Was uns Griechen & Co direkt, indirekt und ganz versteckt kosten

Nach einer neuen Berechnung ist der Nettoschaden für die Deutschen durch diesen aufsummierten Zinsenverlust seit 2010 schon größer als der gesamte Verlust der nationalen Wirtschaftsleistung durch die Krise 2009! Von den deutschen Zahlen kann man nach der üblichen Faustformel ein Zehntel für Österreich ansetzen.

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Erfreulicherweise sind jetzt zwei ÖVP-Minister endlich mit (wenn auch nicht ganz kongruenten) Zahlen darüber herausgerückt, was alleine Österreich bisher die griechische Schuldenwirtschaft gekostet hat. Freilich wird auch dabei der größte Raubzug auf die Österreicher nicht einmal mit einer Andeutung erwähnt. Denn der richtet sich nicht gegen das Budget; das aber ist ja offenbar das einzige, was Politiker interessiert. Der ärgste Anschlag beraubt die Menschen auf ganz anderem Weg.

An direkten Krediten hat alleine Österreich bisher schon 1,6 Milliarden Euro für Griechenland aufgewendet. Dieses Geld ist also schon aus Österreich abgeflossen. De facto genauso verloren sind auch die noch nicht schlagend gewordenen Haftungen, die laut Reinhold Mitterlehner 4,7 Milliarden ausmachen, laut Hans Jörg Schelling „nur“ 4,3 Milliarden. Wo auch immer der „kleine“ Unterschied herkommt: Man muss den beiden Ministern jedenfalls für diese Informationen dankbar sein. Denn die SPÖ verschweigt diese Lasten prinzipiell immer; sie will ganz im Gegenteil den Griechen mit immer noch mehr Geld entgegenkommen.

Das Ignorieren dieser Kredite und Haftungen gelingt auch deshalb, weil sie ja doch noch gar nicht in die offizielle Staatsschuld einberechnet sind. Man hat ja einen „Wert“, eine „Forderung“ an Griechenland und sieht das Ganze daher als so sicher an wie Gold in der Nationalbank. In Wahrheit wäre natürlich beides bei ehrlicher Bilanzierung längst voll abzuschreiben. So wie schon die Kosten vieler anderer Euro-Rettungsaktionen der letzten Jahre.

Die Freunde Griechenlands verweisen aber lieber auf die 100 Millionen, die Österreich in der Summe dieser fünf Jahre von Griechenland an Zinsen bekommen hat. Das ist angesichts der Schulden zwar ein lächerlich niedriger Betrag, aber dennoch überhaupt das Einzige, was Griechenland seit Jahren zahlt. Die eigentliche Kapitalrückzahlung ans Ausland ist erst für die Jahre 2020 bis 2058 vorgesehen (nur gegenüber den griechischen Banken soll es vorher Rückzahlungen geben). Also de facto zu Sankt Nimmerlein. Überdies haben die Euro-Länder auch schon angeboten, die Rückzahlung noch weiter nach hinten zu verlegen.

Nur um die Dimensionen zu begreifen: Die griechischen Gesamtschulden betragen mit 320 Milliarden ziemlich genau das Vierfache des österreichischen Jahresbudgets! Dabei beträgt die griechische Wirtschaftsleistung nur etwas mehr als die Hälfte der österreichischen.

Damit ist das Versprechen einer Kredit-Rückzahlung zwar längst nur noch kabarettreif. Aber die von den lieben Helfern längst auf ein Minimalniveau gesenkten Zinsen müssen die Griechen zahlen, wollen sie nicht offiziell als zahlungsunfähig gelten. Was unweigerlich ihr Ausscheiden aus dem Euro und aus allen sonstigen internationalen Zahlungsströmen bedeuten würde (Achtung Griechenlandurlauber!!). Was unweigerlich eine Megakrise bedeuten würde.

Daher wollen die Griechen diese Zinsenrückzahlungen unbedingt durchführen. Sie wollen das halt nur mit neuen Krediten finanziert bekommen (aber ohne dass sie die bisher geltenden Sparauflagen tragen müssten!). Auch EZB, IWF, ESM, EFSF und die Einzelstaaten können nur im Fall der Zinszahlungen durch Griechenland die Kredite weiter als Aktiva in ihrer Buchhaltung behandeln. Daher wollen auch sie es nicht haben, dass der griechische De-facto-Bankrott zu einem offiziellen wird. Es lebe die Fiktion.

Griechenland ist freilich bei weitem nicht der einzige Schuldner. Dazu kommen noch die Forderungen an und Haftungen für alle anderen Schuldnerländer, die bei den diversen europäischen Institutionen multilateral angelaufen sind.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freigeist

Den Niedrigzinsen von USA und London hätte die EZB nichts entgegensetzen können. Es ist ein internationales monetäres Problem und nicht eines hauptsächlich der EU.

Gravatar: Wolfgang Bretschneider

Frage: Herr Unterberger, warum sagen Sie nicht in welche Taschen diese ungeheuren Summen geflossen sind?.

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