Der Papagei
Zur Beantragung der Altersrente fehlt mir noch der Studiennachweis, den ich bei der Universität Köln angefordert habe. Es vergehen Wochen, aber die Dokumente treffen nicht ein. Mein Mann nimmt mir das lästige Telefonieren ab. Die Sachbearbeiterin im „Studierendensekretariat“ will unbedingt mich persönlich sprechen. Nachdem ich den Hörer übernommen habe, werde ich bloß gefragt, an welche Adresse die Unterlagen gehen sollen. Mein Mann erinnert mich daran, daß es besser ist, die Adresse in Düren anzugeben statt meine Salzburger Anschrift. Meine Telefonpartnerin im „Studierendensekretariat“ hört meinen Mann im Hintergrund sprechen und sagt barsch: „Schalten Sie doch den Papagei im Hintergrund aus!“ Für einen Moment verschlägt es mir die Sprache. Mein blockierter Geist bringt nur einen dümmlichen wie unpassenden Satz zustande: „Aber das ist doch mein Mann!“ – „Eben“, bellt die Stimme im Hörer, „Können Sie nicht für sich allein reden?“
Wumm, wie das sitzt! Augenblicklich steigt mir die Schamröte ins Gesicht. Offensichtlich habe ich etwas, wessen die Dame im „Studierendensekretariat“ entbehrt. Ich habe einen Mann, der mir gelegentlich hilfreich zur Seite steht. Das ist weder zeitgemäß noch gendergerecht.
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, stellt sich Mitleid ein mit dieser Frau, die so ganz ohne männlichen Beistand täglich hunderte Male das Zungenknotenwort „Studierendensekretariat“ zu sprechen hat. So etwas muß ja auf Dauer die menschliche Psyche zerrütten.
Urbi et Orbi
Ostermontag. Ich bin unterwegs auf der A 9 in Richtung Süden. Bei Nürnberg gerate ich in einen kurzen Stau, die rechte Fahrbahn ist gesperrt. Ein roter PKW liegt auf dem Dach, das Fahrzeug hat es etwa 50 Meter weit in den Wald hineinkatapultiert. Zügig geht es weiter, noch etwa vier Stunden bis ans Ziel. 15 Uhr, Nachrichtenzeit. Das erste Mal an diesem Tag schalte ich das Radio nicht aus und zwinge mich zum Zuhören. Unter anderem erfahre ich, daß Papst Franziskus in Rom die Ostermesse feierte. In seiner Predigt wies er auf die Verschwendung durch die Menschheit hin, betete für die Kranken und forderte ein Ende der Krisen und Konflikte. Das hört sich gut an. An wen er explizit diese „Forderungen“ richtete, wird nicht gesagt. Fordern gehört heute zum guten Ton, wir leben im Zeitalter der Forderungen und Rechte für alles und jedes.
Zum Abschluß der Ostermesse erteilte Papst Franziskus von der Loggia des Petersdoms aus den apostolischen Segen „Urbi et Orbi“. Die Nachrichtensprecherin sagt wörtlich: „Mehr als 150.000 Menschen haben dabei zugeschaut.“
Soso, sie haben „zugeschaut“. Die Menschen sind zu Abertausenden auf den Petersplatz geströmt, als befinde sich dort eine Freilichtbühne, von wo aus man einem Schauspieler „zuschauen“ kann, wie er auf einer Loggia „etwas macht“. Guck mal, Helga, das isser! Ja, dort hinten, auf dem Balkon, der mit dem hellen Käppi! Schau mal, jetzt breitet er die Arme! Gib mal das Fernglas. Mensch, vor mir steht so ein Langer, der verbaut mir die ganze Sicht. Haste das Foto gemacht? Ja, guck mal, ist supergeil geworden. Dieses tablet ist eine Wucht, tolle Technik.
Sie haben dem Papst „zugeschaut“. Nichts könnte den Verfall des Glaubens und der Kirche(n) anschaulicher beschreiben als diese Formulierung in den Nachrichten des Radiosenders. Übrigens, es war Bayern Zwei; und eine halbe Stunde später wartete ich vergeblich auf die Wiederholung dieses Satzes.
Kommentare zum Artikel
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Wer nicht blind durch die Welt läuft, der erkennt 'Zeitgeistiges' auch in alltäglichen Begebenheiten!
Eine gründliche Auslegung würde wohl zu weit vom Thema des Blogs abweichen. Ganz kurz jedoch: Die Verkündigung des Evangeliums (bzw. der Nähe des Himmelreichs) ist, wenn sie kompromisslos erfolgt, offenbar immer mit Konflikten verbunden. Menschen, die vorher in einer Familiengemeinschaft zusammengelebt haben, können dadurch entzweit werden, weil das Leben als Christ nicht mit der vorherigen, nichtchristlichen Lebensweise der Gemeinschaft verträglich ist. Jesus Christus hat für den Frieden innerhalb seiner Gemeinde gebetet, aber nicht für einen darüber hinausgehenden Frieden in nichtchristlichen Gemeinschaften oder gar für einen Weltfrieden, weil es so etwas ohne Gott nicht wirklich geben kann. Speziell vor der Wiederkunft Jesu Christi ist mit erheblichen Unruhen und Katastrophen zu rechnen. Die christliche Gemeinde sollte sich dadurch jedoch nicht davon abhalten lassen, für die Wiederkunft des Herrn zu beten. Nebenbei bemerkt: Die Forderung nach einem Ende der Krisen und Konflikte ist etwas anderes als Frieden stiften.
r.-k. Kirche ist auf Oberflächlichkeit getrimmt!
Zitat: "Zu Bayern 2: Sicherlich, die Nachrichtensprecherin hätte statt “zugeschaut” vielleicht besser “beigewohnt” gesagt. Oder fällt Ihnen noch etwas Besseres ein?"
Bei den r.-k. Oberpriestern geht es um den schönen Schein, da gibt es keine Substanz. Den angeblich wundertätigen Wanderprediger hat es nicht gegeben. Die Geschichten um ihn sind erfunden, sie sind nicht authentisch. Die r.-k. Kirche verliert in Deutschland massiv an Kirchgängern, 2010 gingen nur 12,6% der Mitglieder am Sonntag in die Kirche, 2012 waren es nur noch 11,8%. Die regelmäßigen Kirchgänger müssten es merken, wie es einsam um sie wird.
Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de
Guten Tag Bert .E. Wilhelm alias Luise Günther,
es ist eine bekannte Manipulationstechnik, Menschen, die die Wahrheit aussprechen höchst möglichst zu diskreditieren. Auf diese Weise wollen Sie erreichen, dass der Wahrheitsgehalt der Aussage in den Augen der Leser herabgewürdigt und deshalb nicht mehr wahrgenommen wird. Diese Technik zieht sich wie ein roter Faden durch all ihre Beiträge.
Begreifen Sie endlich, dass die das Nachdenken der Bürger nicht mehr unterdrücken können. Die Macht & Pfründe ihresgleichen sind endlich und dieses Ende ist absehbar. Solchen Genderunfug können wir uns nicht leisten.
Machen Sie mit und bereiten Ihrem Spuk ein Ende: https://www.change.org/de/Petitionen/deutsche-bundesregierung-keine-öffentliche-finanzierung-von-genderismus-an-hochschulen-und-schulen
Herr Rießler, dieses Bibelzitat ist mir, wie so vielen, unverständlich.
Wie legen Sie es aus?
Besten Dank im voraus!
@ Bert E. Wilhelm
"Wenn Sie nicht hellhöriger werden für die Aussage schlichter Erlebnisse, wird wohl erst der große Knall kommen müssen, bevor Sie merken bzw. zugeben, dass da etwas nicht stimmt.
@Luise Günther
Sie und Bert E. Wilhelm sind ja hier nun wieder als Zweiergespann unterwegs. Ist aber auch egal. Ich möchte nur meiner Verwunderung Ausdruck verleihen, dass ausgerechnet Sie vom Hineinsteigern in Unliebsames reden.
Hier nehmen sie sogar ein Wort aufs Korn, das Frau Pfeiffer-Stolz, wie Sie selbst anmerken, gar nicht benutzt hat. Offenbar ist es Ihnen so unliebsam, dass Sie es trotz Nichtvorhandenseins anbellen.
Wenn diese schlichten Erlebnisse für Sie schon "Zeitgeistiges" sind, leben Sie aber in einem sehr kleinen Schneckenhaus.
Liebe Frau Pfeiffer-Stolz,
ich mag kaum glauben, dass Ihnen bei dem unschönen Vorfall im Telefongespräch mit der Mitarbeiterin der Universität zuallererst der Gedanke kam, die Äußerung könne etwas mit "gendergerechtem" Verhalten zu tun haben. Kann einem ein solcher Einfall eventuell nur dann kommen, wenn man sich in eine Antihaltung gegen vermeintlich Unliebsames hineinsteigert?
Zu Bayern 2: Sicherlich, die Nachrichtensprecherin hätte statt "zugeschaut" vielleicht besser "beigewohnt" gesagt. Oder fällt Ihnen noch etwas Besseres ein?
Schon wieder fällt mir eine Matthäuszitat ein, wenn ich Nachrichten von der Papstkirche höre: „Denkt nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert" (Mt 10,34).