Was läuft schief mit der Berichterstattung in deutschen Medien?

Journalisten pflegen oft eine Art "Hinrichtungsjournalismus". Dabei wird nicht versucht, Menschen Ausdruck zu verleihen, sondern sie bewusst misszuverstehen, Aussagen zu verkürzen, aus dem Zusammenhang zu reißen, um diese Menschen negativ vorzuführen.

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Das schafft Schlagzeilen, denn die Meute greift auf, was andere ihr vorwerfen. Dagegen wehren sich immer mehr Menschen, denen ein Presserechtler nicht zur Verfügung steht, durch Schweigen. Profis umgeben sich mit Pressesprechern, Anwälten und Aufpassern; lassen sich Interviews zur Autorisierung vorlegen und schwächen problematische Aussagen ab. Umso anstrengender wird die Jagd und die Suche nach "authentischen" Aussagen, die sich skandalisieren lassen. Beispiele für diese Art "Hinrichtungsjournalismus" finden sich zu viele; immer wenn ein verkürztes Zitat eingesetzt wird, kann man davon ausgehen: Hier wird die Wahrheit durch Überspitzung zumindest verdreht, oft völlig verkehrt.

Das schreibt heute Roland Tichy über die Vertrauenskrise der Medien, über die auch das NDR-Magazin ZAPP berichtet:

Von diesem Teil der Nutzer empfindet fast jeder Dritte die Berichterstattung als einseitig und 18 Prozent gehen gar von einer bewussten Fehlinformation durch die Medien aus. Das Misstrauen zieht sich dabei quer durch alle Alters- und Einkommensgruppen, unabhängig von Geschlecht und Wohnort. Zudem scheint es sich sogar auf die Wahrnehmung der Medien insgesamt auszuwirken.

(...) Die Befunde sind alarmierend. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier kommentierte es ZAPP gegenüber so: "Das ist dann doch ein Wert, wo Medien sich fragen müssen, was ist da schief gelaufen, weil die Grundlage von einer Berichterstattung in einem demokratischen Staat ist, dass es ein Grundvertrauen in die Medien gibt."

Als Mitarbeiter des Magazins ZAPP nach Menschen suchte, die sie zum Vertrauensverlust in die Medien befragen konnte, habe ich natürlich auch mit der Redaktion Kontakt aufgenommen und sie auf die propagandistische Berichterstattung durch Leute wie Ralf Homann und Bayern2 "Zündfunk" hingewiesen, die mit journalistischer Ethik meines Erachtens überhapt nichts mehr zu tun haben. Darauf erwiderte mir der ZAPP-Mitarbeiter Daniel Bröckerhoff, thematisch sei man "leider auf einer ganz anderen Baustelle unterwegs". Auch bei der angeblichen Aufarbeitung der Medienkrise bleiben Journalisten also hochselektiv und manipulativ, und auch im Verlauf des aktuellen ZAPP-Beitrages wird so getan, als ginge es allein um die Berichterstattung über die Ukraine. (Ohne die Pegida-Demonstrationen wäre der Beitrag vermutlich noch mehr auf die Ukraine verengt worden.) Von einer sinnvollen Bewältigung des immensen Vertrauensverlustes bleiben unsere Medien damit weit entfernt. Denn längst ist allzu vielen Bürgern klar, dass die Krise unserer Medien wesentlich tiefer geht und die unterschiedlichsten Themenbereiche betrifft.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Kaspar

Danke Herr Haferburg, wie aus der eigenen Seele gesprochen, großes Kompliment für Ihre Formulierungen ! DANKE !!!

Gravatar: Jürgen Zumpe

Da läuft nichts schief, die verhalten sich völlig artgerecht.

Früher kam Karl-Edurard v. Schnitzlers "Schwarzer Kanal" immer nur Montags. Heute läuft der zur vollen Stunde auf jedem Sender.

Gravatar: Ulrike

Hoffentlich erfüllt sich Ihre Prognose!

Gravatar: MAX

Immer mehr Deutsche erkennen wie die Einheitsmedien
ihre Macht missbrauchen .
Das Vertrauen der Menschen in gleichgeschaltete Medien und Politik
ist verloren und auch nicht wieder herstellbar.
Das ist das Ergebnis dieser manipulierten Medienmacht ,
die von uns zwangsfinanziert wird.
Diese Vertrauenskrise wird durch den Umgang mit PEGIDA und AfD noch verstärkt
und wird in der Ablehnung der Regierung und ihres Systemes enden.

Gravatar: Maren Müller

ZAPP hatte mich angeschrieben und um ein Interview zu o.g. Bericht und explizit der Publikumssicht dazu gebeten. Ich habe ablelehnt, weil ich ZAPP nach einem grottigen Bericht über Medienkritiker nicht mehr vertraut habe. http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Demonstration-vor-Medienhaeusern-zu-Ukraine-Berichterstattung,ukraineberichterstattung102.html
Fast eine Stunde hatte ich damals mit einer Redakteurin telefoniert, ihr unseren Verein und unsere Arbeit erklärt. Verschwendete Zeit, denn die Damen und Herren bringen ja sowieso was sie wollen. Und wenn sie diskreditieren wollen dann tun sie das.

Und mein Kommentar dazu:

Die "selbsternannte" Publikumskonferenz ist ein eingetragener Verein. Der Name entstand einvernehmlich innerhalb der Gründungsphase, genau wie der Name für ein neugeborenes Kind einvernehmlich bestimmt wird.
Redundante Zuschreibungen wie "selbsternannt" oder "sogenannt" (so wurde der Programmausschuss überflüssigerweise im Spiegel beschrieben) sind ähnlich wie die ebenfalls gern genutzten Dysphemismen tendenziöse Stilmittel einer hilflosen Berufsgruppe, die (zu Recht) ihre Deutungsmacht schwinden sieht.

Mit freundlichen Grüßen
Maren Müller
Vorsitzende Ständige Publikumskonferenz e.V.

Gravatar: Bärbel Fischer

Das beste Beispiel für Hinrichtungsjournalismus lieferte Günther Jauch verg. Sonntag, als er seine Sendung zu PEGIDA zu einer Schlammschlacht gegen Herrn Lücke umfunktionierte. Jauch und Gäste ließen nicht die winzigste Gelegenheit aus, um Luckes Erklärungen als rechtes Gedankengut zu deklarieren, ihm ins Wort zu fallen, ihn zu demütigen.
Natürlich missbraucht die Politik die Medien, um sich Kritiker vom Hals zu schaffen. Das war schon vor 80 Jahren so. Die Zeiten sind offenbar vorbei, als der Journalismus noch Kritik wagte. Liegt die Demokratie in Agonie?

Gravatar: Karl

Die Fage ist, wieviel Manipulationsmacht haben die Medien dank Internet und Desinteresse bei sehr sehr vielen Menschen in unseren Land? Zumindest, so denke ich, hat die Abenddämmerung schon eingesetzt. Das große Zeitungssterben, davon bin ich überzeugt, wird kommen. Übrig bleiben werden im Großen und Ganzen solche, die schon immer bei der schonungslosen Wahrheit geblieben sind. Viele sinds nicht.

Gravatar: Bolko Sena

Gründe ohne Ende, "Gekaufte Journalisten" auf den Gabentisch zu legen...

Gravatar: pit

Danke, guter Artikel, Herr Hoffmann.

Gravatar: Manfred Haferburg

Gut gemeinter Journalismus: Informieren oder missionieren?

In der DDR war ich so eine Art Masochist. Ich tat mir jeden Tag das „Neue Deutschland“, das Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an. Die täglich dort dargebotene Realitätsverweigerung, die offenbaren Lügen, die Jubel-Halbwahrheiten, das Diffamieren Andersdenkender und das Totschweigen unbequemer Tatsachen führten bei mir zu einem Adrenalinausstoß, den ich mit dem gruseligem DDR-Kaffeemix niemals erreichen konnte. Und über die Jahre lernte ich etwas ganz Wichtiges im Umgang mit den Medien: wichtiger als das was geschrieben wurde, war das was nicht geschrieben war. Die fehlenden Informationen konnte ich mir leicht beim klassenfeindlichen Deutschlandfunk beschaffen und mich dann so richtig über die Verlogenheit der offiziellen Staats-Mitteilungen ärgern. So lernte ich das perfekte „Lesen zwischen den Zeilen“. Eine venenerodierende Fähigkeit, die mir erhalten geblieben ist.
Diese Fähigkeit ist mir heute wieder sehr nützlich. Zwar ist der Kaffee ungleich besser geworden, aber der Adrenalinstoß beim Konsumieren der Medien stellt sich immer öfter ein. Es ist das wohlbekannte Ärgern über den Versuch, mich für dumm zu verkaufen. Und wieder ist es das Wichtigste, was da nicht geschrieben oder gesagt wird. Heute ist es das Internet, was die fehlenden Informationen liefert. Da gehen in Paris 1,5 Millionen Menschen friedlich für die Familie demonstrieren und es ist den deutschen Medien kein Wort wert, da dort gerade Genderisierung angesagt ist. Da werden Parks und Straßenzüge in Deutschland von Drogendealern in rechtsfreie Räume umgewandelt und in mancher S-Bahn ist man seines Lebens nicht mehr sicher, doch die Medien finden einen Kriminologen, der das Problem wegstatistikt, da Zuwanderer prinzipiell gut zu sein haben. Da sind Innenstädte von Bettelbanden und jugendlichen Taschendieben geflutet und die Zeitung erklärt mir, dass das Ärzte und Ingenieure sind, die zu uns kommen, um unsere Renten zu erarbeiten. Da wird gar eine unsägliche Zwangsfernsehgebühr vom nutznießendem Staatsfernsehen zur „Demokratieabgabe“ hochgejubelt.
Nun ist es nicht mehr die Abteilung „Agitation und Propaganda“ des SED-Zentralkomitees, die dafür sorgt, dass die Massenmedien ein Instrument zur Durchsetzung der Politik der SED sind. Nein, heute ist es die Beflissenheit und Selbstzensur politisch korrekter Journalisten. Sie sind angetreten, nur ja dafür zu sorgen, dass die Ihre gut gemeinten Ziele nicht durch abweichende Meldungen beeinträchtigt werden. Die Beglückungsideen politischer Tagträumer dürfen keinesfalls konterkarieren werden. Eventuell vorhandene Vorurteile der vermeintlich dummen Masse nicht geschürt oder vermutete Klischees tumber Stammtischproleten dürfen nicht bedient werden. Der Zeitgeist mogelt den moralisch hoch erhobenen Zeigefinger in jeden Artikel und jede Sendung.
Da wird schon mal wohlmeinend eine Statistik uminterpretiert oder eine abweichende Meinung im Namen der Netiquette wegzensiert. Die Werkzeuge heißen wie früher totschweigen, kleinreden, uminterpretieren, verunglimpfen, mundtot machen, hochjubeln und plumpes Lügen. Karl Eduard von Schnitzler, die Aktuelle Kamera und das Neue Deutschland lassen grüßen.
Das führt auf lange Sicht dazu, dass die veröffentlichte Meinung mit der öffentlichen Meinung kollidiert. Immer wenn das in den Medien aufgezeigte Bild zu weit von der eigenen Wahrnehmung abweicht, reagiert die sich gefoppt fühlende Öffentlichkeit gnadenlos. Manipulationsversuche werden als solche enttarnt und als Umerziehungsmaßnahmen interpretiert. Und wer kauft schon eine Zeitung, die, anstatt zu unterhalten und zu informieren, den Leser umerziehen will.
Daher kommt das viel beklagte „Zeitungssterben“. Wir haben eine handfeste Glaubwürdigkeitskrise der Medien. Die Öffentlichkeit ist zutiefst frustriert über die wohlgemeinten Versuche, die Welt so darzustellen, wie sie idealerweise sein sollte. Wenn die Illustrierten schreiben: „Unsere Erde ist rund“, dann weiß heute jedes Kind: „Unsere Erde ist eckig“ - um es mal frei nach Biermann zu sagen.
Was wundert es einen da, das ausgerechnet im Osten Deutschlands die Volksseele überkocht. Sitzen doch dort die geübtesten „zwischen den Zeilen-Leser“. Und die haben oft das Gefühl, dass sie aus der Zukunft kommen, wenn sie die Morgenzeitung aufschlagen und den neuesten Bericht über eine Wundertechnologie lesen, welche demnächst die Energiewende doch noch zum Endsieg führt, oder dass ein „25igjähriger Mann“ bei einem Streit zweier Großfamilien von einem „19jährigen“ mit einer Pistole schwer verletzt wurde. Der Leser hat den Eindruck, dass die Wahrheit auf der Strecke bleibt und reagiert unfroh. Die Zeitungen müssen heute jeden zweiten Kommentarblog schließen, weil sie der Wutausbrüche der Leser nicht mehr Herr werden. Das wiederum frustriert die Journalisten und sie schlagen mit der Populismuskeule um sich, ohne zu bemerken, wie hoffnungslos besserwisserisch und arrogant ihre erzieherische Attitüde wahrgenommen wird. Die beflissenen Journalisten merken in ihrem missionarischen Eifer auch nicht, dass sie Öl ins Feuer gießen und womöglich gerade das erzeugen, was sie unbedingt vermeiden wollten.
Liebe Journalisten, lasst Euch raten: „Gut gemeint ist das Gegenteil von gut“.
Ihr seid KEINE Meinungsmacher, denn Meinungsmacher sind zwangsläufig immer Manipulatoren. Vertraut euren Lesern ein bisschen mehr, sie sind keine tumben Stammtischparolenbrüller. Seid redlich, lasst keine unbequemen Wahrheiten weg, dichtet keine wünschenswerten Unwahrheiten herbei. Lasst ein bisschen nach in eurem missionarischen Eifer.
Dann zahlen die Leser auch wieder für eine Zeitung, weil es erhellend ist, sie zu lesen. Vielleicht wird die Zwangsfernsehgebühr dann wirklich eine Demokratieabgabe. Die Leute denken sowieso, was sie wollen. Und darauf haben sie sogar ein Recht.

Gravatar: Dr. Bruno Köhler

Läuft wirklich etwas schief ? Ich denke nicht. Die Einseitigkeit der Berichterstattung ist durchaus gewollt und bewusst.

Die Medien haben eine gewaltige Manipulationsmacht. Und diese nutzen sie, um Meinungen zu machen, unliebsame Meinungen zu diskreditieren und Kritiker am Zeitgeist zu diffamieren. Deshalb sind Maintream-Abweichler auch so verpönt in den Medien. Ideologien sind deshalb ohne Medien nicht möglich.

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