Zum abertausendsten Mal: Lückenpresse

Einen Leserbrief an die FAZ zu schreiben ist verlorene Liebesmüh´. Er wird sowieso nicht veröffentlicht. Deshalb bleibt nur, mag es auch in einem vergleichsweise kleinen Rahmen sein, ständig an die journalistischen Mängel der deutschen Presse zu erinnern.

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Heute erschien ein ganzseitiger Artikel in der "FAZ" unter dem Titel: "Die eingebildete Verschwörung". Die Journalisten Gerald Braunberger, Stephan Löwenstein und Reinhard Veser zeigen ein Plakat der ungarischen Regierung mit dem "Konterfei eines lachenden George Soros" und beginnen die Legende mit dem Satz: "Anstachelung antisemitischer Empfindungen?", also mit einem Fragesatz, von dem aber in raffinierter Weise beim Leser natürlich nur das Wort "antisemitisch" übrigbleiben soll. So suggestiv geht es weiter.

Weil der Besprechungsraum der von Soros (aber "nur" zu "etwa einem Drittel") finanzierten NGO namens "Helsinki-Komitee" "klein" sei, könne hiervon kein Einfluss ausgehen, behaupten die Autoren. Dümmer geht es kaum: kleine Räume, kleiner Einfluss. Für wie dumm halten diese Journalisten ihre Leser?

Um nicht ganz einseitig zu erscheinen, wird auch etwas Kritik an Soros und seinen Spekulationsgeschäften geübt. Es wird sogar gesagt, dass er mit seinen Prognosen nicht immer recht hatte. Na so was. Ansonsten gehe es ihm, der aus den direkten Geschäften schon längst ausgestiegen sei, nur um "Rechtsstaatlichkeit". Frau Bakonyi vom "Helsinki-Komitee" beklagt, dass die ungarische Regierung auf alle, die nicht ihrer Meinung seien, "Druck ausübe." Ein Blick auf die in Ungarn veröffentlichte öffentliche Meinung zeigt, dass eine Vielfalt herrscht, die es in Deutschland zum Beispiel nicht mehr gibt. Vom "Druck", den die deutsche Regierung auf Andersdenkende ausübt, wollen wir gar nicht reden.

Drei eklatante Fehlleistungen machen den Artikel aber zu einem üblen Pamphlet.

1. Der Vorwurf des Antisemitismus wird ohne jede Begründung erhoben; das gezeigte Plakat kann nur auf Umwegen antisemitisch interpretiert werden. Dass es Leute gibt, also nicht nur Linke wie die Autoren, sondern auch Rechtsextreme, die das tun, heißt nicht, dass das Plakat antisemitisch ist, denn es muss möglich sein, einen Mann, der ohne Mandat politischen Einfluss hat, zu kritisieren, auch wenn er zufällig Jude ist. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat bei seinem kürzlichen Besuch in Budapest Ungarns Leistung im Kampf gegen Antisemisitismus ausdrücklich gelobt. Davon schreiben die Autoren nichts.

2. Im Untertitel schreiben die Autoren: "Er [Viktor Orbán] wirft ihm [Soros] vor, Millionen von Migranten nach Europa umsiedeln zu wollen, um Profit zu machen. Wie kommt Orbán bloß darauf?" Im ganzen Artikel sucht man vergebens nach der nur zu offenkundigen Antwort, nämlich dem Statement von George Soros selbst. Es ist in der "Welt" nachzulesen und heißt "Soros-Plan". Soros hat diesen Plan später modifiziert, aber im Grunde bleibt es dabei: Millionen von Migranten nach Europa umzusiedeln. Alle Punkte sind offizielle Politik der EU geworden. Und da fragen die Autoren: "Wie kommt Orbán bloß darauf?" Ja, wie bloß?

3. Eine Verschwörungstheorie ("Soros als Strippenzieher") ist immer schlecht. Sogar die "Weisen von Zion" werden von den Autoren als Vergleich bemüht, um die Absurdität der Vorwürfe gegen Soros zu zeigen. Das ist natürlich auch nur suggestive Rhetorik. Es wäre ihre Pflicht, solchen Theorien harte Fakten entgegenzusetzen. Es gibt harte Fakten. Was macht Soros zum Beispiel auf einem EU-Gipfel bei dem EU-Kommissionspräsidenten Junckers, der auf Nachfragen sagt, über den Inhalt des Gesprächs ließe er nichts verlauten und er empfange, wen er wolle? Da müssten Journalisten ansetzen. Warum sucht man im Artikel vergebens nach der "ESI" (European Stability Initiative), einem von Soros (teil-)finanzierten "Think tank", der sowohl die Kanzlerin Merkel als auch die EU berät, und zwar in Richtung eines kontinuierlichen Nachschubs an muslimischen Einwanderern aus Afrika und dem Orient? So versteckt sind diese Ideengeber nicht. Wenn man die "ESI" vor den Lesern verschweigt, kann man sie natürlich scheinheilig fragen, wie Orbán bloß auf so etwas Abwegiges komme, dass Soros Millionen von Migranten nach Europa umsiedeln wolle. 

Diese drei Fehlleistungen machen den Beitrag zu einem miesen propagandistischen Angriff auf eine ausländische Regierung, die im Wahlkampf steht. Aber von hier aus, wo "die Guten" leben, ist das ja erlaubt. Umgekehrt ist es verboten. Zweierlei Maß. Schlechter kann Journalismus kaum sein.

 

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Oliver Klein

...und wieder wird gemeldet, daß die Qualitätspresse, darunter Die Welt, FAZ, Spiegel, ...Die Zeit...
weniger Abonennten hat.

Die FAZ verlor wiederum 2016 8 %....
mehr muß man nicht sagen...
Gerechtigkeit kommt oft in kleinen Schritten.

Gravatar: Holger Schuir

Seitdem sich die Eigentümer der FAZ dazu verstiegen haben, die online-Plattform FAZ.net dem vormaligen "Spiegel"-Chefredakteur von Blumencron zu unterstellen, einem echten Linken, ist der freie Fall der FAZ nicht mehr aufzuhalten. Die Druckauflage kennt nur eine Richtung und an eine Kompensation über das Internet ist nicht zu denken. Wo das bald enden wird, braucht hier nicht ausgeführt zu werden.

Gravatar: Hand Meier

Danke, Sie regen sich zu Recht über die Knallchargen der FAZ auf.
Mir ist immer bewusster geworden, es gibt unter den Journalisten eine einfache Unterscheidung.
Ein kleiner Teil ist frei und schreibt in freien qualitativ guten Blogs.
Die überwiegende Mehrheit macht Auftragsarbeiten in Redaktionen, Agenturen und Medien-Anstalten.
Dabei haben diese typischen Charaktere keine normale Lebensgrundlage, sie gehören eher zu einer gesellschaftlichen Minderheit.
Zu meiner Zeit als Student, waren sie linke Aktivisten, druckten Flugblätter und wollten ihre ganz persönlichen Probleme nicht wahr haben, sie verdrängten sie mit größter Dummheit, weil sie stattdessen von ihnen zu „gesellschaftlichen Notwendigkeiten“ erklärt wurden, die man unbedingt ändern müsse!
Heute ist mir bewusster, solche Charaktere haben weder Familien, noch ein entspanntes familiäres Leben.
Sie sympathisieren mit der Hinterhältigkeit.
Sie pflegen Feindbilder, sind emotional und nicht rational.
Denn sie sind in einer Minderheit von Tricksern, Täuschern und Halunken, die eine Tarnung benutzen, sich in der medialen Branche vernetzt haben und glauben, man werde sie nicht durchschauen.

Es gehört zur Realität solcher unsympathischen Charaktere, dass sich linke, „redaktionelle Visionäre mit Charakter-losen Rendite-Machern zusammentun“, denn sie haben als „verbindende Gemeinsamkeit ihren Menschen verachtenden Charakterschaden“.

Es ist quasi „die kognititve Dissonanz“, in der die Tatsachen geleugnet werden, weil „die emotionale Destruktivität“ der permanente Zustand einer inneren Unruhe und Verrücktheit geblieben ist.
Mir scheint die gestörten Berührungen, die entgleiste Humanität ist ein Phänomen was gerade soviele Personen die sich medial präsentieren, erschreckend deutlicher Gestalt vorführen.

Orban und Netanjahu sind jedenfalls Realisten und besser drauf als ihre hinterhältigen Spesenritter.

Gravatar: ropow

„Es ist in der "Welt" nachzulesen und heißt Soros-Plan".

Eben. In der WELT und nicht in der FAZ.

„Alle Nachrichten und Informationen der F.A.Z. zum Thema George Soros“ zeigen, dass die FAZ nur so etwas wie „His Masters Voice“ ist, bei dem die für Soros unangenehmen Nachrichten systematisch ausgeblendet werden. So fehlt da nicht nur der Soros-Plan vom Oktober 2015, sondern erst recht natürlich das im August 2016 durchgesickerte Memo der International Migration Initiative (IMI) aus Soros berüchtigter „Open Society Foundation“, in dem unverblümt über die „Politische Migrationssteuerung und Durchführung“ berichtet wird:

http://soros.dcleaks.com/fview/President/2016/international-migration-initiative-governance-and-enforcement-may-12-2016/imi_governance-enforcement-prd-5.12.2016.pdf

Das neunseitige Dokument enthält Hinweise auf hochrangige Organisationen, die gefällige Migrationsforschung betreiben oder Einfluss auf die Politik ausüben - und auf die Zusammenarbeit mit der Global Policy Initiative der Columbia University (CGPI) bei der Arbeit am sogenannten Sutherland-Report, der eine globale Migrationspolitik befürwortet, bei dem nicht die Staaten sich die Migranten, sondern Migranten sich die Staaten aussuchen können sollen - genau so, wie es sich der ehemaligen Generaldirektor der Welthandelsorganisation, Aufsichtsratsvorsitzende der Investmentbank Goldman Sachs und Bilderberger Peter Sutherland vorstellt: In dem man das Gespür der Menschen für Homogenität und Unterschiede zu anderen durch Massenimmigration systematisch untergräbt.

Da weiß der Bericht auch von einem Erfolg zu berichten. Auf Seite 5 heißt es explizit: „CGPIs hinter den Kulissen betriebene Interessensvertretung auf Elitenebene durch Peter Sutherland hat sein Expertenteam in eine Position gebracht, Einfluss auf Politik und die Nachbereitung globaler Ereignisse ausüben zu können.“

Beklagt wird in diesem Memo allerdings, dass es zu diesem Zeitpunkt bei Soros Budapester Central European University noch nicht so gut lief, denn „viele der Kursteilnehmer wollen in die Politikgestaltung gehen … doch nur ein paar sind zurzeit in einer Position, die Wirkung mit sich bringt.“ Es war also tatsächlich höchste Zeit, dass Victor Orbán hier den Schalter umgelegt hat - nur in der FAZ wird man darüber nie etwas lesen.

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