Wirtschaft im künstlichen Koma und seine Folgen

Die Finanzmärkte befinden sich derzeit in einer äußerst komplexen Lage. Analytisch lassen sich drei Teilbereiche unterscheiden, die eng miteinander verwoben sind und das Geschehen an den Finanzmärkten maßgeblich beeinflussen.

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Die Finanzmärkte befinden sich derzeit in einer äußerst komplexen Lage. Analytisch lassen sich drei Teilbereiche unterscheiden, die eng miteinander verwoben sind und das Geschehen an den Finanzmärkten maßgeblich beeinflussen.

  • Erstens gibt es natürlich die für jeden offensichtliche und die Nachrichten beherrschende Covid-19-Pandemie. Die Expertenmeinungen über die Gefährlichkeit dieses Virus differiert, während sich die Medien wie üblich sensationslüstern zeigen. Da die Datenmenge noch völlig unzureichend für verlässliche statistische Aussagen ist, wird erst die Zukunft zeigen, welche Expertenmeinung sich letztlich als korrekt herausstellen wird.

  • Zweitens stehen wir am Beginn einer Weltwirtschaftskrise, die durch die drakonischen politischen Verbote zur Eindämmung der Pandemie ausgelöst wurde. Kurzfristig hängt die weitere ökonomische Entwicklung davon ab, wie lange die Wirtschaft im künstlichen Koma verbleiben muss. Mittelfristig ist die Sache hingegen wesentlich komplizierter, da eine Vielzahl von Prozessen in Gang gesetzt wurde, die sich auch nach der Wiederbelebung der Wirtschaft nicht einfach abstellen lassen.

  • Drittens schließlich haben die beiden erstgenannten Punkte zum Platzen einer riesigen Spekulationsblase geführt, für deren Entstehung die Zentralbanken verantwortlich sind. Diese Spekulationsblase hat zu gewaltigen Fehlentwicklungen und Ungleichgewichten an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft geführt. Deshalb befand sich die Weltwirtschaft ohnehin in einem ungewöhnlich fragilen Zustand und ist überaus anfällig für Störungen jeder Art. Die jahrelange Nullzinspolitik hat einen riesigen Schuldenberg erzeugt, indem sie das Sparen bestraft und hochriskantes Verhalten von Unternehmen und Anlegern gefördert hat.

Das sind die Fakten: Pandemie, Rezession und geplatzte Spekulationsblase

Alle drei Teilbereiche rufen staatliche Reaktionen in einem nie zuvor gesehenen Ausmaß hervor. Als Anleger müssen wir uns erstens Gedanken darüber machen, welche Maßnahmen prinzipiell zur Verfügung stehen und welche wahrscheinlich getroffen werden. Zweitens müssen wir die Wirkung dieser Maßnahmen im Zeitablauf beurteilen und verfolgen. Drittens werden wir versuchen, auch deren unbeabsichtigten Nebenwirkungen und Folgen für die Finanzmärkte zu erkennen. Das alles tun Roland Leuschel und ich in der gerade erschienenen Krisensicher Investieren Themenschwerpunkt-Ausgabe „Krisenpolitik von Staat und Notenbanken – Die entscheidende Rolle der Zentralbanken in dieser Krise“.

Es könnte auch anders gehen:

In dieser Themenschwerpunkt-Ausgabe erfahren Sie auch, dass es ganz anders laufen könnte. Denn im Jahr 1873 hat der britische Ökonom Walter Bagehot den Zentralbanken einige kluge geldpolitische Regeln ins Stammbuch geschrieben, die verantwortungsvollen Geldpolitikern - also in der Zeit vor Greenspan, Bernanke, Yellen oder Draghi - stets als Richtschnur dienten.

Es wäre gut, wenn sich unsere (Geld)-Politiker in der sich anbahnenden Schuldenkrise wieder an Bagehot erinnern würden und Entscheidungen träfen, die dem Wohl der Allgemeinheit dienen, anstatt kleine, aber mächtige Interessengruppen zu bedienen. Doch es scheint so, dass sie den bereits eingeschlagenen Weg weitergehen.

Weitere Aushöhlung des Rechtsstaats

Am 16. März hat das Bundesverfassungsgericht die Verkündung seines Urteils zur Rechtmäßigkeit des Ankaufs von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) vom 24. März auf den 5. Mai verschoben. Diese Entscheidung sei „zum Schutz vor der Ausbreitung des Corona-Virus“ erfolgt, heißt es in der Pressemitteilung. Natürlich hätten die Richter bei ihrem Auftritt einfach anderthalb Meter Abstand zueinander halten und die schriftliche Urteilsbegründung veröffentlichen können.

Dass sie das nicht getan haben, hinterlässt einen sehr bitteren Nachgeschmack und passt zu der in vielen Bereichen stattfindenden Aushöhlung des Rechtsstaats. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Verfassungsrichter der EZB die Zeit geben wollten, schnell neue Fakten zu schaffen.

Diese Gelegenheit haben die Zentralbankbürokraten beherzt beim Schopf gepackt und umgehend zusätzliche Anleihenkäufe in Höhe von 750 Mrd. € beschlossen.

Zuviel des Guten führt zu Geldentwertung

Natürlich meinen es unsere (Geld)-Politiker nur gut. Sie sind Gefangene einer Interventionsspirale, die sie selbst geschaffen haben. Wie von Roland Leuschel und mir vorhergesagt, haben sie innerhalb kürzester Zeit alle Register gezogen – bis hin zu Helikopter-Geld. Ein staatlicher Geldregen, der in Verkehrung der Tatsachen als Schutzschirm bezeichnet wird, hat begonnen.

Nach der politisch verordneten Stilllegung der Wirtschaft in einer Welt, die durch jahrelange Nullzinspolitik hochverschuldet ist, kann Menschen und Unternehmen, denen die Existenzgrundlage entzogen wird, anders nicht geholfen werden. Und es scheint ja so einfach zu sein, Gutes zu tun: Man muss das Geld nur drucken, schon kann die Regierung es großzügig verteilen. Ein Zurück wird es auch dieses Mal nicht geben, denn die Spirale dreht sich weiter. Gold ist und bleibt Ihr sicherer Hafen.

Zum Autor:

Claus Vogt ist zusammen mit Roland Leuschel Autor des gerade erschienenen Buchs „Die Wohlstandsvernichter - Wie Sie trotz Nullzins, Geldentwertung und Staatspleiten Ihr Vermögen erhalten“ (261 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3-89879-896-9, FinanzBuch Verlag ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH ) und Chefredakteur des kritischen, unabhängigen und erfolgreichen Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“ (www.krisensicherinvestieren.com). Dieser Wegweiser schützt und vermehrt das Kapital seiner Leser mit konkreten Investments und wertvollem Hintergrundwissen abseits des Mainstreams.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Unmensch

Dazu wurde doch die Golddeckung abgeschafft: dass man frei intervenieren kann.

Gravatar: Prinzessin Malu

Ja, Frau Dreyer, die Dre███████ , "fordert" einen Stufenplan für die Öffnung der Gastronomie ...

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-news-am-dienstag-die-wichtigsten-entwicklungen-zu-sars-cov-2-und-covid-19-a-3df8354a-7bc6-4a1c-897f-7de33975d4f4 .

Die Dre███████ sollte besser darauf achten, dass sie über die "Forderung" eines Stufenplans für die Öffnung der Gastronomie und über die "Forderung" von "Solidarität" und "Zusammenhalt" nicht das Wesentliche vergisst, festgehalten auch im politischen Grundsatzprogramm der NASPD, nämlich "Die Große Transformation", die "Überwindung der männlichen Gesellschaft" und die exekutive "organisierte Kriminalität gegen die Verfassung". Wahrscheinlich würde es der Dre███████ auch nicht schaden, Lesen, Rechnen und Schreiben zu lernen ...

https://app.box.com/s/39hdzu4lp1kk9xppnl9l4rufm8b2h1k2

https://app.box.com/s/oavx9iwo7nx76jctabp50bv1p3qesnxe .

Gravatar: karlheinz gampe

Die Wirtschaftkrise(Merkelcrash Startphase) war schon vorher eingetreten, die Pandemie war nur der Brandbeschleuniger.Das rote Idioten keine Wirtschaft können und nach der DDR auch die BRD vor die Wand fahren sollte jedem klar sein. Jeder sollte sich nun selbst der Nächste sein und versuchen sich selbst zu retten.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Es wäre gut, wenn sich unsere (Geld)-Politiker in der sich anbahnenden Schuldenkrise wieder an Bagehot erinnern würden und Entscheidungen träfen, die dem Wohl der Allgemeinheit dienen, anstatt kleine, aber mächtige Interessengruppen zu bedienen. Doch es scheint so, dass sie den bereits eingeschlagenen Weg weitergehen.“ ...

Natürlich – weil schon deshalb keine(?) Gefahr bestehen kann(?), da transatlantische Kreise in der Bundesrepublik die deutsche Beteiligung an den zunehmenden US-Aggressionen gegen China bereits fordern!!!
https://www.nachdenkseiten.de/?p=60689#h01

Hoffen sie etwa deshalb auf den Sieg, weil göttliche(?) Führung sicherer sein könnte, als das Mitführen der „Heiligen Lanze???
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/archiv/museum/738184_Die-Wirkmacht-der-Heiligen-Lanze.html

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