Wer solche Hirten hat

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Ab und zu stelle ich mir als Blogger, als Christ ganz generell, die Frage, ob das, was ich so tue, Gott wohl gefallen mag. Ist es nicht manchmal so, dass ich Dinge schreibe, nicht um Sein Wort zu verkünden sondern damit Ich gelesen werde? Schreibe ich mir nicht auch manchmal Dinge von der Seele, die eigentlich höchstens zwischen Gott und mich gehören, sich aber nicht dazu eignen, das Evangelium zu verkünden, das auf eine anziehende Art und Weise zu tun? In der Fragestellung, die ich ab und an hinsichtlich dieses Blogs im Gebet vor Gott trage, liegt schon der Kern der Antwort – eigentlich sind es zwei Testfragen, die ich durchdenken muss: Führen die Beiträge – egal wie sie gemeint sind – zu Christus? Und sind sie im Kern in Liebe geschrieben?

Heute Morgen habe ich mich dann gefragt, wie ich einen Beitrag über die Vergabe des katholischen Medienpreises 2013 durch die Deutsche Bischofskonferenz an Lara Katharina Fritzsche, Journalistin und Redakteurin des Magazins der Süddeutschen Zeitung, verfassen könnte. Fritzsche wurde der Preis aus den Händen von Bischof Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart), Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und Juryvorsitzender des Katholischen Medienpreises, am vergangenen Montag übereicht für ihren Beitrag „Das Leben nach dem Tod in Utøya“. Der Beitrag – ich muss zugeben, ich habe ihn nie selbst gelesen – begleitet die 18-jährige Sofie im Jahr nach dem Massaker auf der norwegischen Ferieninsel die um ihre beste Freundin trauert. Schon der Titel des Beitrags – so die Jury – „lasse die religiöse Dimension anklingen, die aber nie aufdringlich werde“. Vielleicht hätte man hellhörig werden können nach einem Interview im Kölner Domradio, in dem Fritzsche die religiöse Dimension ihres Beitrags mit den Worten beschreibt:

Sie (Sofie) spricht mit einer Freundin, die tot ist, also, in einem religiösen Sinne geht sie davon aus, dass sie nicht unter der Erde liegt und dort Fleisch verfault, sondern sie geht davon aus, dass sie woanders ist. Und das ist ja Religion, wenn man glaubt, dass dieses Leben weitergeht und dass die Freundin weiter irgendwo lebt, und sei es auch nur in ihr. Da sind die Begrifflichkeiten ja weit, kann man ja weit auslegen, aber in ihrem Sinne ist die Freundin irgendwo und sie sagt auch ganz konkret, dass die oben ist, also auf jeden Fall ein christlich geprägtes Bild.

Lara Katharina Fritzsche ist Jahrgang 1984 und Journalistin, sollte also eine gewisse Fertigkeit im Umgang mit Worten erworben haben – wer so verschwurbelt den Begriff des christlichen Glaubens zu umgehen versucht, der steckt vielleicht nicht so tief drin. Das ist durchaus kein Vorwurf an Frau Fritzsche, bis vor wenigen Jahren war ich weit davon entfernt, mal einen katholischen Blog zu betreiben, aber die Jury eines katholischen Medienpreises sollte sich doch vielleicht auch für das Glaubensleben der Preisträger informieren. Auch ihr Hinweis, dass die wahre Bedeutung des Preises für sie darin liegt, dass es eine „tolle Auszeichnung“ sei, „wenn Kollegen, die da in der Jury sitzen, meinen, dass von diesen 210 Einsendungen meine die treffendste ist, oder die, die am besten in diesen Preis passt, das ist natürlich ganz toll.“ Lob von Kollegen, nicht die Auszeichnung als katholischer Artikel? Nun, im Nachgang kann man natürlich auch recht einfach Dinge hineinlesen …

Lara Katharina Fritzsche hat das Preisgeld von 5.000 € nun dem „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“ gestiftet mit der Begründung „Ich finde, dass Frauen selbst über ihren Körper entscheiden können sollten - mit allen Konsequenzen“. Damit wäre das Geld dort – im Sinne von Frau Fritzsche, nicht der christlichen Botschaft – gut aufgehoben, setzt sich dieses Bündnis doch für die Freigabe der Abtreibung und die rezeptfreie Vergabe der „Pille danach“ ein. Wie ein atheistische Online-Magazin berichtet (auf offiziellen katholischen Seiten ist zu dem Vorgang bislang „Schweigen im Wald“) begründete die Preisträgerin vor den Gästen bei der Preisverleihung diesen Schritt damit, das sie „ein Zeichen gegen den christlichen Fundamentalismus“ setzen wolle. Sie habe dem Publikum erklärt, sie sei „über die Abweisung mutmaßlicher Vergewaltigungsopfer durch katholische Kliniken in Köln zu Beginn des Jahres ‚sehr wütend’ gewesen […] Deswegen möchte ich das Preisgeld dem Bündnis spenden, das sich genau dafür einsetzt, nämlich der sexuellen Selbstbestimmung von Frauen.“

Dass sich atheistische Internetseiten feixend über diesen Schritt gegen das Leben, über dieses genutzte katholische Forum zur Propagierung der Abtreibung freuen, kann einen nicht verwundern. Verwundern kann einen aber schon, dass das ganze in der offiziellen katholischen Welt bislang ohne Wiederhall geblieben ist. Auf der Suche nach katholischen Quellen bin ich bislang nur bei kath.net fündig geworden. Man ist versucht zu glauben, man wolle das Thema aussitzen, hoffe, dass es schon nicht Verbreitung finden wird. Auf der deutschen Seite von Radio Vatikan beispielsweise hat es offenbar einen Beitrag gegeben, den man bei der Google-News-Suche auch findet – der aber zwischenzeitlich gelöscht sein muss, der dahinter liegende Link führt jedenfalls nur auf die Startseite des Portals, über dessen Suchfunktion man auch nicht fündig wird.

Medienpreis_Radio_Vatikan

Mit dem Preisgeld eines katholischen Medienpreises, mit dem nach eigenen Angaben „qualitäts- und werteorientierter Journalismus“ gefördert werden soll, werden also Abtreibungsbefürworter finanziert. Man erinnert sich, dass es bislang noch kein deutscher Bischof über wohlfeile Grußworte hinaus mal zum „Marsch für das Leben“ geschafft hat, gegen den sich das nun so geförderte Bündnis wendet und in Gegendemonstrationen aggressiv gegen Lebensschützer agitiert. Man erinnert sich, dass die deutsche Bischofskonferenz es abgelehnt hat, die Lebens- und Embryonenschutz-Initiative „One of us“ zu unterstützen (immerhin haben das viele Bischöfe persönlich dann doch getan). Man erinnert sich, dass als Begründung für die Zurückhaltung der deutsche Bischöfe immer wieder herhalten muss, man unterstütze keine Einzelaktionen und habe andere Mittel, sich für den Lebensschutz einzusetzen. Man erinnert sich an die Königsteiner Erklärung, in der deutschsprachige Bischöfe schon vor Jahren ein recht liberales Weltbild zur Frage der Sexualethik zeigen. Man erinnert sich, dass sich die deutschen Bischöfe nur unter vatikanischem Druck aus der lebensbedrohlichen sogenannten Schwangerenkonfliktberatung zurückgezogen haben.

Ich habe versucht, den Beitrag in einer möglichst neutralen Form zu schreiben. Ich werde versuchen, ihn in Liebe zu beenden. Frau Fitzsche hat ihr Weltbild deutlich gemacht – ob man das für mutig hält, in einer Gesellschaft in der Abtreibungen keinen Skandal mehr darstellen, kann sich jeder selbst fragen, ehrlich ist es aber, auch wenn man sich auch fragen kann, warum sie den Preis überhaupt akzeptiert hat. Feige ist aber die versammelte Deutsche Bischofskonferenz, die sich hierzu bislang nicht erklärt, offenbar versucht, das Thema unter den Teppich zu kehren, gute Miene zum bösen Spiel macht und in Kauf nimmt, dass im nächsten Jahr Lebensschützer beim Marsch für das Leben mit kirchlich finanzierten Gegendemonstranten konfrontiert werden.

Ich bete weiter für die katholische Kirche in Deutschland, ich bete auch für die Bischöfe, denn: Wer solche Hirten hat, der braucht keine Wölfe mehr!

Beitrag erschien zuerst auf: papsttreuer.blog.de

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