Risiken sind zu vermeiden und dürfen höchstens als Restrisiko weiterexistieren. Keiner preist seine Politik oder sein Geschäftsmodell als riskant an. Und wenn man hört, dass die Aktionen eines bestimmten Menschen riskant sind, dann zieht man die Augenbrauen hoch. Risiko ist etwas Schlimmes, etwas Übles, etwas Schädliches. Risiko muss bekämpft werden.
Schaut man sich die Sache aber genauer an, dann begreift man, dass nichts Neues ohne Risiko entsteht. Jede neue Technik oder Politik ist Risiko, ein Unternehmer muss Risiken eingehen, um Neues zu schaffen. Ein Künstler, der eine neue kreative Idee ins Werk setzt, setzt sich dem Risiko des Scheiterns aus. Das ganze Leben ist letztendlich eingebettet ins Risiko, unsere Vollkaskogesellschaft ist da nur eine Beruhigungspille.
Zum eigentlichen Kern stößt man aber, wenn man wahrnimmt, dass das Risiko gut ist. Das Risiko ist nicht nur notwendiges Übel, sondern Voraussetzung für einen kreativen Schaffensprozess. Im Gefühl des Risikos werden die Sinne wacher und schärfer, der Mensch belebt sich angesichts einer Situation, die ihm alles abfordert. Das Risiko motiviert und treibt vorwärts. Im Risiko werden unter Druck alte Denkgewohnheiten überwunden und es bilden sich neue Strukturen.
Das Risiko beinhaltet die Gefahr des Scheiterns. Wer aber Angst hat zu scheitern, der hat letztlich Angst Entscheidungen zu treffen. Das führt in die Blockade, persönlich und auch gesellschaftlich. Egal, was man tut, man kommt an Fehlschlägen nicht vorbei. Das Scheitern ist Normalität, Fehlentscheidungen sind Alltag. Aus den Fehlern muss man lernen und sich zu den richtigen Entscheidungen vorkämpfen. Das ist der Weg. Das Risiko hat einen Wert, es ist der Zustand der Neuschöpfung. Nichts könnte motivierender sein.
von Dr. Christian Weilmeier
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