Der Staat gibt allenthalben „fremdes Geld“ für „fremde Leute“ aus – der private Spender aber stets sein privates, eigenes, schwer erarbeitetes Geld für Fremde, vermutlich Bedürftige.
Nur, wer einmal mit sich selbst in Klausur geht und für sich ganz allein ganz praktische Beispiele überlegt, was es für ihn an Unterschied bedeutet, ob er sein eigenes Geld oder fremdes Geld (für das er selbst nichts hat leisten müssen) wahlweise für sich selbst oder gar für Fremde ausgibt, bemerkt den gravierenden Unterschied zwischen den beiden Varianten.
Wenn wir uns im Bundestagswahlkampf das Poster der Linkspartei „Teilen macht Spaß – Millionärssteuer einführen“ angeschaut haben, wird der Zwiespalt zwischen eigenem und fremden Geld noch einmal besonders augenfällig.
Man stelle sich ein Poster mit der Aufschrift: „Teilen macht Spaß – zehn Prozent aller deutschen (auch Sozial)Einkommen an die Ärmsten Spaniens“ einmal vor!
Wäre das nicht auch ein hehres, sehr soziales Ziel? Und trotzdem würde keine Partei damit aufmachen, weil: hier merken mindestens 90 % der Wähler sogleich: Hilfe, die wollen mir ans Leder - es geht an mein Geld – mein eigenes Geld?
Im Fall der Millionäre geht es dagegen nur um deren Geld – fremdes Geld also. Und wer weiß? Vielleicht bekomme ich ja den einen oder anderen Euro aus dieser neuen Millionärssteuer eines Tages auf mein Konto überwiesen?
Recht unwahrscheinlich: selbst wenn man jedem der eine Million Millionäre in Deutschland 1.000 € aus der Tasche ziehen sollte, wäre das gerade Mal die eine Milliarde Euro in unserem Rechenbeispiel oben.
Oder 12,50 € für jeden, wenn man das Geld gleichmäßig unter die Leute verteilen würde. Was aber nach den Erfahrungen mit der staatlichen Ausgabenpolitik eher nicht zu erwarten wäre!
Zurück zu den Grundpfeilern der – privaten - Wohlfahrt.
Der finanzielle Aufwand für private Wohlfahrt ist immer in der Höhe und in der Zeit begrenzt. Das gibt Planungssicherheit und macht die Ausgaben kalkulierbar.
Wenn ich meine Spende für die Hungernden abgeliefert habe, weiß ich, was mich die Sache gekostet hat! Das Risiko einer Nachschusspflicht ist ausgeschlossen!
Wenn der Organisator der Wohlfahrtaktion für die Hungernden in Irland neue Getreideschiffe dorthin schicken will, muss er mich wiederum um eine Spende ansprechen. Wieder kann ich allein entscheiden, ob ich mich an einer neuerlichen, gleichen oder ähnlichen Spendenaktion beteiligen möchte. Und mit welcher Summe!
Ich habe immer die Chance. „nein zu sagen“! Das ist echte Solidarität – weil sie eben auf Freiwilligkeit beruht. Solidarität oder (soziale) Wohlfahrt aber, zu der man die Menschen zwingt, ist ein Widerspruch an sich:
Niemand ist allein aus dem Grunde ein guter, mildtätiger Mensch, weil er sich nicht dagegen wehren kann, dass man ihm sein eigenes Geld abnimmt. Derjenige ist zwar gezwungen, mit seinen Händen zu geben – sein Herz aber sträubt sich hingegen heftig.
Ganz im Gegenteil: er wird sauer werden, weil man ihm Monat für Monat; Jahr für Jahr, sein ehrlich verdientes Geld wegnimmt und er vermuten muss, das sehr viel Unsinn damit angestellt wird. Und: er wird versuchen, sich diesem allmonatlichen Raub des Staates zu widersetzen. Offener Widerstand ist sinnlos und bringt ihn auf direktem Weg ins Gefängnis; also muss er „tricksen“!
Mit demselben Anspruch müsste ich jemanden als Vegetarier bezeichnen, der zwar gern Fleisch isst, aber zu arm ist, sich welches zu kaufen!
Auch hat nur die private Wohlfahrt einen andern, wichtigen Effekt:
Sie bringt rasch die Erkenntnis, dass nicht alles, was wünschenswert wäre, auch tatsächlich machbar ist!
Sicher hätten die amerikanischen Siedler gern noch viel mehr Hilfsschiffe auf den Weg nach Irland gebracht. Sie wären dort auch dringend „notwendig“ gewesen! Um die Not abzuwenden, die eine Millionen Menschen dort mit ihrem Leben bezahlen musste. Trotz aller Spenden! Allein war ihnen klar: wenn sie soviel davon weggeben, dass ihre eigenen Familien hungern müssen, dass gar nicht mehr genug für die Aussaat des kommenden Jahres bleibt – dann wären sie auf absehbare Zeit nicht mehr in der Lage, anderen beizustehen in Notzeiten.
Diese letzte Erkenntnis; die, stets nur das Machbare zu finanzieren, ist dem modernen Wohlfahrtsstaat mittlerweile längst, Stück für Stück, verloren gegangen.
Ebenso die Frage: Ist es eigentlich „sozial“, sich Geld zu leihen, um damit zuhause und mittlerweile auch in der ganzen Welt Gutes zu tun?
Was passiert, wenn ich auf diese Art und Weise eines Tages selbst so ruiniert bin, dass mir keine Bank der Welt mehr etwas leiht? Wer kümmert sich dann um die Tränen der Welt? Und: wer wird in einem solchen Fall am Ende mich wohl retten?
Eine solche Art Wohlfahrt erinnert auf skurrile Weise an den sprichwörtlichen „Selbstmord aus Angst vor dem Tode“ oder an Erich Kästners „Fabian, den Moralisten“, der, obgleich selbst Nichtschwimmer, ins tiefe Wasser springt, um einem Kind das Leben zu retten. Natürlich ertrinkt er bei der Aktion!
Das Kind allerdings konnte sich selbst retten.
Im Nachhinein hatte sich herausgestellt, dass es schwimmen konnte!
Und last but not least:
Die überbordende, steuer- und schuldenfinanzierte Wohlfahrt hat einen fatalen Nebeneffekt: wie Unkraut überwuchert sie die tatsächliche, freiwillige Wohlfahrt!
Kommentare zum Artikel
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Ob Max Mustermann und Lieschen Müller der Willkür von Behörden ausgeliefert sind oder der Willkür von reichen Einzelindividuen, macht wohl keinen Unterschied. Wenn der/die Nicht-Habende überleben will, muss er/ sie sich den Habenden anbiedern - oder vor die Hunde gehen. Denn Rückzug aus der Gesellschaft und Geldwirtschaft ist nicht (mehr) möglich, ohne in der Obdachlosigkeit zu landen.
DER WICHTIGE UNTERSCHIED IST NUR DER: Staatliche Institutionen kann ich (wenn auch nur eingeschränkt - und das muss sich ändern!) durch demokratische WAHLEN beeinflussen. Den Boss eines Konzerns kann ich NICHT wählen. Ihm ist man ausgeliefert. Hier heißt es: Diene oder lebe in Armut!
Nein, danke. Wenn alle Menschen den gleichen Zugang zu Produktionsmitteln hätten, dann wäre tatsächlich jeder seines/ihres Glückes Schmied. Doch unter den heutigen Umständen sehe ich das nicht so. Es ist noch nie jemand allein durch eigene Arbeit zum Milliardär geworden. Es gibt immer eine Armee von Angestellten die zuarbeiten. Der Gewinn des Chefs sollte der Gewinn aller sein.
"Hilfe, die wollen mir ans Leder – es geht an mein Geld – mein eigenes Geld?"
Merken ja, aber in der nächsten Sekunde ist es wieder vergessen und man hat sich der Situation angepasst.
Was unternehmen dagegen kommt keinem auch nur in den Sinn.
Wie es schon so lange Zeit bekannt ist. Entweder Freiheit oder Knechtschaft. Es gibt keinen dritten Weg.
So viele wichtige, freilich unbequeme Wahrheiten in gut verständlicher Sprache in einen einzigen Artikel gepackt: Kompliment und Dank, Herr Hentschel.
Zur sog. Reichensteuer eine Anekdote aus den Jahren um 1840. Ein Bankier aus der Familie Rothschild wird vor der Börse von Paris von einem Franzosen heftig beschimpft: Es sei unerträglich, so sprudelt es aus diesem heraus, dass ein Rothschild so viele Millionen Francs besitze, man müsse ihm all seine Reichtümer abnehmen und unter allen Franzosen aufteilen. Wie viele Franzosen es denn gäbe, will Rothschild wissen. Vielleicht 40 Millionen? Rothschild nestelt an seiner Jackentasche, zieht ein Geldstück heraus, gibt es dem andern und sagt dazu: „Hier haben Sie Ihren Franc!“.