Wagt Kardinal Marx den „deutschen Sonderweg“?

Angeblich hat sich Kardinal Kasper in der deutschen Sprachgruppe am Ende durchgesetzt. Das progressistische Lager hofft wohl, dass nun das Redaktionskomitee des Endberichtes (Relatio Finale), einen Text redigiert, der trotzdem die extravaganten Thesen Kaspers enthält.

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Katholisch.de, das Internetportal der Deutschen Bischofskonferenz, berichtete nach der Veröffentlichung des dritten Berichts der Sprachgruppen (Circoli minori), Kardinal Kasper hätte sich in der deutschen Sprachgruppe am Ende durchgesetzt. Diese Auslegung ist gegenüber Kasper recht großzügig. Es lässt sich lediglich sagen, dass die Kasper-Vorschläge nicht definitiv der Vergangenheit angehören.

Auf die Tatsache, dass die Vorschläge des deutschen Kardinals generell auf wenig Gegenliebe stießen, ging das Portal der DBK kaum ein. Tatsache ist: Nur eine Minderheit der Sprachgruppen erwähnte überhaupt die Problematik der wiederverheirateten Geschiedenen in ihren Berichten. Das Thema „Homosexualität“ kam praktisch nicht vor.

Die deutsche Delegation der Deutschen Bischofskonferenz, die geschlossen dem progressistischen Lager angehört und geschlossen die Vorschläge den Kardinal-Walter-Kasper-Kurs unterstützte, hofft wohl, dass nun das Redaktionskomitee des Endberichtes (Relatio Finale), einen Text redigiert, der trotzdem die extravaganten Thesen Kaspers enthält. Zu dieser Vermutung besteht Anlass, denn dieses Komitee ist mehrheitlich von Kasper-Anhängern besetzt.

Ein arg neben der Spur liegender Text würde allerdings sehr negativ auffallen. Wahrscheinlicher ist, dass ein Bericht redigiert wird, der schwammig und in etlichen Stellen mehrdeutig ist. Diesen könnten die Ortsbischöfe nach ihrem Gusto interpretieren.

Sollte es so kommen, stellt sich die Frage, wie Kardinal Marx & Co. reagieren.

Eine Möglichkeit wäre, den Alleingang zu wählen: Sie interpretieren den Text nach ihrer liberal-progressistischen Auffassung und versuchen, diese auch durchzusetzen. Man kann davon ausgehen, dass es nicht bei der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen bliebe. Nein, mit der Zeit würde die gesamte Agenda der sexuellen Revolution eingeführt werden: Zulassung von allen möglichen „sexuellen Identitäten“ zu Kommunion, Segnung von allen möglichen Partnerschaften, Akzeptanz der künstlichen Verhütungsmittel usw.

Die deutsche Delegation bei der Familiensynode hat mehrmals klar gemacht, dass sie im Sinne der sexuellen Revolution agiert.

Einen, Weg, diese moraltheologische Revolution einzuführen, könnte zunächst die Veröffentlichung eines Dokumentes sein, das dem Gewissen des Einzelnen weitgehende Autonomie zulässt. Im Grunde wäre das eine Art Erweiterung der Königsteiner Erklärung auf sämtliche Punkte der Agenda der sexuellen Revolution entsprechend den Maximen der 1968er-Bewegung.

In einem zweiten Dokument würde man argumentieren, die Kirche müsse das Positive in allen existierenden Partnerschaften sehen und diese „pastoral“ begleiten, ohne sie zu kritisieren.

Die entscheidende Frage ist, wie lange der Papst und der Vatikan ein solches Spiel mitmachen würde.

In den letzten Jahrzehnten handelte Rom nach dem Prinzip, man müsse geduldig und verständnisvoll sein. Rom griff nur in Extremsituationen ein.

Eine solche Strategie ist aber nicht unfehlbar: Auch im 16ten Jahrhundert dachte man, es würde alles nicht so schlimm kommen. Doch irgendwann gab es kein Zurück: Spätestens mit der Verbrennung der Bannandrohungsbulle durch Martin Luther setzte ein Prozess ein, der zur endgültigen Spaltung führte.

Wir hoffen natürlich, dass es nicht wieder so weit kommt. Doch wir können nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass manche unserer Bischöfe mit dem Feuer spielen.

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