Von der zerstörerischen Kraft der staatlichen Geldpolitik

Die Geldmenge hat sich in Deutschland, Europa und der Welt in den letzten 50 Jahren ungefähr vervierzigfacht. Tatsächlich hat sich aber die reine Wertschöpfung im selben Zeitraum aber „nur“ vervierfacht.

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Jeder Staat und mittlerweile die europäische Union obendrein, hat jeweils einer Bank (genannt Zentral- oder Nationalbank) seit Jahren nicht nur die Lizenz zum Gelddrucken sondern auch noch die Festlegung der Zinshöhe überlassen:

In wirtschaftlich guten Zeiten erhöhen diese Banken die Zinsen. Um, wie sie es nennen, „Überhitzungserscheinungen am Markt vorzubeugen“ (sprich neue Investitionen über Schulden zu verhindern); in wirtschaftlich eher schlechten Zeiten wird der Zins von denselben Banken gegen Null gedrückt, damit möglichst viele Menschen und Unternehmen sich möglichst hoch verschulden und mit dem geliehenem Geld irgendwo investieren oder eben schlicht weg konsumieren.

Parole: Live now – pay later (lebe jetzt - auf Pump -  zahle später oder: nach mir die Sintflut!)

Auf diese Art und Weise hat sich die Geldmenge in Deutschland, Europa und der Welt in den letzten 50 Jahren ungefähr vervierzigfacht (40 mal so viel Geld wie 1963); tatsächlich hat sich aber die reine Wertschöpfung im selben Zeitraum „nur“ vervierfacht (4 mal so viele Werte wie 1963) und der Zins, zu dem sich die Geschäftsbanken bei ihren Zentralbanken Geld leihen können, geht gegen Null. (ab 7.11.2013 nur noch ¼ %)

„NUR“ vervierfacht - in Anführungsstrichen - deshalb, weil diese Vervierfachung aller Werte auf dieser Erde immer noch ausgereicht hat, eine Verdoppelung der Weltbevölkerung im gleichen Zeitraum aufzufangen! Eine Verdoppelung, die natürlich regional sehr unterschiedlich war:

Während sich die Bevölkerung in Afrika in den letzen 50 Jahren fast vervierfachte (was man im Hinterkopf behalten sollte bei der Diskussion: wir müssen unseren „deutschen Fürsorgeauftrag“ nun auch auf die Menschen Afrikas ausweiten) hat sich die deutsche Bevölkerung in all den Jahren trotz eines enormen Zuzuges von Menschen aus dem Ausland (allein in 2012 zogen eine Millionen bei uns ein – Tendenz steigernd) nicht wesentlich vergrößert. Nach seriösen Prognosen werden 2050 nur noch 70 Millionen Menschen in Deutschland leben – 2060 nur noch 60 Millionen!

Warum aber ist nun die Zinspolitik der Zentralbanken so fatal?

     

  1. weil sie einen völlig falschen Anreiz für Investitionen schafft! Geliehenes Geld ist immer nicht nur teures Geld, sondern auch nicht im engeren Sinne „eigenes Geld“ Es ist ein Riesenunterschied (für Firmen wie für Einzelpersonen) ob ich mit meinem sauer verdienten eigenem Geld, Geschäfte mache/es ausgebe oder mit von der „fremden“ Bank geliehenem „fremden“ Geld. Sie geben das Geld für Dinge aus, die sie mit eigenem Geld nicht einmal im Traum anschaffen würden: große Autos; Immobilien, Erweiterungsbauten. Für den Staat: Bockwindmühlen, teure neue Überlandstromleitungen etc.!

  2. weil diese Verfahrensweise schon seit Jahrzehnte den Menschen suggeriert, man könne aus dem Nichts – mit Fiatgeld – Wohlstand schaffen! Eine Idee, die eher in den Bereich der Magie gehört: allein Kraft meines Willens verwandle ich bunt bedruckte Papierstücke in „echte Werte“; in Brot, Fisch, Autos und Fernsehgeräte. Wir wissen: etwas für Nichts kann es nie geben; das gehört in den bereich der fantastischen Bücher. Ein Mittagessen, das nichts kostet, wird niemals gekocht werden können. Und
  3.  

     

  1. Die Zentralbanken handeln damit dem Markt zuwider! Sie machen das ganze Gegenteil von dem, was sich als Zinsentwicklung auf einem wirklich freien Markt herauskristallisieren würde – sie treten die Gesetze des freien Marktes mit Füßen!
  2.  

Beweis für letztere These gefällig?

Stellen wir uns einfach einmal vor, morgen bricht der Euro zusammen! Unsere Sparguthaben auf der Bank; unser Geld zuhause im Sparstrumpf hat keine Wert mehr! Der Staat stellt – erst einmal - all seine Zahlungen an die Bürger ein: keine Rente mehr, kein Hartz IV! Mein Zahnarzt würde mich fragen, wie ich denn die Schmerzbehandlung zu bezahlen gedenke – ein Zentner Kartoffeln und Hausschlachte-Leberwurst wären schon recht!

Und in diesen Zeiten haben nun einige von uns noch das Geld zuhause, was schon seit 7.000 Jahren und länger von aller Welt akzeptiert wird: Münzen und Barren aus Gold und Silber!

Und jeder der so etwas hat, weiß ganz genau: er wird jetzt für eine unabsehbare Zeit mit der Gold- oder Silbermenge auskommen müssen, die er gerade zur Verfügung hat – Neues kommt erst einmal nicht dazu. Nur damit kann er jetzt sich und seine Familie über Wasser halten. Hat er genug davon, kann er die Gunst der Stunde nutzen und andere Sachwerte kaufen, die andern nun nichts mehr wert sind?

Grund und Boden; Immobilien? Vielleicht einen großen Bauernhof, um an der Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln mitzuverdienen? Und natürlich auch in dem Bewusstsein: Das Ganze wird jetzt nicht ewig dauern. Irgendwann wird irgendwer ein neues Geld herausbringen – und alle gehen zurück auf „Los“. Aber meine „Sachwerte“ werden dann einen guten Profit bringen!

Und stellen wir uns weiter vor, genau in dieser Situation will sich jemand, der selbst weder Silber noch Gold hat, von dem Edelmetallbesitzer etwas leihen, um selbst Investitionen zu tätigen – selbst mitzuverdienen?

Leicht vorstellbar, dass der es sehr, sehr schwer haben wird oder?

Er hat nur eine einzige Chance: er muss dem potentiellen Verleiher einen so großen Gewinn, eine so große Rendite, einen so hohen Zins, für das Verleihen des Geldes glaubhaft machen, dass dieser es als unanständig ansehen müsste, nicht einzuschlagen?

Mit dem Versprechen vielleicht, ihm nach Jahresfrist das Doppelte zurückzugeben, was verliehen wurde? Dann könnte es eventuell klappen?

Ist die Not groß – so schießt der Zins in die Höhe – so war es seit uralten Zeiten!

Ist der Wohlstand groß; haben alle mehr als genug für sich selbst, steigt die Bereitschaft, eigenes Kapital für weniger hohen Zins wegzugeben.

Zins ist immer auch der Preis für die Knappheit der Ware Geld! Wobei hier das „wahre Geld“ gemeint ist – Geld, dem tatsächlich geschaffenen Werte gegenüber stehen.

Das sind ja heute nur noch 10 € von jedem 100-Euro-Schein, wenn wir die These von „40mal soviel Geld – aber nur 4mal soviel Werte“ betrachten?

Wir können nur erahnen, wo der Zinssatz aktuell stehen würde, wenn er sich allein auf einem freien Markt herausbilden würde? Bei 5, 10 oder 15 %:

Mit echten Geld wohl gemerkt – nicht bei Fiat-Geld!

Einerlei: fast alle Staaten dieser Erde wären von einem Tag auf den anderen insolvent. Nicht mal eine Verdopplung des derzeitigen Zinses könnte sie in ihren Haushalten verkraften. Kaum anzunehmen, dass die Zentralbanken ihre Zinsen jemals wieder anheben. Und damit, dass der Kleinsparer jemals wieder eine nennenswerte Rendite aus seinen Ersparnissen erwirtschaften kann.

Ebenso wenig wie die großen Lebensversicherer übrigens. Deren Zeiten mit einem Garantiezins von 3,5 oder gar 7 % sind längst vorbei und kommen sobald nicht wieder.

Wenn wir aber in den letzten 50 Jahren unsere Wertschöpfung vervierfacht, die Geldmenge jedoch vervierzigfacht haben, so gleichen wir einer Kantine, die jeden Tag maximal 40 Essen kochen kann, gleichwohl aber 400 Essenmarken täglich verkauft.

In dem Bewusstsein: mehr als 40 Gäste kommen nicht pro Tag und dem Versprechen; dass die gekauften Essenmarken auch in 50 Jahre noch eingelöst werden können: Wehe uns, wenn die dann wirklich eines Tages alle mit ihren Gästen bei uns auftauchen, um ihre Marken einzulösen? Oder einfach nur das Geld dafür zurückhaben wollen?

Genau, weil auch der Staat vor eben diesem Tag der Tage eine so große Angst hat (der Tag, an dem alle Bundesbürger zu ihrer Bank gehen, ihr Geld abheben wollen und erfahren müssen, dass nur ein kleiner Bruchteil davon tatsächlich da ist) waren sich Bundeskanzlerin und ihre damals gerade jeweils amtierenden SPD-Finanzminister nicht zu schade, in den letzten 5 Jahren gleich zwei Mal unisono allen Bundesbürgern vor laufenden Kameras zu garantieren, das deren Spareinlagen unbedingt sicher sind und notfalls der Staat mit seinem Geld dafür garantiert!

Frage 1:         mit welchem Geld? In der Staatskasse ist nicht nur „kein Geld“ sondern

auch noch ein Schuldschein über 2,1 Billionen Euro?

Frage 2:         es geht um eine Bürgschaft über schätzungsweise zwischen 3 und 5 Billionen Euro (soviel betragen die Spareinlagen geschätzt)! Wo ist diese Bürgschaft abgesichert? Wo können wir die Rückstellungen des Staates dafür finden, dass der Fall des Euro-Kollapses eintritt?

Ist das im Bundeshaushalt nachzulesen. Oder gibt es eine Bürgschaftsausfall­versicherung über diese Summe? Bei wem und was kostet sie im Jahr?

Wir können uns die Fragen selbst beantworten: nichts ist abgesichert! Die Kanzlerin hat wieder einmal ihren Spaß mit uns getrieben. Wie schon 2006 mit der Mehrwertsteuer: Unsere zwei Prozentpunkte der Erhöhung mal Null (die Zusage der SPD im Wahlkampf)! Und davon der Durchschnitt: macht 3 Prozentpunkte, sagt die studierte Physikerin.

Wie sollte sie auch auf die Idee kommen, dass jemand sie oder das, was sie sagt, ernst nehmen könnte?

Ein Spaß, der uns eines Tages aber teuer zu stehen kommen kann!

Aber all das sei nur am Rande erwähnt – muss in einer Arbeitsgruppe „Geldpolitik“ besprochen werden.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: hermann weirich

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hentschel,

ihr Artikel ist sehr gut und verständlich geschrieben. Vielen Dank und ich werde ihn an meinen Bekantenkreis weiterleiten!
In diesem Zusammenhang mache ich aufmerksam 1. auf einen Vortrag von Andreas Popp: "WIR SIND NICHT VERSCHULDET" vom 28.03.2014; "Deutschland will Exportweltmeister sein......gleichzeitig gibt es hier die dritthöchste Staatsverschuldung der Erde. Wie passt das zusammen?" 2. auf einen Plan B für eine tatsächliche Neuordnung des Systems....! zu finden unter wissensmanufaktur.net
Immer mehr Menschen verstehen, dass unser Geldsystem Betrug ist! Hierauf machen auch die Friedensdemos aufmerksam, die Lars Mährholz auf den Weg gebracht hat!
Ich möchte die Hoffnung auf notwendige Veränderungen nicht aufgeben!
Freundliche Grüße Hermann Weirich

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