Was geteilte Staaten über Klima und Politik verraten

Seit Jahrtausenden bildet die Landwirtschaft die wichtigste Ernährungsgrundlage der Menschheit.  Und in einigen Klimazonen sind die Ackerböden fruchtbarer als in anderen,

Veröffentlicht:
von

 so ist zum Beispiel ein mediterranes Klima für Landwirtschaft im großen Stil sehr viel besser geeignet als eine Wüste.

Steffen Hentrich hat jedoch am Beispiel Simbabwes zurecht darauf hingewiesen, dass eine Erklärung der Ernterückgänge mit klimatischen Veränderungen allein zu kurz greift, da weltweit die Erträge gestiegen sind, obwohl der Temperaturanstieg in Simbabwe sogar unterhalb des globalen Durchschnitts liegt. Vielmehr sei das massive Versagen der Politik für die Misere der einstigen „Kornkammer Afrikas“ verantwortlich. Dieses Beispiel lässt sich noch weiter ausführen.

Insbesondere wenn Staaten geteilt werden, zeigt sich, dass die Politik eines Staates für seine Entwicklung maßgeblicher ist als seine Geographie.  Denn diese Staaten eignen sich hervorragend für vergleichende Beobachtungen:  Die Unterschiede zwischen den klimatischen und sonstigen geographischen Gegebenheiten sind minimal und auch die Bevölkerungsstruktur ist ähnlich.  Bekanntermaßen haben sich Ost- und Westdeutschland zu Zeiten ihrer Teilung von 1949 und 1990 trotzdem ausgesprochen unterschiedlich entwickelt.  Noch eklatanter sind die Unterschiede im heute noch geteilten Korea, dass seit 1948 in Nord- und Südkorea getrennt ist.

Die Insel Hispaniola, die sich in die Staaten Haiti und die Dominikanische Republik aufteilt, ist zwar ein Sonderfall, weil diese Staaten sich historisch und in ihrer Bevölkerungsstruktur stark unterscheiden und nie einen gemeinsamen Staat im eigentlichen Sinne bildeten, dennoch zeigt auch hier ein verräterischer Absatz in der Wikipedia die Bedeutung menschlichen Handelns auf: „Im Teil der heutigen Dominikanischen Republik ist die Tierwelt sehr vielfältig, in den Ökonischen gibt es z. B. Seevögel, Kolibris, Amphibien (Land- und Meeresschildkröten, Frösche etc.); Reiher, Flamingos sowie viele Fischarten. Die Republik Haiti legt weniger Wert auf den Schutz ihrer Öko-Ressourcen und erkannte nicht das wichtige Potenzial für den Tourismus. Wälder werden bedenkenlos abgeholzt, Land verkarstet oder Lawinen bilden sich.“

Die unterschiedliche Entwicklung von Indien und Pakistan, die seit 1947 getrennt sind, ist ebenfalls weniger gut für Vergleiche geeignet als die in Deutschland und Korea.  Aufgrund der schieren Größe der Länder sind geographischen Unterschiede sehr wohl gegeben und auch die Bevölkerung unterscheidet sich.  Trotzdem wird auch an der Umstellung der indischen Wirtschaftspolitik seit den 1990er Jahren deutlich, dass es möglich ist, aus einem Land, das lange Zeit als Armenhaus der Welt galt binnen relativ kurzer Zeit eine boomende Nation zu machen.  Vor allem die Umstellung von einer „gelenkten Volkswirtschaft“ hin zu einer Liberalisierung brachte gute Ergebnisse.

Es wäre somit ein Fehler zuzulassen, dass wie in Simbabwe klimatische Veränderungen als Ausrede missbraucht werden, um politisches Versagen zu vertuschen.  Auch sollte man, wenn man über Temperaturen redet, nicht vergessen, dass in der Sahara Menschen leben, während die Antarktis bis auf einige von außen versorgte Forscher unbesiedelt ist.  Geographische Unterschiede sind aber in anderer Hinsicht für die Entwicklung von Regionen durchaus essentiell:  Nämlich abhängig davon, ob sie den Austausch durch Handel blockieren oder hemmen.  Historisch betrachtet sind in Ländern, die beides aufweisen, schwer zugängliche Gebirgsregionen immer ärmer gewesen als Hafenstädte, abgelegene Dörfer immer ärmer als Städte an Handelsrouten.  Heutzutage kann aber aber dank des technischen Fortschritts, der nahezu jeden Ort der Erde erreichbar macht, selbst hier politisch Einfluss genommen werden.

ebenfalls erschienen auf “oekowatch.org“, "kingofblog.de" und "science-skeptical.de"

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Fabian Heinzel

@genscher: In meinem Beitrag geht es darum, dass klimatische Entwicklungen nicht als Ausrede für politisches Versagen missbraucht werden sollen und auch kein gutes Argument für weltweite, zentralistische Maßnahmen sind. Nicht mehr und nicht weniger und meiner Ansicht nach leicht verständlich ausgedrückt. Was am Vergleich von geteilten Ländern konstruiert und untauglich sein soll, erschließt sich mir nicht.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang