Michael Miersch Die Achse des Guten

"Die Linke hat uns verlassen" - Interview mit Michael Miersch

Der Publizist und Dokumentarfilmer Michael Miersch ist gemeinsam mit Henryk M. Broder und Dirk Maxeiner einer der Väter des Weblogs "Die Achse des Guten", der sich für Marktwirtschaft, Meinungsfreiheit, technologischen Fortschritt und Solidarität mit Israel einsetzt.  FreieWelt.net sprach mit Michael Miersch über seine publizistische Arbeit und seine Erwartungen an die Politik.

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FreieWelt.net:  Was hat Sie dazu motiviert, gemeinsam mit Henryk M. Broder und Dirk Maxeiner, das publizistische Netzwerk „Die Achse des Guten“ aufzubauen?

Michael Miersch: Maxeiner kenne ich schon ewig. Broder lernte ich 2001 kennen. Nach dem 11. September ging bei ihm, wie bei Maxeiner, mir und vielen anderen ein Riss durch den Freundeskreis. Plötzlich war man sehr allein, wenn man nicht in den „Die Amis sind selbst schuld“-Chor einstimmte. Es wurde ziemlich kalt um einen herum. Und so rückten die, denen die grassierende Amerikaverachtung zuwider war, enger zusammen.  Als wir uns näher kennen lernten, stellten wir fest, dass es Gemeinsamkeiten gab zwischen den Themen, über die wir schrieben. Zwei Dinge sind in Deutschland ganz großer Konsens von links bis konservativ: Erstens: Die Amerikaner sind schlecht oder zumindest doof, machen alles falsch und sind an allem Schuld. Zweitens: Wir stehen kurz vor dem Weltuntergang der durch Klimaerwärmung (oder wahlweise auch anderen Umweltfrevel) ausgelöst wird. Und Schuld ist der böse Mensch (allen voran natürlich die Amerikaner). Wir arbeiten uns also an den großen Konsensthemen ab – da liegt es nahe sich zusammenzutun.

FreieWelt.net:   Sie plädieren dafür, den technologischen Fortschritt nicht zu behindern und vorhandene Technologien besser zu nutzen.  Wie gefährlich ist in Ihren Augen eine fortschritts- und technologiefeindliche Politik?

Michael Miersch: Deutschland geht es sehr gut. Die meisten deutschen Industrien sind verglichen mit anderen Ländern bestens aufgestellt. Aber das ist nicht gottgegeben sondern muss immer wieder neu erarbeitet werden. Die Zukunft wartet nicht auf uns. Wenn wir aus Schlüsseltechnologien wie Grüne Gentechnik und Atomkraft aussteigen, wird dies global keinerlei Auswirkung haben. Aber wir verlieren dadurch viele kluge Köpfe ans Ausland, die wir gut gebrauchen könnten, damit Deutschland auch zukünftig eine führende Industrienation bleibt.

FreieWelt.net:  Was wünschen Sie sich von der künftigen Bundesregierung in Hinblick auf den Umgang mit Wissenschaft und Technologie?

Michael Miersch: Ein bisschen weniger Konfliktscheu. Und Orientierung an messbaren Tatsachen statt an medial aufgeblasenen Gerüchten.

FreieWelt.net:  Sie haben ursprünglich für politisch links orientierte Medien wie die „taz“ und die Zeitschrift „Natur“ gearbeitet.  Mittlerweile vertreten Sie staatsskeptische Positionen, die vor allem im liberalen und libertären Spektrum Anklang finden.  Woher kam der Sinneswandel?

Michael Miersch: Ich empfinde das nicht als Sinneswandel. Zusammen mit Maxeiner habe ich einmal ein Essay geschrieben, das hieß  „Ist die Linke noch links?“, da kamen wir zu dem Schluss, nicht wir haben die Linke verlassen, sondern die Linke hat uns verlassen. „Links“ stand früher einmal für fortschrittlich, aufgeklärt, human, demokratisch, internationalistisch, sozial und egalitär. Es steht heute für antiwestlich, beharrend, kulturrelativistisch, antiwissenschaftlich, protektionistisch, etatistisch, bürokratisch und elitär. Dass ich im Gegensatz zu früher für den Kapitalismus plädiere, liegt daran, dass ich durch Anschauung, Lektüre und insbesondere durch Reisen erkennen musste, dass eine freie Marktwirtschaft das beste Rezept gegen Armut ist. Deshalb liebe ich die Reichen immer noch nicht und bin ein „Gefühlslinker“ geblieben.

FreieWelt.net:   Welcher Aspekt der deutschen Politik bereitet Ihnen die größten Sorgen?

Michael Miersch: Die Angst davor Wahrheiten auszusprechen und die hohe Bereitschaft auf Stimmungswellen zu surfen, auch wenn es für diese Stimmungen keine guten Argumente gibt und sie lediglich auf Vorurteilen beruhen. Wenn man jetzt wieder beobachtet, wie Thilo Sarrazin zum Rechtsradikalen gestempelt wird, weil er ein paar Dinge ausgesprochen hat, die jeder weiß. Wenn man sieht, wie CSU-Politiker sich wider besseres Wissen an die anti-faktische Demagogie der Gentechnik-Gegner ranschmeißen, dann kann einem schon leicht unheimlich werden.

FreieWelt.net:  Was dürfen wir in Zukunft von Ihrer Arbeit erwarten?

Michael Miersch: Wir wollen achgut.com weiter ausbauen zu einem Blog-Magazin für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Dafür suchen wir Sponsoren, die dieses Projekt  unterstützen, damit wir der in vielen Fragen eintönigen Berichterstattung der großen Medien etwas entgegenstellen können. Ich vermute, solche Sponsoren suchen Sie auch.

 zur Internetseite "achgut.com"

Das Interview führte Fabian Heinzel

(Foto: Michael Miersch/Urheber: Dirk Maxeiner)

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