die Homeschoolfamilien, die ich kenne, sind Individualisten und Nonkonformisten und äußerst engagiert für das Wohl und die Bildung ihrer Kinder.

Freie Welt: Warum ist man denn dann in Deutschland so eisern?

Dagmar Neubronner: Erstens sind wir Deutschen sehr stolz darauf, die Schulpflicht erfunden zu haben, und trennen uns ungern von diesem Verdienst.
Zweitens gibt es in Deutschland, vielleicht aufgrund des Nazi-Traumas, ein generelles Misstrauen gegen die Bildungs- und Demokratiekompetenz der Bürger – man möchte alles unter Kontrolle haben, um „Parallelwelten“ vorzubeugen und sieht jede Weitergabe individueller Werte mit Misstrauen. Man will alle Kinder im demokratischen Geist erziehen und sieht nicht, dass Demokratie Vielfalt und Freiheit und das Recht auf individuelle Lösungen und Experimente braucht, wenn man nicht zerstören will, was man zu schützen vorgibt.
Drittens hängen viele Deutsche der Illusion nach, Schule könne Chancengleichheit herstellen oder gar Integration z.B. von Immigranten garantieren. In Wirklichkeit sortiert  sie Kinder nach Wohngegend und Sozialstatus, gerade in Deutschland  so erbarmungslos wie in kaum einem anderen Land. Integration geschieht dort, wo Kinder freiwillig gemeinsamen Interessen nachgehen, z.B. beim Sport oder in der Musik.
Viertens handelt es sich, glaube ich, einfach um das normale Beharrungsvermögen und die Massenträgheit einer riesigen Bürokratiemaschine, die sich einfach schwer tut mit neuartigen, noch dazu vielfältigen und individuellen Modellen. In vielen Fällen herrscht außerdem, leider nicht nur in Bildungsministerien, sondern auch bei den Richtern aller Instanzen und bei den Gesetzgebern, eine große Unwissenheit über die Möglichkeiten und Forschungsergebnisse zum freien Lernen weltweit. Diese Unwissenheit wird verschwinden, wenn in den Behörden und Gerichten ein Generationenwechsel stattgefunden hat, die meisten jungen Menschen machen ja heute spätestens im Studium Auslandserfahrungen.

Freie Welt: Was wünschen Sie sich?

Dagmar Neubronner: Ich wünsche mir, dass häuslicher Unterricht neben staatlichen und privaten Schulen als eine gleichberechtigte Bildungsform zugelassen wird. Dafür müsste in der Schulgesetzgebung der Bundesländer einfach nur ein Halbsatz eingefügt werden an den Stellen, wo jeweils definiert wird, wie die Schulpflicht erfüllt werden kann bzw. welche Ausnahmen es gibt. Denn Kindern von Eltern mit reisenden Berufen dürfen ja bereits jetzt „zu Hause“ lernen, auch deutsche Kinder, die im Ausland leben, sowie Kinder, die im deutschen Schulsystem bereits nachhaltig und hoffnungslos gescheitert sind, da gibt es besondere Fernschulen. In Österreich werden zu Hause lernende Kinder einmal jährlich überprüft und legen ganz normal als „Externe“ ihre Abschlussprüfungen ab. Andere Länder kommen ganz ohne Kontrollen aus und sind damit genauso erfolgreich.
Im Grunde würde es schon reichen, wenn Betreuungsschulen für frei lernende Kinder, wie die Clonlara-Schule in Deutschland, mit der auch wir zusammenarbeiten, als Ersatzschulen anerkannt werden.

Freie Welt: Wie wollen Sie das erreichen?

Dagmar Neubronner: Indem wir über dieses Thema aufklären. Schon jetzt steigt die Zahl der ratsuchenden Eltern beständig. Angesichts der allgemeinen Unzufriedenheit mit dem Schulsystem wird bald der Punkt kommen, wo so vielen Eltern der Kragen platzt, dass Politiker Lust bekommen, sich für Bildungsfreiheit einzusetzen. Ich glaube nicht, dass wir dieses Problem noch lange haben werden. Und dann werden auch die Schulen besser werden – weil ihnen sonst die Kinder wegbleiben.

Freie Welt: Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Mehr:

Die Freilerner - Unser Leben ohne Schule
Die Schule ist in vielen Familien das Problemthema Nr. 1. Dagmar Neubronner, Mutter der prominentesten ›Schulverweigerer‹ Deutschlands, schildert spannend und anschaulich, wie es kam, dass sie und ihr Mann trotz großer Bedenken den beiden Söhnen Moritz und Thomas
erlaubten, frei zu lernen - ohne Schule und mittlerweile ohne jeglichen Pflichtunterricht.
Wie funktioniert freies Lernen, und wie muss sich Schule verändern, damit es auch dort funktioniert?
Was können Eltern und Lehrer tun? Mit ausführlichem Anhang zu pädagogischen und juristischen Fragen.

Dipl. biol. Dagmar Neubronner hat über den Bildungsweg ihrer Kinder ein Buch geschrieben: "Die Freilerner. Unser Leben ohne Schule", Genius Verlag.

Mehr unter: Netzwerk Bildungsfreiheit

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Sandra

@Ramon Hassel
Sie glauben doch nicht, dass es diesen Eltern um die Bedürfnisse ihrer Kinder geht. Es geht um ihre eigene religiöse Lebenshaltung, die sie ohne störende Einflüsse von anders denkenden auf ihre Kinder übertragen wollen, das ist alles. Natürlich sind diese Kinder wohlerzogen und artig, sie wachsen in einer ultraautorirären Struktur auf und haben nie gelernt, dass es gut ist sich eine eigene Meinung zu bilden.
Kinder sind kein Eigentum der Eltern, Kinder sind Menschen mir Rechten und diese Rechte zu schützen, notfalls gegen den Willen der Eltern ist Aufgabe des Staates.

Gravatar: insider

Von Freiheit kann in den deutschen staatlichen Schulen überhaupt keine Rede sein. Dort wird unter dem Deckmäntelchen von freiheitlich-demokratischer Grundordnung vom ersten Tag an nach parteilpolitischen Kriterien selektiert. Es geht nicht wirklich um das Vermitteln von Werten, es geht dem System darum, zu wissen, wer das Zeug für mehr als den Hauptschulabschluss hat und da eventuell gegenzusteuern, wenn nämlich dem System die Personen nicht passen. Die Schule ist ein Hort der Weichenstellung aber nicht im Sinne des "alle haben hier gleiche Chancen", sondern wen lässt das System weiter kommen. Und da ist Homeshooling in Deutschland völlig inakzeptabel, hat doch das System keinen oder nur einen sehr geringen Einfluss auf Kinder und Eltern. Da können sich Kräfte entfalten, die man nicht beherrscht, es ist die blanke Angst einer gewissen Gruppe vor Machtverlust.

Man stelle sich nur einmal vor, dass neben dem intensiven Glauben die die Homeshooler auf die Idee kämen, ihren Kindern bewusst und gewollt und sehr intensiv die Inhalte des Grundgesetzes zu vermitteln. Dann würde doch Chaos ausbrechen, denn seit 60 Jahren wird in den Schulen bestenfalls bezüglich des Grundgesetzinhaltes sowie dessen unmittelbarer Wirkung nur Nonsens belehrt, damit ist aber sichergestellt, dass aus dem Bildungsbereich auch zukünftig keine unmittelbare Gefahr für die am Grundgesetz vorbei regierenden Parteien droht. Wenn man nicht weiß wie es wirklich geht, kann man auch keine Kontrolle derjenigen ausüben, die auf Zeit das Sachwaltermandat vom Volk übertragen bekommen haben.

Was wäre, wenn die Homeshooler anfingen, die Protokolle des parlamentarischen Rates von 1948 / 49 zu studieren, sie sind in allen Universitäten vorhanden, können aber auch über den Buchhandel in 14 Bänden bezogen werden. Diese Protokolle geben Aufschluss über Inhalt und Zweck des Grundgesetzes. Sie erklären warum die Wort in den einzelnen Artikeln so und nicht anders formuliert wurden. Sie dokumentieren einzig den Willen des Verfassungsgebers. Weder der einfache Gesetzgeber noch die vollziehende Gewalt noch die Gerichte dürfen dem jemals zu wider handeln. Wer aber diese Texte nicht kennt, kann nicht kontrollieren, ist quasi dumm und dumm sollen die Menschen jedenfalls diesbezüglich in Deutschland bis zum St. Nimmerleinstag bleiben, wird doch auf diese Weise nach Nazinachfolgesystem konserviert. Der Art. 19 GG ( in seinem vollständigen Wortlaut und seiner Bedeutung ) ist der Schlüssel gegen ein diktatorisches System. Exakt aus der Erfahrung der Weimarer Zeit sowie des Dritten Reiches sollte das Grundgesetz Sorge dafür tragen, dass Schluss ist mit diktatorischen Regierungsformen auf deutschem Boden. Wer den art. 19 GG verstanden hat und die darin verankerten Rechtsbefehle und das absolute Freiheitsgrundrecht des Justizgewährleistungsanspruches gemäß Art. 19 Abs. 4 GG kennt, hat im Zusammenwirken der übrigen Grundrechte und Rechtsbefehle alles in den Händen, um der gewollten freiheitlich-demokratischen Grundordnung zum Durchbruch zu verhelfen gegen die Bestrebungen der jetzigen herrschen Scheindemokratie.

Bis heute darf der nds. Landtag straffrei behaupten, dass das nds. Schulgesetz trotz massiver Grundrechtseingriffe nicht dem Zitiergebot des Art. 19 Abs. 1 GG genügen muss, da ja die Eingriffe in die Grundrechte dann schließlich und endlich durch die Polizei z.B. nach dessen nds. Sicherheits- und Ordnungsgesetz durchgeführt würden und das Gesetz würde ja dem Zitiergebot gemäß Art. 19 Abs. 1 GG genügen. Das Land Niedersachsen stellt mit diesem vom 14.12.2009 unter der Drucksache 16/1965 veröffentlichten Landtagsbeschluss öffentlich seine Grundgesetzfeindlichkeit unter Beweis, denn nichtsdestotrotz bleibt des nds. Schulgesetz vollständig ungültig, weil es gegen das zwingende Zitiergebot gemäß Art. 19 Abs. 1 des Grundgesetzes verstößt.

Gravatar: Ramon Hassel

Liebe Sandra,
die Kontrolle geht vom Staat aus, die Schule gibt Ort, Zeit, Inhalt und das soziale Umfeld vor. Eine freie Entwicklung geht nicht von Vorgaben der Schule und der Eltern, sondern sollte von den Bedürfnissen der Kinder ausgehen. Dieses Bedürfnis wird nun in einem Amt für alle Kinder eines Bundeslandes gleichermassen befriedigt. Individualität kann sich dabei nicht entwickeln.
Ich im Übrigen habe ich meine Kompetenzen nicht wegen der Schule, sondern trotz der Schule erworben.
Mit freundlichen Grüßen
Ramon Hassel

Gravatar: Berichtiger

"Der offensichtliche Bildungserfolg beim Homeschooling wurde in vielen Studien zweifelsfrei nachgewiesen - und zwar auch und gerade für Kinder aus bildungsfernen oder Migrantenfamilien! Angesichts der katastrophalen Bildungsergebnisse unseres Schulsystems steht daher das Argument von der fehlenden Bildungskompetenz der Eltern nicht im Vordergrund."

Bis auf den zweiten Halbsatz des ersten Satzes, den ich so nicht akzeptiere, auch wenn bildungsferne Schichten ohnehin unregelmäßig die Schule besuchen, ist dem anderen voll zuzustimmen. Es sollte aber ein Weg für Eltern sein, die selbst bildungsnah sind und das auch nachgewiesen haben. Die Konkurrenz zum staatlichen Schulsystem kann nur förderlich sein und die ideologische Indoktrination, die teilweise ein Bildungshindernis gerade in staatlichen Schulen ist, auf ein erträgliches Maß absenken.

Gravatar: Sandra

@babsi
ja, denn dort ist ein Kind unterschidlichen Einflüssen und Menschen ausgesetzt, die ihm ermöglichen sich ein eigenes Weltbild zu formen. Diese Eltern um die es hier geht wollen ihre Kinder zuhause unterrichten um genau das zu verhindern. Sie wollen die volle Kontrolle über ALLES was das Kind betrifft: sie wollen entscheiden, was ihr Kind lernt, was es von der Welt erfährt, mit wem das Kind befreundet ist, an welchem Ort sich das Kind aufhält. Das ist die totale Kontrolle. Wie kann man in diesem Zusammenhang von Menchenrechten sprechen? Ist es mein Recht, anderen Menschen die Freiheit in diesem Ausmaß zu verwehren? Ganz zu schweigen von der diskriminierenden Haltung Anderen gegenüber, die nicht die selben religiösen Ansichten wie diese Eltern vertreten, auch das wird den Kindern von klein auf eingetrichtert ohne das sie Zugang zu anderen Ansichten hätten.

Gravatar: insider

Der Insider kann nur empfehlen, sich unbedingt mit den Protokollen des parlamentarischen Rates als dem verfassungsgebenden Organ der Bundesrepublik Deutschland zu befassen. Darin steht geschrieben, was das neu zuschaffen gewesene Grundgesetz gegenüber einer vorherigen Verfassung wie der Weimarer Verfassung z.B. für den Grundrechtsträger bringen würde bzw. dass die Grundrechtsverpflichteten, nämlich Gesetzgeber, vollziehende Gewalt und Gerichte zwingend an die Buchstaben des Grundgesetzes gebunden sein würden.

Weil aber sich die Bevölkerung nicht für den Inhalt des GG interssiert hat, Meinungsfreiheit ist allen das Wichtigste, die übrigen wichtigen Artikel des GG kennen nur "Insider", hatte es das System der ewig Gestrigen nicht schwer, einfach weiter zu machen, denn die Gedanken waren und sind frei, da half das ganze Entnazifizierungsprogramm nichts. Der Insider empfiehlt sich den Film "die Wannseekonferenz" anzuschauen und den Inhalt mit den heutigen Machenschaften von Gesetzgeber, Regierung und Gerichten zu vergleichen,leider finden sich zu viele Parallelen.

Auf deutschem Boden hat bis heute keine freiheitlich-demokratische Grundordnung auf dem Boden des GG Fuß gefasst. Hätte dieses stattgefunden, würden alle Bundesbürger wissen, dass einfache Gesetze, die in Grundrechte eingreifen, dem zwingenden Zitiergebot gemäß Art. 19 Abs. 1 GG unterliegen und tun sie es nicht, sind solche Gesetze vom ersten Tag ihres Inkrafttretens ungültig !!!

Gesetze, die aus der Zeit vor dem Inkrafttreten des Grundgesetzes noch existieren, durften und dürfen nur fort gelten, wenn sie mit dem GG übereinstimmen, so steht es im Art. 123 Abs. 1 GG verbindlich für den Gesetzgeber ab dem ersten Zusammentritt des deutschen Bundestages geschrieben. Damit wäre der Schulzwang, der nicht zu verwechseln ist mit der Schulpflicht, längst vom Tisch gewesen. Die Länderverfassungen dürfen übrigens nicht gegen das GG verstoßen, tun sie es doch, sind sie in den Bereichen ungültig. Die Länder nehmen die Legitimation des Schulzwangs aus den von ihnen geschaffenen Länderverfassungen, nicht aus dem GG aus Art. 6 oder 7 GG.

Gravatar: Theo

In Deutschland werden alle Eltern immer mit dem schlimmsten was es gibt über einen Kamm geschoren. Eine handvoll Eltern die überfordert sind, da werden dann gleich alle Eltern als "schlecht" dargestellt. Jetzt sollen immer mehr kleine Kinder in den Kindergarten, führer erst mit 5, dann mit 4 nun mit 3 oder früher. Dann gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab 3 und schon glauben viele Eltern es muß mein Kind dann auch mit 3 Jahren in den Kindergarten.Es ist eine Zeit der Entwicklung in der Familie, das sagt jeder Kinderpsychologe, eine Zeit der Bindung. Hier sollten lieber die Familien gefördert werden, nicht der Entzug der Kinder aus den Familien. Wir haben es selber bei 5 Kindern erlebt. Bestehe ich auf mein Recht der Information im Bereich Sexualkunde, dann werde ich zum Teil von den Lehrern nicht verstanden oder sie fühlen sich angegriffen. Meine Meinung wollen die gar nicht hören. In Deutschland ist eine Erziehung nach den Werten der Eltern kaum noch möglich, der Staat ist überall.

Gravatar: babsi

@Sandra:
und Sie glauben, in einer Schule in einer Zwangsgemeinschaft, in der laut Statitik Mobbing an der Tagesordnung steht, da könnte freie Entfaltung geschehen bzw. gelebt werden?

Gravatar: Kneller Ludwig

was will man von einem Land erwarten, in dem die Politiker die Bürger als Staatsfeind Nummer 1 betrachten?

Gravatar: Sandra

"Das Recht der Eltern, ihre Kinder zu erziehen und die eigenen Werte an sie weiterzugeben, ist ein sogenanntes Naturrecht, das heißt, es steht vor allem staatlichen Recht und existierte schon immer."
Das Recht der Eltern, das ist alles worum es hier geht. Ein Naturrecht des Menschen ist jedoch das Recht auf freie Entfaltung und diese Recht hat jeder Mensch von Geburt an schon immer gehabt. Eltern, die ihren Kindern dieses Recht verweigern sollten nicht so laut von Menschenrechten sprechen, die haben sie nämlich nicht verstanden.

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