Wohnen im Sommerloch

Ist man prominent und zieht mitten im Sommerloch um, wird der Umzug plötzlich zur Topmeldung. Was sonst nicht einmal eine Randnotiz wert wäre, ist dann nicht nur eine Schlagzeile sondern gleich eine Meganachricht.

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Nun zieht der emeritierte Bischof von Limburg in wenigen Wochen nach Regensburg und die Gazetten und Internetportale überschlagen sich mit Details zu Umzug, Wohnort, künftiger Wohnung, deren Kosten und dem angeblichen Ruhestandsgehalt des Jungpensionärs, der hoffentlich irgendwann eine neue Aufgabe erhalten wird.

Es war klar, daß irgendwann irgendwer den neuen Wohnort samt Adresse herausfinden wird. So geistern inzwischen auch Fotos des künftigen Wohnhauses durch die Welt. Unbeteiligte Nachbarn und Handwerker werden belästigt. Endlich mal wieder ein Skandal.

Nessie, jenes scheue Ungeheuer, deren Wohnsitz sich mit bescheidenen 56,4 km² im Vergleich zur Wohnung des emeritierten Bischofs von Limburg geradezu ärmlich ausnimmt, ließ in einer Pressemeldung andeuten, demnächst in einen der bayrischen Seen umziehen zu wollen, falls man ihr ihren angestammten Platz im Sommerloch weiterhin streitig macht. Sichtungen im Loch Ness werden in diesem Sommer jedenfalls keine mehr stattfinden, ließ das beleidigte Monster durch ihren Sprecher, einen schmallippigen unbekannten Schotten erklären.

Fakt ist:

In den ersten Septemberwochen wird der emeritierte Bischof von Limburg, Dr. Franz Peter Tebartz-van Elst nach Regensburg ziehen.

Die künftige Regensburger Wohnung wurde von der Familie Tebartz-van Elst angemietet und wird neben Bischof em. Dr. Tebartz-van Elst auch anderen Familienmitgliedern zur Verfügung stehen.

Die Wohnung hat 4 Zimmer und 180 qm. Sie liegt im 4. Stock (Dachgeschoß) eines renovierten Hauses und hat eine normale Ausstattung.

Der Mietpreis orientiert sich an der ortsüblichen Miete.

So lautet die Presseerklärung, die die Familie des emeriterten Bischofs am Sonntag abgegeben hat.

Alles, was sonst noch so an vermeintlichen Details durch die Blätter- und Internetwälder rauscht, sind Spekulationen, deren Wahrheitsgehalt nahe an Nessie herankommt. Sommerlochberichte gelangweilter Journalisten waren auch schon mal besser.

Der frührere Bischof von Limburg ist gesellschaftlich gesehen ein Privatmann, dessen Wohnverhältnisse die Öffentlichkeit nichts angehen. Die Wohnung ist nicht einmal von ihm selbst angemietet sondern von seiner Familie, die ihn dankenswerterweise nicht im Stich läßt. Ferner wird die Wohnung auch noch von anderen Familienmitgliedern genutzt, so daß die Größe der Wohnung sich vor diesem Umstand ebenfalls relativieren dürfte. Der Neidhammelberichterstattung dürfte dies keinen Abbruch tun. Das kennen wir ja schon. Jeder Mensch, der ein wenig denken kann, kann sich an fünf Fingern einer Hand abzählen, wie schwierig die Wohnungssuche gewesen sein dürfte.

Jeder Mensch mit einigermaßen Verstand und Anstand sollte zu der Ansicht kommen, daß es nun einmal zu Ende sein sollte mit der skandalisierenden Berichterstattung. Abhilfe können Protestbriefe an Redaktionen und Abokündigungen bringen. Das ist die einzige Sprache, die die ohnehin wirtschaftlich gebeutelten Zeitungshäuser noch verstehen dürften. Vernunftargumenten ist man ja in Zeiten der Boulevardisierung schon lange nicht mehr zugänglich.

Klare Ansage: Ein Skandalbericht in meiner Tageszeitung noch und das Blatt ist weg. Die zusammengeschmierte AFP- Meldung im Konjunktiv von heute war schon mehr als grenzwertig.

Beitrag erschien auch auf: katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Natürlich ist es nicht anständig, auf Kosten der Bevölkerung in Luxus zu leben. Die christlichen Kirchen beuten die Bevölkerung aus!

Letztes Jahr haben in Deutschland ungefähr 180.000 Menschen die r.-k. Kirche verlassen, die meisten von ihnen wurden als Kleinkinder gegen ihr Selbstbestimmungsrecht durch die Taufe zu "Gläubigen" gemacht, ein extrem unanständiges Verfahren der großen christlichen Kirchensteuerkirchen.

Viele Regensburger waren froh, als der r.-k. Bischof Müller noch Rom ging, warum kann Herr Tebartz-van Elst nicht in Richtung Rom verschwinden?

Gravatar: Tebartz-loyal

Anstand? Das ist offensichtlich zu viel verlangt!

Gravatar: Joachim Datko

Wir brauchen keine abgehalfterten r.-k. Bischöfe in Regensburg

Zitat: "In den ersten Septemberwochen wird der emeritierte Bischof von Limburg, Dr. Franz Peter Tebartz-van Elst nach Regensburg ziehen."

Die beiden großen Kirchensteuerkirchen haben in den ersten 6 Monaten zusammen 700 Mitglieder, mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in Regensburg, durch Kirchenaustritt verloren. Das sind ungefähr 42% mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres.

Je früher man aus der Kirchensteuerkirche austritt, desto geringer ist der finanzielle Schaden.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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