Warum Anleihenkäufe keinem Unternehmen helfen

Im Rahmen der weltweit auf den Weg gebrachten staatlichen Maßnahmen wurde viel darüber geredet, dass man den Unternehmen helfen müsse, denen der Staat durch die Stilllegung der Wirtschaft die Existenzgrundlage entzogen hat. Nicht geholfen wird einem Unternehmen, indem die Zentralbank Anleihen dieses Unternehmens kauft. Anleihen sind bekanntlich nichts anderes als Schuldscheine.

Veröffentlicht:
von

Im Rahmen der weltweit auf den Weg gebrachten staatlichen Maßnahmen wurde viel darüber geredet, dass man den Unternehmen helfen müsse, denen der Staat durch die Stilllegung der Wirtschaft die Existenzgrundlage entzogen hat. Das ist prinzipiell natürlich richtig, schließlich wären die meisten dieser Unternehmen andernfalls jetzt nicht in Not geraten.

Geholfen werden kann ihnen vor allem durch die Bereitstellung von Liquidität, sei es in Form direkter Zuwendungen oder als Kredit. Nicht geholfen wird einem Unternehmen, indem die Zentralbank Anleihen dieses Unternehmens kauft. Anleihen sind bekanntlich nichts anderes als Schuldscheine. Die Liquidität, die ein Unternehmen durch die Ausgabe börsengehandelter Schuldscheine erhalten hat, ist ja längst geflossen, nämlich zum Zeitpunkt der Emission der Anleihe. Das Unternehmen hat damals das Geld entgegengenommen und dem Anleger im Gegenzug einen Schuldschein in Form einer Anleihe übergeben.

Diese Anleihe befindet sich jetzt also im Besitz eines Anlegers. Dieser Anleger kann eine Bank sein, eine Versicherung, eine Pensionskasse, eine Stiftung, ein Fonds, ein Privatanleger etc.

Wem die EZB wirklich hilft

Wenn die EZB nun diese Anleihe kauft, fließt also kein Geld an das Unternehmen, sondern an die Anleger, an Banken, Versicherungen etc. Auf diese Weise wird also erneut dafür gesorgt, dass Banken und Versicherungen ihre andernfalls möglicherweise entstehenden Verluste auf den Staat abwälzen können. Mag sein, dass damit – wieder einmal – Banken und Versicherungen vor der Pleite bewahrt werden. Aber wenn dem so ist, sollte eine seriöse Politik das auch kommunizieren.

Stattdessen wird bewusst verschleiert und so getan, als würde dieses Geld nicht vor allem der Finanzindustrie, sondern den in Not geratenen Unternehmen helfen. Wie zuletzt bei der sogenannten Griechenlandrettung wird ganz bewusst verschwiegen, wer die eigentlichen Nutznießer dieser milliardenschweren Transaktionen sind – damals vor allem italienische und französische Großbanken als Gläubiger des griechischen Staates.

BlackRock und die Günstlingswirtschaft

Über die Problematik des zunehmend zur Günstlingswirtschaft – „crony capitalism“ – werdenden Wirtschaftssystems der USA und Europas habe ich Ihnen schon im letzten Beitrag berichtet: Wer auf dem Schoß der Regierung oder der Zentralbank sitzt, kann sorglos spekulieren. Das gilt in ganz besonderem Maße für die ganz Großen der Finanzindustrie. Sie müssen sich über mögliche Verluste keine grauen Haare wachsen lassen, da ausreichend große Spekulationsverluste einfach an die Fed und damit an die Allgemeinheit weitergereicht werden können. Tatsächlich haben die Fed und BlackRock jetzt eine neue Stufe der Günstlingswirtschaft etabliert. BlackRock ist der größte Vermögensverwalter und ETF-Anbieter der Welt. Ihn hat die US-Zentralbank dazu auserkoren, ihr bei der Umsetzung ihres Kaufprogramms von Unternehmensanleihen-ETFs behilflich zu sein.

Ja, das haben Sie ganz richtig gelesen: Der größte ETF-Anbieter der Welt soll für die Fed in großem Stil ETFs kaufen. Dem Wall Street Journal zufolge wurde diese Entscheidung fünf Tage nach einem Treffen von Präsident Trump und Larry Fink, dem Chef von BlackRock, bekanntgegeben.

Die Dreistigkeit der Bank of America

„Wir kaufen, was die Fed und andere Zentralbanken kaufen,“ erklärte der Chef der Anleihen-Sparte der weltgrößten Fondsgesellschaft BlackRock die Strategie seines Hauses. Das schrieben wir hier erst letzten Monat. Diese Beschreibung der Vorgehensweise ist allerdings nicht ganz korrekt. Eigentlich müsste es heißen: „Wir kaufen, was uns die Fed später und zu höheren Preisen wieder abkaufen wird.“

Das hat ein Analyst der Bank of America (BofA) in einem unverfroren ehrlichen „Hinweis an die Fed“ klargestellt. Anfang Mai hat er laut Rosenberg Research geschrieben: „Viele Anleger haben Unternehmensanleihen gekauft in der Erwartung, sie später an euch weiterreichen zu können. Deshalb wäre es hilfreich, wenn ihr bald beginnen würdet, großzügig und umfangreich zu kaufen.“

Inzwischen können sich die offenbar ungeduldig auf die Realisierung ihrer garantierten Spekulationsgewinne wartenden Günstlinge der Fed entspannen: Am 12. Mai 2020 haben sich die Zentralbanker ihrem Gefolge gegenüber gnädig erwiesen und mit den eingeforderten Käufen begonnen.

Treffen Sie Vorsorge

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir kommt es so vor, als sei das ganze Ausmaß der durch die zwangsweise Stilllegung der Weltwirtschaft ausgelösten ökonomischen Katastrophe bei den meisten Menschen noch nicht angekommen. Stattdessen herrscht die Überzeugung, dass Regierungen und Zentralbanken das Kind schon schaukeln werden.

Durch die steigenden Aktienkurse wird der Eindruck vermittelt, alles sei gut. Dabei müsste angesichts der Zahlen und Fakten jedem klar sein, dass es zu Unternehmenspleiten und Massenentlassungen kommen wird und eine lange Durststrecke vor uns liegt.

Mein stark durch die Kenntnis der Wirtschaftsgeschichte beeinflusster Glaube an die Fähigkeiten von Politikern und Zentralbankbürokraten hält sich im Unterschied dazu sehr in Grenzen. Wenn Politiker und Zentralbanker etwas bewiesen haben, dann ihre Fähigkeit, den Staat in den Bankrott zu führen und das Papiergeld in die Wertlosigkeit.

Wir werden sehen, wohin die jetzt begonnenen gigantischen Rettungs- und Umverteilungsmaßnahmen führen werden, deren Finanzierung über zusätzliche Schuldenberge und den hemmungslosen Einsatz der Gelddruckmaschine erfolgt. Wer die Finanzgeschichte kennt, muss dieser Entwicklung mit einer gewissen Skepsis begegnen – und Vorsorge treffen.

Gold seit Jahresanfang mit 14% im Plus

Deshalb empfehle ich Ihnen weiterhin und mehr denn je einen hohen Goldanteil bei ihrer Geldanlage. Wie ich auch hier im Marktkommentar in den vergangenen Monaten mehrmals ausführlich begründet habe, befindet sich Gold in der Frühphase einer langfristigen Hausse. Getrieben wird diese Hausse vor allem von der völlig unseriösen Geld- und Staatsschuldenpolitik, die jetzt dabei ist, in eine neue Dimension vorzustoßen.

Gold ist seit Anfang des Jahres bereits um 14% gestiegen, in den vergangenen 12 Monaten sogar um 34%. Im Euro und zahlreichen anderen Währungen ist der Goldpreis in den vergangenen Wochen auf neue Rekordhochs gestiegen. Viel Aufhebens wird davon in der Presse jedoch nicht gemacht. Das ist ein gutes Zeichen.

Kaufsignale auch für Silber – plus 3 neue Kaufempfehlungen

Als eine weitere wichtige Bestätigung der Goldhausse betrachte ich die Tatsache, dass es in den vergangenen drei Wochen nun auch bei Silber zu wichtigen Kaufsignalen gekommen ist. Eine ausführliche Besprechung dieser spannenden und wichtigen Entwicklung und gleich drei neue Kaufempfehlungen finden Sie in der am 26. Mai erschienenen Juni-Ausgabe meines Börsenbriefes Krisensicher Investieren.

Silberpreis pro Unze in $, 2018 bis 2020

Ein wichtiger hier nicht gezeigter Momentumindikator hat bereits ein Kaufsignal gegeben, das für den Ausbruch über die eingezeichnete Widerstandslinie und einen weiteren deutlichen Kursanstieg spricht.

Quelle: StockCharts.com

Zum Autor:

Claus Vogt ist zusammen mit Roland Leuschel Autor des gerade erschienenen Buchs „Die Wohlstandsvernichter - Wie Sie trotz Nullzins, Geldentwertung und Staatspleiten Ihr Vermögen erhalten“ (261 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3-89879-896-9, FinanzBuch Verlag ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH ) und Chefredakteur des kritischen, unabhängigen und erfolgreichen Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“ (www.krisensicherinvestieren.com). Dieser Wegweiser schützt und vermehrt das Kapital seiner Leser mit konkreten Investments und wertvollem Hintergrundwissen abseits des Mainstreams.



Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Peter Bock

Mit der These des Autors stimme ich nicht ganz überein. Die EZB darf nicht direkt Unternehmen oder Staaten finanzieren. Deshalb läuft das anders. Beispiel: Ein Unternehmen braucht dringend 10 Mrd. Mit seiner Bonität müsste es 5% Zinsen bei Emission einer Anleihe zahlen. Das kann es sich aber nicht leisten. Aber bei niedrigeren Zinsen wird niemand diese Anleihen am freien Markt kaufen, da zu riskant. Also kommt die EZB und macht mit dem Unternehmen (mündlich, damit es keinen Nachweis gibt) einen Deal. Bringe Deine Emission zu 0,5% Zinsen heraus. Wir als EZB kaufen das ganze Zeug auf. Dann hast Du Deine Emission plaziert, die 10 Mrd. (von uns) cash und wir Deine Anleihen. Tut niemandem weh, da Laufzeit 30 Jahre und mehr! Bis dahin ist eh alles gelöst (Hyperinflation, Währungsreform, Schuldenerlass oder ähnliches). So läuft das! Und warum steigen die Aktienkurse entgegen jeder Vernunft? Aus dem gleichen Grund. Unternehmen nehmen diese 10 Mrd. und betreiben eigenen Aktienrückkauf. Gleiches gilt für Banken. Dadurch steigt die Eigenkapitalquote und die Bonität des Unternehmens.
Und es wird solange keine Hyperinflation geben, wie die EZB und Co die Schulden nicht in die Wirtschaft einfließen lässt. "Anschreiben" ist geduldig und stört niemandem, weil man ja die Notenpresse hat. Geld? Kein Problem! Wir werden von der Politik alle für "blöd" verkauft!

Gravatar: Werner Hill

Das Gleiche gilt natürlich auch für Staatsanleihen. Wenn die EZB alte Anleihen kauft, nützt sie lediglich den Anleihegläubigern durch Stützung von Kursen, die weder die Bonität der Emittenten noch die künstlich niedrige Verzinsung berücksichtigen.
Der Ankauf von Neuemissionen bringt jedoch Staaten und Unternehmen sehr wohl neue Liquidität. Das mag helfen, die Krise zu überstehen, erfordert aber weitere Geldschöpfung aus dem Nichts.
Wenn aber immer mehr Geld auf ein stagnierendes Warenangebot trifft, führt das unweigerlich zu Inflation und weiteren Krisen.
Die Vorsorge mit Gold und Silber ist also bestimmt nicht verkehrt ..

Gravatar: karlheinz gampe

Der Bürger lässt sich von Kriminellen( seien es Politiker oder Finanzjongleure), welche in ihre eigenen Taschen wirtschaften leicht verarschen. Zum Silberchart, da sehe ich erst Kaufsignal nach Bruch der Nackenlinie inverse SKS. Danach sollte jedoch für den Silberanleger die Kasse klingeln !

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang