Wie gut wäre die neue U-Bahn erst mit mehr Hirn

Die U-Bahn ist gut und notwendig. Und der Ausbau ist zweifellos sinnvoll. Aber mit mehr Hirn und weniger Parteipolitik ließe sich die U-Bahn mindestens doppelt so sinnvoll bauen. Nur gibt’s das halt nicht in Wien.

Veröffentlicht:
von

 

Keine Sorge: Die Linien-Führung der U5 und der U2 wird noch ein Dutzend Male begeistert den Wählern präsentiert werden. Ob freilich auch die Linienführung nach Jahrzehnten nun endlich so bleibt, wie jetzt angekündigt, werden wir erst beim Bau der U-Bahn wirklich wissen. Dennoch sollte man sich mit der jeweils gültigen Variante sachlich beschäftigen.

Keine Frage ist, dass der Bau von U-Bahnen richtig und notwendig ist. Es war eines der großen Versäumnisse des Rathauses, den Wiener U-Bahn-Bau um Jahrzehnte zu spät begonnen zu haben; vorher verzettelte man lange die Energien Wiens mit Reindln, Ustrabas und ähnlichen Scherzen. Der U-Bahn-Bau war damals skurrilerweise ideologisch besetzt. Das war zu jener Zeit, da Sozialisten auch noch ernsthaft glaubten, Touristen kämen in die Stadt, um Gemeindebauten zu besichtigen. Und setzten ihnen Rundfahrten durch das „Moderne Wien“ vor.

Es kann keinen Zweifel geben, dass U-Bahnen sowohl in den Westen wie auch in den Süden Wiens dringend notwendig sind. Insofern ist der Beschluss auch durchaus zu begrüßen. Das erste und größte Hindernis ist freilich, dass Wien viel zuwenig Geld für das nun Angekündigte hat. Und der Bund versucht ja sogar ein wenig zu sparen. Daher ist die nunmehrige Verkündung von zwei neuen Linien reine Wahlpropaganda. Wien wählt ja in einem Jahr.

Wien spart noch immer nicht, um U-Bahnen zu bauen. Es verschwendet vielmehr sein Geld (unser Geld) bei zahllosen kleinen und großen Gelegenheiten. Bei kräftigen Subventionen an die Hunderten Vorfeld-Vereine der beiden regierenden Parteien. Bei weit über dem Bund liegenden Bezügen für die Rathaus-Beamten. Bei der Bestechung von Medien. Beim Schwachsinnsprojekt Mariahilfer Straße. Bei der gewaltigen Spende an Rapid, damit dieser Fußballklub schon wieder ein neues Stadion bauen kann. Und so weiter.

Aber sehen wir uns die neuen Linien an. Die seit Jahrzehnten immer wieder in zahllosen Varianten auftauchende Line U5 wird also nach Westen gehen. Entlang der überlasteten Straßenbahn 43. Das ist an sich eine absolut richtige Intention. Sie wird nur dadurch ad absurdum geführt, dass nur für eine Station – bis zum Alten AKH – das nötige Geld da ist.

Vor den Wahlen wird dennoch die U5 bis Elterleinplatz gezeichnet. Man will wenigstens so tun, als ob die U5 aus mehr als einer neuen Station bestünde. Dort soll die U5 nach der jetzigen Planung aufhören. Das ist besonders absurd.

Weiterlesen auf andreas-unterberger.at

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Andreas Schneider

"Nur gibt’s das halt nicht in Wien".

???

Herr Dr. Unterberger, verfolgen Sie doch in diesem Zusammenhang bitte den Bau der "Nord-Süd-Bahn" in Köln.

Es scheint auf irgendeine ominöse Weise kennzeichnend für den deutschen Sprachraum zu sein, dass Großprojekte, die anderen Ortes in 2, 3 Jahren erfolgreich durchgezogen werden, sich hier als Mahnmale administrativer Inkompetenz entpuppen. Wobei (zumindest in Köln) eine beständig nörgelnde Öffentlichkeit ihren Senf dazu gibt - diese "Bedenken" wiederum willig von "der Politik" aufgenommen und zu Lasten des Projekts breit getreten.

Ich wage mir gar nicht auszumalen, wenn diese Geisteshaltung (ohne viel Geist) schon vor 7 Jahrzehnten üblich gewesen wäre: die Stadt läge wohl heute noch in den Trümmern des Bombenkriegs.

Steht Wien wirklich so allein da, wie Sie es schildern?

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang