Wollen Eltern eine Kita-Pflicht?

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Der regierende Bürgermeister Berlins hat in einem Gastbeitrag der Berliner Zeitung am 4.9.2010 die Einführung einer allgemeinen Kita-Pflicht als Lösung der Integrations-Problematik genannt und sich damit den Aussagen des Bürgermeister des Berliner Stadtbezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD) angeschlossen, der eine Kita-Pflicht ab dem 1. Lebensjahr fordert. Wollen das alle Eltern?

Der erste Schritt zur Kita-Pflicht ist getan

„Die gebührenfreie Kita hilft, mehr Kinder aus sozial schwachen Familien an frühkindlicher Bildung teilhaben zu lassen. Das ist der erste Baustein, um zu einer allgemeinen Kita-Pflicht zu kommen. Das Erlernen der deutschen Sprache wird hier bereits sehr früh und breit gefördert.“ Mit diesen Worten ließ Wowereit keinen Zweifel daran, in welche Richtung künftig der staatliche Zugriff auf Kinder gehen solle, auch wenn er aufgrund heftiger Proteste zurückruderte und jetzt seinen Sprecher in der TAZ erklären ließ, er denke mehr an eine Art Vorschulpflicht.

Wie diese Absichten, die bisher noch Gedankenspiele zunächst für Berlin sind, mit der grundgesetzlich verankerten Erstverantwortung der Eltern für ihre Kinder in Einklang zu bringen sind, dürfte ein Geheimnis der Politiker sein, die dieses Thema auch auf dem nächsten SPD-Parteitag diskutieren wollen.

Integration als Maßstab für alle

Die Notwendigkeit, stärker auf Integration gerade der muslimischen Bevölkerung hinzuwirken und entschiedener den Erwerb der deutschen Sprache zu fordern und Maßnahmen dazu zu ergreifen, darf nicht zum Argument dafür werden, dass sich alle Eltern unter den mangelhaften Integrationsverdacht mit ihren Kindern zu stellen haben. Es gibt genügend Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen wollen und das besser können als alle staatlichen Organisationen. Wenn sie in Zukunft –wie bei der Schulpflicht– vom Staat gezwungen werden, ihre Kinder, möglichst schon ab dem 1. Lebensjahr, in staatliche Obhut zu geben, wird ihnen die Erziehung zu einem großen Teil aus der Hand genommen.

Die zahlreichen Untersuchungen darüber, wie wichtig gerade in den ersten Lebensjahren der intensive Kontakt mit den gleichen Bezugspersonen –im Idealfall Mutter und Vater– ist, kommen alle zu dem eindeutigen Ergebnis: für die gesunde Entwicklung der Kinder in den ersten Lebensjahren gibt es keinen gleichwertigen Ersatz für das Aufwachsen in der eigenen Familie.

Der oft erhobene Einwand, dass Kinder in der Kita besser aufgehoben seien als in einer nicht funktionierenden Familie, gilt nur für diejenigen, bei denen die Familie mit der Erziehung, Zuwendung und Sorge überfordert oder nicht willens ist, den Kindern die Wärme und Geborgenheit zu vermitteln, die für ihr ganzes künftiges Leben eine prägende Wirkung haben.

Politiker, die mehr als in jedem sozialistischen oder diktatorischen System Eltern eine staatlich verordnete Erziehung für ihre Kinder aufzwingen wollen, sind schlecht beraten und werden mit einem solchen Vorhaben Schiffbruch erleiden. Es werden immer mehr Bürger dagegen opponieren, wie die jüngsten Diskussionen gezeigt haben, wenn der Staat die Freiheitsrechte in unzulässiger Weise beschneidet, und das mit der Begründung, alle müssten sich nach den schwierig zu integrierenden Teilen der Bevölkerung richten. So kann in einer Demokratie Integration auf Kosten der Mehrheit nicht funktionieren.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf erziehungstrends.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Winfried Sobottka

Eine Kita-Pflicht - soll die dann auch für die Superreichen gelten? Von Thyssen-Bornemisza, von Guttenberg usw. - sie alle werden ihre Kinder ab einem Jahr in Kitas abliefern?

Wohl kaum. Eine Kita-Pflicht wird es demnach höchstens für das "Normalvolk" geben. Damit wird man vor allem eines erreichen: Dass die junge Intelligenz aus Deutschland verschwindet oder auf die Zeugung von Kindern verzichtet.

Es ist unverantwortlich, 1 jährige Kinder von den Müttern wegzureißen. Wenn es Probleme gibt, dann muss man sich um Mütter und Kinder gemeinsam kümmern.

Gravatar: pirat

welches kind will freiwillig ständig in die doofe schule gehen?

Gravatar: Friedemann

Krippen sollten wie Krankenhäuser nur in begründeten Ausnahmefällen in Anspruch genommen werden.

Gravatar: Aymilie

Das wäre doch die Lösung: Sozialarbeiter bekommen die gesetzliche Möglichkeit, in Problemfällen eine Kita-Pflicht anzuordnen!
Es entsetzt mich, dass die "Erziehungswissenschaft" sich nicht dafür stark macht, welche psychischen Auswirkungen es auf das Kind hat, wenn es zu früh aus der Symbiose mit der Mutter herausgerissen wird!
Dass damit die "Gewaltbereitschaft" in unserer Ellenbogengesellschaft regelrecht forciert wird.... Armes Deutschland!

Gravatar: Freigeist

Hätten Sie noch gefordert, dass bei prekären Familien die Sozialarbeiter die gesetzliche Möglichkeit haben sollten, eine Kita-Pflicht anzuordnen, würde Ihr Artikel inhaltlich besser dastehen.

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