Wie eine Muslimin zur christlichen Ministerin mutierte

Eine groteske Polit-Farce in mehreren Akten, inszeniert und aufgeführt von super-flexiblen Protagonisten - Nachdenkenswerte Anmerkungen.

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Wenn eine Muslimin aus Schulen Kreuze entfernen will, ist dies eigentlich sowenig eine Zeitungs-Überschrift wert, wie ein Hinweis darauf, dass sich viele Christen mit Koransuren nicht anfreunden wollen. Unterschiedliche Religionen bevorzugen halt ihre Zeichen und Symbole. Wenn eine solche Frau aber einige Tage später als Ministerin vereidigt werden möchte, wiegt dies schon anders. Schließlich will sie ja in einem stark durchs Christentum geprägten Land die Verantwortung für die Sozialpolitik übernehmen. Die Begründung beim Zurückrudern von der ursprünglichen Position von Ihr und ihrem Gönner Ministerpräsident Christian Wulff, dass ihr ´das Miteinander von Staat und Kirche in Niedersachsen so nicht bekannt gewesen sei`, muss jedoch heftig irritieren. Denn wenn dies stimmen sollte, ist sie für das Amt einer Ministerin restlos ungeeignet. Schließlich wird seit Jahren öffentlich - teilweise auch polemisch - über Kreuze in Schulen, Gerichten und anderen öffentlichen Gebäuden diskutiert. Was ist das zu bewerten, wenn ihr dies alles unbekannt sein sollte. Auch handelt es sich bei diesem Thema nicht um eine niedersächsische Eigenheit, wie dies im Bereich von Essgewohnheiten, des Brauchtums oder spezifischer landschaftlicher Besonderheiten der Fall sein wird.

Für wie dumm halten also solche Menschen den Rest des Landes? Herr Wulff deklariert in seinem Polit-Eifer Luft sein Agieren als modern und fortschrittlich indem er sagt: "In 20 Jahren redet kein Mensch mehr darüber, dass auch Muslime Minister werden können." Nun, die junge und weniger junge deutsche Geschichte lehrt uns, dass in Deutschland reichlich Menschen hohe Ämter in Politik und Gesellschaft übernahmen, obwohl sie dies besser unterlassen hätten. Hervorzuheben wäre demnach nicht, wer durch welche Steigbügelhalter was wird, sondern ob die Anwärter auf verantwortungsvolle Ämter auch die notwendige persönlich und fachliche Fähigkeit mitbringen und sie ihr Engagement auch zum Wohl des Staates ein bringen wollen und können. Wenn solches wirklich erfolgreich geschieht, wäre das ein guter Anlass, dies auch 20 Jahre später noch einmal in den Blick zu nehmen.

Aber das Bedeutsame beim Vorgang: Ministerpräsident hievt Muslimin ins Ministeramt ist doch, dass dies im Rahmen einer christlichen Partei geschieht. Es wäre wenig einzuwenden, wenn diese türkischstämmige Frau vor Jahren aus eigener Überzeugung zum Christentum konvertiert wäre. Würde es sich nicht um eine C-Partei handeln, dann wären vor einer solchen Personalentscheidung ´nur` die entsprechenden Fähigkeiten und die Frage zu überprüfen, ob sie auf dem Boden des Grundgesetzes stehend eine Politik für alle Menschen zu machen fähig wäre. Frau Özkan mag ja über einige gute Kenntnisse für ein Ministeramt verfügen, aber keinesfalls bringt sie die notwendigen Voraussetzungen für die Umsetzung einer christlichen Politik mit. Denn eine Muslimin kann - und im Sinne ihrer eigenen Glaubens-Überzeugung darf sie - keine christliche Politik machen? Kurz vor ihrer Ernennung muss ihr dass noch klar gewesen sein und hat sich auf ihrem Wertehintergrund gegen Kreuze in Schulen ausgesprochen. Dann setzte der ´Weichspülgang` ein.

Würde eine muslimische Institution einen erklärten Christen in die Chefetage holen? Beim Eid: "So wahr mir Gott helfe" wurden ja schon die Diskrepanzen deutlich, was wer mit "Gott" verbindet. Viele Firmen legen mittlerweile Wert darauf, dass möglichst alle Mitarbeiter, erst recht die Führungskräfte, zur Unternehmens-Ethik passen. Sonst könnte beispielsweise ja ein landesweit bekannter Umweltverschmutzer beim B.U.N.D in den Vorstand kommen, nur weil sich diese gut verkaufen kann. Unabhängig davon müsste sich auch Frau Özkan fragen, ob sie es mit ihrem Gewissen - ich setzte es als Annahme voraus - vereinbaren kann, einer christlichen Partei und deren Zielen zu diesen. Lebte Frau Özkan in einer strak muslimisch geprägten Region in Vorderasien oder Nordafrika, würde ihr Verhalten als Verrat an der eigenen Herkunft, als Abgesang persönlicher Glaubwürdigkeit betrachtet. Eine solche Preisgabe der religiösen Identität wiederum könnte in der leichten Variante zu einer Ächtung, in aufgebrachter Stimmung zu einer spontanen Steinigung führen.

´In Deutschland wird das Wort Toleranz seit Jahren mit doppel ll geschrieben`, so der Kommentar einer großen Tageszeitung. Ja; wie im Tollhaus geht’s oft in der Politik zu. Klarheit, Wahrhaftigkeit und Standfestigkeit scheinen mega-out zu sein. Stattdessen ist maximale Flexibilität und ein Agieren in Tarnkappen gefragt. Das Chamäleon wird zum Orientierung gebenden Wappentier des modernen Politikers auf dem Weg des persönlichen Vorteils. Aber vielleicht haben zu viele politisch ambitionierten Menschen die folgende Satire von der traurig-tragischen Grabesrede eines Staatsdieners falsch verinnerlicht: ´Immer tat er treu, was von ihm erwartet wurde, er diente nationalsozialistischen, liberalen, kommunistischen, christlichen und sozialistischen Vorgesetzten so aufopferungsvoll, dass seine Verdienste nicht hoch genug belobt werden können. Tragischerweise hat er zwar bei diesem seinem Wirken schon vor vielen Jahren sein Rückgrad verloren, aber auch dieser Betriebsunfall reduzierte nicht seine Schaffenskraft`.

Politik hat natürlich auch die Aufgabe, den in unserem Land lebenden türkisch stämmigen Menschen und anderen Einwanderern entsprechende Aufstiegschancen zu geben. Das ist solange gut und richtig, wie diese Personen für die jeweilige Aufgabe geeignet sind. Einen Imam für eine vakante Pfarrerstelle vorzusehen ist ebenso unsinnig wie den Vorsitzenden einer Vertriebenen-Organisation zum bundesdeutschen Delegierten gegenüber dem polnischen Staat zu machen. Und so wie es zu vermeiden ist, sich in ihrer Muttersprache und Kultur verkapselnde Menschen mit Migrationshintergrund zum Integration-Minister zu machen, so ist es auch nicht tragbar, einer Muslima den Ministerposten in einer christlichen Partei anzutragen. Denn es gibt Aufgabenstellungen, welche nur mit einer gehörigen Portion gewachsener Identität mit der speziellen Aufgabenstellung leistbar sind. Dies hat übrigens vor einigen Wochen auch ein Mann per Gerichtsentscheid mitgeteilt bekommen, als seine Klage wegen einer Nichtanstellung bzw. Diskriminierung bei der Besetzung einer Frauen-/Gleichstellungsstelle abgewiesen wurde, - trotz bester Kenntnisse und Studienabschlüsse.

Wer ständig mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wer als Volkspartei auf die Anbiederung an Alle mit dem Ziel des Stimmenfangs setzt, wird bald wegen Profillosigkeit scheitern. Fehlt einem Autoreifen das Mindestprofil, wird das Fahrzeug wegen einer zu großen Gefährdung von Menschen und Sachgütern aus dem Verkehrt gezogen. Alle Staatbürger haben die Pflicht, diese im KFZ-Bereich auf TÜV und Polizei konzentrierte Kontroll-Aufgabe wahrzunehmen. Versäumen wir dies, hat dies eine große Gefährdung unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens zur Folge. Aber es gibt, so sagt mir eine innere Stimme, doch noch eine plausible Bewertung des Vorgangs: Denn wenn die CDU das C nur noch deshalb im Namen trägt, weil sich niemand traut, es heraus zu nehmen, dann wäre die muslimische Ministerin in der DU-Partei kein Widerspruch.

Copyright: Dr. Albert Wunsch, 41470 Neuss, Im Hawisch 17

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freigeist

Egal, wer das gesagt hätte, ich würde sofort zustimmen: Keine Religionssymbole in Schulen.
Das Kreuz kann man im trauten Heim aufhängen, auch tausende davon, wenn man will. In den Schulen haben religiöse Symbole nichts zu suchen.

Gravatar: Rembrand

Frau Özkan will nicht "das Kreuz abschaffen", sie will in öffentlichen Schulen keine religiösen Symbole, das ist etwas vollkommen anderes.

Gravatar: Nachdenker

Daß Özkan das Kreuz und das Kopftuch gleichgesetzt hat, halte ich für einen ganz intelligenten Trick. Denn so sind ihr gerade die auf den Leim gegangen, die unsere Verfassung hochhalten. Nach deren Logik dürfte aber dann die CDU gar nicht mehr CDU heißen. Ein Kommentator an anderer Stelle hat es aber schon gesagt: Eine Politikerin der CDU, die das Kreuz abschaffen will, wirkt genauso unpassend wie eine Ministerin der Grünen, die sich gegen Tierschutz und für Naturzerstörung einsetzt. Frau Özkan ist nicht wegen besonderer Verdienste und Fähigkeiten berufen worden, sondern weil man bei den Moslems ganz einfach Stimmen fangen will.

Gravatar: Rembrand

Schon der erste Satz ist falsch: "Wenn eine Muslimin aus Schulen Kreuze entfernen will,ist dies eigentlich sowenig eine Zeitungs-Überschrift wert, wie ein Hinweis darauf, dass sich viele Christen mit Koransuren nicht anfreunden wollen".

Sie hat sich nicht nur gegen Kreuze sondern gegen religiöse Symbole jeder Art in staatlichen Schule ausgesprochen und damit ist sie verfassungskonform. Weil in der Verfassung die Trennung von Staat und Kirche vorgesehen ist. Sie sollten von Frau Özkan lernen...

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