Interview mit Antje Kräuter

Frühe Fremdbetreuung schadet Kindern und Eltern

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Vor 8 Jahren hat die Dipl. Psychologin und Psychotherapeutin Antje Kräuter die Initiative Frühe Kindheit ins Leben gerufen, mit der sie und ihre Mitstreiter insbesondere für eine innige Mutter-Kind-Beziehung werben. FreieWelt.net sprach mit ihr über ihre Initiative, die Bedeutung einer sicheren Eltern-Kind-Bindung und die Gefahren der aktuellen Krippenpolitik. 

FreieWelt.net: Frau Kräuter, was zeichnet eine sichere Mutter-Kind-Bindung aus?

Antje Kräuter: Sicher gebundene Kinder wenden sich von Anfang an bei Unsicherheiten an ihre Hauptbezugsperson. Das Menschenkind kommt sehr unreif auf die Welt, sein Gehirn ist nur soweit entwickelt, dass es seine Hauptbezugsperson erkennt und ihren Schutz und ihre Nahrung (Stillen) anstrebt. Erst nach neun Monaten der Exterogestation (Schwangerschaft außen am Bauch der Mutter fortgesetzt) fängt es in der Regel an, auch mal ein Stück von ihr fort zu krabbeln. Ab diesem Zeitpunkt hält es das Band zur Mutter weiter aufrecht, indem es immer wieder ihre Nähe zum Auftanken oder später mit den Augen nach ihr sucht, um ihren Blick der Bestätigung abwartend seine Erkundungszüge in die Umwelt angstfrei fortsetzen zu können. Im späteren Leben suchen solche Menschen bei Schwierigkeiten die Nähe wichtiger Anderer und ziehen sich nicht depressiv zurück oder begehen keine aggressiven Handlungen.

FreieWelt.net: Unter welchen Voraussetzungen kann eine gute und sichere Bindung gelingen?

Antje Kräuter: Das Kleinstkind entwickelt eine sichere Bindung, wenn die Mutter von Anfang an feinfühlig die Signale ihres Kindes entschlüsselt und prompt und richtig beantwortet. Dazu gehört auch, dass sie sich nie weit vom Baby entfernt, es überall hin mit nimmt, was man am besten mit einem Tragetuch realisieren kann. Trennungen verunsichern Babies und Kleinkinder sowie auch die Praktiken des Schreien-Lassens nach der unseligen Theorie der Nazi-Ärztin Haarer, dass das Schreien die Lungen stärke. Besonders in der Nacht formen wir das Gehirn unseres Kindes in seinen basalen emotionalen Zonen in Richtung Angstfreiheit und Sicherheit, indem die stillenden Mütter unter Haut-oder Körperkontakt mit ihrem Baby das sogenannte Co-sleeping praktizieren. Durch Störungen im emotionalen Austausch und körperlichen Kontakt zwischen Mutter und Kind oder Vernachlässigung und Misshandlung - besonders durch nahestehende Bezugspersonen - entwickelt sich entweder sichere Bindung gar nicht erst oder aber wird durch Trennungen gefährdet. Denn das, was einem von den Eltern getrennten Kleinkind unter Umständen zustößt, beeinträchtigt die sichere Bindung, da das Kind in seinen allerersten Lebensjahren ja noch gar nicht sicher weiß, dass die Mutter oder der Vater davon gar keine Kenntnis haben. Von selbst werden sie es somit kaum "erzählen".

Lebensrecht auf Bindungsentwicklung

FreieWelt.net: Welche Bedeutung hat eine intensive Bindung zwischen Mutter und Kind für die Entwicklung des Kindes?

Antje Kräuter: Eine sichere Bindungsentwicklung im ersten Lebensjahr sollte eigentlich ein Lebensrecht jedes Menschen sein, denn sie liefert die Voraussetzung dafür, dass sich sein Gehirn und davon abhängig alle Stoffwechselleistungen, d.h. auch die gesamte körperliche Entwicklung, störungsarm entfalten können. Die Grundlage dafür ist ihre Angstfreiheit und davon abhängig die Stressarmut gegenüber falsch behandelten Babys und Kleinkindern. So führt schon die natürliche Geburt mit anschließendem Bonding der Mutter an das Kind zum Verlieben der Mutter in das Kind und begünstigt die Stillhormone Prolaktin und Oxytocin. Diese befinden sich im Körper von Mutter und Kind während der gesamten Stillzeit von mindestens zwei Jahren (lt. WHO-Richtlinie) und erleichtern das Bemuttern hormonell, führen zur Stressarmut bei Mutter und Kind und zu Liebe und Bindung. Auch das Tragen am Körper - zum Beispiel während der Hausarbeit - oder das Co-Sleeping erhöhen den Oxytocinspiegel und die Wohlfühlhormone (Endorphine) und senken den Stress bei beiden. Je höher v.a. sozialer Stress durch Trennungsschmerz ist, umso ungünstiger entwickelt sich das Cortisol-Profil beim Kind, was lebenslange negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat.

FreieWelt.net: Nun gibt es ja meistens nicht nur eine Mutter. Welche Rolle spielt der Vater in dieser Beziehung bzw. welche Bedeutung kommt ihm zu? Wie wichtig ist die Bindung des Kindes an den Vater?

Antje Kräuter: Der Vater hat in der heutigen Kleinfamilie eine wichtigere Funktion, da er oft leider die einzige Unterstützung für die Mutter darstellt. Ein Baby und Kleinkind kostet enorm viel Zeit für Aufmerksamkeit und liebevolle Betreuung, wobei Mütter in feinfühligeren Kulturen meist stärker durch Verwandte unterstützt werden, und das nicht nur bei Naturvölkern. Ein "Kind großzuziehen bedarf es eines ganzen Dorfes" ist ein bewährter Spruch aus Afrika. Der Vater sollte die Mutter vor allem emotional und tatkräftig im Haushalt unterstützen und abends zum Beispiel das Tragen und Spielen mit dem Baby und Kleinkind übernehmen. Die Mutter ist meist biologisch mehr ausgerichtet auf Pflege und Ernährung, der Vater zeigt in der Regel die Welt und geht auch ein wenig forscher mit dem Kind um. Beide jedoch sollten liebevoll mit dem Baby schmusen und sprechen. Ein feinfühlig interagierender Vater kann dann auch mit einer sicheren Bindung des Kindes an ihn rechnen. Diese Auswirkungen sind v.a. bei der späteren Partnerwahl und Elternschaft zu erkennen.

Bildungsfähigkeit bildet sich durch Bindung

FreieWelt.net: Unter dem Label „frühkindliche Bildung“ wird für eine möglichst frühe Betreuung der Kinder außer Haus geworben. Und immer mehr Eltern entscheiden sich auch, Ihre Kinder bereits mit einem Jahr in einer Kinderkrippe betreuen zu lassen. Welche Konsequenzen hat das für die Eltern-Kind-Bindung?

Antje Kräuter: Da sich das Bindungssystem im ersten Lebensjahr formt, müssen wir verstärkte Aufmerksamkeit auf diese Zeit richten. Eltern, die hier eine feinfühlige Bindung zum Kind entwickeln konnten, bringen es kaum über das Herz, das Kleinstkind schon so zeitig für viele Stunden außer Haus, v.a. zu fremden Personen, zu geben. Im Osten werden junge Eltern auf Grund der Krippentradition von ihren eigenen Eltern dahingehend beeinflusst, dass ihnen Krippe doch auch nicht geschadet hätte. So gehen sie den ungünstigen und schweren Weg, haben aber sicherlich kein eigenes sicheres Bindungsmuster. Insofern hat die Krippenbetreuung eben doch geschadet, erkennbar auch daran, dass die Großeltern weder bei ihren Kindern noch beim Enkelkind die Qual wahrnehmen können oder wollen. Denn auch die Eltern werden durch Trennung vom Kleinstkind in ihrer Bindungsfähigkeit zu ihm beeinträchtigt. Oft bleibt ein schlechtes Gewissen, dass dann durch Verwöhnen mit materiellen Dingen beruhigt wird. So kann eine narzisstische Störung des Kindes entstehen.

Unser Focus muss aber verstärkt auf die körperlichen Folgen gerichtet sein: auf den Einfluss des Trennungsstresses auf das gesamte Wachstum- und sonstige Hormonsystem, da in hilflosen Situationen beim Kind verstärkt Cortisol ausgeschüttet wird und sich das Stresshormonprofil ungünstig manifestiert mit all den auch körperlich nachteiligen Folgen. Ein kleines Kind ist ohne eine ausreichend sichere Bindungsperson völlig überflutet mit Angst und Stress, so dass es viel schlechter lernen kann. Es gibt eine bekannte und gesicherte "Binsenweisheit" in der Psychologie: Lernen ist nach dem Entwicklungspsychologen Erik Erikson nur im entspannten Feld möglich- oder anders ausgedrückt: Wenn das Bindungs(-such-)system aktiviert ist, ist das Erkundungssystem blockiert! Somit ist es fachlich absurd, von einer Bildung in dieser frühen Zeit zu sprechen, sondern die Bildungsfähigkeit bildet sich in den ersten Jahren durch Bindung und Sicherheit unter Abwesenheit von Angst und Unsicherheit heraus.

FreieWelt.net: Haben Sie eine Empfehlung, ab wann man sein Kind problemlos für mehrere Stunden am Tag außer Haus betreuen lassen kann?

Antje Kräuter: Das richtet sich immer nach dem Kind und auch nach der Bindungsstruktur. Ein Kind mit einer sicheren Bindung verkraftet eine kurzzeitige Trennung besser als die Kinder mit den unsicheren Bindungsmustern. So läuft die Politik mit dem Ansinnen, Kinder aus beeinträchtigenden Familien in die Krippen zu retten, völlig fachlich falsch. Denn gerade bei diesen Kindern wurde nachgewiesen, dass sie durch Trennung noch mehr körperlich mit einem noch ungünstigeren Cortisolprofil reagieren! Das verstärkt die negativen Einflüsse auf deren psychische und körperliche Entwicklung!

Der Beginn der Trennung mit 12 Monaten ist folgenschwer, da in dieser Zeit das Kind oft noch fremdelt. Es hat noch kein eigenes "Ich" entwickelt, kann nicht verstehen, warum die Mutter nicht bei ihm ist und fühlt sich nicht wertvoll genug, dass sie bei ihm bleibt. Es versteht nicht, wohin sie geht, wann und ob sie wiederkommen wird. Es versteht erst in einigen Jahren ein "warum". Hier können im Zusammenhang mit anderen Faktoren Selbstwertprobleme, Ängste und manchmal auch Depressionen bei später erlebten Verlusten, sogar bei Verlust des Jobs entstehen.

Ein Kind sollte selbst entscheiden können, ob es in eine Kindergarten-Spielgruppe gehen möchte. Das kann es aber erst frühestens ab der zweiten Hälfte des vierten Lebensjahres. Auch hier wäre eine Halbtagsbetreuung für einige Stunden besser als eine Ganztags-Trennung von seinen liebsten Menschen.

Das Diktat der Wirtschaft

FreieWelt.net: Fast 70% der Eltern würden ihr Kind in den ersten drei Jahren daheim betreuen, wenn sie die finanziellen Mittel dafür hätten. Was meinen Sie, warum forcieren die meisten Politiker einen intensiven Ausbau flächendeckender Ganztagsbetreuung bereits für die Kleinsten, statt diesem Wunsch gerecht zu werden?

Antje Kräuter: Manchmal ist man geneigt, fachliche Unkenntnis dafür anzunehmen, was sicher auch bei vielen Nachsprechern der Fall ist. Aber da die großen Industrien nicht schlafen und in alle Richtungen selbst forschen, hat man den schlimmen Verdacht einer großangelegten Manipulation an der Volksgesundheit. Diese würde steigenden Absatz, zum Beispiel für Psychopharmaka, garantieren.

Desweiteren hat bereits Hitler verstanden, ein ganzes Volk zu manipulieren, indem er versuchte, die Mutter-Kind- Bindung zu zerstören (Dr. Haarer: Die (deutsche) Mutter und ihr erstes Kind). Damit züchtete er bindungsunsichere und willig folgende Untertanen. Über diese Zeit - die Mutter und Kinder betreffend - sind viele Bücher erschienen (Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind; Götze: Kinder brauchen Mütter). Alle Diktaturen haben an der Mutter-Kind-Beziehung gedreht, auch die Sowjetunion und die DDR mit Wochenkrippen und Ganztagskrippen.

Heute besteht das Diktat der Wirtschaft. Medienkonzerne sind eng mit der Wirtschaft liiert (Wernicke, Bultmann: Netzwerk der Macht - Bertelsmann). Diese Machtstrukturen wollen überleben, dafür brauchen sie unselbständige und unsichere Menschen, die das konsumieren, was produziert und angeboten wird. Über einen künstlich geschaffenen sogenannten "Bildungsbereich (Frühe) Kindheit" sollen Milliarden umgesetzt werden.

Menschen, die Krippe empfehlen, können selbst eigentlich kein sicheres Bindungsmuster haben. Sichere Menschen können sich einfühlen, und auch in die Bedürfnisse eines Kindes, da man mit ihnen auch in der Kindheit einfühlsam umgegangen ist. An Entscheidungsstellen scheinen eher Menschen mit einem unsicher-vermeidenden Bindungsmuster zu sein, die ihr Leben lang "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" sind, ein empfehlenswerter Buchtitel der Psychologin Jean Liedloff.

Politiker sollten sich besser informieren

FreieWelt.net: Was sind die Ziele Ihrer Initiative im Einzelnen und mit welchen Projekten und Aktionen versuchen Sie diese zu erreichen?

Antje Kräuter: Einige von unseren Mitstreitern haben bereits mit mir 2007 angefangen, unsere wechselnden Ministerpräsidenten auf die Gefahren der Krippenpolitik in jeweils einem ausführlichen Brief hinzuweisen, die jedoch mit lapidaren Antworten der jeweiligen Referenten zurück kamen: "In unseren Krippen wird gute pädagogische Arbeit geleistet". Deshalb richteten wir 2010 eine Website ein und druckten Flyer, Visitenkarten und Plakate: www.fruehe-kindheit.net.

Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Möglichkeiten der Prävention von ständig zunehmenden psychischen Störungen, von Gewalt und Süchten aufzuzeigen. Dabei möchten wir versuchen zu vermitteln, wie wichtig in diesem Zusammenhang die Einflüsse in den ersten drei bis vier Jahren für die Entwicklung eines Kindes sind.

Wie mittlerweile durch jahrelange Forschung festgestellt wurde, spielt dabei die Bindungssicherheit der Kinder eine sehr große Rolle, wodurch Ängstlichkeiten und Unsicherheiten vorgebeugt wird. Diese können der emotionalen Entwicklung und der Intelligenzentwicklung im Wege stehen sowie die gesundheitliche Entwicklung gefährden.

Wir möchten deshalb aufzeigen, wie es möglich ist, dass jedes neu geborene Kind von Schwangerschaft und Geburt an während der ersten drei bis vier Jahre ein solches "sicheres Bindungsmuster", wie es die Fachsprache ausdrückt, ausbildet.

Wir nehmen an verschiedenen familiennahen Events teil, halten Vorträge und werden zu workshops eingeladen. Ich sprach auch 2010 im Sächsischen Landtag zur Krippenpolitik.

FreieWelt.net: Welche Resonanz erfahren Sie mit Ihrer Arbeit?

Antje Kräuter: Sehr gute Resonanz erfährt unsere Website! Außerdem haben wir im Frühjahr dieses Jahres als Initiative eine eigene ganztägige Fortbildung für 150 Fachleute im interdisziplinären Bereich "Frühe Kindheit" mit einigen namhaften Referenten organisiert und einen großen Zulauf bekommen.

FreieWelt.net: Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit von der Politik?

Antje Kräuter: Dass sie sich endlich auf ihre ureigenste Aufgabe besinnt: Nämlich für die Menschenrechte und nicht für Wirtschaftsinteressen einzutreten, wenn es um die Gesundheit unserer Kinder geht. Vielleicht sollte man eine Ausbildung für Abgeordnete organisieren, damit diese lernen, wen sie im Bedarfsfall fachlich fragen sollten, sei es um etwas über wissenschaftliche Methoden zu lernen, um Studienergebnisse bewerten zu können, die ansonsten kritiklos von ihnen übernommen werden, wie z.B. die fragwürdige Interpretation der Bertelsmann-Studie über Krippe und späteren Gymnasiumsbesuch, die auf der Seite des Familiennetzwerkes wissenschaftlich klar gestellt wurde.

Wenn man etwas über psychische Auswirkungen durch Mu-Kind-Trennungen erfahren will, muss man übrigens Bindungsforscher und nicht drei Wirtschaftsinstitute, die uns Steuerzahlern 13 Mio. gekostet haben, fragen!

Oder Abgeordnete informieren sich einfach auf unserer übersichtlichen Seite ("frühe Kindheit" ist bei google an erster Stelle!), z.B. über die komplexen Bindungsfaktoren. Und dort gibt es auch viele Buchempfehlungen!

FreieWelt.net: Vielen Dank für das Gespräch!

 

     

  • Dipl. Psychol. Antje Kräuter
  • Psychol. Psychotherapeutin
  • Elternberaterin von 0 bis 3
  • Stillberaterin AFS
  • www.fruehe-kindheit.net
  •  

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: ankra

An Anne und Nora.

bitte mal auf die website der Initiative Frühe Kindheit -
www.frühe-kindheit.net -
schauen. Dort unter "Inhalte" und dort unter "Betreuung" gehen. Und dort einmal Studienergebnisse lesen, z.B. von Dr. Böhm.
Auch auf die homepage von Dr. Böhm kann man gehen und auf weitere Links der genannten webisite Frühe Kindheit .net

Kinder können entwicklungspsychologisch erst ab einem Alter von 3 1/2 kooperativ miteinander spielen. Vorher brauchen sie Erwachsene oder größere Kinder (siehe Renz-Polster), von denen sie lernen können und die mit ihnen fürsorglich sein können.
Gleichaltrige sind unter diesem Alter noch Konkurrenten und schlagen oder beißen sich manchmal in Krippen, weil meistens der Betreuungsschlüssel nicht stimmt: 3 Kinder von 1 - 2 Jahren pro Erzieherin (wissenschaftl. Schlüssel) wird in fast keiner Krippe realisiert! Manchmal , wenn auch sehr selten, passieren schlimme Dinge, die man nicht hätte, wenn man als liebevolle Mutter sein kostbarstes Gut nicht in f r e m d e Hände gegeben hätte.

Wir sollten uns als Mütter nicht zur Verfügung stellen, um den Arbeitsmarkt nach Job suchender Menschen zu vergrößern und damit die Löhne unserer Männer und auch unsere eigenen zu drücken! Wir sollten kämpfen für längeres und höheres Erziehungsgeld , für die Unterstützung lang stillender Mütter und für ein höheres Betreuungsgeld. Die Krippenplätze kosten 1000,- € im Monat- das wäre eine sinnvolle Investition in körperlich-psychische Gesundheit der künftigen Familien, wenn das die Mütter bekämen! Wenn weniger Leute Arbeit suchen, dann müssen die Firmen auch höhere Löhne zahlen! Auch für die Rente muss man in Zeiten der Kinderbetreuung auch Punkte sammeln können!
Wirtschaftsbosse hören dies alles nicht so gern und beieinflussen die Politik.

Gravatar: Nicole Ebel

Ich muss mich Dir einfach mal anschließen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Kinder sich besser entwickeln, die über 3Jahre nur von der Mutter betreut werden. Mein Kind entwickelt sich so, wie ich es in das Leben führe. Und das klappt ganz gut, wenn man sich in den ersten Lebensjahren damit auseinandersetzt. Da spielt eine Fremdbetreuung keine Rolle, sondern wie ich es dem Kind zeige, dass ich zur Arbeit gehe oder mal den Müll kurz weg schaffe und allgemein mit der Welt vertraut mache. In meinen Augen entwickelt sich sonst kein selbstbewusstes Wesen. Meine Kinder sind einfach gern unter anderen Kindern und die Krippe ist doch eine tolle Lösung.

Gravatar: Anne

Die analytisch-pessimistische Sichtweise teile ich nicht. Es ist traurig genug, wenn ein Kind in die Krippe gegeben wird. Als Erwachsene dann von Psychologen pauschal als irgendwie psychisch gestört in Schubladen gesteckt zu werden und auch noch geringere Lebenserwartung prognostiziert zu bekommen wird seine Wirkung nicht verfehlen. Mit solchen Diagnosen entstehen Patienten und Patienten brauchen Therapie.
Psychotheorien haben mit der Lebenswirklichkeit meist nichts zu tun.

Politische Forderungen, möglichst flächendeckend Krippen zu bauen, die natürlich dann auch belegt werden müssen, ist Unsinn!!
Sollte eine Mutter dennoch einen Platz für ihr Kind brauchen, nicht alle sind dem Selbstverwirklichungswahn verfallen, dann sollte ihr seitens der Tiefenpsychologie, die sich hauptsächlich an Defiziten orientiert, (wer sucht der findet. Immer!) nicht auch noch ein schlechtes Gewissen eingeredet werden, das hat sie i.d.R. auch ohne solche Einflüsterungen. Und ihr Kind sollte nicht von vornherein (psychisch) krank geschrieben werden, auch noch lebenslänglich.

Ich kenne einige Krippenkinder, die in katholischer Einrichtung untergebracht waren, da die Eltern mit Feldarbeit gefordert waren und die Kinder der Hitze und Unbeständigkeit des Wetters ausgesetzt gewesen wären. Die "Lufthoheit über die Kinderbetten" war jedenfalls nicht das Motiv sondern echte Not. Von einigen der ehemaligen Krippenkinder kann ich den Weg, den sie gehen ein wenig mitverfolgen. Es sind ganz normale Erwachsene, psychische Störungen kann ich nicht bestätigen.

Zu 'Anstieg psychischer Erkrankungen':
je mehr Psychologen, je mehr (angeblich) psychisch Kranke. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Gravatar: Nora N.

Hallo,
Also mich hat der Artikel an manchen Stellen ziemlich aufgeregt!
Ich bin ein Kind der DDR und habe heute einen einjährigen Sohn.
Ja, ich bin schon selbst drauf gekommen, dass die lange Fremdbetreuung mir nicht gut getan hat. ABER: deshalb pauschal zu sagen, Fremdbetreung schade Eltern und Kind, finde ich irreführend!
Für meinen Sohn bemühe ich mich sehr um einen bindungsorientierten Erziehungsstil (weil das hier gerade erwähnt wurde: "Mit Kindern wachsen" gehört regelmäßig zu meiner Literatur). Die Früchte unserer Bemühungen: Ein in sich ruhendes Kind, dass vertrauensvoll und neugierig die Welt für sich erobert.
Wenn er 15 Monate alt ist, wird er in die Krippengruppe einer Kita gehen.
Hier wird von Qualen gesprochen. Wo steht, dass es eine Qual sein muss?!
Eine behutsame und liebevolle Eingewöhnung ohne Zeitdruck vorausgesetzt, bin ich davon überzeugt, dass es ihm und mir gut tun wird. Er liebt es, Kinder um sich zu haben und nach der Lektüre der Überlegungen der Herrn Renz -Polster wurde mir auch nochmal deutlich: Das haben wir Menschen Millionen Jahre gemacht: Kinder durften unter Kindern aufwachsen, durften voneinander lernen und miteinander die Welt entdecken. Wie doof sind wir denn, uns zu Hause einzusperren und IMMER alles allein mit unseren Kindern zu machen?! Das Remmidemmi, das eine Kindergruppe verursacht, kann ich meinem Kind doch überhaupt nicht bieten. Er LIEBT es, Kinder um sich zu haben. Und einmal in der Woche 90 Minuten Krabbelgruppe reichen in meinen Augen nicht, seinem Bedürfnis danach gerecht zu werden. Mama ist langweilig und sagt ständig NEIN. Ich bin froh, dass er bald die Möglichkeit hat, anderen kleinen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. 3 bis 4 Stunden am Tag Spielen und Rituale. Zwei Erzieherinnen mit 10 Kindern. NICHT 10 Kinder, 1 Erzieher, 10 Stunden (DDR). Das kann und darf nicht einfach miteinader verglichen werden!

Ich habe jetzt lange gestillt und getragen und von morgens bis abends Bedürfnisse erfüllt. Jetzt brauche ich auch Pausen davon. Wirklich! Das wird meiner Familie zugute kommen, das weiß ich. Unsre Verwandten wohnen alle sehr weit weg und Leihgroßeltern waren keine zu bekommen. J. freut sich, wenn seine Babysitterin kommt und zwei, drei Stündchen mit ihm spielt. Und ich bin danach viel entspannter mit ihm. Das ist schön für uns beide.
Es ist bestimmt sinnvoll, zu vermitteln (schon vor der Geburt), was sichere Bindung bedeutet und wie Eltern daran mitwirken können. Und über Konsequenzen von Vernachlässigung und Schreienlassen aufzuklären. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Zur Entlastung der Mutter beizutragen ist sinnvoller, als überforderte Mütter hervorzubringen, die ihre Kinder ankreischen, entwerten oder sonstwie körperliche oder sellische Gewalt ausüben.
Ich selbst habe mal versucht, unter Müttern Unterstützung anzubieten, im Tausch sozusagen, aber da wo ich wohne, will jeder alleine klarkommen.

Ich finde es auch immens wichtig, zu informieren, wo viele Glaubenssätze unserer Erziehung herkommen und welche Bedeutung das für uns hat, für unsere Eltern hatte und für unsere Kinder haben wird, wenn wir Erziehungsmethoden nicht hinterfragen. (ichselbst habe hierzu "Zehn Millionen Kinder" von Erika Mann gelesen, da wurde mir ganz schön übel)

Das Engegement für Kinder und deren Bindungssicherheit finde ich gerade heute sehr wichtig. Mit den Schlussfolgerungen von Frau Kräuter bin ich allerdings nicht in allen Punkten einverstanden.

Dss Kinder früh fremdbetreut werden, wird zunehmen und lässt sich kaum noch aufhalten. Viele sind auch finanziell davon abhängig. Da ist es gut, wenn Eltern und Politiker aufgeklärt und befähigt werden, dies so zu gestalten, dass die Kinder sicher ohne ohne Schaden daraus hervorgehen.

Und zuletzt noch: Statistik-Unterricht für Politiker ist eine super Idee!

Gravatar: Anja

Leider muss ich hier Veto einlegen!!!
Ich bin sozusagen, von der ersten Minute an "Fremdbetreut" und verdammt "Weltoffen" , "Sozial", bilde sehr schnell kontakt zu anderen. Man sagt mir nach, ich würde sehr schnell den Mensch vor mir einschätzen können. Ich habe nie darunter gelitten, sondern war schon als Kind der Meinung!!!! das ich es besser hatte als die anderen Kinder! (da sieht man mal wieder, was verdammt gute Betreuung aus machen kann)
Es wäre mir doch sehr recht, wenn die Menschen aufhören würden alles über einen Kamm zu scheren.
Jeder Mensch ist Einzigartig und kommt mit seiner Umwelt anders klar. Zu behaupten es sei das Rezept schlecht hin, das Kind nur von der Mutter betreuen zu lassen, finde ich doch sehr einfältig. Ich hatte zu allen meinen Bezugspersonen eine verdamt gute Bindung und habe sie heute noch!
Und auch in der Krippe sind die Kinder fähig eine gute Bindung zu den Erziehern aufzubauen. Da könnte man jetzt höchstens behaupten, das es für manch ein Kind sogar besser ist eine gute Bindung zur Erzieherin aufzubauen, anstatt zu Hause schlecht betreut zu werden. Aber nein, das würde mir nicht im Traum einfallen, mir darüber ein Urteil zu bilden.
Wie arrogant ist es eigentlich, die eigenen Lebensweisheit und Meinung auf alle anderen übertragen zu wollen. Und zu behaupten, diese Kinder würden einfältig werden oder gar nicht sozialfähig aufgrund ihrer Betreuung?!
Ich bin der Meinung, das es viele Konzepte der Betreuung gibt und die Eltern gemeinsam entscheiden müssen/dürfen, was für ihr Kind am besten ist bzw. mit was ihr
Kind am besten klar kommt. Aus Erfahrung weiß ich, das für die einen die Krippe eine tolle Möglichkeit und für die anderen nicht. Da sollte eher überlegt werden, das es Möglichkeiten gibt, das Erzieher den Eltern sagen können, ja ihr Kind ist bereit für die Krippe oder nein, das Funktioniert bei ihrem Kind leider nicht.
Viele Grüße
Anja (2-fache Mutter und seit Sept. 2013 Erzieherin ;-) )

Gravatar: Wolfgang Henrich, Dipl.-Psych.

Liebe Frau Kräuter,

Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen! Und nicht nur das! Was und wie sie hier antworten dokumentiert Fachkompetenz und eine Menge Hintergrundwissen.
Das Buch von Frau Liedloff hat uns mit unseren drei (inzwischen erwachsenen) Kindern geholfen, auch gegen die Borniertheit unserer Umgebung unseren Kindern möglichst viel Schutz und Geborgenheit zu geben, sie immer an unserem Körper (mit Tragetuch oder easy Rider) zu tragen und ihnen zu ermöglichen, möglichst unbeschadet zu wachsen. Und das war nicht einfach, uns da auf unsere Intuition zu verlassen und nicht den gängigen Regeln zu gehorchen (statt die Kinder schreien zu lassen, „denn daran ist noch niemand gestorben“; statt sie nicht mit ins elterliche Bett zu nehmen, denn das macht sie doch nur zu Tyrannen“, etc.) aber auch die Bücher von Leboyer, Odent und Hannah Lothrop waren da hilfreich. Eine ganz besondere Erleuchtung ist mir hierbei jedoch das Buch von Sigrid Chamberlain gewesen, dass mir erst vor 3 Jahren empfohlen wurde. Dabei ist mir klar geworden, wieso damals „alle Leute“ um uns herum unsere Art, sich mit unseren Kindern zu befassen so beharrlich abgewertet haben. Sie sind alle von der Nazipropaganda die mit Frau Haarer infiltriert gewesen. Und nachdem, was ich da in dem Buch von Frau Chamberlain gelesen habe, bin ich überzeugt davon, dass wir noch harte Arbeit daran leisten müssen, um diese Nazipropaganda loszuwerden. Deshalb bin ich froh, dass sie diese Arbeit tun, auch mit Ihrer Internetseite. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg dabei.

Herzliche Grüße
Wolfgang Henrich

PS: eine andere Internetseite, die eine ähnliche Intention hat, mitfühlend mit Kindern zu sein, ist folgende: http://www.mit-kindern-wachsen.de/

Gravatar: SGoldmann

Ehrlich ??? Ich bin kriminell, psychisch krank, unfähig zu sozialen Bindungen und eine Schande für Deutschland, denn ich bin ein DDR-Krippenkind, welches mit sechs Monaten dort eingeliefert wurde. Komisch, dass ich so ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter habe, darüber werde ich mir noch mal Gedanken machen.

Dieser Beitrag ist eindeutig für die Kategorie "Mülleimer" geschrieben. Vielleicht sollte die Autorin noch mal studieren, denn wir leben im nicht mehr im Mittelalter, sondern jetzt. Mein Kind (1) geht in die Kita und das ist das Beste, was uns passieren konnte, wir sind beide glücklich und entspannt damit und lernen die Zeit, die wir miteinander haben, noch mehr wertzuschätzen.

Gravatar: bju

Erschreckender Artikel! Die Kleinkinder meiner Verwandten, Freunde und Bekannten entwickeln sich nun alle ganz schlecht, weil die Mutter sie in die Obhut einer Kinderkrippe geben. Und was ist mit den europäischen Ländern, wo die Krippe seit Jahrzehnten so selbstverständlich ist? Auch diese müssen gewarnt werden....und solche Meinungen helfen ja auch dem demografischen Wandel vor, denn dann brauchen wir uns um unsere Zukunft keine Sorgen mehr zu machen. KInder will dann keiner mehr, weil man nicht gleichzeitig arbeiten gehen und das Kind in eine "Fremdbetreuung geben darf. Oha....und ich dachte immer, ich lebe in einer "feinfühligen Kultur"....jetzt sagt die Autorin etwas anderes....immerhin der Vater darf noch etwas helfen und unterstützen im Haushalt (ich verrate jetzt nicht, dass ich meine Tochter in dem ersten Jahr umsorgt habe, weil meine Frau den besseren Job hatte und ich noch studierte. Wir haben sogar Milch abgepumopt, die ich meiner Tochter gegeben habe - und stellen sie sich vor: Sie ist gesund und macht dieses Schuljahr ihr Abitur!)
Natürlich darf auch der Blick in die Geschichte nicht fehlen - ausgerechnet die Nazi -Zeit zieht die Autorin heran. Schlimmer geht`s nimmer! Ach doch, dieses Zitat aus dem Artikel:
"Im Osten werden junge Eltern auf Grund der Krippentradition von ihren eigenen Eltern dahingehend beeinflusst, dass ihnen Krippe doch auch nicht geschadet hätte. So gehen sie den ungünstigen und schweren Weg, haben aber sicherlich kein eigenes sicheres Bindungsmuster. Insofern hat die Krippenbetreuung eben doch geschadet, erkennbar auch daran, dass die Großeltern weder bei ihren Kindern noch beim Enkelkind die Qual wahrnehmen können oder wollen. Denn auch die Eltern werden durch Trennung vom Kleinstkind in ihrer Bindungsfähigkeit zu ihm beeinträchtigt. Oft bleibt ein schlechtes Gewissen, dass dann durch Verwöhnen mit materiellen Dingen beruhigt wird. So kann eine narzisstische Störung des Kindes entstehen."
Das so etwas überhaupt abgedruckt werden darf....die im Osten freuen sich über so eine pauschale Äußerung....

Ich erspare mir irgendetwas von diesen hohlen Phrasen hier nochmals zu zitieren. Fazit: Die Kinderkrippen und andere Einrichtungen scheinen eine Erfindung der Wirtschaft zu sein, die Gedankengut aus fernen historischen schlechten Zeiten angenommen hat....wir erziehen dadurch seelenlose Monster, die vor allem im Osten zu Hause sind.

Ich kann nur hoffen ,dass sich so ein Gedankengut, wie er in diesem Artikel geäußert wird, sich nicht fortsetzt....das ist absolut altmodisches Denken, das in der heutigen Zeit mit dieser Konsequnez keinen Platz mehr hat.

Gravatar: Lisa

Schon mal daran gedacht dass es Mütter gibt die Arbeiten WOLLEN???
Die sich nicht abhängig machen möchten? Und dass es Männer gibt die zuhause bleiben wollen statt der Mutter und nicht lediglich die Unterstützung der Frau sein wollen.
Diskriminierend für Mann und Frau ist diese Auffassung die im Artikel vertreten wird.

Gravatar: Johannes Resch

Die Kinderfeindlichkeit unserer von der Wirtschaft diktierten Gesellschaftspolitik wird ausgerechnet im Elterngeldgesetz besonders deutlich. Wenn eine Mutter z. B. zwei Kleinkinder selbst betreut und deshalb zugunsten ihrer Kinder auf Erwerbstätigkeit verzichtet, erhält sie bei einem dritten Kind den Minimalbetrag an Elterngeld. Hat sie dagegen ihre Kinder ab 13. lebensmonat in eine Krippe gegeben, um wieder erwerbstätig zu sein, erhält sie bei einem dritten Kind meist ein Vielfaches an Elterngeld.

Eine stärkere Missachtung der Erziehungsleistung und damit der kindlichen Bedürfnisse ist eigentlich kaum vorstellbar. Deutschland ist heute ein ausgesprochen kinder- und familienfeindlicher Staat. Das Geburtendefizit ist sicher kein Zufall.

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