Weg mit starren Altersgrenzen

Kreative Belegschaften brauchen keine staatliche Bevormundung

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Die Zweifel an starren Altersgrenzen im Berufsleben wachsen. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) www.sueddeutsche.de wird das Urteil des Bundesgerichtshofs zur Diskriminierung eines früheren Geschäftsführers der Kölner Kliniken weit reichende Folgen für die Chefetagen deutscher Konzerne haben. Das Urteil bedeutet nicht, dass sich Unternehmen gar nicht mehr von Vorständen trennen können. „Ist der Aufsichtsrat mit der Leistung unzufrieden, kann natürlich  auch in Zukunft von einer Verlängerung des Vertrags abgesehen werden“, erläutert Nicole Engesser Means, Partnerin der Kanzlei Clifford Chance. Juristen stellen bereits die Frage, ob eine generelle Altersbegrenzung überhaupt noch zulässig sei.

 

„Es gibt geteilte Meinungen darüber, ob dass Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das 2006 in Kraft getreten ist, mehr Fluch oder Segen ist. Nun hat der Bundesgerichtshof zum ersten Mal entschieden, dass dieses Gesetz auch für Manager zu gelten hat. Aus Sicht des Personalberaters kann ich nur begrüßen, dass in Zukunft diejenigen, der Altersgrenzen festlegt, diese auch sachlich begründen muss. Daher kann es nur heißen: Weg mit den starren Altersgrenzen. Wer kreative und bunte Belegschaften will, der darf sich nicht am Gängelband des Staates bewegen müssen. Natürlich können nicht alle Menschen noch mit 70 Jahren arbeiten. Doch gerade für Wissensarbeiter gilt, dass es eine enorme Ressourcenvergeudung wäre, sie schon mit 65 oder 67 auf die Parkbank zu schicken“, sagt Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens centomo www.centomo.de.

 

Auch die Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und FDP wollen Altersbilder und Altersgrenzen auf den Prüfstand stellen sowie die Potenziale älterer Menschen besser nutzen. Der Familienausschuss verabschiedete jetzt einen entsprechenden Antrag der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der SPD- und der Links-Fraktion bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen. Andererseits zieht die SPD nach einem Bericht der Bild-Zeitung www.bild.de nun gegen die Altersgrenze für Landräte und Bürgermeister vor Gericht. Mit der Popularklage vor dem Verfassungsgericht wollen die Sozialdemokraten erreichen, dass die Kommunalpolitiker auch nach ihrem 65. Geburtstag noch einmal kandidieren dürfen.

 

„Es darf kein Sonderrecht für Politiker geben. In den Parlamenten haben wir eher das Problem, dass zu wenig Jüngere, Selbstständige und Menschen mit Migrationshintergrund sitzen. Wer Altersgrenzen für Politiker aufheben will, der muss diesen Schritt auch für unsere ganze Gesellschaft tun. Die Arbeitswelt von heute lässt keine andere Möglichkeit zu“, so Zondler.

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