„Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“

Dieses Zitat wird Bertolt Brecht zugeschrieben, und es ging mir durch den Kopf, als ich darüber las, dass im EU-Parlament über eine Resolution abstgestimmt werden soll, die Abtreibung – trotz gegenteiliger Rechtslage in vielen EU-Staaten und anderslautender Entscheidungslage des Europäischen Gerichtshofes – als „Recht“ festschreiben soll.

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Über die Resolution sollen alle EU-Mitgliedsstaaten aufgefordert werden, „aus Erwägungen der Menschenrechte und der öffentlichen Gesundheit hochwertige Dienste im Bereich des Schwangerschaftsabbruchs legal, sicher und für alle Menschen zugänglich“ zu machen.

Nun sind die Mühlen der EU komplex und für den Normalbürger weitgehend intransparent. Das EU-Parlament kann nämlich in Fragen der Abtreibung, die Sache der Mitgliedsstaaten ist, keine bindenden Beschlüsse fassen. Dennoch wäre die Signalwirkung einer solchen Resolution nicht zu unterschätzen und würde zudem Erfolge wie die der Bürgerinitiative „Einer von uns – One of us“ beeinträchtigen, wenn man die höchstrichterliche Grundlage in Frage stellte, dass ein Mensch mit seiner vollen Würde bereits mit der Zeugung entsteht.

Als Mensch, der sich dem Lebensschutz verbunden fühlt, schockieren einen solche Berichte. Es ist kein besonderes Geheimnis, dass es viele Menschen gibt, auch in Deutschland, wo Abtreibung in der Tat verboten ist und nur unter bestimmten Voraussetzungen straffrei bleibt, es mithin auch nicht annähernd ein Recht auf Abtreibung gibt, die meinen, Abtreibungen sollten vollkommen freigegeben werden. Als Begründung steht das Selbstbestimmungsrecht der Frau im Raum, das für die Protagonisten dieser Position Vorrang haben sollte vor dem Lebensrecht des Kindes. Es wird das Geheimnis der Abtreibungslobby bleiben, warum es ein solches Vorrecht nur für Frauen geben sollte und nicht auch für Männer, die sich in ihrem Lebensentwurf von Kindern eingeschränkt fühlen, oder irgendwann auch von Kindern, die ihre Entfaltung durch die notwendige Sorge um ihre Eltern beeinträchtigt sehen. Höchstrichterlich ist auf EU-Ebene festgestellt worden, dass es zwischen den Rechten Geborener und Ungeborener keinen Unterschied geben kann, man mithin Ungeborenen zur Wahrung ihrer Rechte einen umfassenderen Schutz angedeihen lassen müsste als Geborenen, deren Rechte nicht andauernd in Frage gestellt werden.

Neben der eigentlichen Resolution, über die morgen im EU-Parlament abgestimmt werden soll, erscheint mir hier aber noch etwas anderes entscheidend: Als Lebensschützer sollten wir vermeiden, uns gegen Frauen in Notsituationen, die eine Abtreibung in Betracht ziehen, ausspielen zu lassen. Es mag sie ja geben, die Frauen, die gewissenlos ihr Kind im Mutterleib töten, um die eigene Karriere oder das Sexualleben nicht zu gefährden. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass wir es hier mit einer nur verschwindend kleinen Minderheit zu tun haben. Rund 100.000 Abtreibungen (offiziell) in Deutschland pro Jahr kann ich unmöglich nur mit Selbstverwirklichung in Einklang bringen. Dagegen erscheinen mir Berichte von verzweifelten Frauen, die von den Vätern oder ihrer Familie zur Abtreibung gedrängt werden, denen seitens staatlicher Beratungseinrichtungen trotz gegenteiligen Auftrags zur Abtreibung geraten wird, die keine Lebensperspektive gemeinsam mit dem Kind erkennen können und so den schweren Entschluss, nicht selten mit nachfolgenden schweren physischen wie psychischen Folgen, zur Abtreibung fassen, viel nachvollziehbarer. Und hier handelt es sich am Ende um Frauen, die Opfer einer Leistungs- und Selbstverwirklichungskultur werden und Entscheidungen eben nicht auf der Grundlage umfassender Informationen treffen konnten sondern beeinflusst werden durch Institutionen, die alles möglich im Sinn haben, nur nicht das Wohl der Frau, schon gar nicht das Wohl der Kinder.

Nicht umsonst wird bei dem jährlich stattfindenden Marsch für das Leben keine generelle Strafbarkeit von Abtreibungen gefordert: Frauen, die sich in beschriebenen Notsituationen gegen das Kind entschieden haben, auch noch zu bestrafen macht – jedenfalls aus christlicher Sicht – keinen Sinn; sie brauchen Unterstützung, sie brauchen Rat, sie brauchen Barmherzigkeit, sie brauchen das Signal, dass Gott sie auch nach einer solchen Entscheidung noch annimmt. Wer aber umgekehrt ein Recht auf Abtreibung fordert, eine Einschränkung dieses Rechts, also den Lebensschutz, als Unrecht uminterpretieren will, dem müssen Lebensschützer mit aller Macht und aller – ich nenne das mal so – geistlichen Gewalt entgegen treten. Hier wird nicht weniger gefordert, als den Mord an Kindern zu legitimieren und diejenigen ins Unrecht zu setzen, die sich dem widersetzen und sich dem Schutz des ungeborenen Lebens widmen. Eine solche Perversion des Denkens kann nicht einfach unbeantwortet bleiben.

Daher: Frauen in Konfliktsituationen in der Schwangerschaft muss mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln geholfen werden, zu ihrem eigenen und zum Nutzen der Kinder. Institutionen, die gegen das Leben arbeiten, die sich offensiv gegen das Leben und damit gegen Gott richten, muss dagegen unser unerbittlicher Widerstand gelten – notfalls, wenn sich derartige Resolutionen in Zukunft durchsetzen sollten, auch außerhalb des Rahmens geltender Gesetze. 100.000 Abtreibungen alleine in Deutschland pro Jahr nicht nur zu akzeptieren sondern auch noch als Ausdruck eines Grundrechtes zu interpretieren, fordert unser Gewissen heraus, dem wir zu folgen haben. Der Widerstand gegen eine solche „Rechtslage“ könnte schon bald unsere Pflicht werden!

(Mehr Informationen dazu und zur Aktion „Einer von uns“ findet sich auf der entsprechenden Internetseite der Bürgerinitiative sowie auch - mit einem sehr treffenden Titel auf der Seite von European Dignity Watch)

Beitrag zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas Rießler

Man kann die Sache, um die es geht, durchaus konkret beim Namen nennen: Wenn die Tötung von unschuldigen Menschen für Ärzte zur Pflicht wird, dann wird den Ärzten der Widerstand ebenfalls zur Pflicht und nicht nur deren Widerstand, sondern auch der Widerstand eines jeden Menschen, der sich auf Jesus Christus beruft.
„Es mag sie ja geben, die Frauen, die gewissenlos ihr Kind im Mutterleib töten, um die eigene Karriere oder das Sexualleben nicht zu gefährden.“, schreiben Sie. Vermutlich haben Sie auch recht mit der Vermutung, dass es sich hierbei nur um eine verschwinden kleine Minderheit handelt. Dennoch rechtfertigt das Bestehen einer emotionalen oder finanziellen Notsituation nicht die Straffreiheit der Ermordung von Kindern. Warum sollte man einen Kindsmord weniger rigoros bestrafen als einen Mord an einem Erwachsenen? Dass Sie die generelle Straffreiheit für Abtreibung ohne nachzudenken als christliche Position bezeichnen, sollte nachdenklich machen. Hier scheinen Sie mir im Bereich der billigen Gnade ohne Reue angekommen zu seinen. Damit verabschieden Sie sich auch vom Rechtsstaat, was letztlich nur zum Ausufern der Kriminalität führt. Irgendwann wird dann kriminelles Verhalten legalisiert und rechtmäßiges Verhalten kriminalisiert.

Gravatar: Richard

Sorry, da fehlt mir irgendwie der Zusammenhang. Kann das nur als Trollfrage auffassen.

Gravatar: Richard

Das ist aber wohl ein Unterschied. Ein Arzt, der z.B. einer vergewaltigten Frau eine Notfallkontrazeption verweigert, fügt sehr wohl einem anderen Menschen absichtlich schweren physischen und psychischen Schaden zu. Hier wäre es längst an der Zeit, diese angeblichen "Gewissensvorbehalte" abzustellen. Noch dazu da eine Abtreibung in diesem Fall in Deutschland nicht rechtswidrig ist, d.h. der Arzt hier eindeutig gebotene Hilfeleistung unterlässt.

Gravatar: Hardi

Gegenfrage: Hätte man im 3.Reich einen Juden aus dem Konzentrationslager befreit, hätte das gegen geltende Gesetze verstoßen?

Gravatar: Papsttreuer

Nach den Vorstellungen des Reports wird z.B. die gewaltlose Ablehnung von Abtreibungen aus Gewissensgründen durch Ärzte oder Krankenschwestern, sehr wohl ungesetzlich. Natürlich beinhaltet mein Beitrag keinen Gewaltaufruf - das ist eine Unterstellung, der ich in meinem Beiträgen und auch in diesem keine Nahrung gebe. Es zeugt allerdings von einer gewissen Naivität, wenn man annimmt, dass nur physische oder psychische Gewalt ungeseztlich wäre.

Zum Glück ist die Resolution heute übrigens zurück in den Auschuss verwiesen worden (http://www.europeandignitywatch.org/de/day-to-day/detail/article/victory-european-parliament-stands-for-human-dignity-estrela-report-not-adopted.html)

Gravatar: Richard

Also ich zitier jetzt mal aus dem Artikel (gekürzt) "Institutionen, die gegen das Leben arbeiten........muss dagegen unser unerbittlicher Widerstand gelten – notfalls..... auch außerhalb des Rahmens geltender Gesetze." Was soll man darunter sonst verstehen als einen Aufruf zur Gewalt? Widerstand der ohne Gewalt gegen Personen und Sachen sowie auch ohne Nötigung und Verleumdung auskommt, verstößt ja nicht gegen geltende Gesetze!

Gravatar: Monika

Anscheinand haben Sie nicht wirklich gelesen, was Hr. Honekamp schreibt. Entgegensatz zu "Nchtglaubenden" gibt es für einen einen wirklichen Christen keine Gewalt gegen andere.
Aber wir haben das Recht unsere Meinung kundzutun, aufzuklären z.B. das die Ungeborenen Mitmenschen sind, deren Herz schlägt - nach nur wenigen Tagen, die versuchen sich ihrer Abtreibung regelrecht zu "entwinden". Wir können ihre Stimme sein. Trotz neuerster Forschungsergebnisse wie früh alles schon "menschlich" entwickelt ist, ignorieren Abtreibungs-Befürworter dies alles. Unsere Aufgabe ist dann noch mehr zu informieren. Es ist erschreckend wie wenig die meisten Frauen und Männer wissen, was während des Anfangsstadiums einer Schwangerschaft geschieht.
Es ist ein Abstrusum unserer Zeit, dass man einen Teils , vorhandene Kinder los werden will und andererseits unzählige Paare vergeblich oder mit ärztlicher Hilfe versuchen ein Kind zu bekommen. Aber beides bringt nun mal Geld: Abtreibung und Sterilistionsbehandlung. Viel Geld! Selbst aus den Abgetriebenen werden noch so allerlei Stoffe gewonnen, die unsere Industrie benötigt. Moderner Kannibalismus.
Da liegt nämlich der Hase begraben.
Da sollen wir einfach den Mund halten. Das ist unser Widerstand: Wir werden lauter werden!
Das Leben wird über den Tod triumphieren. Aber wer selbst nur an den Tod glaubt bzw. das nur er/sie zählt und nicht an das Leben, der wird unser Engagement nicht verstehen oder verstehen wollen, denn wenn er ehrlich darüber nachdenken würde, käme er zu anderen Ergebnissen, als er sie bisher vertritt.

Gravatar: Richard

Und wie soll dieser "Widerstand" konket aussehen. Abtreibungsärzte über den Haufen schießen - wie es Ihre fundamentalistischen Gesinnungsbrüder in den USA praktizieren? Selten soviel Schwachsinn in einem Artikel gelesen. Kompliment!

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