Zu Identität und Differenz

Mitglieder sozialer Gruppen weisen ein Mindestmaß an Gemeinsamkeiten auf. Dies gilt für Kleingruppen wie Familie oder Verein, aber es gilt auch für die Identität der Mitglieder einer Nation. Die aufgrund der Gemeinsamkeiten gebildete Identität ermöglicht die Existenz der sozialen Gruppe.

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Und erst aufgrund der Basis von Identität ist Vielfalt überhaupt möglich. Und nicht nur das: erst weil es die Identität der Mitglieder sozialer Gruppen gibt, ist Vielfalt überhaupt denkbar. Ohne Identität keine kulturelle Vielfalt. Der Gegensatz zur nationalen Identität ist der Weltbürger ohne nationale Identität. Und ein Anklang davon findet sich in dem „Projekt der Europäischen Vereinigung“.

Werden aber mit der Vereinigung von Nationalstaaten Kriege vermieden, wie die Befürworter dieses Projektes behaupten? Allein die Beispiele von Jugoslawien und der UdSSR haben in der Vergangenheit gezeigt, daß die Verdrängung nationaler Identität in einem Staatenverbund auch über Jahrzehnte funktionieren kann, aber dann zum Zusammenbruch führen kann und unter Umständen besonders kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den auseinanderstrebenden Nationen die Folge sind. Ein EU-Staat ist deswegen kein notwendiges Friedensprojekt, es ist ein Projekt des Establishments, das ebenso abgehoben scheint wie von politischen Ehrgeizlingen vorangetriebene andere Großprojekte.

Aber die Frage von nationaler Identität und Differenz hat einen weiteren wichtigen Aspekt besonders in der Gegenwart, nämlich den der Integration von Migranten. Wenn nationale Identität insbesondere in dem nationalen Rechtssystem niedergelegt ist, so bedeutet die Integration von Migranten vor allem die Akzeptanz des Rechtssystems des neuen Staates durch die Migranten. Und es bedeutet die Anpassung der Migranten an das neue Rechtssystem, es bedeutet die Assimilation.

Der renommierte Migrationsforscher Ruud Koopmans von der Humboldt- Universität in Berlin hat die Notwendigkeit der Assimilation für muslimische Migranten in einigen Interviews betont. Dabei hat Koopmans in diesem Bereich eine reiche Forschungsexpertise. Er hat vor ca. 1,5 Jahren in einer internationalen, peer-reviewten wissenschaftlichen Zeitschrift (d.h. der Artikel wurde vor dem Erscheinen von angesehenen und unabhängigen Fachleuten begutachtet) eine Studie zur Einstellung sunnitischer, muslimischer Migranten in west- und mitteleuropäischen Staaten vorgelegt, unter anderem in Frankreich und Deutschland. Ein Hauptergebnis dieser Studie ist, daß mehr als 50% der sunnitischen Migranten den Koran über die Gesetze des jeweiligen Landes stellen, und daß diese Einstellung sich von der ersten zur zweiten Einwandergeneration kaum ändert. Dieses Ergebnis ist ein deutlicher Beleg für den Unwillen zur Integration bei einer großen Gruppe sunnitischer Muslime. Koopmans zeigt in seiner Studie aber auch, daß die Angehörigen einer kleineren Gruppe der alevitischen Muslime eher eine Haltung aufweisen, die mit der säkularen Grundhaltung der Mehrheiten in West- und Mitteleuropa verträglich ist.

Insgesamt erstaunt es mich nach solchen Ergebnissen, wenn Machtpolitiker in Deutschland, die häufig von Integration reden, aus Opportunismus nicht in der Lage sind, über die Phrase der Integration hinaus, Anforderungen zur Assimilation gegenüber den Migranten zu formulieren.

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Gravatar: karlheinz gampe

Wenn alle verschieden sind und verschiedenes wollen, herrscht Chaos. Lügen Merkel wird Deutschland und Europa zerstören. Ohne die Zuwanderer sogenannte Merkelakademiker gäbe es den Terror und sehr viel Kriminalität nicht.

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