Martin Lohmann Bundesverbandes Lebensrecht (BVL)

Dem Leben eine Chance - Interview mit Martin Lohmann

Martin Lohmann ist der neue Bundesvorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL).

Im Gespräch mit FreieWelt.net warnt der engagierte Publizist vor einer „amputierten Freiheit“ und hat konkrete Forderungen an die neue Regierung.

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FreieWelt.net: Herr Lohmann, Sie sind – nur einen Tag vor der Bundestagswahl – einstimmig in Berlin zum Bundesvorsitzenden des Bundesverbands Lebensrecht gewählt worden. Der BVL ist die Dachorganisation der zumeist christlich geprägten Lebensrechtbewegungen. War die zeitliche Nähe zur Bundestagswahl Zufall oder Absicht?

Martin Lohmann:
Es war ein glücklicher Zufall, wobei Christen wissen, dass es eigentlich keine Zufälle gibt außer den Dingen, die uns von oben zufallen. Aber diese Nähe ist doch eigentlich sehr passend. Denn wir glauben schon, dass die Fragen des Lebensschutzes und des Lebensrechtes in den kommenden vier Jahren eine wichtige und auch immer wieder zentrale Rolle spielen müssen und sollten. Es gehört ja nicht viel Fantasie dazu sich vorzustellen, dass gerade in der FDP manche eine andere Vorstellung von Freiheit haben als viele Christen. Embryonale Stammzellforschung, das sogenannte „Recht“ auf Abtreibung – das sind nur einige Stichworte, die ich nennen möchte. Hier wird es sehr darauf ankommen, genau aufzupassen, dass das unverbrüchliche und klare Recht auf Leben keinem vermeintlichen Recht auf Tötung untergeordnet wird.

FreieWelt.net: Sie fürchten also, dass der Lebensschutz mit den Liberalen eventuell schwieriger werden könnte?

Martin Lohmann:
Vielleicht. Und das wäre tragisch. Denn die Liberalen, wie Sie sie nennen, haben es mit der Freiheit zu tun. Und das aus dem Lateinischen stammende Wort „liber“, aus dem sich der Begriff „die Liberalen“ speist, verweist auf eine Bindung der Freiheit an die Verantwortung. Wo diese Verbindung mit Verantwortung nicht gesehen, nicht erkannt wird oder einfach übersehen wird, haben wir es mit einem amputierten Freiheitsbegriff zu tun. Eine amputierte Freiheit aber ist letztlich eine Gefahr für das Leben und die Unantastbarkeit des Lebensrechtes, das letztlich unteilbar ist und bleiben muss. Und wenn es um das Leben von noch nicht geborenen sehr kleinen und wachsenden Menschen geht, kommt – jedenfalls für Christen und alle, die sich der Logik des Lebens nicht verweigern – gleichsam automatisch eine ganz besondere Verantwortung in den Blick, nämlich die Verantwortung gegenüber dem Schöpfer. Mann und Frau sind zwar durch die Zeugung eines neuen Menschenlebens Mit-Schöpfer, aber sie stehen erst recht als Vater und Mutter in der Verantwortung vor Gott. Deshalb gibt es keine Freiheit zum Töten, sondern eigentlich nur die Freiheit zum Leben. Freiheit ohne Verantwortung ist keine Freiheit, sondern letztlich amputierte Freiheit. Umgekehrt ist Verantwortung ohne die Freiheit keine wirkliche Verantwortung. Die Freiheit, Vater oder Mutter zu werden, besteht vorher, nicht aber, wenn das neue Menschenleben schon da ist.

FreieWelt.net: Das heißt, Sie stellen sich auf Diskussionen ein?

Martin Lohmann:
Wir brauchen in Deutschland wesentlich mehr Aufklärung über den Wert des Lebens und seine Kostbarkeit. Es kann und darf doch nicht wahr sein, dass es offenbar immer noch Menschen gibt, die nicht wissen, welche Konsequenzen ihr Handeln hat. Nochmals: Vorher ist man frei, bestimmte „Konsequenzen“ zu vermeiden. Danach haben die „Konsequenzen“, erst recht, wenn sie sich als wachsender Mensch erweisen, ein Mitspracherecht. Auch dafür gibt es uns, die Freunde des Leben und der Unantastbarkeit der Menschenwürde. Übrigens: Im Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es unmissverständlich: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Punkt. Das gilt allumfassend.  Das gilt für alle Menschen von der Zeugung bis zum natürlichen Tod. Also: Aufklären, aufklären, aufklären!

FreieWelt.net: Was erwarten Sie denn von der neuen Regierung?

Martin Lohmann:
Ideenreichtum für mehr Bewusstsein für das Leben! Endlich echte Hilfen für Familien! Aufklären über die Schwangerschaft aus der Sicht des Kindes! Kindergeld für noch nicht geborene Kinder! Arbeitsrechtlicher Mutterschutz vom ersten Tag des Mutterseins, das ja mit der Empfängnis beginnt! Kinderbeauftragte mit Vetorecht in jedem Ministerium! Eine Lebensrechtbeauftragte oder einen Lebensrechtbeauftragten mit Sitz und Stimme in entscheidenden Gremien! Bewusstmachen und Stärken der Verantwortung von Müttern und Vätern bereits vor der Geburt! Eine wirksame Kampagne mit dem Motto „Sag Ja zum Leben!“ Gerade vom C-Teil der Bundesregierung wünsche ich mir, dass dieses Ja zum Leben deutlich hör- und sichtbarer wird.

FreieWelt.net: Jetzt haben Sie aber wohl eher geträumt, oder?

Martin Lohmann:
Ohne Träume wäre das Leben leer. Irgendwo habe ich mal gelesen, man solle seine Träume leben. Und Ideen sind dazu da, erst einmal genannt zu werden, damit sie – hoffentlich – für gut befunden werden. Vor Ideen braucht man keine Angst zu haben, vor guten Ideen sowieso nicht. Gibt es irgendjemanden, der uns diesen Mut zur Idee, diese Bereitschaft zum neuen Denken verbieten wollte? Also: Ideen für das Leben sind gefragt. Das Leben ist schließlich ein kostbares Geschenk, aus dem man viel machen kann.

FreieWelt.net: Glauben Sie denn, dass die Union und Angela Merkel dafür aufgeschlossen sind?

Martin Lohmann:
Ich hoffe es, und ich gehe fest davon aus. Frau Merkel gilt ja als nüchtern und besonnen. Und sie weiß aus ihren Zeiten als Umweltministerin, wie wichtig der Schutz und die Bewahrung der Schöpfung sind. Das Wort Umweltschutz hat einen guten Klang für viele. Das Wort Lebensschutz, bei dem es ja noch um viel mehr geht, verdient für jeden aufgeschlossenen und aufgeklärten Menschen diesen durch und durch guten Klang ebenfalls. Wer sich für das Leben einsetzt, setzt sich für Humanität und Solidarität ein. Und für eine Freiheit in Verantwortung. Damit aber für Zukunft. Es ist noch viel zu tun, damit sich immer mehr Menschen klar und verantwortungsvoll für das Leben entscheiden. Wir tun das gewaltfrei und entschieden. Das ist ein  wichtiger Dienst für andere. Ja, die C-Parteien sind dafür aufgeschlossen. Sie können es sein, sie müssten es sein. Sie haben jetzt, in einer schwarz-gelben Koalition, die Chance, dieses wertvolle Profil des C zu stärken. Der Schutz des Lebens ist schließlich den Christen in besonderer Weise anvertraut. Und das ist auch gut so!

Internetseite Bundesverbandes Lebensrecht

Foto: Prisca Lohmann

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