Willkommen im Alltag der Eltern: Betreuungsgeld ist nicht das richtige Wort

Irgendwie haben sie ja Recht, diejenigen, für die das Wort Betreuungsgeld einen faden Nachgeschmack hat. Was heißt „Betreuung“ eigentlich? Betreuung ist die Übernahme von Verantwortung für einen noch nicht oder nicht mehr mündigen Menschen durch einen öffentlich bestellten mündigen Menschen. Für Behinderte, Alte und dissoziale Jugendliche gibt es „betreutes“ Wohnen. Finanziert wird die Betreuung zumeist mit Hilfe von öffentlichen Geldern und durchgeführt und organisiert wird sie oft von den Trägern der Sozialverbände. „Betreuung“ könnte man auch zu einer Kinderverwahrung in einer sehr schlechten Krippe oder einem rumänischen Waisenhaus sagen.

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Hier, bei der Betreuung im Wort „Betreuungsgeld“ geht es aber um sehr viel mehr. Es geht um eine Liebesgabe von Eltern an ihre ein- und zweijährigen Kleinstkinder: manche Eltern schenken ihren Kindern in dieser Zeit Bedingungsloses. Sie schenken diesen noch hilf- und sprachlosen Menschen, die Gott ihnen anvertraut hat, ihre höchstpersönliche Zuwendung und ihren Schutz.  Sie schenken ihnen ihre Stärke. Bewusst oder instinktiv ist diesen Eltern klar, dass dieser höchstpersönliche Schutz die beste Förderung für ihr Kind ist. Dass z.B. die Sprachentwicklung  auf der vorsprachlichen Dialogfähigkeit des Kindes aufbaut. Zunächst einmal ist es für den erziehenden Elternteil eine Herausforderung, sich ganztags in sein Baby und Kleinkind einzufühlen und diesem dann seine Gefühle und seine Entwicklungen zu spiegeln. Das geschieht durch Laute, durch Mimik und durch Worte. Seien sie nun türkisch, arabisch oder deutsch, diese Worte. Das Kind wird exklusiv und ganztags von einem einzigen Experten für es selbst verstanden. Dann kommt sie an, die Liebe, und das Kind versteht den Sinn von Sprache als Mittel von Verständnis und später Verständigung.

Wie kleinlich muss man angesichts dieser großartigen Erkenntnis sein, wenn man da unterscheidet zwischen Deutsch und Türkisch? Wie kleinlich und vermessen, wie oberlehrerhaft das Beharren auf der vorzeitigen Trennung fremdsprachlicher Kleinstkinder von ihren bedingungslos liebenden Eltern. Am deutschen Wesen soll alles genesen? Das hatten wir schon einmal! Aber das ist nur eins von vielen Bespielen des unsagbaren Hochmuts in der Argumentation von Betreuungsgeld-Gegnern.

Es wird allerhöchste Zeit dass eine neue Ehrlichkeit in die Betreuungsgeld-Debatte kommt! Statt liebende Eltern zu kränken und Bindung zu kriminalisieren, sagt doch die Wahrheit!

Arbeitgeber, sagt doch einfach, wir möchten nicht dass junge Mütter oder Väter sich werktags für ihre Kinder engagieren. Sie sollen sich für die Belange meines Betriebs einsetzen. Oder: Wir wollen einem einzelnen Arbeitnehmer nicht so viel zahlen, dass sie oder auch er davon die ganze Familie ernähren kann. Oder: Wir wollen unseren Fachkräftemangel beheben.

Volkswirte, sagt doch, dass es ist unwirtschaftlich ist, wenn Kinder als Individuen und nicht als Kollektiv versorgt werden.

Sozialversicherungen, sagt doch einfach, wir möchten mehr Beitragszahler haben, und deshalb sollen beide Eltern von Ein- und Zweijährigen ganztags einem Gelderwerb nachgehen.

Sozialingenieure und Bildungsmanager, sagt doch einfach, dass ihr größeren Einfluss auf und vor allem mehr Macht über die Entwicklung der Kinder anderer Leute haben möchtet: Die Lufthoheit über den Kinderbetten.

Manch einem Kritiker möchte ich auch sagen: Wenn Du ein anderes Lebensmodell leben möchtest als ich, dann mach es doch einfach und ertrage es derweil, dass andere Eltern ihren Kindern ein anderes Geschenk machen als Du Deinen.

Betreuungsgeld müsste eigentlich anders heißen, denn Betreuung ist nur ein kleiner Bestandteil dessen, was Ganztags-Eltern ihren Kleinkindern geben. Von dieser Gabe, ich nenne sie provisorisch „Willkommen im Alltag der Eltern“, werden Werktag für Werktag Sunde um Stunde immer mal wieder Ein- und Zweijährige ferngehalten, während sie in Tagesstätten betreut werden. Die 1.000 bis 1.200 € an Steuergeldern, die pro Kind in diese Tagesstätten fließen, sind aus meiner Perspektive eben „Fernhalteprämien“.  

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Elisabeth Bloecher

Die tendenzioese Stimmungsmache gegen das sogenannte Betreuungsgeld aergert mich je laenger je mehr! Wenn ich mich recht erinnere, war dieses Geld dafuer gedacht, Muettern, die den Wunsch haben, ihre Kleinkinder (!) selbst zu erziehen, finanziell unter die Arme zu greifen. Es ist ja nur eine symbolische Anerkennung ihrer Erziehungsleistung, besonders wenn man sie mit dem Betrag von ca. 1000 Eur vergleicht, den der Staat bereit ist, fuer einen einzigen Krippenplatz hinzublaettern. Es war keineswegs, wie es jetzt faelschlicherweise dargestellt wird, ein Bestechungsgeld fuer Muetter, um sie dazu zu kriegen, auf den ihnen zustehenden Krippenplatz zu verzichten! Das verlogene Gejammere, dass die Kosten hoeher seien, als erwartet, ist laecherlich, gerade im Vergleich zu den Krippenplatz-Kosten! Dass fuer vernachlaessigte Kleinkinder eine Fremdbetreuung die bessere Option sein kann, kann ich noch nachvollziehen. Doch der moralische und finanzielle Druck, der auf engagierte junge Muetter ausgeuebt wird, damit sie nur ja ihre Kleinkinder schnellstmoeglich außerhaeusig betreuen lassen, ist enorm! Ich kenne eine ganze Reihe von ihnen. (Handfeste gesellschafts- und wirtschaftspolitische sowie ideologische Interessen stecken dahinter, nicht jedoch Liebe zu Kindern.) Das Argument, dass Muetter das Betreuungsgeld einstreichen, ohne sich angemessen um ihren Nachwuchs zu kuemmern, koennte ganz simpel damit entkraeftet werden, dass sowohl fuer den Erhalt von Kinder- als auch Betreuungsgeld die Inanspruchnahme der Kinder- Vorsorgeuntersuchungen verpflichtend waere und der Nachweis eingereicht werden muesste. Eltern bzw. Muetter, denen das Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt, gehen sowieso freiwillig zu den U-Terminen.

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