Zahlen, Zahlen, Zahlen

Die von der Bischofskonferenz herausgegebenen Zahlen über die katholische Kirche bergen keine Überraschung. Bekanntermaßen sollte man keiner Statistik trauen, wenn man sie nicht selbst gefälscht hat. Deshalb gilt auch hier, daß man die Zahlen mit Verstand und Augenmaß lesen und interpretieren sollte.

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Pünktlich wie die sprichwörtlichen Maurer legt die DBK am dritten Freitag im Juli die Zahlen für die katholische Kirche in Deutschland vor. Eine bunte Broschüre mit viel Grafik und noch mehr Prosa. So macht man das heute, die DBK ist da ganz professionell.

Und dennoch die Texte und Bilder sind für Amateure, der Profi interessiert sich nur für die nackten Zahlen. Und die warten mit ein paar Überraschungen auf. Während in den vergangenen Jahren der regelmäßige sonntägliche Meßbesuch stetig abnahm, ist hier ein leichter Zuwachs von 10,8 auf 10,9% zu verzeichnen. Na bitte, die deutschen Katholiken werden wieder fromm. Aber halt, da ist noch eine andere Zahl, die Anzahl der Katholiken in Deutschland ist von 24.170.754 auf 23.939.472 gesunken. Taschenrechner frei! Aha! Die Anzahl der regelmäßigen sonntäglichen Meßbesucher in absoluten Zahlen ist doch weiter schwindsüchtig. Der relative Anstieg erklärt sich aus der massiv gesunkenen Gesamtzahl der Katholiken, die nicht zuletzt auf eine Rekordzahl bei den Kirchenaustritten zurück geht. Es könnte tatsächlich bei progressiv sinkender Katholikenzahl auch in den kommenden zu einer relativen Zunahme der regelmäßigen sonntäglichen Meßbesucher kommen. Dabei können, wie man sieht, die absoluten Zahlen eine ganz andere Sprache sprechen.

Ausgetreten sind im vergangenen Jahr 217.716 Katholiken aus der Körperschaft öffentlichen Rechts. Sie fallen damit als Kirchensteuerzahler weg. Und an dieser Stelle kommt die nächste Überraschung. Die Kirchensteuereinnahmen sind im Jahr 2014 auf 5,7 Mrd € angestiegen. Ein Phänomen, daß sich wohl nur damit erklären läßt, daß offensichtlich nicht die Zahlungskräftigen Gutverdiener aus der Kirche austreten. Ein Phänomen, das zu denken geben sollte. Eine Kirche der Armen, der die Armen weglaufen und die immer reicher wird. Was der Papst dazu wohl sagen würde?

Noch eine weitere Zahl ist bemerkenswert. Die Anzahl der Taufen hat von 164.664 im Jahr 2013 auf 164.833 leicht zugenommen. Auch hier waren in den vergangenen Jahren sinkende Zahlen an der Tagesordnung. Es bleibt abzuwarten, ob sich der Trend fortsetzt oder ob 2015 ein Ausreißer ist.

Alle anderen Zahlen bergen im Grunde keine Überraschung. Eine Statistik ist eine Statistik. Bekanntermaßen sollte man keiner solchen trauen, wenn man sie nicht selbst gefälscht hat. Und so gilt auch hier, daß man die Zahlen mit Verstand und Augenmaß lesen und interpretieren sollte. Natürlich wird auch in der DBK versucht, ein solches Zahlenwerk gut aussehen zu lassen. Das ist nur billig und recht. Jeder, der lesen kann, wird zu seiner persönlichen Wertung kommen.

In seiner Wertung sagte Kardinal Marx in einer Pressemeldung der DBK zur Veröffentlichung des Zahlenwerkes:

„Die heute veröffentlichte Statistik zeigt, dass Kirche vielgestaltig ist und eine missionarische Kraft hat, auch wenn uns die hohe Zahl von Kirchenaustritten schmerzlich bewusst macht, dass wir Menschen mit unserer Botschaft nicht erreichen. Hinter der Zahl der Kirchenaustritte stehen persönliche Lebensentscheidungen, die wir in jedem einzelnen Fall zutiefst bedauern, aber auch als freie Entscheidung respektieren. Wir werden uns weiter bemühen, unseren Auftrag glaubwürdig so zu erfüllen, dass wir die Freude des Evangeliums verkünden können und viele Menschen in der Gemeinschaft der Kirche Heimat finden oder auch wiederfinden.

Man erkennt, daß der Schwerpunkt auf den Austritten liegt. Der sinkende sonntägliche Meßbesuch spielt keine Rolle. Darüber sollte man noch einmal reden.

Und wer nun noch nicht genug hat,  kann ja die vielen Texte und bunten Bilder in der Broschüre anschauen. Es ist so manch eine interessante Information darunter, die ein vertieftes Nachdenken lohnt. Das mit dem Amateurmodus war nur Ablenkung, damit sich meine Leser erst mal auf die nackten Zahlen konzentrieren. Füße hoch! Schmökern … nachdenken …

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Vorab: Es gibt keinen Gott

Zitat: "Während in den vergangenen Jahren der regelmäßige sonntägliche Meßbesuch stetig abnahm, ist hier ein leichter Zuwachs von 10,8 auf 10,9% zu verzeichnen."

Im langjährigen Durchschnitt geht die Zahl der r.-k. Gottesdienstbesucher unter den verbliebenen Mitgliedern stark zurück.

2014: 10,9%
2013: 10,8%
2012: 11,8%
2011:
2010: 12,6%
2009: 13,0%
2008: 13,4%
2007: 13,7%
2006: 14,0%
2005: 14,3%
2004: 14,8%
2003: 15,2%

Gerade den Rückgang der Kirchgänger sollte man in der eigenen Gemeinde merken. In den letzten Jahren sind schon viele Kirchen geschlossen worden. Gemeindezusammenlegungen sind in Deutschland an der Tagesordnung.

2004 gab es 3,8 Millionen katholische Gottesdienstbesucher, 2014 2,6 Millionen. Innerhalb von 10 Jahren haben die katholischen Gottesdienstbesucher um fast 1/3 abgenommen.

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