Wo das Rettende ist, wächst die Not

Das Erstaunlichste an diesem Buch ist der ruhige und kolloquiale Ton, mit dem der in Australien geborene Politikwissenschaftler Kenneth Minogue (*1930) auf die denkbar schonungsloseste Weise jene massendemokratischen Lebensverhältnisse beschreibt und analysiert, die heute für die ganze »westliche« Welt typisch sind, mindestens für Europa und Nordamerika.

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Jene Lebensverhältnisse, die uns zunehmend unfrei machen und die uns die Verantwortung für unser eigenes Leben entwinden. In demselben Maße, in dem sie das tun, werden sie aber mit missionarischem Impetus der globalen Ausbreitung anempfohlen. Dabei kommt das Wort »Massendemokratie« bei Minogue überhaupt nicht vor. Wer in den neunziger Jahren die Frankfurter Allgemeine Zeitung gelesen hat, erinnert sich vielleicht noch an die analytisch hochkarätigen Beiträge des Sozialphilosophen Panajotis Kondylis (1943–1998), der in der marxistischen Entfremdungskritik das »Schlüsselideologem« auf dem Weg zu jenem massendemokratischen Hedonismus erkannte, dessen entwürdigende, demütigende und schließlich tragische Wirkungsweisen Minogue mit erhellender Vollständigkeit katalogisiert.

Minogue erzählt, mit Kondylis gesprochen, vom Niedergang der bürgerlichen Denk- und Lebensform, und er zeigt, wie weit die bereits von Kondylis prophezeite Entwicklung heute fortgeschritten ist – dass nämlich im 21. Jahrhundert die weltweite Ausbreitung der Massendemokratie den hierarchisch-bürgerlichen Liberalismus des imperialistischen Zeitalters ablösen werde und zwar in einer nur dem Untergang des Kommunismus im 20. Jahrhundert vergleichbaren, epochalen Umwälzung. Dass sich die Lage in den zurückliegenden zwanzig Jahren bereits signifikant verschärft hat, ist allein an dem Detail zu erkennen, dass Minogue – wo Kondylis noch von Konsum sprach –, bereits von Sozialhilfe spricht. Die Friedlichkeit einer  zweiten »Wende« ist nicht garantiert, ganz im Gegenteil. Die planetarische Politik, die vor allem ein planetarischer Kampf um schwindende Ressourcen sein wird, um immer breitere und gerechtere Verteilung von Massenwohlstand, und zwar mit »Menschrechten« als notfalls militärisch durchzusetzenden Teilhaberechten – wie Kondylis nicht müde wird zu betonen –, diese explosiv-planetarische Politik bleibt bei Minogue noch relativ blass.

Umso anschaulicher und dramatischer illustriert er den geistigen, charakterlichen, weltanschaulichen und gesellschaftspolitischen Umbau der westlichen Staaten,  wo in vermeintlich befriedender Absicht die Lunte ans Pulverfass gelegt wird. Die wachsende staatliche Befriedigung von wachsenden materiellen Ansprüchen raubt nicht nur der Gesellschaft als Ganzer die Fähigkeit, jene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu sichern, die die Basis ihrer Wohlfahrtspolitik ist. Dieselbe Gesellschaft exportiert ihre eigene Anspruchshaltung auch noch in alle Welt – als ob die Menschheit nur mit Supermärkten, Arbeitslosenversicherungen und Zivilisationskrankheiten zu überleben vermöchte. Die Realisierung der Gleichheit stößt, jedenfalls bei Minogue, schon längst an ihre sittlichen und materiellen Grenzen. Anders gesagt: »Das demokratische Telos führt direkt zur Untergrabung jeder wahren Demokratie.« (S. 291) Das idealisierende und idealisierte Selbstverständnis der politisch und medial einflussreichen und global agierenden Eliten bleibt davon unangefochten. Es trägt immer deutlicher gnostische Züge.

Die Demokratiekritik ist so alt wie die Demokratie, und gewiss ist Minogue nicht der erste, der den sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat als Erben sozialistischer Erziehungsdiktaturen markiert. Das hat vor ihm etwa der in Las Vegas lehrende Volkswirt Hans-Hermann Hoppe (*1949) getan,  an den Minogue auch insofern erinnert, als beide den wirtschaftlichen Liberalismus mit einer konservativen Sensibilität für gesellschaftspolitische Fragen verbinden. Für Hoppe und Minogue hat sich der Wohlfahrtsstaat »in ein Erziehungsregime der Zwangsintegration verwandelt, das die Freiheit des einzelnen empfindlich beschneidet. Und nicht nur das: Er belohnt und prämiert den kulturellen Zerfall«, wie Lorenz Jäger im Nachwort zur deutschen Ausgabe von Hoppes BuchDemocracy. The God That Failed schrieb.

Minogue verbindet seine Kritik der moralischen, wirtschaftlichen und ideellen Fehlentwicklungen heutiger Demokratien mit einer an Hannah Arendts Trennung von polis und oikos erinnernden Totalitarismus-Kritik. Spätestens hier trennen sich die Wege von Minogue und Kondylis, in dessen politischer Deutung aller Lebensverhältnisse kein einziges ohne politische Interessen war, und das hieß für Kondylis, nicht ohne menschliche Selbsterhaltungsinteressen. Viel klarer als Kondylis erkennt Minogue mit seiner Sensibilität für totalitäre Zudringlichkeit, dass das anything goes der Postmoderne (Kondylis setzt es als »analytisch-kombinatorische« Methode der »harmonisch-synthetischen« Funktionsweise des bürgerlichen Liberalismus entgegen) mit einer zunehmenden gesellschaftlichen Überwachung und Regelungswut erkauft wird (S. 198). Einerseits wird ein ganzes »Bestiarium« (ebd.) aus rassistischen, sexistischen, diskriminierenden, xenophoben und homophoben Einstellungen ständig erweitert, um alle von der political correctnessabweichenden Gedanken und Gefühle zu unterdrücken. Andererseits werden genau dieselben abweichenden Gedanken und Gefühle politisch verstärkt, nämlich als unvermeidliche Reaktion auf die Zwangsdefensive des weißen Mannes (Sehnsucht nach postimperialer Sühne), auf die Sexualisierung aller Lebensbereiche, auf die xenophile Geschichts- und Einwanderungspolitik und auf die genderfreundliche Familienfeindlichkeit.

Die demokratiefeindliche Spannung der Demokratie liegt für Minogue in der universalethischen Aufwertung des Indivduums einerseits und seiner lebensweltlichen Bevormundung und Unterwerfung unter den radikalen Egalitarismus andererseits. Neben nominelle Freiheit treten faktische Unfreiheit und Hilfsbedürftigkeit, »Einschüchterungen durch den politischen Perfektionismus und Abhängigkeit von der Freigebigkeit des Staates« (S. 9): Die Menschen werden »von der Verfassung für weise und von der Regierung für käuflich und dumm erklärt« (S. 62). Wir dürfen zwar wählen gehen, sind aber nicht einmal in der Lage, uns gesund zu ernähren oder unsere Kinder politisch korrekt zu erziehen. Die Politiker versprechen die Lösung einer wachsenden Zahl von Alltagsproblemen und legitimeren damit die ständige Ausweitung der Staatsquote – zu Lasten Dritter, wie der Arbeitgeber und der Besserverdienden. Die Hilfsbedürften genießen den Gewinn, die Wohltäter (Wirtschaft, Produktion) tragen die Kosten, die Wächter und Verwalter profitieren in Form von noch mehr Macht. Denn ihre Macht wächst mit der Überwachung. Jeder Mensch wird aber auch »sein eigener Phantasie-Despot, der über andere und deren Ressourcen nach Gutdünken verfügt« (S. 286).

Die Selbstzerstörung der Demokratie folgt einem immanenten Beschleunigungszwang: Sobald der der vormals meritokratisch limitierte Zugriff auf Ressourcen theoretisch allen Bedürftigen gestattet werden muss, bedarf die Umverteilung bei steigenden staatlichen Kosten zu Lasten möglichst vieler wehrloser Wertschöpfender eines beruhigenden Versprechens. Das Gegengewicht dieses Versprechens liefert die ständige Ausweitung des Forderungskatalogs, bis schließlich ein Drittel der Gesellschaft (oder mehr?) zu »Opfern« und »Behinderten« zählt – bei wiederum steigenden Kosten. »Rechte« sind nicht länger Möglichkeiten (z.B. der Nutzung von Meinungsfreiheit), sondern unmittelbar zu realisierende Ansprüche (auf Staatsknete). Rechte sind leere Wassergläser, die gefüllt werden müssen. Arbeitgeberrechte und Selbstverantwortung dagegen müssen immer weiter eingeschränkt werden, um diesen explosiv sich verteuernden Mechanismus am Leben zu erhalten. Versklavung durch Bequemlichkeit.

Materielle Erwartungen und die Macht des Staates bilden eine Zangenbewegung mit zerstörerischer Wirkung, denn der öffentlich propagierte Utilitarismus verdrängt die ehrenvolle Tugendhaftigkeit von einst. Anstrengung zur Erreichung eines Fernziels, Selbstbeherrschung, Triebaufschub und Konsumverzicht gelten als altmodisch und werden scheinbar unnötig. Die moralische Temperatur fällt. Die Demokratie antwortet positiv auf alles, was wir wollen, und das denkbar Schlichte, das Minogue dazu zu sagen hat, klingt, als spräche da ein praktizierender Katholik: »Was wir wollen, ist nicht immer gut für uns.« (S. 32) Allzu oft handelt es sich sogar um Dinge, die wir wollen sollen, anders gesagt, die wir »für gut zu befinden überredet wurden« (S. 45). Die Anspruchshaltung macht aus freien Bürgern süchtige Leistungsempfänger. Mit der Zahl ihrer Rechte wächst die politische Ohnmacht der Bürger, der Bereich des Erlaubten wird immer kleiner. Ihre Zufriedenheit steigt keineswegs. Was zunimmt, sind Anspruchsdenken und Nörgelei, Unselbständigkeit und Verachtung  jeglicher Autorität.

Der von demagogischen sozialpolitischen Verheißungen gehätschelte Demos führt sich schließlich auf wie eine untätige, ausgehaltene Frau, die in ihrer Launenhaftigkeit mit keiner Schmeichelei und keinem Geschenk der Welt jemals zufrieden wäre. Der Verlust an Autorität mindert nicht den Abstand zwischen Masse und Elite, sondern vergrößert ihn. Die Eliten verschwinden aber nicht, sie wechseln nur mit den Aufgaben. Der Autoritätsverlust schafft nicht etwa ein Vakuum, sondern Raum für staatliche Regulierung, wie man an der Verrechtlichung und Verrichterlichung privater und politischer Fragen studieren kann (Platz für kriminelle Deregulierung entsteht nebenbei auch). Die durch den Feminismus von Mann und Kind isolierte Frau fällt der Obhut des Staates anheim. Das Private wird politisch – aber anders, als es einst gedacht war. Der Staat entdeckt das Interventionsrecht für hausfremde Mächte und zieht in die Schlafzimmer ein. Warum nicht kinderreiche Familien mit einer Quote für die Homoehe belegen, sobald das genealogische Prinzip als letzter Ursprung aller Homophobie entlarvt wurde?

Den politischen Radikalismus, mit dem die neuen »Krankheiten« Menschenverachtung (»hate speech«), Homophobie oder Islamophobie kuriert werden sollen, charakterisiert Minogue sehr treffend als »sentimental« und »perfektionistisch« zugleich (S. 365). Nur zur Tarnung geriere sich dieser Radikalismus bislang pragmatisch und fragmentarisch. Tatsächlich müssen die einmal eroberten Stellungen zum Neubau des Menschen systematisch ausgedehnt werden: Das Wasser soll bergauf fließen (wozu dem Rezensenten das »Kaskadenmodell« einfällt, wonach die Frauenquote der untersten Berufsgruppen nach und nach auf immer höhere Karrierestufen übertragen wird, bis sie auch im Spitzengremium erreicht ist). Die drei Feinde dieses westlichen Radikalismus sind erstens die Monarchie (auch hier gibt es eine Parallele zu Hoppe, der im Privateigentum am Staat einen transgenerationellen Schutz vor seiner substanzvernichtenden Überschuldung erblickt), zweitens das Christentum und drittens der Konservativismus. Die »historische Ignoranz« gegenüber den Verdiensten und positiven Nachwirkungen dieser Kräfte verbindet sich, so Minogue, mit der Sehnsucht nach einer »Endlösung«, die hinsichtlich ihrer Megalomanie einen ähnlichen Eindruck erwecke wie die Endlösung der Nationalsozialisten (S. 376).

»Nur in der Geschichte des Westens«, schreibt Minogue, »konnte die Moral sich sowohl von Sitten und Gebräuchen lösen.« Damit nähert er sich bis auf Sichtweite der These des von ihm nicht erwähnten französischen Schriftstellers René Guénon (1886–1951) an,  wonach es der industrielle Westen war, der die Solidarität mit der einen Menschheit aufgekündigt habe, die einst überall auf der Welt von Familien- und Sippensolidarität, von dörflichen Strukturen und von schonender Landwirtschaft, von Achtung vor der Religion und dem genalogischen Prinzip geprägt war. In demselben Maße, in dem sich die Moral von Sitte und Religion löst, verbündet sie sich auf eine freilich illusionäre Weise mit dem Politischen, während schon das Einwanderungsproblem beweist, dass sich moralisch Gebotenes politisch katastrophal auswirken kann.

Hier kommen wir nun zu der eigentlichen Pointe, die Minogues Konzept der demokratischen Sklavenmentalität bereithält. Die materiellen Zuwendungen scheinen die Untertanen für die mit ihrem massendemokratischen Dasein verbundenen Freiheitseinbußen nicht auszureichend zu entschädigen. Der »sanfte Totalitarismus« (S. 98) einer »lückenlosen Orthodoxie« (S. 293), die das Rauchen, den Waffenbesitz, die Fuchsjagd oder die körperliche Züchtigung von Kindern verbietet, dafür aber die Promiskuität, die Abtreibung und den »selbstbestimmten« Tod fördert,  überträgt immer mehr Entscheidungsbefugnisse vom Demos auf Regierungen, Richter und Rechtsanwälte (in dieser Aufzählung fehlen dem Rezensenten die Journalisten und Pädagogen). Zugleich scheinen das »Kofferwort« Demokratie und die »Religion des Gleichheit« die Transformation der pluralistischen (differenzierten) Gesellschaft in die wahre, harmonische Menschheitsgemeinschaft zu versprechen. Diese Fiktion, die globale Ungerechtigkeit könne durch einen einzigen Willensakt abgeschafft werden, macht aus ohnmächtigen Leistungsempfängern »Titanen, die den Himmel stürmen« (S. 70): Ein gottähnlicher gesellschaftlicher Ehrgeiz tritt an die Stelle persönlicher Tugendhaftigkeit. Die Frage, wie der Einzelne handeln sollte, wird ignoriert »zugunsten großsprecherischer Ausführungen über den vermeintlichen Zustand unserer Gesellschaft als Ganzes« (S. 169).

Nicht länger stellt Gott den Menschen, von nun an stellt der Mensch Gott auf die Probe. Sind wirnicht an allem schuld? Das Politisch-Moralische ersetzt die unerträgliche Ambivalenz des Lebens, jene narzisstische Kränkung, die unsere Relativität und Widersprüchlichkeit uns zuzufügen scheinen, durch ein einziges, vermeintlich rettendes Prinzip: »Die Individualisten der [alten] moralischen Lebensführung waren gemischte moralische Wesen und taten sowohl Gutes wie Böses. Der Traum der politisch-moralischen Welt besteht darin, daß die moderne Rationalität diese Dualität überwinden wird.« (S. 356) Das ist der gnostische Traum von Süchtigen, die die Welt retten. Wenn sie es wirklich ernst meinen und so weitermachen wie bisher, werden sie, so fürchtet Minogue, eines Tages feststellen, dass sich die Menschheit als ungeeignet für ihr Projekt erwiesen habe.

Diese Enttäuschung käme dem hiesigen Leser irgendwie bekannt vor. Hitlers Verachtung für das deutsche Volk nach dem Scheitern seiner Pläne könnte sich in globalem Maßstab wiederholen. Die angeblich nur noch auszumerzenden Widersprüche einer Menschheit, die sich dem gnostisch-heilenden Zugriff global tätiger NGOs und selbsternannter Demokratiefreunde partout nicht würdig erweisen will, kehren schon heute als Spannungen im Individuum wieder. Je weniger Unterschiede auf der Welt und am Leben bleiben sollen, desto heftiger tobt erfahrungsgemäß der Kampf im eigenen Kopf. Er muss am Ende aushalten, was die Welt nicht aushalten soll. Hier schließt sich der Kreis. Wo das Rettende ist, wächst auch die Not. Der unzufriedene Leistungsempfänger mag sich mit neuen Katastrophenmeldungen aus aller Welt ablenken und der scheiternde Idealist entdecken, was ihm sonst noch verweigert wird.

Das schöne und große Versprechen dieses Buches aber lautet: Wir können die Welt verstehen, in der wir leben. Wir können durchschauen, was passiert. Was passiert, können wir ordnen und deuten, und indem wir es ordnen und deuten, werden wir freier und lebensfähiger. In dieser Reihenfolge: erstens freier und zweitens lebensfähiger. Wir müssen nur unser Leben selbst in die Hand nehmen und unseren Wirkungskreis auf dasjenige Feld beschränken, das wir aus eigener Kraft bestellen können. – Für das Wahre, Schöne und Gute!

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: fea ancalima

Die moderne westliche Ideologie ist eine Anit-Religion: Funktioniert also wie eine Religion, pervertiert aber die echte Religion. Das ist was durcheinander gekommen. Man nennt das auf griechisch διαβάλλειν. Davon leitet sich das deutsche "Teufel" ab. Die Moderne ist also teuflisch im Wortsinne. QED (halbernst)

Gravatar: Hannes K.

@K. Pfeiffer-Stolz
Interessante und einleuchtende Gedanken. Herzlichen Dank!

Gravatar: Karin Pfeiffer-Stolz

Wie aber entstehen nun „ … faktische Unfreiheit und Hilfsbedürftigkeit“? Sie sind das Resultat einer zunehmend eingeschränkten Lebenserfahrung durch extreme Arbeitsteilung bei gleichzeitig eintretendem Verlust der Verantwortungsfähigkeit für das eigene Handeln. Dieser Zusammenhang ist unauflösbar.

Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß die extreme Arbeitsteilung im Verbund mit dem Fiatgeld eine der Hauptursachen für den Niedergang der Zivilisation und die kulturelle Entropie ist. Unzählige Menschen arbeiten mit bei der schleichenden Zerstörung der eigenen Lebensgrundlagen (Nahrung, Gesundheit, Familie, Bildung, Wohlstand, Frieden, Eigentum usw.) – aber sie scheinen das nicht zu begreifen! In der Befehlskette führen sie als kleine Rädchen nur jeweils einen „Handgriff“ aus, für den sie bezahlt werden. Auf ihrem Platz sind sie jederzeit ersetzbar, sie wissen das und arbeiten sorgfältig. Niemals überblicken sie das Ganze und haben keine Vorstellung davon, welche langfristigen Folgen ihr Treiben hat, und bei welchen „Großprojekten“ sie überhaupt mitwirken.

Wem das Schöpferische geraubt wird, der verkümmert zum Sklaven. Der Sklave ist für nichts verantwortlich als seinem Herrn, dem er unbedingten Gehorsam schuldet. Zum Schöpferischen hingegen gehört die Freiheit, nicht der Befehl. Freiheit ist verbunden mit der Option des selbstverantworteten Scheiterns. Ohne Bewußtheit des Scheiterns gibt es kein planerisches Denken. Die Projektion des eigenen Handelns auf die Zukunft entspringt der Sorge um den Schaden, den man nicht erleiden möchte. Solches Handeln ist zugleich im ethischen Sinne sozial, weil alles mit allem verbunden ist. Hier beginnt das, was wir Verantwortungsethik nennen.
Der Mensch in der „Falle des Kurzzeitdenkens“ (Eibl-Eibesfeldt) unterwirft sich hingegen einer manipulativen Gesinnungsethik. Ein solcher Mensch bleibt geistig unreif und bietet sich als perfektes Werkzeug an für eine größenwahnsinnige Machtelite. Diese aber hat, wie die von ihnen befehligte Sklavenschaft, den Blick für das Ganze verloren! Weil fühlbarer Widerstand ausbleibt, halten die Plutokraten und ihre Verbündeten alles für machbar. Eine gefährliche Einstellung!

Welche Folgen wird das haben? Müssen wir um den Fortbestand des Menschen bangen? Seit Jahrzehnten basteln die in einer Parallelwelt lebenden soziopathischen Plutokraten mit gekaufter Technik und willfähriger Wissenschaft weltweit an irdischen Elementen herum. Das Fiatgeld hat die Finanzierung von absurden und hochgefährlichen Experimenten ermöglicht. Das zugleich Delikate wie Tückische daran ist, daß Millionen von Menschen willig an den Zerstörungsprojekten mitarbeiten, arbeitsteilig und ahnungslos werden sie sich selbst und womöglich den ganzen Globus auslöschen …

Gravatar: Ursula Prasuhn

"Wo das Rettende ist, wächst die Not"
Für diese Erkenntnis genügt ein Blick auf unseren Sozialstaat. Je mehr "Wohltaten", desto mehr Arme im sog. Armutsbericht.

Gravatar: Gerald

Danke für die gelungene Vorstellung dieses Buches, Herr Lombard.

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