Wenn Du wüsstest, Opa!

Mit dem folgenden Beitrag wollte sich der Autor die Frage beantworten, wie man wohl einem Menschen, der einer anderen Generation angehört und der die gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands nicht miterlebte, die gegenwärtige Situation am Besten beschreiben könnte. Es entstand ein Brief an seinen verstorbenen Großvater. Würden Sie es ihren Angehörigen auch so oder so ähnlich erzählen?

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Lieber Opa,

es ist mir ein dringendes Bedürfnis, Dir mal ein paar Gedanken mitzuteilen, mit denen ich mich nahezu täglich beschäftige. Wir beide haben uns ja leider niemals kennengelernt, weil Du im Zweiten Weltkrieg gefallen bist. Oma hat mir aber erzählt, was für ein guter Mensch Du warst und glaube mir bitte, in unseren Gedanken sowie zahlreichen Gesprächen warst Du sehr oft mitten unter uns.

Lass mich bitte mit einer ziemlich schlimmen Nachricht beginnen. Ich weiß, dass viele von Euch, also ein großer Teil der deutschen Soldaten, vor allem eine bessere Zukunft wollten. Einige hatten den Ersten Weltkrieg miterlebt und meines Erachtens war diese Auseinandersetzung zugleich der erste Krieg, der mit geballter Brutalität nicht nur Soldaten, sondern eben erstmalig auch die Zivilgesellschaft traf. Giftgase und zerstörerische Waffen kamen zum Einsatz und ich bin dankbar dafür, dass ich bislang niemals einen so großen Hass fühlen musste, wie Ihr und die Soldaten aller anderen Nationen ihn vor dem Hintergrund der schlimmen Erlebnisse zwangsläufig entwickelt haben müsst. Der Versailler Vertrag hätte Deutschland anschließend nicht zu Wohlstand geführt und einen "friedlichen Neuanfang" hätte man diese Rahmenbedingungen auch nicht nennen können. Welche Gedanken Ihr damals hattet und warum Euch ausgerechnet ein Diktator verführen konnte, werden wohl nur Jene ehrlich nachvollziehen können, die eben damals auch mit dabei waren. Ich muss Dir aber nun gestehen, dass Ihr den Kampf und all die Anstrengungen vergeblich ertragen habt. Deutschland hat den Krieg verloren.

Im Nachhinein betrachtet, war das auch gut so. Ihr Frontsoldaten wusstet nicht, dass, parallel zu den ganzen militärischen Grausamkeiten, der Wahn des Nationalsozialismus sogar dazu führte, dass einige besessene Nazis versuchten, ein ganzes Menschenvolk auszurotten. Bei all dem, was mir Oma über Dich erzählt hat, bin ich mir sicher, dass Du über solche unmenschliche Taten genauso entsetzt wärst, wie wir alle. Nun hat Deutschland aber nicht nur den Krieg verloren, sondern in der Öffentlichkeit wird heute ganz häufig so getan, als wäret Ihr alle schuldig an den Grausamkeiten und auch an der geplanten Volksvernichtung. Nein, Opa, Ihr alle werdet nicht als Helden gefeiert. Es gibt keinen Gedenktag oder sowas, an dem wir Euren Mutes gedenken, oder anerkennen, dass Ihr Not, Entbehrungen und Angst erleiden musstet, nur damit es Euren Familien bald besser geht. Es gibt zwar einen Volkstrauertag, aber sei froh, dass Du nicht erleben musst, wie man einen solchen Tag mittlerweile in Deutschland ausfüllt. Niemand dankt Euch und so leid es mir tut: Ihr seid umsonst gestorben.

Nach Beendigung des Krieges haben aber dann schlaue Menschen ein Regelwerk herausgegeben. Das sogenannte "Grundgesetz" sollte sicherstellen, dass alle Macht vom Volke ausgeht. Ja, es entstand eine richtige Demokratie.

Die Bürger sollten sich ihre Volksvertreter frei wählen, sie sollten die Politik mitbestimmen können und es sollte nie wieder dazu kommen, dass irgendeine andere Staatsform diese wehrhafte Demokratie ersetzen könnte. Desweiteren hat man die Macht auf verschiedene Institutionen verteilt. Es sollte niemand Gesetze erlassen können, der diese gleichzeitig überwacht und umsetzt. Ganz geschickt hat man auch einen Föderalismus geplant. Dazu hat man Deutschland in diverse Bundesländer mit eigenen Parlamenten umgesetzt. Es sollte Belange geben, die ausschließlich von den einzelnen Ländern entschieden werden dürfen, andere Belange wiederum ausschließlich vom Bundesparlament. Eine Konzentration von Macht und Entscheidungsgewalt, wie die Nazis sie ausübten, sollte somit nie wieder möglich sein. Was soll ich Dir sagen? Selbst Eure schlimmsten Feinde haben sich über die letzten Jahrzehnte hinweg diesem neuen Deutschland angenähert. In Europa haben sich die einzelnen Länder nach und nach verlässliche Handelsbeziehungen aufgebaut, man hat zusammengearbeitet und sich vertraut. Hättest Du Dir vorstellen können, dass die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich nicht mehr überwacht wird? Und zwar ohne, dass eines der beiden Länder vom anderen Land besetzt wird?

Es kam tatsächlich zu einer besseren Zukunft, die Ihr Euch damals so sehr gewünscht habt. Deutschland wurde ein Sozialstaat. Die Bürger hatten Arbeitsplätze, sie waren krankenversichert und der Staat hat denen geholfen, die in Not waren. Der gestresste Arbeitnehmer hat hin und wieder eine Kur verschrieben bekommen. Die Versicherungen sprangen ein, wenn der Patient Zahnersatz brauchte. Bei einem verdrehten Rücken gab es Massagen ohne Zuzahlung und es existierte insgesamt ein gut ausgebautes Netz für die medizinische Versorgung. Die Unternehmen profitierten von diesen neuen Rahmenbedingungen und zeitweise wurde das neue Deutschland sogar als "Wirtschaftswunder" bezeichnet. Unternehmer sorgten sich um ihre Arbeiter, sie waren fürsorglich und standen ihren Arbeitskräften bei. Gewerkschaften, also gewählte Interessenvertreter der Arbeitnehmer, entstanden. Und so konnte man in Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und -nehmer beispielsweise Löhne vereinbaren oder bessere Arbeitsbedingungen aushandeln.

Alles lief gut und Dein Enkel durfte in einem friedlichen Umfeld aufwachsen. Ja, er durfte sogar ein bisschen am Wohlstand teilhaben. Nun schreibe ich Dir im Jahr 2015 das erste Mal einen sehr nachdenklichen Brief. Was ich seit einiger Zeit beobachte, ist nämlich kaum zu fassen.

Die "Europäische Union (EU)" soll die Weiterführung der gerade genannten Errungenschaften darstellen. Da man offiziell den Traum von einem gemeinsamen und vereinten Europa ausgestalten möchte, hat man vor einigen Jahren sogar eine gemeinsame Währung eingeführt. Damals haben die Politiker versprochen, dass diese Währung stabil sein wird und kein Land die Schulden eines anderen übernimmt. Du wirst es Dir bestimmt schon denken können. Natürlich ist der Norden Europas wirtschaftlich nicht mit dem Süden vergleichbar. Aber all jene Experten, die damals vor der Einführung der Währung ihre Meinung vertraten, und die kritischen Stimmen heute, wurden und werden in einem Schulterschluss von Politik und Medien siegessicher bekämpft. Ich weiß, dass es in Eurer Zeit nichts Ungewöhnliches war, dass man mit Systemkritikern nicht gerade zimperlich umging, aber in unserer Zeit sollte es eigentlich nicht mehr passieren, dass jemand in Folge seiner Meinungsäußerung beispielsweise seinen Beruf nicht mehr ausüben darf und gesellschaftlich geächtet wird.

Die Probleme, die sich Europa mit dieser Symbolwährung geschaffen hat, erkläre ich Dir wohl am Besten mit einem Vergleich. Als ich damals mein Haus baute, musste ich einen Bauvertrag erstellen. Sämtliche Leistungen der einzelnen Handwerkerbetriebe mussten enthalten sein, Termine vereinbart und genaue Zeitabläufe festgelegt werden. Wenn es zu Problemen kommt, berufen sich nämlich immer alle Akteure auf diesen Bauvertrag und versuchen beispielsweise möglichst lange ihre Fehler geheim zu halten. Jeder sucht dann die Schuld beim anderen, es kommt zu Störungen von zeitlichen Abläufen und schnell entsteht ein großes Chaos. Je besser und konkreter der Bauvertrag, desto leichter kann man als Bauherr auf Störungen reagieren.

Nun sollte das Haus "Europa" unter dem Dach der Währung erbaut werden. Wie sinnvoll es ist, zuerst ein Dach zu errichten, lasse ich mal unkommentiert. Viel schlimmer ist nämlich, dass es keine Leistungsbeschreibung für die restlichen Gewerke gibt. Die Staaten tun, was sie wollen und das Haus wurde eine Zeit lang mit unterschiedlichen Baustilen regelrecht zusammengezimmert. Die Leidtragenden sind die Bürger, beispielsweise meine Mutter.

Zunächst einmal, mach Dir bitte keine Sorgen. Deiner Tochter geht es gut. Sie ist gesund und sie hatte ein abwechslungsreiches Leben. Nach dem Krieg hat sie mitgeholfen, genauso wie die meisten anderen Frauen, das bombenzerstörte Deutschland wieder aufzubauen. Es ist unfassbar, dass es nunmehr selbst Politiker gibt, die diese Arbeit der sogenannten "Trümmerfrauen" nicht wertschätzen und die Leistung mit dem Argument einer ihnen möglicherweise zu unterstellenden Nazi-Vergangenheit aus dem Bewusstsein der Bürger verdrängen wollen. Aber das nur am Rande.

Deine Tochter hat zwei Kinder großgezogen und sich anschließend eine kleine Firma aufgebaut. Damit konnte sie uns auch weitestgehend gut ernähren. Ihr Unternehmen wurde jedoch durch eine große Firma kaputt gemacht. Sie wurde vom Markt gedrängt. Eine Entwicklung, die mittlerweile an jeder Ecke zu beobachten ist. Ich persönlich glaube, dass die freie Marktwirtschaft eine der größten Errungenschaften im Anschluss an den Krieg war, die Deutschland den Wohlstand brachte und sicherte. Mittlerweile haben jedoch unzählige Eingriffe seitens der Politik dafür gesorgt, dass nur noch große Firmen den Wettbewerb bestehen können. Es wurden Steuerparadiese geschaffen und Vergünstigungen, die man nur mit entsprechend hohem Firmenkapital in Anspruch nehmen kann. Es finden Absprachen zwischen Politikern und Firmenvertretern statt, von denen aber kleinere Unternehmen nicht profitieren. Dies weiter auszuführen, würde jetzt zu lange dauern, aber es führt mich zurück zur Lage Europas.

Die EU entwickelt sich im Gegensatz zum demokratischen, föderalen Deutschland seit geraumer Zeit zu einem Zentralstaat. Alle Macht wird in Brüssel bzw. Straßburg konzentriert. Die gerade genannten Absprachen zwischen Politik und Großunternehmen sowie anderen Interessenverbänden finden nunmehr in einem noch viel größeren Umfang statt. Und, wenn man mal etwas genauer hinsieht, erkennt man, dass die Personen, die in der EU Entscheidungen treffen dürfen, noch nicht einmal von den Bürgern gewählt wurden.

Mit der gemeinsamen Währung sind wir, wie es zu erwarten war, mittlerweile an einem kritischen Punkt angelangt. Es sind bereits unübersichtlich hohe Summen in dieses Projekt geflossen und ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass das Ende kurz bevor steht. Die Politiker trauen sich noch nicht, dieses Ende zuzugeben und sie trauen sich nicht, über die Folgen und Kosten dieser verantwortungslosen Politik zu sprechen. Im Gegenteil, sie lügen uns an und behaupten, Deutschland sei der größte Profiteur der Gemeinschaftswährung. Dabei ließe sich die tatsächlich negative Entwicklung Deutschlands ganz leicht nachweisen. Unabhängig von Zahlen und Statistiken beobachte ich aber auch im Alltag einen Zerfall der Gesellschaft und eine immer offensichtlichere Armut. Die "Tafeln", also wohltätige Einrichtungen, die gespendete Lebensmittel an Bedürftige austeilen, hatten niemals zuvor einen so großen Zulauf. In den Fußgängerzonen gibt es immer mehr Bettler, Künstler und Straßenmusiker, die offensichtlich auf das Geld anderer Menschen angewiesen sind, um überleben zu können. Einbrüche, Raub- und Diebstahlsdelikte nehmen in den Kriminalstatistiken zu.

In Deutschland gibt es immer weniger Menschen, die einen festen Arbeitsvertrag haben. Die Rentenkasse wird zukünftig nicht mehr für die überalterte Gesellschaft zahlen können und die Krankenkassen haben schon seit geraumer Zeit ihre Leistungen beschränkt. Zahnersatz, Kuren oder Massagen zahlt der Patient selber und es werden Rezeptgebühren erhoben. Der sogenannte Niedriglohnsektor wird immer weiter ausgebaut und viele Betriebe mieten sich lieber Leiharbeitsfirmen, anstatt feste Arbeitsplätze zu schaffen. Die Auswirkungen liegen auf der Hand. Die Arbeitskraft wird billiger, weil Löhne gedrückt werden und Sozialleistungen eingespart werden. Der Arbeitnehmer verdient zu wenig, hat einen unsicheren oder zeitlich befristeten Arbeitsplatz und bildet keine Rücklagen für das Rentenalter. Er arbeitet, so er es dann gesundheitlich noch kann, zwangsläufig länger und ist in der gesamten Lebenszeit abhängig. Viele Menschen müssen sogar neben einem festen Arbeitsverhältnis zusätzlich weitere Arbeiten annehmen, also üben zum Beispiel zwei Berufe gleichzeitig aus. Morgens sitzen sie im Büro und nach Feierabend putzen sie eine Bankfilliale, damit sie ihren Lebensstandard halten.

Es gibt kaum noch Unternehmer, die sich ernsthaft um ihre Arbeiter kümmern. Gewerkschaften sind teils so riesig geworden, dass sie eher strategische Interessen vertreten, als die Bedürfnisse des Arbeiters. Früher gab es beispielsweise noch ein Weihnachts- und Urlaubsgeld. Heute kontrolliert man nahezu jede Minute und jeden Arbeitsschritt, meist durch extra beauftragtes und objektives Fremdpersonal, um noch effizienter und noch gewinnbringender zu werden. Diese Verbesserungen oder Einsparungen kommen dann aber ausschließlich den Managern zugute oder den Aktionären in Form von höheren Renditen.

Aufgrund der vielen Wohlstandsjahre hat sich in Deutschland ein neuer Zeitgeist entwickelt. Die Menschen mussten nicht, wie Ihr, Hunger und Kälte erleiden. Sie lagen nicht im Schützengraben und mussten ihre Gedanken auf das Wesentliche konzentrieren. Nein, sie lebten vergleichsweise in Saus und Braus. Viele sind der Meinung, dass dieser Wohlstand unendlich ist und auch immer Frieden herrschen wird. Sie verschließen die Augen vor offensichtlichen Problemfeldern.

Der Sozialstaat verändert sich. Während man früher tatsächlich dem einzelnen Bürger beistand und die staatlichen Leistungen darauf ausgerichtet waren, ihm das Leben auch in schlechten Zeiten etwas zu erleichtern, steht der Bürger längst nicht mehr im Mittelpunkt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass nur noch Geld für Ideologien, Minderheiten und Partikularinteressen ausgegeben wird.

In den Parlamenten verhandeln Politiker über Frauenquoten und Sonderöffnungszeiten von Schwimmbädern für muslimische Gläubige. Man druckt neue Schulbücher, weil die Vielfalt von mittlerweile tausenden Geschlechtern nicht hinreichend abgebildet wird und gibt Geld für Unisex-Toiletten aus. Ich weiß, Opa, Du kennst nur Mann und Frau, aber wenn man in Frieden und Wohlstand lebt, braucht man sich gedanklich nicht mehr auf biologische Fakten beschränken.

Mittels einer Fachkräftemangel-Propaganda versucht die Politik nun den Bürger davon zu überzeugen, noch mehr Ausländer ins Land zu holen. Einerseits hat der Abiturient aus Niedersachen schon Probleme, beispielsweise in Bayern einen Arbeitsplatz zu finden, weil sein Abitur dort nicht so recht anerkannt wird. Andererseits argumentieren die Politiker nun, dass bulgarische oder albanische Fachkräfte die Problematik der fehlenden Arbeitskräfte lösen könnten. Mir ist bislang noch kein Anwalt, Arzt oder Mechatroniker aus dem Kosovo, aus Albanien oder Bulgarien begegnet. Die Kommunen können sich kaum noch zusätzliche Ausgaben für Flüchtlinge oder generell hilfsbedürftige Ausländer leisten. Unterkünfte und Verpflegung, aber auch Kosten für Arzt- oder Krankenhausbehandlungen müssen sie aber irgendwoher aufbringen.

Es hat sich eine Parteienlandschaft gebildet, die kaum noch inhaltliche Relevanz besitzt. Vielmehr geht es um Macht und Geld. Die großen Parteien verstecken ihr Kapital in zusätzlichen Sub-unternehmen sowie Wissenschafts- und Forschungsinstituten. Das hat nebenbei den Vorteil, dass immer dann, wenn mal ein Gutachten benötigt wird, um die Parteimeinung zu untermauern, gleich eine solche wissenschaftliche Unterstützung eingefordert werden kann. Selbstverständlich ist dann der Wortlaut ganz im Sinne des Auftraggebers. Die Parteienlandschaft hat sich unter diesen Voraussetzungen auch schon seit Jahrzehnten nicht mehr verändert.

Alle vier Jahre wird ein Theaterstück aufgeführt. Die Parteien werben mit Plakaten und Programmen für ihre angeblichen Ziele und versprechen den Bürgern Dinge, die sie aber selten genug tatsächlich umsetzen. In den ersten Jahrzehnten konnte man zumindest noch grob einordnen, wofür eine Partei steht. Es gab Konservative und Sozialdemokraten. Die Einen setzten sich tendenziell für die Wirtschaft, die Anderen eher für die Bedürfnisse von Arbeitnehmen ein. Eine solche Unterscheidung ist heute nicht mehr möglich. Ein gutes Beispiel sind die Grünen. Jahrzehntelang setzten sie sich für Umweltschutz und den Erhalt von Landschaft und Natur ein. Sie wollten die Wälder schützen und die Tiere. Mit der Entscheidung, dass Deutschland, im Alleingang, zukünftig nur noch Strom aus Wind und Sonnenlicht gewinnen soll, haben sie aber ihre Grundeinstellung geändert und lassen kritiklos zu, dass im gesamten Land riesige Windräder entstehen, die nicht nur optisch die Landschaft zerstören, sondern auch massenhaft Vögel und Fledermäuse töten. Ich könnte Dir nur schwerlich die sogenannte "Energiewende" erklären, weil Du ja sogar die Entwicklung von Kernenergie noch nicht einmal mitbekommen hast. Aber Dir leuchtet sicherlich ein, dass die Sonne nicht rund um die Uhr scheint und auch der Wind nicht ständig weht. Also müssen schon jetzt viel mehr stinkende Kohlekraftwerke zusätzlich betrieben werden, als vorher. Die Grünen sagen vermutlich, dass man Vor- und Nachteile abwägen müsse. Eines wird aber in jedem Fall vernachlässigt, nämlich, dass dieser Wahnsinn auch bezahlt werden muss. Für das große Ziel einer Stromerzeugungs-wende hat man eine umfassende Planwirtschaft erschaffen. Überall wird subventioniert, geregelt, besteuert und Einfluss genommen. Der arme Bürger bezahlt beispielsweise indirekt die Sonnenstromanlage des Eigenheimbesitzers und kann sich kaum noch leisten, selbst Strom zu verbrauchen.

Lieber Opa, dieser Brief könnte noch viel länger werden, weil es so viele Dinge gibt, die ich Dir gerne erzählen möchte. Wie Du siehst, hat sich Deutschland massiv verändert. Immerhin haben wir noch eine Demokratie. Obwohl die Probleme und Fehlentwicklungen so offensichtlich sind, verändern die Bürger aber ihr Wahlverhalten nicht. Sie trauen den selben erfolglosen Politikern zu, dass es immer so weitergehen kann und sprechen oftmals sogar den gleichen Blödsinn nach, der ihnen von den Medien serviert wird.

Abschließend möchte ich Dir aber noch kurz über Deinen Feind im Osten erzählen. Die Beziehungen zu Russland haben sich nach dem Krieg zunächst nicht sonderlich verbessert. Es gab einen Kalten Krieg, in dem sich West und Ost gegenüber standen, aber glücklicherweise keine militärische Gewalt ausgeübt wurde. Deutschland war zu dieser Zeit in zwei Teile aufgeteilt und die Bürger durch eine Mauer voneinander getrennt. Wir alle waren froh, dass diese Mauer irgendwann fiel und wir seither ganz friedlich nebeneinander, und wirtschaftlich sogar in vielen Bereichen miteinander, leben konnten. Für Dich ist es nichts Besonderes, wenn ich Dir sage, dass Deutschland plötzlich wieder mehr Verantwortung und sogar eine Führungsrolle in Europa übernehmen will. Dass der Wille des Volkes beeinflusst wurde, ist Euch damals auch passiert und in den Städten gab es Arbeitslosigkeit und Armut. Ich wünsche mir sehr, dass auch meine Kinder in Frieden leben können und wieder etwas gerechter am Wohlstand teilhaben dürfen. Am allermeisten hoffe ich aber momentan, dass mein Enkelkind nicht irgendwann das dringende Bedürfnis verspürt, seinem unbekannten Großvater einen nachdenklichen Brief zu schreiben.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Jürgen G.

Den "Erlöser" gibt es nicht. Es gibt nur die Bürger, die zur nächsten Bundestagswahl gehen und Kandidaten wählen die diesem Wahnsinn ein Ende setzen.
Also schaut euch die Parteien und ihre Repräsentanten genau an. Macht den Parteien klar, ohne uns Bürger haben sie keine Zukunft. Widersteht der Meinungsdiktatur in der Lügenpresse.
Zeigt Zivillcourage und lasst euch nicht von den Linksalternativen Deutschlandhassern in die Naziecke stellen.

Gravatar: Andreas Schneider

Armer Opa!

Diesen nur zu passenden Beitrag (sehr gut, Herr Degener) empfinde ich in gewisser Weise als Déjà-vu-Erlebnis, da ich in jungen Jahren, aufgebracht (worden) von den Geschehnissen der NS-Zeit, meinen 1892 geborenen Großvater glaubte "fertig machen" zu müssen, als ich erfuhr, dass er Mitglied der "Partei" war. Eine Versöhnung gab es nie - er starb 2 Jahre später.

Vor ca. 10 Jahren fand ich im Nachlass meines verstorbenen Onkels die (bis dato auch meinem Vater unbekannten) Tagebücher des Großvaters. Die Lektüre hat mich eine völlig andere Sichtweise auf die Geschehnisse gewinnen lassen. Es vergeht seitdem kaum ein Tag, an dem ich mir nicht wünsche, den alten Mann um Verzeihung für meinen damaligen Ausraster (den man heute wohl als politisch korrekt betrachten würde) bitten zu können.

Ich war - mit Verlaub - ein dummer Klugscheißer und habe ohne Kenntnis etwaiger Hintergründe geurteilt. Wenn mir auch dafür in diesem Leben keine größväterliche Vergebung mehr zuteil werden kann, so weiß ich nun zumindest, den überwiegenden Teil der heutigen Dauerwarner vor dem "Ewiggestrigen" einzuordnen.

Gravatar: Frank

Sehr gut geschrieben, trifft den Nagel genau auf den Kopf, vielen Dank!

Gravatar: Jürgen G

Frage Sie doch mal die Senioren und Seniorinnen, die von der Grundsicherung leben müssen. Diese Frauen haben ihre Kinder großgezogen, haben dieses Land mit aufgebaut. Und heute müssen sie in Armut leben. dafür ist kein Geld da. Oder fragen sie den Rentner mit 50 Jahren Arbeit auf dem Buckel. Handwerker oder Facharbeiter. Heute 1000 bis 1200 € Rente brutto.
Das ist die Lebenswirklichkeit in diesem Lande. Armut für die ältere Generation.

Gravatar: Silvi

Mit fast den gleichen Worten möchten mein Mann und ich fast täglich mit den verstorbenen Eltern und Großeltern reden. Nur zu den Bettlern auf der Straße möchte ich anmerken, dass hierbei der Anteil von Deutschen wohl sehr gering ist. Es stimmt uns traurig, wenn wir an die Zukunft unserer Kinder und Enkel denken.

Gravatar: siggi

Die Untergang Deutschlands sehr treffend stigmatisiert. Bleibt die Frage, wer der Erlöser werden soll?

Gravatar: Wolfgang Bretschneider

Herr Degener umreißt sehr wohl die Probleme der Vergangenheit und die Probleme in unserer Zeit. Deutschland entwickelt sich leider in eine Richtung, die zu großen Sorgen Anlass geben. Viele Bürger lassen sich von der Politik einschläfern oder täuschen.

Gravatar: robert renk

Zuerst peinlicher Geschichtsrevisionismus und dann nur noch langweilig !!!

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