Freie Welt: Frau von Storch, ist die sogenannte Energiewende ein Fehler?

Beatrix von Storch: Das ist noch untertrieben. Die Lage fliegt uns jetzt um die Ohren. Trotz aller Warnungen hat die Ampel-Regierung zu Beginn des Jahres drei weitere Kernkraftwerke abgeschaltet, die Kohleproduktion soll weiter heruntergefahren werden. Dadurch ist die Abhängigkeit von russischem Erdgas noch größer geworden. Dafür werden die Stromkunden jetzt einen hohen Preis bezahlen. Dann gehen hier im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter aus. Mit Kernkraft hätte man so mache Energie-Krise überbrücken können. So ist man den Folgen der Russland-Sanktionen, den Energiepreisen und den Schwankungen auf dem Erdgas-Markt ausgeliefert.

Freie Welt: Aber haben andere europäische Staaten nicht mit ähnlichen Problemen zu kämpfen?

Beatrix von Storch: Nicht ganz. Kein anderes Land der Welt steigt gleichzeitig aus der Kernenergie und der Kohleverstromung aus. Deutschland geht hier einen Sonderweg.

Freie Welt: Und dieser Sonderweg ist gefährlich.

Beatrix von Storch: Das sehen wir jetzt: Verkehrswende, Energiekrise, Inflation, Ukraine-Krieg, Sanktionen gegen Russland, all dies potenziert das Problem. Und genau zu diesem Zeitpunkt steigt Deutschland aus der Kernenergie aus und plant den Kohleausstieg. Deutschland begeht "wirtschaftlichen Selbstmord", wie es der frühere SPD-Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sagte.  

Freie Welt: Deutschland hatte schon vor dem Ukraine-Krieg hohe Stromkosten.

Beatrix von Storch: Ja, Deutschland hatte schon vor dem Krieg die höchsten Stromkosten der ganzen Welt. Das muss man sich mal vorstellen! Das Wallstreet-Journal nannte das deutsche Vorgehen die "dümmste Energiepolitik der Welt". Das will was heißen.

Freie Welt: Interessanter Weise hat Deutschland als Übergangslösung für den Ausstieg aus Kernkraft und Kohleenergie auf die Gaskraftwerke gesetzt, weil Wind und Sonne als Energielieferanten nicht ausreichen.

Beatrix von Storch: Und nun explodieren die Gaspreise und Deutschland soll Russland sanktionieren. Da sieht man, wohin eine solche Planung führen kann.  

Freie Welt: Ursula von der Leyen hat gefordert Energie zu sparen.

Beatrix von Storch: Deutschland ist ein Industriestandort. Industrieproduktion ist energieintensiv. Wenn die Stromkosten oder allgemein die Energiekosten über ein gewisses Maß steigen, wird die Industrie ihre Produktion ins Ausland verlagern und in Deutschland Arbeitsplätze abbauen. Egal, wie man das Blatt wendet: Die Bürger bekommen die verfehlte Energiepolitik der Ampel-Regierung zu spüren.

Freie Welt: Was wollen Sie tun, um zu verhindern, dass Deutschland sich selbst in den energiepolitischen und wirtschaftlichen Ruin treibt?

Beatrix von Storch: Wir müssen ein Bewusstsein für die Problematik in der Bevölkerung schaffen. Dafür haben wir beispielsweise ein Faltblatt entwickelt, dass die Bürger über den Unsinn der grünen Energiepolitik aufklärt. Das Energie-Thema wird immer dringlicher. Wir haben keine Zeit zu verlieren.