Alexandra Maria Linder Stellvertretende Vorsitzende der "Aktion Leben für Alle" (ALfA)

"Abtreibung ist noch ein Tabuthema"

Weltweit werden jedes Jahr über 40 Millionen Kinder abgetrieben. In ihrem kürzlich erschienenen Buch „Geschäft Abtreibung“ enthüllt die Übersetzerin und Moderatorin Alexandra Maria Linder den kommerziellen Nutzen der gängigen Abtreibungspraxis. FreieWelt.Net sprach mit der dreifachen Mutter und stellvertretenden Vorsitzenden der "Aktion Leben für alle" (ALfA) über das Geschäft mit der Abtreibung, Schwangerschaftskonfliktberatung und den Einsatz der Lebensschützer.

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FreieWelt.Net: In Ihrem Mitte September erschienenen Buch „Geschäft Abtreibung“ enthüllen Sie die wirtschaftlichen Interessen an der Tötung von jährlich ca. 200.000 ungeborenen Kinder. Wer sind die Profiteure dieser Tötungspraxis?

Alexandra Maria Linder:
Die von Ihnen genannte Zahl bezieht sich auf Deutschland. Weltweit ist Abtreibung die häufigste nicht- natürliche Todesursache, jedes Jahr sterben über 40 Millionen Kinder daran.
Wer ganz offensichtlich zunächst daran verdient, sind diejenigen, die die Abtreibung vornehmen. Bei einem ungefähren Preis von 430,- Euro pro Abtreibung kann man sich den Umsatz leicht selbst ausrechnen. Aber viel mehr profitieren ganz andere Branchen davon, die man auf den ersten Blick nicht erkennt. Dazu gehören vor allem Pharmakonzerne, aber auch Firmen aus der Kosmetikbranche, daneben Transplantations-, Forschungs- oder Anti-Aging-Einrichtungen. Der Markt ist unglaublich groß und sehr unübersichtlich.

FreieWelt.Net: Wie funktioniert das „Geschäft Abtreibung“?

Alexandra Maria Linder:
Mit jeder Abtreibung ist "Material" vorhanden, das gewinnbringend verwertet werden kann. Während man in Deutschland meistens noch davon ausgehen kann, dass die toten Kinder ordnungsgemäß mit dem Klinikmüll verbrannt werden, haben sich in anderen Staaten ziemlich professionelle Verwertungsketten gebildet. Von der Abtreibung in einem Raum zur Ausschlachtung gleich nebenan. Zellen und Organe werden danach gleich an die Abnehmer geliefert. Diese Abläufe betreffen zwar auch im Ausland glücklicherweise bisher nur einen kleineren Teil der abgetriebenen Kinder, aber alles deutet auf eine immer stärkere Ausweitung dieses Geschäftes hin.


FreieWelt.Net: In welcher finanziellen Dimension bewegt sich das Geschäft mit der Abtreibung Ihren Recherchen nach?

Alexandra Maria Linder:
Bei Impfstoffen geht es immer um mindestens dreistellige Millionenbeträge. Einen Impfstoff zu entwickeln und zu testen, kostet viel Geld. Das lohnt sich für die Konzerne nur bei entsprechenden Umsatzaussichten. Ein weltweit zugelassener kombinierter Impfstoff gegen Masern-Mumps-Röteln bringt über 20 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Seit Jahrzehnten stellen Unternehmen Impfstoffe auch mit Zellen von drei abgetriebenen Kindern her. Hier geht es nicht um eine große Menge an toten Kindern, sondern um die grundsätzliche Frage der ethischen Vertretbarkeit, aus solchen Zellen Medizin herzustellen. Auch die Frage, ob die Kinder damals zu diesem Zweck getötet wurden (sie wurden es nicht); ist meiner Ansicht nach unerheblich.
Bei den Transplantationen, bei denen die Menge der Kinder dagegen eine sehr große Rolle spielt, sind wir erst am Anfang, hier wird an der Behandlung von Parkinson, Alzheimer, Rückenmarkserkrankungen oder Multipler Sklerose geforscht. Wenn man jeden Parkinson-Patienten in Deutschland behandeln wollte und man davon ausgehen muss, dass für jeden Patienten die Hirnzellen von mindestens 6 abgetriebenen Kindern benötigt werden, reichen die Abtreibungen in Deutschland rein zahlenmäßig nicht aus, um einen solchen "Markt" zu bedienen. Mit derart aufwendigen und damit teuren Behandlungen tun sich für die Interessenten neue langfristige Perspektiven im Milliardenbereich auf.
Ein großer Komplex sind pharmakologische Abtreibungs- und Verhütungsmittel (Pille und Spirale); die man wegen ihrer frühabtreibenden Wirkung auch in diesen Bereich zählen muss. Ein Beispiel: bisher etwa eine Million Anwenderinnen der RU 486, einer Abtreibungspille, in den USA brachten dem Hersteller 270 Millionen US-Dollar Umsatz.

FreieWelt.Net: Die offizielle Statistik weist einen leichten Rückgang der Abtreibungen auf. Warum mahnen Sie dennoch zu Skepsis gegenüber der Schwangerschaftskonfliktberatung und dem Erfolg des Lebensschutzes an?

Alexandra Maria Linder:
Der Rückgang liegt nicht daran, dass weniger abgetrieben wird, sondern vor allem daran, dass die Zahl der Frauen, die überhaupt schwanger werden können, in Deutschland stetig sinkt, und daran, dass es keine saubere Statistik gibt, die die weiteren etwa 80.000 Abtreibungen erfasst, was Fachleute seriös errechnet haben. Fragen Sie Frauen, warum sie abtreiben, sagt fast niemand: "Ich habe keine Lust auf das Kind." Wer so denkt, muss sich einfach damit abfinden, dass das Recht auf Leben höherwertig ist als das Recht auf Selbstbestimmung. Alle anderen Frauen möchten ihre Kinder bekommen, sagen aber, sie können sie nicht haben. Da frage ich mich dann, warum man nicht die Probleme dieser Mütter und Familien löst, damit sie ihre Kinder bekommen können – das ist doch die einzige Lösung, die die Kinder rettet, dem Willen der Frauen entspricht und damit Emanzipation im besten Sinne darstellt.

FreieWelt.Net: Der kürzlich von Lebensschützern organisierte „Der Marsch für das Leben“ in Berlin fand kaum mediale Begleitung, dafür gab es verschiedene Störversuche. Im politischen Diskurs wird das Thema möglichst vermieden. Welche Möglichkeiten sehen Sie, den Lebensschutz wieder stärker ins öffentliche Bewußtsein zu bringen?

Alexandra Maria Linder:
Abtreibung ist noch ein Tabuthema, das von der Politik und den meisten Medien gerne unter den Teppich gekehrt wird. Sonst müsste man zugeben, dass in den letzten 30 Jahren in dieser Beziehung alles schief gelaufen ist, auf Kosten von ca. 8 Millionen toten Kindern und deren Angehörigen allein bei uns.
Zu den Störversuchen ...... man hätte in Berlin einfach dabei sein müssen: wenn Sie einmal gesehen haben, mit welchem Hass diese Leute ihre Parolen schleudern, wie sie Kondome an Kreuze gehängt, Kreuze in die Spree und mir eine brennende Bibel direkt vor die Füße geworfen haben, müsste das eigentlich genügen, um auch den tiefsten Tabuschläfer zu wecken. Stellen Sie sich vor, dasselbe wäre mit Davidstern oder Koran passiert! Die Empörung wäre zu Recht weltweit gewesen – es ist bedenklich, dass man mit christlichen Symbolen offenbar ungestraft so umgehen kann. Aber das Verhalten zeigt auch, dass sich in diesen Kreisen Verzweiflung breit macht, weil sie sehen, dass ihre Zeit gerade zu Ende geht.

FreieWelt.Net: Was hat Sie dazu bewogen, sich für den Lebensschutz ungeborener Kinder stark zu machen?

Alexandra Maria Linder:
Ich wollte mich irgendwo politisch engagieren, aber nicht in der Politik (die hätte mich damals wegen meiner Staatsbürgerschaft gar nicht genommen). Anfang der 90er Jahre war an der Kölner Universität in Sachen Emanzipationsbewegung viel los. Die Unsachlichkeit, die ideologische Verlogenheit und die Aggressivität, die ich bei dieser Thematik dort immer erlebte, haben mich zum Lebensschutz gebracht. Jetzt zu sehen, dass der Tiefpunkt durchschritten ist und sich gesellschaftlich etwas tut, ermutigt zum Weitermachen.

Sie finden das Buch unter anderem hier.

Das Interview führte Kerstin Schneider

Foto: Alexander Maria Linder

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Markus.Wolf

Nun sind fast sechs Wochen verstrichen und niemand hat sich gemeldet, kein(e) Abtreibungsgegner(in) hat sich gemeldet und gefordert, ich solle ins Gefängnis.

Dieses Schweigen ist "betretenes Schweigen", auch "peinliches Schweigen" genannt.

Ich kann auch daraus nur die Rückschlüsse ziehen:

1.
Das Leben beginnt ab der GEBURT.
2.
Frauen dürfen bis zur extrauterinen Überlebensfähigkeit des Fötus abtreiben.
3.
Nicht einmal das Christentum verbietet die Abtreibung ausdrücklich bzw., wenn Abtreibung eine Sünde ist, dann eine "lässliche" Sünde keine Todsünde.
4.
Bereits zu biblischen Zeiten wurde das Schwangerschaftsgewebe als "Sache" angesehen, wer abtrieb, hat im schlimmsten Fall eine "Sachbeschädigung" begangen, keinen "Mord" und sollte auch nicht hingerichtet werden.

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