Wahlanalyse im Südwesten - um die Ecke gedacht

Merkels CDU ist bei den gestrigen Landtagswahlen schwer abgestraft worden. Die Verantwortung dafür trägt nicht zuletzt Merkel selbst. Ihre Enttäuschung darüber scheint sich aber in Grenzen zu halten. Da regt sich der Verdacht, dass es vielleicht gar nicht einmal so unbeabsichtigt war.

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Minus drei Prozent in Baden-Württemberg, über minus vier Prozent sogar in Rheinland-Pfalz - in zwei Stammländern hat Merkels CDU schwere Verluste hinnehmen müssen. Auch und nicht zuletzt deshalb, weil der Rückhalt in der Bevölkerung für Merkels vermurkste Corona-Politik massiv zurückgegangen ist. Nur noch jeder dritte Befragte ist der Meinung, dass Merkels dauerhafte Lockdowns der richtige Weg sind. Die Mehrheit jedoch will ihre Freiheit zurück, will, dass die Grundrechte wieder berücksichtigt werden. Mit dieser Merkel-CDU geht das nicht, dafür gab es gestern die Quittung.

In keinem der beiden Bundesländer war es eine Parteienwahl, es war eine reine Personenwahl. In Baden-Württemberg wurde Kretschmann gewählt - obwohl er bei den Grünen ist. Kretschmann hätte auch vor der Wahl zur Klimaliste BW wechseln können oder zur Partei der Humanisten, er wäre gewählt worden, weil er Kretschmann ist.

Ähnliches gilt für Malu Dreyer von der SPD in Rheinland-Pfalz. Ein politisches Programm hat die SPD schon seit langem nicht mehr, sie kann sich auch gar nicht die Zeit dafür nehmen, eines zu erstellen. Denn stattdessen muss sie alle Kraft und Zeit dafür aufwenden, sich über Wasser zu halten und nicht endgültig in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Zurück zu Merkel. Sie ist trotz der vernichtenden Ergebnisse der beiden Wahlen überraschend still. Dabei steht doch im September die Bundestagswahl an. Eine solche Pleite zum Auftakt des Superwahljahrs ist da alles andere als Rückenwind. Da müssten doch die Alarmglocken schrillen und die Regierungschefin entsprechend auftreten.

Nur was wäre, wenn Merkel dieses Ergebnis gar nicht einmal so unrecht ist? Und hier beginnt das "um-die-Ecke-denken". Klar ist, mit dem derzeitigen CDU-Vorsitzenden Laschet aus NRW ist kein Blumentopf zu gewinnen. Dessen Ausstrahlung liegt auf dem gleichen geringen bis nicht vorhandenem Niveau wie die des SPD-Kanzlerkandidaten Scholz. Die beiden kann man beim besten Willen nicht als Kanzler haben wollen. Aus der Union bliebe dann nur noch Söder. Ein Bayer. Von der CSU. Einen CSU-Kanzler wird man wohl auch nur bei den CSU-Wählern in Bayern gutheißen, in den anderen 15 Bundesländern wird man, von der Parteizugehörigkeit unabhängig, rundweg ablehnen.

Noch gibt es auf Bundesebene die Koalition aus Union und SPD. Bestünde die fort, würde einer dieser Drei Merkel im Bundeskanzleramt folgen. Eine schaurige Vorstellung für alle, möglicherweise auch für Merkel. Sie selbst hat sich schon seit Wochen nicht mehr dazu geäußert, dass ihr Rückzug definitiv ist. Was wäre also, wenn sie diese damaligen Äußerungen längst bedauert und umgedacht hat? In einem solchen Fall wäre allerdings eine Fortsetzung der jetzigen Regierungskoalition hinderlich. Andererseits wäre eine starke CDU mit einem Stimmenanteil von über 38 Prozent so stark, dass sie sich jede andere Partei als Mehrheitsbeschaffer ins Regierungsbett einladen könnte.

Merkel hat der CDU seit Jahren eine rücksichtlosen Kurs in Richtung "Grün" aufgezwungen. Atomausstieg, Kohleausstieg, Dieselfahrverbote, Propagierung der E-Mobilität - um nur einige Aspekte zu nennen. Die Bundes-Grünen haben selbst keine wirklich adäquaten Kanzlerkandidaten. Baerbock sucht lieber Kobolde, Habeck verhaspelt sich in Interviews und TV-Auftritten in unschöner Regelmäßigkeit.

Der Verlust von Stimmenanteilen bei der CDU geht aktuell einher mit einem Stimmengewinn für die Grünen. Es ist also gar nicht einmal so abwegig, dass es nach der Bundestagswahl im September nur eine einzige Option für eine Regierungskoalition geben kann: Union plus Grüne. Die Grünen würden im Leben nicht einen Kanzler Söder akzeptieren, über einen Kanzler Laschet würde die ganze Welt sich köstlich amüsieren. Also bleibt nur ein Lösungsweg: Merkel muss es noch einmal machen - weil es sonst niemand macht.

Um die Ecke gedacht? Ja.
Völlig abwegig? Nein.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Sabine

Den Söder empfinde ich als zu schlau, sich dem Kanzlerstress auszusetzen..
Da Laschet sämtliche Kanzlerfähigkeiten abgesprochen werden, fürchte ich, dass Roettgen wieder "hochgejubelt" wird.
Der steht bestimmt schon in den Startlöchern.
In diesem Lande ist alles möglich..

Gravatar: Günter Wolf

Aus meiner Sicht zeigen die Wahlergebnisse in beiden Bundesländern leider, wie naiv doch große Teile der Bevölkerung sind. Die "vermurkste Coronapolitik" allein Merkels CDU anzulasten und diese abzustrafen, während die anderen Parteien damit nichts zu tun haben sollen (insbesondere die "Grünen" oder die SPD) grenzt schon, mit Verlaub, an Dummheit. Hat man doch längst vergessen, wer alles zum Beispiel im Bundestag im November 2020 der Gesetzesänderung des "Pandemiegesetzes" zugestimmt hat und damit die "Ermächtigung" des Gesundheitsministers bzw. der Kanzlerin für weitere "Lockdowns" (das englische Wort stammt übrigens aus dem amerikanischen Strafvollzug) ermöglicht hat. Hat man doch längst vergessen, wer sonst noch alles (außer Merkels CDU) Menschen, die der "Coronapolitik" kritisch gegenüber stehen, diffamiert und ausgrenzt. Man sieht hier offensichtlich nicht, dass man es bezüglich der "Coronapolitik" und deren Folgen offensichtlich mit einer Einheitspartei (CDU, CSU, SPD, Grüne, Linke) wie früher in der DDR zu tun hat. Deswegen ist die ganze Wählerei wieder einmal enttäuschend und lässt nichts Gutes für die Bundestagswahl im Herbst erwarten.

Gravatar: Hajo

An dieser Überlegung kann durchaus was dran sein.

Mit dieser Halbherzigkeit, wie sie die vergeigten Landtagswahlen betrachten und gleichzeitig den gezielten Aufbau eines Kanzlerkandidaten verhindern, könnte ein Beleg sein, daß sie im Rahmen der Fortführung der alten Koalition unter Merkel interessiert sind und nur nicht genau wissen, wie sie es den Wählern beibringen sollen.

Sollte sie erneut die Kanzlerschaft antreten wird die CDU und die SPD in der Versenkung verschwinden, aber das berührt die Protagonisten nicht sonderlich, haben sie doch immer noch genügend Mehrheitsmöglichkeiten und genau dieses Spielchen führt zur Parteienverdrossenheit, wobei auch das bestimmt schon lange einkalkuliert ist, wenn sie die Zukunft unter der EU-Leitung betrachten und sie nur noch dahin arbeiten, bis es vollbracht ist.

Was man dann später auf EU-Ebene wählt wird dann ebenso unerheblich bleiben, das Spiel beginnt dann wieder über Koalitionsbildungen von vorne und erstickt damit jede Opposition, was ja so auch gewollt ist.

Gravatar: Tina D.

Lieber Herr Dinnebin, das ist ein interessanter Gedanke und gar nicht mal abwegig, vermutlich sogar sehr wahrscheinlich.

Meiner Ansicht nach ist jeder der drei genannten Kanzlerkandidaten eine Zumutung und nicht wählbar.

Gravatar: Willi Winzig

@Gerd Müller 15.03.2021 - 11:18
Wer Merkel wählt, wählt DDR ...
Leider haben das unsere Brüder und Schwestern in den "alten" Ländern nie begriffen !

Da ich diesen unmöglichen Sozialismus und Kommunismus mein Leben lang wegen völliger Unfähigkeit a) Einigermaßen gerecht zu sein und b) Frieden zu halten gehasst habe, (die Nazis zähle ich übrigens dazu) hatte ich als Wessi dennoch beste Kenntnisse über Erika die DDR Agitatorin und Rothschlild Ziehtochter. Ergo habe ich schon 2005 vor der Tussie gewarnt und prompt hat sie ja auch wie der Gröfaz mit einer fetten Lüge angefangen, so wie der mit dem WW II. 1939. Nun, inzwischen sollte auch der dümmste Wessi gemerkt haben, dass diese Frau das Schlechteste ist was diesem unserem Land nach A.H. und dem Spitzbart der keine Absicht hatte eine Mauer zu bauen, jemals passiert ist. Natürlich haben Sie Recht, wenn Sie schreiben, dass viele Wessis entweder sich nicht genügend für Politik interessieren, obwohl die ja unser Leben gut oder grottenschlecht gestalten kann, oder aber die pennen wirklich als Schlafmichel und wachen erst dann auf wenn ihre eigene Bude brennt. Dann aber ist es leider zu spät.

Mein Ziel in dieser Sache besteht darin diese Grövaz (Größte Versager- und Verräterin Aller Zeiten) schnellstens los zu werden ehe unser ganzes Land mal wieder nur noch ein unkenntlicher Trümmerhaufen ist. Die Alte ist ja nebenbei auch zusammen mit der v.d. Leyen eine notorische Kriegstreiberin gegen Russland, ebenfalls eine tödliche Dummheit. Diese beiden Nullen gehören umgehend eingeknastet und das ganz ohne Wiederkehr.

Gravatar: georg bauer

Für Merkel sind die Niederlagen der CDU in RP und BW positiv. Vor 2 Wochen lag die CDU noch in beiden Ländern vorn, dann kam der Maskenskandal! Nun kann kein neuer, zukünftiger und mächtiger Ministerpräsident der CDU Merkel politisch angehen. Und Boris Reitschuster hat gezeigt, daß vor allem die Lockdown- Kritiker in der CDU an die Öffentlichkeit mit dem Vorwurf der Korruption gezerrt wurden. Merkel hat vermutlich über jeden Parlamentarier vielleicht sogar über wichtige Journalisten, vor allem aus der CDU/CSU Unterlagen, mit denen sie diese jeweils erpressen kann. Wie der FBI- Chef J.E. Hoover! Das würde ihre politische Macht erklären. Und es würde bedeuten, daß diese Macht auch nach ihrem Abgang nicht zuende wäre.

Gravatar: non-konform

Mein Reden seit Monaten. Wir sind diesen Dämon noch lange nicht los!

Vielleicht wird aber nach Merkel-Manier ein weiteres Kaninchen aus dem Hut gezaubert (genug Einfluss hat sie noch!): Von der Leyen. Merkel setzt dann ihr schädliches Treiben in Brüssel fort ...!

Gravatar: Gerd Müller

Wer Merkel wählt, wählt DDR ...

Leider haben das unsere Brüder und Schwestern in den "alten" Ländern nie begriffen !

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