Albrecht Prinz von Croy Journalist

"Guter Journalismus hat immer eine Chance"

Der erfahrene Wirtschaftsjournalist Albrecht Prinz von Croy (Handelsblatt, FAZ, Telebörse) sprach im Exklusiv-Interview mit FreieWelt.net über die Finanzkrise, die Zukunft des Journalismus und sein "Stilbuch für Manager":

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FreieWelt.net:  Sie sind seit Jahren in der Wirtschaftsberichterstattung tätig, unter anderem bei der FAZ und dem Handelsblatt. Außerdem haben Sie ein “Stilbuch für Manager” geschrieben.  Was ist der wichtigste Tipp, den Sie in diesem Buch geben?

 
Albrecht Prinz von Croy: Nichts geht über persönliche Bescheidenheit und Verantwortungsgefühl gegenüber der Gesellschaft. Das habe ich 2006 geschrieben, seitdem fühle ich mich ein wenig wie der ungehörte Prophet. Auch die Vernachlässigung dieser beiden Tugenden hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind.

FreieWelt.net:  Was können Manager und Journalisten voneinander lernen? 


Albrecht Prinz von Croy: "Nimm Dich nicht so wichtig"! Wir Journalisten sind nicht die vierte Gewalt, sondern hoffentlich "nur" sehr kritische Beobachter des Geschehens. Und die Manager sind keine Gottheiten, die sich zufällig auf der Erde tummeln, sondern bestenfalls kluge und umsichtige Sachwalter ihrer Eigentümer. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

FreieWelt.net:  Der Journalismus wurde durch das Internet massiv verändert.  Haben die klassischen Printmedien im Wirtschaftsbereich noch eine Zukunft und wenn ja, welche?  Wohin wird sich die Berichterstattung entwickeln?

 
Albrecht Prinz von Croy: Keine Chance fürs Totenglöckchen. Guter Journalismus hat immer eine Chance, weil der Aufklärungs- und Kommentierungsbedarf ständig steigt in dieser komplexen Thematik. Es wird Veränderungen und Konzentration geben auf dem Printmarkt und also auch im Wirtschaftsbereich. Überleben wird der, der wirklich informiert und einer freien, verantwortungsvollen, also sozialen Marktwirtschaft das Wort redet (schreibt).

FreieWelt.net:   Wie hat sich das Management von Unternehmen durch das Netz verändert?


Albrecht Prinz von Croy: Leider viel weniger als es müsste. Es gibt immer noch Manager, die lassen sich Mails oder wichtige News aus dem Netz ausdrucken. Das Netz hat vor allem die steife Hierarchie in den Unternehmen geändert, damit kommen in Deutschland viele Manager nicht klar, auch darum sind uns die Amerikaner in diesem Feld mal wieder überlegen.
 
FreieWelt.net:  Wie beurteilen Sie den Umgang der Medien mit der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise?

 
Albrecht Prinz von Croy:  Die Medien waren nicht so schlecht, wie die Politik auf der Suche nach Sündenböcken sie gerne hätte. Viele haben vor der gewaltigen Kreditkrise in Amerika lange vorher gewarnt, als es aber noch keiner wirklich wissen wollte. Medien müssen nicht über jedes Stöckchen springen, was die öffentliche Meinung ihnen hinhält. Die Wirtschaftsordnung in Deutschland ist nicht diskreditiert, auch wenn das viele jetzt gern so hätten.

Zu den Blogbeiträgen von Albrecht Prinz von Croy

Das Interview führten Beatrix Herzogin von Oldenburg und Fabian Heinzel

(Foto: Albrecht Prinz von Croy)

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