Wir nennen es Generationenvertrag

Dürfen wir Kinderlose höher zur Kasse bitten als Eltern, die selbst Kinder großziehen? Ja, dürfen wir. Denn ohne diese Kinder der nächsten Generation brechen alle unsere sozialen Sicherungssysteme zusammen. Es profitiert also die ganze Gesellschaft – warum also sollten die Eltern einseitig die Kosten des Systems tragen, den profitablen Nutzen aber mit den Kinderlosen teilen?

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Kaum ist der Vorschlag der „Jungen Gruppe“ der CDU-Abgeordneten ausgesprochen, Kinderlose mit einer Sonderabgabe zu belegen, ist die Entrüstung groß. Wieso eigentlich? Wir erlauben uns ja auch sonst Unterscheidung von Besteuerungssätzen je nach Leistungsvermögen oder Familienstatus. Wir fördern Familien, weil es gut investiertes Geld ist und wir ihr Humankapital brauchen. Es grenzt ja schon nahezu an Verzweiflung, wie sehr sich die Familienpolitik bemüht, die Geburtenrate im Land zu erhöhen. Längst hat man dabei das Ideal der traditionellen Familie aufgegeben zugunsten jeder nur erdenklichen Patchwork-Konstellation, Hauptsache mit Kind – und übersieht dabei, dass nach wie vor die meisten Kinder in Deutschland bei verheirateten Eltern wohnen und die meisten Kinder immer noch in der Ehe gezeugt werden. Der Logik der Statistik folgend müsste man also die Menschen zum Heiraten bewegen, damit sie überhaupt und sogar mehr als die üblichen 1,36 Kinder bekommen. Doch wir diskutieren lieber über die Abschaffung des Ehegattensplittings.

Bevor der Aufschrei zu laut wird: Ja, es gibt ungewollt Kinderlose. Aber ob nun gewollt oder ungewollt – auch sie bekommen später ihre Pflege und ihre Rente aus den Händen derjenigen Kinder bezahlt, die sie nicht großgezogen haben. Wir nennen es einen Generationenvertrag, der allerdings nur funktioniert, wenn die nächste Generation auch tatsächlich geboren wird. Kinderlose haben ihr ganzes Leben lang mehr Geld zur Verfügung als Eltern, um sogar noch zusätzlich privat vorzusorgen – was in Familien in der Regel an chronischem Geldmangel scheitert.

Es geht schlicht und ergreifend um Gerechtigkeit

Das Münchner Ifo-Institut hat vorgerechnet, dass jedes Kind im Laufe seines Lebens der Gesellschaft einen fiskalischen Vorteil von über 150.000 Euro beschert. Diese Summe werde auch durch alle Leistungen der Gesellschaft an Familien bei Weitem nicht aufgerechnet. Im Gegenzug investieren Eltern für jedes einzelne Kind im Schnitt 120.000, Euro bis es aus dem Haus ist.

Es geht hier weder um „Bestrafung“ von Kinderlosen, noch um „Belohnung“ von Eltern, sondern schlicht und ergreifend um Gerechtigkeit. Es ist doch erstaunlich, dass wir es geschafft haben, innerhalb von vergleichsweise wenigen Generationen ein uraltes System zu pervertieren, in dem Kinderreichtum einst als Alterssicherung galt, während es heute das größte Armutsrisiko darstellt, dem man sich aussetzen kann. Nun, es ist nicht als Naturgewalt über uns gekommen, sondern als Gesetz – das man auch ändern kann.

Für alle Empörten noch der Hinweis: Auch das Bundesverfassungsgericht hat bereits im „Pflegeversicherungsurteil" 2001 angemahnt, die Beitragssätze für Eltern und Kinderlose im Sinne der Gerechtigkeit unterschiedlich zu berechnen, da Eltern zusätzlich zu ihren Geldzahlungen einen „generativen Beitrag zur Funktionsfähigkeit eines umlagefinanzierten Sozialversicherungssystems leisten“. Man empfahl auch, alle anderen sozialen Sicherungssysteme unter dem gleichen Aspekt zu überprüfen. Leider ist das Urteil nicht das Papier wert, auf dem es verfasst wurde, solange es nicht auch umgesetzt wird.

Mit schönem Gruß an die Kanzlerin: Nein, unser aktuelles System ist nicht alternativlos, es bieten sich viele Möglichkeiten, endlich die Leistung von Eltern angemessen zu berücksichtigen. Man muss es nur wollen.

 

ursprünglich erschienen bei The European

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Martin Sch.

@bitp
Obwohl ich dafür bin, Kinderlose stärker als bisher zur Kasse zu bitten, machen mir Ihre Bedenken bezüglich zweifachen Missbrauchs auch zu schaffen.
Erstens machen mir auch kinderreiche Eltern Sorge, die sich in der sozialen Hängematte eingerichtet haben und ganz wesentlich von den finanziellen Zuwendungen auf Grund der Kinder leben.
Und zweitens frage ich mich auch, ob die Mehreinnahmen durch eine Sonderabgabe von Kinderlosen auch wirklich zweckdienlich verwendet werden.

Gravatar: qed

Nein, Genderist.

Gender ist eine totalitäre Ideologie, die uns ungefragt vom Staatsfeminismus aufoktroyiert wurde. Und von GleichSTELLUNG steht gar nichts im GG, sondern von GleichBERECHTIGUNG. Gleich STELLEN heißt Ungleiches par ordre du Mufti gleich MACHEN und ist somit das Gegenteil von GleichBERECHTIGUNG, die uns gleiche Rechte und somit gleiche Chancen garantiert.

Alles andere ist Propagandageschwurbel und dient nur dem einen Zweck, die institutionalisierte Frauenbevorzugung zu verschleiern und zwar in allen Politikfeldern.

Schlimm genug, wenn Art.3 Abs 2 von den Politgangstern so umgemodelt wurde, daß Frauenbevorzugung nun mehr vorrangig dem Diskriminierungsverbot in Abs.3 interpretiert werden kann. Für dieses Verbrechen an der Rechtsordnung wird man die Täter noch zur Verantwortung ziehen müssen!

Gravatar: J. M.

@ 7.3.2012 13:10
Tut Ihnen das wirklich leid?
Warum so unehrlich?
Aus Ihren Zeilen spricht blanke Freude am Diffamieren anderer Meinungen.

Gravatar: @ Klau Kolbe

Wo gibt es denn da Fakten? Das ist platte Stimmungsmache, Fakten kann ich da keine erkennen. Diese Aussagen sind durch nichts belegt. Es tut mir leid, aber ein vernünftig denkender Mensch braucht nur den ersten Satz zu lesen und weis schon woher der Wind weht und um was es den Schreibern hier wirklich geht.

Gravatar: Klaus Kolbe

Fakten sind es, die für sich sprechen!
Diese ändern sich nicht um einen Millimeter, ob sie nun von der „Offensive Junger Christen“, von Frau Weber oder von wem sonst auch immer ausgesprochen werden. An den Inhalten und Zielsetzungen dieser menschenverachtenden Ideologie namens Gender sollt Ihr sie erkennen. Und das ist nun wirklich nicht schwer.

Gravatar: Dunken Sadovic

@anonym 06.03.2012 11:41 Uhr

Heute vormittag habe ich in einem Forum dieses Werk gefunden. Wenn es nicht so bitter ernst wäre, müsste man eigentlich darüber lachen:

Ne Kuh ist sicherlich kein Schwein,
doch sowas kann ja wohl nicht sein,
denn unsere Genderideologen,
haben ja so manches schon verbogen.

Die Wurzel dieses Übels ist,
mal wieder so ein Frauenmist.
Es soll sich paaren, was sich nicht kennt,
Schimären sind bald voll im Trend.

Bereicherungen als Lebensform,
fragen nicht nach einer Norm.
Richtig ist, was Freude macht,
dank GM heißt´s bald Gute Nacht!

Damit es unser Volk begreift,
das Schwulsein im Kopfe endlich reift,
da setzt man an das Loch der Quelle,
ne Lichgestalt wie Westerwelle.

Auch an die Lesben ist gedacht,
dank Schwarzer ihrer Leibespracht.
Nur Kinder werden´s so nicht mehr,
dafür sind wir jetzt alle queer.

Und die Moral von der Geschicht:
Auf Feministen man verzicht.
Hab´n Femisisten dies in ihrer Hand,
stirbt aus ein ganzes Deutscheland."

Ein Fünkchen Wahrheit scheint ja dran zu sein .....

Gravatar: Bernd Eichhorn

Karin Weber: "Ich merke schon, dass sich Sie zunehmend mit Fakten verwirre! Deswegen hat man mir auch im Petitionsforum des Deutschen Bundestages dauerhaft "Good Bye" gesagt."

Ich glaube sie verwirren hauptsächlich sich selbst mit ihren "Fakten"... der Rest spricht ja für sich.

Gravatar: Olaf

@Konrad
Mir fällt auf, dass Frau Weber ihre Meinung im Disput mit Ihnen stets belegt mit Zitaten oder Links zu Lesequellen.
Sie hingegen fordern nur vage und trotzdem vollmundig auf: "Gehen Sie doch mal..." oder "Hier empfehle ich einmal den Besuch in China, Myanmar, Nord Korea."
Und nun raten Sie mal, welche Art der Argumentation überzeugender wirkt?

Gravatar: RealDeal

@Konrad
Indem Sie konsequent Toll-eranz schreiben, verdeutlicht unfreiwillig eindrucksvoll Ihre eigene Interpretation von Toleranz.

Gravatar: Olaf St.

@Konrad
Sie sind ein unverbesserlicher Naivling, der auf die verlogenen Gender-Werbesprüche hereinfällt. Schauen Sie doch mal etwas genauer hinter die Kulisse!!

Gravatar: Ulli Böhl

@Konrad
Im Gegensatz zu Ihnen bin ich vollkommen einverstanden mit dem, was Frau Weber sagt. Ich bin sogar dankbar, wenn jemand in dieser Weise Tacheles redet.

Gravatar: Beate Kern

Die Familienlobby will also mehr Geld vom Staat, Kinderlose sollen das bezahlen, der Staat sol das so einrichten. Gleichzeitiger soll sich aber der Staat aus der Familie raus halten?!
Was solls denn nun sein?

Gravatar: Karin Weber

Vor Jahren hatte Prof. Biedenkopf einmal vorgeschlagen, die Rente steuerzufinanzieren. Sieht man die Milliarden, die M&S (Merkel & Schäuble) nach Europa kippen, dann müssten diese Summen doch reichen, um selbst die derzeit ungünstige Alterspyramide zu "überstehen". Dieses Land hat eine enorme Wirtschaftskraft, die eigentlich dem Volke zu Gute kommen sollte. Stattdessen plündert man das Volk aus, füttert die Heuschrecken und die Altersversorgung der ehemaligen Zinssklaven überlasst man dem Siechtum.

Also irgendwas ist hier verkehrt.

Gravatar: Kerstin

@Konrad:
Ich wiederhole noch einmal: Wenn das Bundesverfassungsericht festgestellt hat, dass es hier offentsichtliche Ungerechtigkeiten auszugleichen gilt, warum stellen Sie dies dann in Frage?

Gravatar: Konrad

"Wir instrumentalisieren unsere Kinder gerne, wenn es um deren Gerechtigkeit geht."
Nein, sie instrumentalisieren ihre Kinder für ihre eigenen Ansichten und egoistischen Wünsche. Für ihre Kinder wird dadurch keine Gerechtigkeit geschaffen. Was sie wolen ist, das der Staat ihr eigenes Lebensmodel bevorzugt behandelt und alle anderen sollen dann draufzahlen. Mit Gemeinschaftssinn oder gar Gerechtigkeit hat das nichts zu tun. Kinderlose zahlen schliesslich ebenso in die Gemeinschaftskasse ein wie Familien.

Gravatar: Klimax

Kalle "Ich vermute aber, dass Ihr gar keine Rentenansprüche haben werdet, denn nur so ist Eure Haltung zu verstehen"

Hingegen haben Sie wohl Kinder als Kapitalanlage, was?

Rentenansprüche? Vom Staat, der gerade die Inflation betreibt? Hahaha, das ist wirklich lachhaft. Ich bleibe dabei: Reprivatisierung! Und das Privateste sind unsere eigenen Kinder. Ob wir welche wollen, ist unsere Sache, sie zu versorgen ist auch unsere Sache. Der Staat hat sich gefälligst herauszuhalten; denn unsere Renten werden gerade ohnehin mal wieder im großen Stil veruntreut.

Gravatar: Kalle

@Klimax
@belido
Wenn Ihr bereit seid, auf mindestens die Hälfte Eurer gesetzlichen Rentenansprüche später zu verzichten, kann ich Eure Haltung bestenfalls verstehen. Eure Rente muss nämlich die nachwachsende Generation bezahlen. So ist das nun leider mal.
Ich vermute aber, dass Ihr gar keine Rentenansprüche haben werdet, denn nur so ist Eure Haltung zu verstehen.

Gravatar: Susanne

@belido: Und wie genau sollen dann die Kinder ausgebildet werden, die später dann auch die Renten der Kinderlosen zahlen sollen? Sie profitieren von jedem gut ausgebildeten und gesunden Kind.

Gravatar: belido

Auch ich bin für Gerechtigkeit, daher muss für Kinderlose der Steueranteil für Kindergärten, Schulen, Universitäten etc. sowie die beitragsfreie Krankenversicherung der Kinder und ihrer Mütter ersatzlos gestrichen werden.

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