Deshalb sah sich Icomos gezwungen, eine Erklärung abzugeben. Darin wird den Meldungen widersprochen, das Gremium hätte mit der Aberkennung gedroht, gleichzeitig aber nachgetreten. Nun, da das Kind im Brunnen ist, will man nicht derjenige sein, der es hineingestoßen hat, aber gleichzeitig Recht behalten.
Das liest sich dann so:
„Zu den aus der Welterbekonvention resultierenden Verpflichtungen gehöre die Erhaltung nicht nur der Substanz eines Denkmals, sondern auch dessen räumlich-ästhetischer Wirkung, betonte die Beratungsgesellschaft. Den entsprechenden Richtlinien gemäß seien Kulturdenkmäler „mit ihren Verlusten, Überschreibungen oder Uminterpretationen“ zu respektieren. In Anerkennung des Denkmals als Geschichtsquelle dürfe Neues hinzugefügt werden. Die älteren Zeitschichten dürften dabei aber nicht „unlesbar“ gemacht werden. Genau dies sei mit der Aufstellung des alt-neuen Retabels geschehen.
Die Sichtachsen auf die zwölf Stifterfiguren im Westchor seien durch das Altarretabel beeinträchtigt worden.“
So berichtet die Evangelische Kirche Mitteldeutschlands. MDR-Kultur zitierte etwas mehr: Die zahlriechen Besucher hätten sich nur noch für den Altar interessiert und nicht mehr für die Figuren. Es käme nicht darauf an, zum Publikumsmagnet zu werden.
Wie entlarvend ist das? Das offensichtliche Interesse und die Bewunderung des Publikums, die ein Kunstwerk hervorruft, wird als Grund für seine Beseitigung aufgeführt. Es gilt nur noch das, was „Experten“ eines Gremiums für „räumlich ästhetisch“ halten. Eine größere Verachtung der Besucher kann kaum ausgedrückt werden. Lucas Cranach, der den ursprünglichen Altar für den Westchor schuf, hat sicher mehr von räumlicher Ästhetik verstanden, als alle Experten von Icomos zusammengenommen. Damals wusste man noch, was Schönheit ist!
Zwischen den Zeilen liest man, dass die Sachsen-Anhaltinische Regierung auf Grund eines böswilligen Gerüchts ihre Entscheidung gefällt hat, den Cranach-Triegel-Altar vorfristig aus dem Dom zu verbannen. Ist der Dilettantismus oder Schlimmeres?
Wir warten auf eine Erklärung der politischen Verantwortlichen!
Kommentare zum Artikel
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Die Naumburger Einknicker hätten sich ein Beispiel an Dresden nehmen sollen. Die Unesko-Sesselfurzer dollten Dresden vorzuschreiben, welche Brücken über die Elbe Weltkulturerbe seien, und welche nicht. Die Drohung mit Aberkennung ließ die Dresdner Stadtväter kalt und die bauten eine Brücke. Aberkennung, und nun? Dresden ist nach wie vor eine Kulturstadt
Es ist kulturrevolutionärer Bildersturm, sowohl aus Ignoranz wie aus Bösartigkeit.