Bernd Höcker gez-abschaffen.de

Die GEZ muss weg - Interview mit Bernd Höcker

Bernd Höcker ist Journalist und Buchautor. Im Jahr 2001 gründete er die Website gez-abschaffen.de und setzt sich seitdem für die Abschaffung der GEZ und der Rundfunkgebühren ein. FreieWelt.net sprach mit Bernd Höcker über die GEZ, die "Bestands- und Entwicklungsgarantie" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und dessen "friedliche Koexistenz" mit dem Privatfernsehen.

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FreieWelt.net: Warum wollen Sie die GEZ abschaffen?

Bernd Höcker:
Obwohl ich meine Seite ja gez-abschaffen.de genannt habe, geht es mir nicht speziell um die GEZ, sondern um das System der Zwangsfinanzierung eines bestimmten Mediums. Die GEZ wird zwar von den Rundfunkanstalten auf die Bürger losgelassen und tritt damit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Sie ist aber genauso unschuldig, wie ein Kampfhund, der von seinem Herrchen dazu abgerichtet wurde, Menschen anzufallen. Schuld daran sind nicht zuletzt unsere Politiker und einige Obergerichte, welche die Rundfunkanstalten mit nahezu totalitärer Macht ausgestattet haben. Tenor: Sie dürfen fast alles und müssen fast nichts. Letztendlich heißt für mich die Devise: Die GEZ muss weg und die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten müssen auf ein gezügeltes Maß mit angemessenen demokratischen Rechten und Pflichten zurecht gestutzt werden.


FreieWelt.net: Brauchen wir nicht dringend einen gebührenfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Rundfunk, um eine von politischen und wirtschaftlichen Interessen unabhängige Berichterstattung zu gewährleisten?

Bernd Höcker:
Die Realität ist leider eine vollkommen andere. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat durch die Rundfunkgebühr und die unsägliche "Bestands- und Entwicklungsgarantie" praktisch ein unzerstörbares Monopol, mit dem er den Markt nach Lust und Laune beherrschen kann. Mitmischen tun dabei etwa Ministerpräsidenten wie Kurt Beck als Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrats und sein Stellvertreter Roland Koch. Koch hatte sich ja erst kürzlich massiv und mit Erfolg in die Personalie des ZDF-Chefredakteurs Brender eingemischt. Die hochbezahlten Moderatoren wie etwa Gottschalk und Pilawa haben mittlerweile ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen, die sich zum Teil in großangelegten Werbekampagnen wiederspiegeln oder wo sie schlicht das Werbegesicht einer Marke geworden sind. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist mittlerweile zu einem eigenen Staat im Staate mutiert und liefert den größten Propagandaapparat aller Zeiten in eigener Sache gleich mit. Die Anstalten haben Befugnisse wie eine staatliche Behörde, verdient wird aber wie in einem DAX-Unternehmen. Kontrollen gibt es wegen der "Rundfunkfreiheit" so gut wie keine. Zum Begriff der "unabhängigen Berichterstattung" möchte ich noch folgendes sagen: die gibt es gar nicht. Jeder Mensch hat seine eigene Perspektive, auch die Journalisten von ARD und ZDF. Weitgehend unabhängige Informationen kann sich der Bürger nur holen, wenn er sich in möglichst vielen unterschiedlichen Quellen informiert. Ein Monopol ist aber gegen Vielfalt.


FreieWelt.net: Würde ohne öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht überall nur noch Boulevard-Niveau geboten?

Bernd Höcker:
Im Gegenteil. Schauen Sie sich den Zeitschriftenmarkt an, dort kann man an vielen Beispielen lernen, wie ein niveauvoller Journalismus aussehen kann. Wissenschaftliche Themen werden in einschlägigen Zeitschriften umfassend und kompetent den Lesern verständlich gemacht, Politik wird einem nicht nur oberflächlich aufs Brot geschmiert, sondern es werden ausführliche Hintergründe mit dem nötigen Fachwissen vermittelt. Gehen Sie mal in eine große Buchhandlung oder in einen Zeitschriftenhandel an einem Hauptbahnhof. Die Vielfalt, die Breite und Tiefe der Themen ist geradezu berauschend. Und das sind alles Erzeugnisse der so gern verschmähten "Privaten"! Hätten wir dagegen eine zwangsfinanzierte, öffentlich-rechtliche Zeitschrift, die jeder zu abonnieren hätte, sähe es im Printbereich genauso fade aus, wie heute bei Radio und Fernsehen. Ich höre immer als Gegenargument, dass Rundfunk teurer sei, als Zeitschriften herzustellen und zu vertreiben und deswegen greife mein Argument nicht. Das ist heutzutage Quatsch. Rundfunk kann mittlerweile über das Internet zum Teil sogar kostenlos verbreitet werden, während bei Zeitschriften nach wie vor teure Druck- und Vertriebskosten vorab finanziert werden müssen. Meine Prognose: Ohne die Zwangsgebühr würden Radio und Fernsehen nach kurzer Zeit inhaltlich genauso attraktiv werden, wie heute die Zeitschriften.


FreieWelt.net: Was würde sich durch die jetzt geplante, allgemeine Haushaltsabgabe ändern?

Bernd Höcker:
War die bisherige Rundfunkgebühr bereits am Prinzip des Schutzgeldes angelehnt, so ist die Haushaltsabgabe außerdem ein zusätzliches Mittel, um besonders die einkommensschwachen Teile der Bevölkerung noch weiter von Bildung fernzuhalten. Künftig hilft auch kein Fernsehverzicht mehr: Das Geld für eine interessante Zeitschrift oder gar ein Buch ist bei dieser Gruppe dann einfach nicht mehr vorhanden! Ich glaube, dass dieser Effekt sogar erwünscht ist, um willige und "dumme" Bürger zu generieren, die nur Fußball und "Wetten dass...?" im Kopf haben und sich alles gefallen lassen. Es werden durch die Haushaltsabgabe dann wohl fast 9 Milliarden, also 9.000 Millionen Euro sein, die der Volkswirtschaft jährlich entzogen werden. Geld, das für den Erwerb anderer Medien natürlich fehlt.


FreieWelt.net: Wäre eine – heutzutage technisch problemlos machbare – Verschlüsselung öffentlich-rechtlicher Inhalte eine Lösung?

Bernd Höcker:
Ja. Jeder soll nur dafür zahlen, was er auch haben will. So funktioniert Demokratie. Und die gilt es zurück zu erobern.


FreieWelt.net: Sehen Sie noch andere Möglichkeiten für eine "friedliche Koexistenz" von privaten und öffentlich-rechtlichen Angeboten?

Bernd Höcker:
Die Öffentlich-Rechtlichen sollten sich auf Schulfunk, Telekollegs und Deutschkurse konzentrieren. Das darf dann auch gern aus Steuermitteln finanziert werden. Ansonsten gilt für Gottschalk, Schmidt und Silbereisen genau das gleiche Prinzip wie bei den Privaten: Sie müssen sich am Markt bewähren, dann klappt’s auch mit den Einnahmen auf freiwilliger Basis.

Zur Seite gez-abschaffen.de

Das Interview führte Fabian Heinzel

Foto: B. Höcker

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Markus

Warum sind denn die Privaten noch nicht auf die Idee gekommen, einen Teil des GEZ-Gebührenkuchens abzuschneiden, bzw. einzufordern? Die bringen schließlich die gleiche Leistung wie die öffentlich rechtlichen Anstalten.

Gravatar: Kritikus

Ich bin dafür, diese Zwangsgebühren sofort abzuschaffen. Grund: Das von Adenauer einst "zwangsweise" durchgeboxte 2. Fernsehprogramm ZDF, das er der deutschen Bevölkerung als Bildungs- und Kulturfernsehen (!) verkaufte, entpuppte sich schon bald als „CDU/CSU-höriger“ (Reklame) TV-Sender, der alles andere, nur nicht Kultur- und Bildung sendete. Ein gebildetes deutsches Volk würde seine Politik ja durchschauen, das wollte er natürlich nicht. Beispiel?
ZDF-Programm von heute, 07.09.2010:

10.30h Hanna - Telenovela (Dauersendung)
11.15h Reich und schön (Dauersendung)
12.35h Reich und schön (Dauersendung)
14.15 Küchenschlacht (Kochen)
15.05h Topfgeldjäger (Kochen)
16.15h Hanna (Dauersendung)
18.05h SOKO Köln (Dauersendung)
19.25h Rosenheim Cops (Dauersendung)
20.15h Rosamunde Pilcher(Dauersendung)
03.30h Rosenheim Cops (Dauersendung)

Primitiver, verdummender und blöder kann kein Privatfernsehen sein. Das ZDF gehört abgeschafft, zu-mindest nicht mehr von unseren GEZ-Geldern finanziert!!!

Gravatar: K. Kramer

Die Gebühren (Werbekosten) für Blöd-TV zahlt der Verbraucher, wenn er einkaufen geht. Bei der GEZ weiß er wenigstens, wofür er zahlt.

Warum soll ich zum Beispiel jemanden wie RTL-Michael-Schumacher alimentieren, der durch deutsche Steuerzahler groß werden konnte und jetzt in der Schweiz "arbeitet" obwohl dort keine Formel-1 Rennstrecke existiert? Jedesmal, wenn ich ein Produkt kaufe, für das Schumi wirbt, bezahle ich auch für RTL.

Gruß,
Karl

Gravatar: Markus

@ Michael:
Das Verständnis, daß eine GEZ notwendig ist oder nicht, hat nichts mit Intellekt zu tun. Mein bescheidener Verstand sagt mir: wenn ich eine Leistung in Anspruch nehmen will, muß ich dafür zahlen. Aber auch nur dann!! Sie unsterstellen den öffentlich-rechtlichen Anstalten, daß sie einen höheren Anspruch bedienen, als es bei den Privaten der Fall ist. Das kann ich bei Sendungen wie "Marienhof" oder "GZSZ" nicht nachvollziehen.
Es geht hier schlicht und einfach um den Zwang, mit dem diese Gebühren eingetrieben werden, ohne daß man zwangsweise die dafür gebotene Leistung in Anspruch nimmt.

Gravatar: Marco Winter

immer diese ungebildeten Leute

Freiheit ist eben nicht: zwischen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können.

sondern: Freiheit ist immer im Kontext zu sehen, also
Freiheit heißt zwischen Optionen zu wählen, die nur durch eine bestimmte Gesellschaft ermöglicht wird.

Also kann man nicht einfach sagen, och ich möchte gern Terrorist sein, oder in afrika: och ich möchte heute mal bitte butter statt margarine

Mal wieder nicht aufgepasst im Studium der Wirtschaftswissenschaften?
Das war doch schon im 1. Semester dran

Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit: also Verantwortungsübernahme

bsp. ein Ritter ist nur dann ein Edelmann, wenn er stets die Schwachen schützt, ansonsten bleibt er nur der Raubritter, obgleich beide sich derselben Brutalität bedienen, wenn es darum geht, Feinde auszuschalten

und genau das werfe ich den Liberalen vor. Sie sind keine Edelmänner, sondern einzig Raubritter

Gravatar: Daytrader

Zwei dieser Beiträge hier sollten vieleicht doch etwas überarbeitet werden.
Wenn man seine eigene Meinung gut begründend und sachlich darlegen kann, ist das in ordnung. Persönlich und beleidigend zu werden zeugt da eher von Schwäche und vom Unverständnis des Lebens.
Auch die Definition von Freiheit von Herrn Winter finde ich sehr weit hergeholt.
Denn: Freiheit wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt allgemein einen Zustand der Autonomie eines handelnden Subjekts.
Deshalb sollte auch eine Möglichkeit her frei zu wählen was ich mir anschaue- höre und ob ich dafür bezahlen will.

Gravatar: Marco Winter

Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit also Bolschewismus

lieber GEZ als Bohlen und Co!

Wieder typisch: Die "Freigeister" der Nation sind Egospinner, die total von nichts Ahnunh haben, keine Freunde und Weiber am Start, also Looser. Aber Ihr sogenannten Freigeistertypen seid Auslaufmodelle, weg mit euch

Geht zu Stammtischdummchen PETRA

Gravatar: Petra

Der GEZ-Bolschewismus muß beendet werden!

Gravatar: Freigeist

Besucher aus Übersee wunder sich häufig über die Qualität unseres "Öffentlich Rechtlichen Angebotes".
Komisch, nicht wahr!

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