Wenn man statt Inflation Liquidität sagt

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Es ist erstaunlich, wie oft versucht wird, mit neuen Wortprägungen Probleme aus der Welt zu schaffen. Das geschah etwa bei der Ersetzung von  Blinder/Krüppel/Tauber (usw.) durch "Behinderter"; da aber auch dieses Wort schon tabuisiert wird, haben wir nun von "Menschen mit besonderen Bedürfnissen" zu sprechen. Dahinter steht der Glaube, dass durch ein Umtaufen irgendwelche Probleme gelöst wären. Ganz Ähnliches ist in den USA mit der Umformulierungsreihe Neger-Schwarze-Afroamerikaner zu beobachten. Aber auch in der Finanzwelt passiert das Gleiche.

Das ist insbesondere an der neuerdings üblichen Verwendung von "Schaffung von Liquidität" anstelle von "inflationsförderndes Gelddrucken durch Notenbanken" zu sehen. Beides bedeutet aber dasselbe. Wer die Immobilienpreise in deutschen oder österreichischen Städten beobachtet, weiß, wohin viel des frischgedruckten Geldes fließt: in eine gefährliche Blase. Aber da aus Asien importierte Konsumartikel preisstabil sind - oder gar billiger werden - wird das in der offiziellen Inflationsrate kaum reflektiert.

Diese "Liquiditätsschaffung" scheint ja kurzfristig tatsächlich Probleme zu lösen. Daher wird sie von der Politik auch so geliebt. Die unweigerlich dadurch ausgelösten späteren und größeren Probleme ignoriert man hingegen - oft in der insgeheimen Überzeugung, dass sie erst unter den Nachfolgern sichtbar werden.

Wen aber wird die Inflation dann eigentlich treffen? Primär scheinen es die Sparer zu sein. Diese haben jedoch die Chance, durch kluges Disponieren den Schaden zu mildern. Milton Friedman wieder hat gemeint, dass letztlich alle gleichmäßig getroffen würden. Das stimmt jedoch auch nicht. Denn das würde voraussetzen, dass alle ihr Eigentum gleichmäßig verteilt haben, dass alle Preise gleichmäßig steigen, und dass alle die gleichen Informationen haben.

In Wahrheit ist es jedoch immer so, dass zuerst nur ein kleiner Personenkreis Zugang zum künstlich geschaffenen Geld hat. Wohlhabende Menschen oder Banken sind auch meist besser informiert als die kleinen Sparer und schichten ihr Geld früher um.

Das haben nun Berechnungen des Ökonomen Zoran Balac genau analysiert. Sie zeigen klar: Je größer die Inflation - pardon: Liquidität - umso größer die Umverteilung von unten nach oben.

Weiterlesen auf: andreas-unterberger.at

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Jaques LeMouche

Wie stellte Keynes es so treffend dar:

"Mit dem kontinuierlichen Prozess der Inflation kann der Staat heimlich und unbeachtet einen großen Teil des Reichtums seiner Bürger konfiszieren. Mit dieser Methode können die Regierungen nicht nur konfiszieren, sondern willkürlich konfiszieren. Der Prozess stellt alle verborgenen Kräfte der ökonomischen Gesetze in den Dienst der Zerstörung, und er macht es auf eine Art und Weise, die nicht einer aus einer Million Menschen zu erkennen vermag."

Hinzu kommt die Trickserei über den hedonischen Preisindex, die begriffliche Gleichsetzung von Inflation und Teuerung, etc. Wie im Artikel schon festgestellt tut die Vernebelung der Journaille ein Übriges. Ob Deutschland 1923, oder Simbabwe 2006, oder die gegenwärtige Situation, oft wird Inflation noch als etwas Naturgegebenes betrachtet. In Wahrheit ist Inflation eine Handlung, eine Aktivität. Darum spricht etwa Prof. Guido Hülsmann von Inflationierung statt von Inflation. Und es trifft, wie im Artikel dargestellt, die Ärmsten, die nicht umschichten können und weiter weg sind von der Geldproduktion. Ohne Inflation keine Blasen und kein Spekulantentum. Somit verursachen Politik und Zentralbank die Symptome, für die sie selbst sich anschließend als einzige Lösung anbieten.

Inflation itself is a form of taxation. It is perhaps the worst possible form, which usually bears hardest on those least able to pay.

It often makes it more profitable to speculate than to produce. It tears apart the whole fabric of stable ecnonmic relationships. Its inexcusable injustices drive men toward desperate remedies. It plants the seeds of fascism and communism. It leads men to demand totalitarian controls. It ends invariably in bitter disillusion and collapse.

Henry Hazlitt

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