Von der Qual der Wahl im Alternativlos-Land

Wen soll man wählen, und warum soll man überhaupt wählen, wenn danach doch alles mehr oder weniger bleibt wie es ist?

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Am Mittwoch war die Benachrichtigung in der Post. Da ich mich erneut entschlossen habe, an der Bundestagswahl teilzunehmen, bleiben mir nun drei Wochen, um zu entscheiden, welchen Parteien und Politikern ich meine Kreuze anvertrauen werde. Keine leichte Aufgabe bei all den Luftblasen und Plakatmotiven wie "Mehr Sonnenschein für Alle", "Friede, Freude, Eierkuchen". Manch potenzieller Wähler wird deshalb die Benachrichtigung wohl schon im Papierkorb entsorgt haben. 30 Prozent der Deutschen haben vor vier Jahren nicht mitgemacht. Wahlforscher sagen, dass es mehr werden.

 

 

Dabei ist das allgemeine Wahlrecht eine großartige Sache. In vielen Ländern dieser Welt riskieren Menschen ihr Leben, um wenigstens ein wenig mitentscheiden zu dürfen, wer regiert und welche Richtung ihr Land einschlagen soll. Aber in den meisten dieser Länder gibt es eben auch etwas auszuwählen. Das macht den Unterschied. Wahlforscher haben analysiert, wer nicht zur Wahl geht. Da gibt es einen kleineren Teil von Menschen, die im Großen und Ganzen zufrieden sind und sich deshalb nicht mit Politik beschäftigen. Da gibt es andere, die halten Politiker, Parteien, eigentlich das ganze Leben für kaum zu ertragen und glauben (irrtümlich), sie ärgern irgendwen, wenn sie nicht wählen. Und dann gibt es die vielleicht größte Teilgruppe, die bewussten Wahlverweigerer. Sie machen nicht mehr mit, weil sie nicht glauben, irgendetwas ändern zu können.

 

Politiker sollen durch Denken Probleme der Gesellschaft lösen, heißt es in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia. In Wahrheit haben wir heute viele Politiker, die schauen, wie der gesellschaftliche Mainstream plätschert und sich dann in ihrem Handeln an Stimmungen der vermeintlichen Mehrheitsgesellschaft ausrichten. Das ist nichts Unanständiges, sondern ein anderes Politikverständnis. Viele Bürger wünschen sich aber alternative Politikangebote zur Wahl. Bei wichtigen Themen ist in Deutschland alles "alternativlos". Euro-Rettung, Integration, Krippenausbau, Energiewende – was Sie auch wählen, sie erhalten im Kern die gleiche Politik. Keiner würde sich zum Beispiel hinstellen und sagen: Klimaerwärmung? Alles Mumpitz, wir wollen Atomkraftwerke bauen! Oder: Krippenausbau? Gebt lieber Eltern ein Gehalt, damit sie ihre Kinder selbst erziehen können!

 

 

Es gibt kaum grundsätzlich unterschiedliche Politikangebote. Wenn man aber grundsätzlich nichts ändern kann, warum soll man da noch wählen?

Beitrag erschien zuerst auf: rp-online.de

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: FDominicus

" Wenn ich die Werbetrommel für eine echte Alternative rühren müsste, dann wäre das für die Partei der Vernunft, die aber aufgrund der Radikalität (die eine echte Alternative zum politischen Einheitsbrei ausmacht) aber nicht Gefahr läuft, in absehbarer Zeit in einem deutschen Parlament vertreten zu sein (abgesehen von anderen parteipolitischen Kinderkrankheiten)."

Sie schreiben es die Alternative ist keine, dazu braucht man sich nur das "wischi-waschi" Parteiprogramm durchlesen. Steuern für die "Energiewende" und ähnliche Feinheiten fanden sich zumindest vor einem Monat oder so noch dort.

Gravatar: Papsttreuer

Kernthema der AfD ist doch - da wird man kaum widersprechen - die Euro- und Finanzpolitik. Alles andere muss sich noch finden und so ist es auch nichts ehrenrühriges für eine recht junge Partei, noch nicht für jede Frage ein Parteiprogramm aus der Tasche ziehen zu können. Aber gerade in ihrem Kernthema bleibt die AfD auf halber Strecke stecken und propagiert am Ende auch nichts anderes als ein staatliches Währungs-, Steuer- und Zinsmonopol - ob man das nun DM oder Euro-Light nennt sei dahin gestellt, eine wirkliche Alternative, wie der Name suggeriert, ist die Partei aber gerade deshalb nicht.

Am Ende bleiben bei den etablierten Parteien Unterschiede in Nuancen von Freiheit, Steuerraub und ethischen Vorstellungen. Wenn ich die Werbetrommel für eine echte Alternative rühren müsste, dann wäre das für die Partei der Vernunft, die aber aufgrund der Radikalität (die eine echte Alternative zum politischen Einheitsbrei ausmacht) aber nicht Gefahr läuft, in absehbarer Zeit in einem deutschen Parlament vertreten zu sein (abgesehen von anderen parteipolitischen Kinderkrankheiten).

Für Konservative besteht die Wahlentscheidung eigentlich in der Frage, ob sie nach ihrer Überzeugung wählen oder rot-(rot-)-grün und damit Schlimmeres verhindern wollen.

Gravatar: Paul

Die Alternative für Deutschland wird die Blockade durch die Political Correctness im Bundestag durchbrechen. Die Altparteien, auch CDU und FDP, machen unser Land kaputt. Es gibt nichts mehr zu schönzureden. Es ist Wendezeit. Es ist Zeit für die Alternative für Deutschland.

Gravatar: Michael Ziefle

Sehr geehrter Herr Kelle,
da haben Sie vollkommen recht!!!!!
Das vermisse ich auch an der AfD, die lavieren auch bei vielen Themen.
Vor allem bei den von Ihnen angeführten Themen:
"Klimaerwärmung? Alles Mumpitz, wir wollen Atomkraftwerke bauen! Oder: Krippenausbau? Gebt lieber Eltern ein Gehalt, damit sie ihre Kinder selbst erziehen können!"
Einige Sympathisanten und Mitglieder der AfD generieren sich im Facebook wie, wenn sie schon 20 Jahre oder länger Politiker wären. Manchmal hat man den Eindruck, es wäre die Seite der Grünen, wenn es z. B. um Energie geht. Bei anderen Themen hält man sich auffallend zurück.
Trotzdem werde ich wohl die AfD wählen, einfach um unserer Frau Bundeskanzlerin eins auszuwischen, sie muss sich dann mit echten Fachleuten im Finanzbereich und der Volkswirtschaft auseinandersetzen. Da haben glaube ich viele unserer Politiker echte Defizite.
Deshalb empfehle ich Ihnen auch die AfD zu wählen, sozusagen als Chance, denn die Partei ist ja erst ein halbes Jahr alt. Da wird sich das eine oder andere noch finden.
In unserem Nachbarland Österreich liegt die konservative FPÖ in Umfragen bei 21 %. Die gibt’s allerdings schon etwas länger.

Gravatar: Richard Floto

Sehr geehrter Herr Kelle!

Natürlich bestehen zwischen den so genannten Altparteien kaum Unterschiede, jedenfalls dann nicht, wenn die Wahlen vorbei sind. Dennoch müssen wir zur Wahl gehen, denn:

1. wir haben ja die Alternative für Deutschland (AfD), welche ja wirklich eine echte Alternative darstellt.
2. wenn man auch diese neue Partei nicht wählen kann, muss man dennoch zur Wahl gehen, um die Wahlzettel ungültig zu machen. Dieses ist unbedingt notwendig, um die Parteien daran zu hindern, sich mit Wählerschelte aus der Verantwortung zu stehlen, wie dies zum Beispiel bei der katastrophalen Wahlbeteiligung bei der Schleswig-Holstein Wahl geschehen ist: "Wir, die Parteien, müssen unsere gute Politik nur besser erklären, dann würden die Wähler das auch schon verstehen". Zu deutsch, die Wähler sind zu dumm, unsere gute und richtige Politik zu verstehen.

Dem müssen wir entgegenwirken also Aufruf

Gehen Sie bitte alle zur Wahl, selbst wenn Sie nicht wissen, wen Sie wählen sollen, dann bitte den Wahlschein ungültig machen, um den Parteien zu zeigen, was wir von ihnen halten!
MfG Ihr R. Floto

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