Wahlen, Niederlagen und Reformen

Veröffentlicht:
von

Rot und Schwarz haben bei der Wahl ihre schwerste Niederlage ausgerechnet in der Steiermark erlitten. Also gerade dort, wo sie im Gegensatz zum sonstigen Stillstand lobenswerte Reformen setzen. Am gleichen Wochenende ist in Portugal die Regierung bei Kommunalwahlen hart für notwendige, aber schmerzhafte Sanierungsmaßnahmen bestraft worden.

Überall lernt man: Wähler wollen keine Spar- und Sanierungsmaßnahmen. Das steht schon lange in allen Lehrbüchern der politischen Taktik und wird wohl künftig noch fetter gedruckt werden. Wenig Relevanz hat hingegen, was Politiker nach solchen Erfahrungen meist sagen: Man hätte halt den Wählern die Notwendigkeiten besser erklären müssen.

Wahr ist vielmehr: Die Wähler wollen hier und jetzt ihre Wünsche erfüllt bekommen. Und keine Erklärungen. Nur eine Minderheit erkennt den Nutzen, der entsteht, wenn man zuerst reformiert, mehr arbeitet, ein paar wohlfahrtsstaatliche Hängematten entfernt. Die Mehrheit ruft hingegen: „Her mit der Marie, aber gleich“.

Das ist eine üble, aber logische Folge von Jahrzehnten politischer Propaganda und Gehirnwäsche. Politiker haben ein halbes Jahrhundert lang in jedem Wahlkampf ohne Rücksicht auf die Finanzierbarkeit viel zu viel versprochen, was ihre Partei, was der Staat denn künftig nicht alles für die Bürger tun würde, wenn sie nur gewählt werden.

Reformiert wird jedoch immer erst, wenn das Wasser bis zur Nase steht. Margaret Thatcher und Ronald Reagan hätten ihre erfolgreichen Revolutionen nie geschafft, wenn ihre Länder nicht zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich schon total kaputt gewesen wären.

Ähnlich die Sozialdemokraten in Schweden und Deutschland. Bundeskanzler Gerhard Schröder war – trotz explodierender Arbeitslosenzahlen – erst dann bereit zu den heute so segensreichen Reformen der Agenda 2010, als seine eigene Wahlniederlage schon unvermeidbar war. „Wenn ich ohnedies keine Chancen mehr habe, dann mache ich halt gleich das Notwendige.“ Diesen Wortlaut erzählte mir zumindest der deutsche Sozialdemokrat und Wirtschaftsexperte Thilo Sarrazin dieser Tage.

Genauso reagierte im Jahr 2000 der österreichische Kanzler Wolfgang Schüssel angesichts der wütenden Ablehnung durch Ausland, Medien, Opposition und Gewerkschaft: „Wenn wir es ihnen eh nie recht machen können, dann machen wir halt gleich das Richtige.“ Und so stand Österreich am Ende seiner Amtszeit exzellent und weltweit belobigt da, mit deutlich reduzierter Schulden- wie auch Abgabenquote.

Weiterlesen auf: anderas-unterberger.at

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Keine Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang